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Thema: Kapitel 519-520 Di Jul 21, 2015 7:01 pm
519. Kapitel Gestrandet
„Wow, Magie ist immer wieder erstaunlich“, starrte Harry fasziniert auf die heilende Verletzung. „Die Muggel wären so froh, wenn sie dergleichen zur Verfügung hätten. Ist gleich alles gut?“, fragte er hoffnungsvoll und ließ langsam von Ron ab.
„Tja, und was denkst du, wie froh die Muggel wären, wenn sie über einen Blutbildungstrank verfügen würden?“, konterte ich zynisch und suchte jetzt bedeutend ruhiger selbst in meiner Tasche nach der Medizin, die ich zu mir rief und dann in den Händen schwenkte.
„Und Ron wird wieder?“, wollte Harry drängend erfahren, während er Rons Kopf packte und zurückbog, damit sein Mund aufging. „Er ist nur wegen mir verletzt, weil ich ins Ministerium wollte.“
„Harry…“, stieß ich mahnend aus. „Natürlich, das ist eine Lappalie“, antwortete ich forsch und kippte den Trank in Rons Mund. „Aber weh tut es trotzdem noch. Selbst die Magie heilt nicht alles sofort, das weiß ich aus eigener Erfahrung und Ron und ich wussten, worauf wir uns einlassen. Und beim letzten Besuch hat er sich die Narben an seinen Unterarmen und Händen zugezogen, jetzt die Schulter, so ist das Leben. Bitte, Harry, mach dir jetzt keine Vorwürfe. Wir sind rein und raus. Wir haben bekommen was wir wollten und sind mehr oder wenig ganz. Was will man mehr?“, erklärte ich ziemlich ernüchtert.
„Hermione, manchmal tickst du nicht mehr richtig…“, zeigte er mir einen Vogel und ich schnaubte.
„Warum?“, wollte ich jetzt beleidigt wissen und kippte von meinen Fersen zurück, plumpste mit dem Po auf den Waldboden. „Ich bin schuld, dass wir hier gelandet sind!“
„Dank dir sind wir hier, du hast es geschafft dass wir trotz Yaxleys Verfolgung entkommen konnten.“
„Bitte? Wir haben einen verletzten Ron, einen bewusstlosen Irren…“, zählte ich zähneknirschend auf und Harrys besorgter Blick zuckte ins Nichts, denn Sirius lag noch immer unter dem Tarnumhang, „… und jetzt haben wir auch noch unsere Unterkunft verloren.“
„Hermione“, wandte er so eindringlich ein, dass ich ihn sofort unterbrach.
„Harry…“, jammerte ich und strich mir müde übers Gesicht.
„Nichts, Harry!“, entgegnete er vehement unversöhnlich.
„Es war Pech, dass es Yaxley geschafft hat, uns zu folgen, okay… aber… dass er nun ins Haus kann… er sollte das nicht können“, war ihm seine Enttäuschung anzusehen, dass er das Haus verloren hatte und ich selbst ärgerte mich auch über alle Maßen über mich.
„Yaxley ist nicht umsonst hoch angesehen und vielleicht hält ihn Moodys Abwehr etwas auf? Aber nicht für immer. Der Fidelius ist zusammengebrochen und damit auch das Geheimnis des Hauses und ich bin schuld, weil ich es nicht geschafft habe, ihn abzuschütteln… es… es tut mir leid“, presste ich meine Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen.
„Was? Du gibst dir die Schuld? Unfug! Es war abzusehen, dass etwas schiefgeht. Wann hat ein Plan von uns je einwandfrei funktioniert?“, fragte er jetzt provokant und ich wollte schon empört zu einer Antwort ansetzen.
„Uhhh“, unterbrach uns Ron leise stöhnend.
Umgehend erlangte er unsere Aufmerksamkeit und öffnete schwer seine Augen. Er war immer noch gräulich und Schweiß glänzte auf seinem Gesicht, aber anders als Harry und ich hatte er sich schon zurückverwandelt. Der Blutbildungstrank und auch die Murtlapessenz schienen sich mit dem Vielsafttrank nicht zu vertragen und der körperliche Stress durch seine Schmerzen hatte sicher dazu beigetragen, dass der Trank so schnell seine Wirkung verloren hatte.
„Wie geht es dir?“, wollte Harry sofort besorgt erfahren und war wieder bei seinem besten Freund, der flatternd die Lider offen hielt.
„Scheiße“, kam es unnachahmlich mitgenommen von Ron und er zauberte mir ein erleichtertes Lächeln ins Gesicht, während er sich irritiert umsah und kein Himmelbett über sich finden konnte.
„Wo zur Hölle sind wir?“, fragte er jetzt wenig begeistert, als er in den wolkigen Himmel blickte.
„In den Wäldern der Quidditch-Weltmeisterschaft, auf die Schnelle…“, versuchte ich meine spontane Wahl zu erklären, bis man mir über den Mund fuhr.
„Ist dir nichts anderes eingefallen?“, beendete Harry großzügig meinen Satz und zeigte mir, dass er nun das Wort führen würde. „Du hast dich zersplintert, Ron, aber Hermione hat dich recht gut zusammengeflickt.“
„Waaaas? Das ist gut?“, empörte sich Ron jetzt munterer nach einem Blick auf seine freiliegende Wunde, die wirklich nicht schön zu nennen war. Rot, gespannt und mit einer Unebenheit gesegnet, würde seine Schulter keinen Schönheitswettbewerb mehr gewinnen.
„Shit, tut das weh“, regte er sich unruhig und zuckte vor Schmerz zusammen.
„Charmant, wie eh und je“, murrte ich verärgert, wandte mich von Ron ab und sank wieder auf meinen Hintern.
„Hey, ich habe ein Loch in der Schulter“, verteidigte Ron seine Aufregung, woraufhin Harry eine Grimasse zog.
„Du hast es nicht gesehen, als nichts mehr da war“, eröffnete er offen und ehrlich und schaffte es, dass Ron weiß anlief und gar nicht mehr gesund aussah.
„Nett, Harry, sehr nett…“, hauchte Ron und seine gesunde Hand zuckte zu seinem Arm. „Das bleibt so?“
„Ron“, mischte ich mich nun wieder ein. „Die Mädchen werden deine Blessuren lieben und dich als Held feiern, versprochen“, erlangte ich sofort die Aufmerksamkeit, während Harrys Finger zu seiner Blitznarbe zuckten, die ihm Berühmtheit eingebracht hatte. „Ja, versprochen und du musst gar nicht jammern, zum Beispiel bei mir ist es anders, meine Narben verunstalten mich eher, bei Mädchen ist das anders als bei Jungs“, versuchte ich ihn aufzuheitern und meine Hand fuhr zu meinem Hals und den Abdrücken der Vampirzähne.
„Hält die Malfoys und Snape nicht ab“, meinte Harry abfällig.
„Jeder Krieg endet, vielleicht bemerken sie dann, wie hässlich ich geworden bin?“, fragte ich kurz sorgenvoll, da mir ein plötzlicher Stich ins Herz doch wehtat und mich erstaunt innehalten ließ. Ich meinte, was ich sagte.
„Das meinst du jetzt nicht ernst?“, echote Harry sprachlos und sein Gesicht drückte Entsetzen aus.
„Bitte, jetzt ergreifst du ihre Partei? Nicht dein Ernst?“, spottete ich gemein und freute mich, dass ich sie erfolgreich abgelenkt hatte, da Ron nicht mehr über seine schmerzende Verletzung nachdachte und Harry nicht mehr seine Schuld an der Misere suchte, wenngleich ich doch einen schmerzhaften Punkt in mir selbst gefunden hatte, der mir… nein, keine Angst machte, aber mir Sorgenfalten auf die Stirn trieb.
„Fuck“, erkannte jetzt auch Harry seinen Fehler und Ron begann abgehackt, aufgrund der Schmerzen, zu lachen.
„Was passiert nun?“, versuchte Ron sich in eine sitzende Position hoch zu kämpfen.
„Gleich, Ron, wir haben ein Problem“, begann ich, als Harry die Hand hob und ich stoppte.
„Wo bleiben Kreacher und Moody? Denkst du, wir waren zu spät?“, wollte er unruhig erfahren und blickte sich in der Gegend um, als würden sie sich vor uns verstecken.
„Sie werden es schaffen. Noch sorge ich mich nicht“, servierte ich sofort, während uns Ron mit großen Augen ansah, aber versuchte, konzentriert zu atmen.
„Ich hoffe es. Wenn ja, was hast du mit Mad-Eye vor? Zu Tonks und Remus?“, fragte Harry involviert weiter.
„Bist du irre?“, riss es mich und ich starrte völlig verwirrt zu Harry, diese Idee war abstrus. „Mad-Eye hat einen Zauberstab, wenn du willst, dass alle tun was sie wollen, lass Remus ihn gegen uns aufhetzen“, lehnte ich seinen Vorschlag rigoros ab, während er nur zustimmend nickte. Erleichtert atmete ich aus, weil er so schnell von dieser aberwitzigen Idee abließ.
„Da hast du leider recht…“, gab er dann auch noch zu, aber ich wusste, was ihn bewegte. Die Entscheidung, wohin mit ihm, war nicht leicht.
„Die Twins, also das Cottage, fallen auch flach?“, meinte ich daher vorsichtig, da ich gemeinsam eine Lösung finden wollte.
„Nein, dort kommt niemand hin“, entschied Harry resolut, bevor er ertappt zusammenfuhr, da wir ein leise ploppendes Geräusch hinter uns vernahmen. „Endlich“, meinte er noch erleichtert.
„Sie haben augenscheinlich diese Kamikaze-Aktion überlebt, meinen Glückwunsch“, schob sich nun der humpelnde Moody mit einer gewissen selbstherrlichen Überheblichkeit in unser Blickfeld und zog damit unsere Aufmerksamkeit auf sich und Kreacher, der hinter Moody hervorlugte.
„Und sie drei scheinen auch noch glimpflich davongekommen zu sein“, klang es in meinen Ohren irgendwie zynisch, während er zu Rons nacktem Oberkörper blickte. Unterdessen huschte Harrys suchender Blick sofort zu der Stelle, an der sich Sirius, der noch immer unter dem Tarnumhang lag und weiterhin bewusstlos zu sein schien, befand. Auch wir mussten einmal Glück haben.
„Du hast lange gebraucht“, sprach ich den Elf an, der verlegen mit den Ohren schlackerte.
„Verzeiht… Miss, oder?“, presste er widerwillig hervor, unsicher dank meines veränderten Aussehens. „Aber der Master hier wollte noch, dass wir zusammen einige Beweise vernichten…“, rang er mit den Händen. „Das hat gedauert, gerade als eine Gruppe zur Tür herein ist, habe ich uns wie befohlen weggebracht“, meinte Kreacher jetzt mutiger, anscheinend hatte er dies ohne Mad-Eyes Zustimmung getan.
„Das hast du gut gemacht“, tröstete Harry sofort seinen Diener, der gerade sein geliebtes Heim verloren hatte, während ich zu dem mürrischen Moody sah.
„Moody, wie immer weitsichtig gehandelt“, lobte ich aufrichtig beeindruckt von dem alten Haudegen, der es faustdick hinter den Ohren hatte. „Die Spuren von uns allen zu verwischen war bestimmt nicht das Schlechteste, was Sie tun konnten.“
„Immer wachsam, Schätzchen“, kam es sofort scharf von dem Ex-Auror zurück. Erneut zuckte Harrys unsteter Blick zu Sirius. Ich konnte mir vorstellen, dass Harry sich jetzt nicht mit Moody auseinandersetzen wollte, um ihm zu erklären, wie auch immer die Auferstehung von Sirius von den Toten zustande gekommen war. „Auch wenn ich zugeben muss, dass dir dieses Aussehen nicht wirklich steht… die gute Mafalda Hopfkirk hatte immer einen Hang zur Strenge“, zog er mich unverschämter Weise mit Mafaldas biederem Äußeren auf und ich schnaubte, als ich ihm den Rücken zudrehte. Es wunderte mich nicht, dass er die Frau kannte. Moody tarnte sein Lachen auf meine Reaktion als Husten.
„Harry?“, fragte ich zögerlich.
„Ja?“, meinte er selbstvergessen.
„Bau das Zelt auf. Ich rede mit Moody und Kreacher“, trug ich recht bestimmt auf, wobei sich die Augen der beiden Genannten verengten.
„Zelt?“, wollte Harry hingegen irritiert erfahren und sah sich suchend um.
„Wo wohl? In der Tasche“, deutete ich auf meinen kleinen Beutel, der im Gras neben Rons Körper lag.
„In der… natürlich“, schlug er sich auf die Stirn und machte sich an die Suche in den Untiefen meines Beutels. „Und leg dann bitte die Zauber auf die Lichtung, du musst immer wachsam sein“, kam ich mit einer gewissen Ironie auf unseren mürrischen Beobachter zurück.
„Und wo gehst du hin?“, meinte er jetzt ernst und sah wieder auf, durchbohrte mich mit seinem Blick aus grünen Augen. „Wie willst du uns wiederfinden, wenn ich uns verberge?“
„Ich komme dann wieder genau hierher und du kannst mich hereinführen“, überlegte ich rasch und langsam nickte er.
„Sagt mir aber immer noch nicht, was du vorhast“, insistierte er vehement und ich rollte mit den Augen, dabei war ich mir Moodys und Kreachers Anwesenheit nur zu bewusst.
„Harry, das Zelt“, wiederholte ich schärfer. Sofort zuckte sein Blick wieder zu dem versteckten Sirius.
„Ja, Zelt“, echote es von ihm. „Wohin geht es?“, ließ er nicht locker.
„Ich bringe diese beiden hier nach Irland“, stieß ich widerwillig aus, woraufhin Harrys Augenbrauen in die Höhe schossen und er seine Brille wieder mit einem Fingerzeig hoch rücken musste.
„Irland?“, wisperte er auch schon erstaunt.
„Harry, könntest du bitte aufhören, mich zu imitieren?“, verlangte ich entnervt.
„Imitieren?“, kam es umgehend von ihm zurück und ich rafute mir jetzt die Haare, beziehungsweise zerstörte nur noch mehr meine Hochsteckfrisur.
„Hör auf“, rief ich nun verwirrt über sein zerstreutes Verhalten und trat entschlossen auf Moody zu.
„Ich kann nicht, ich muss es genauer wissen, also wohin genau?“, bat Harry nun ernst und ich nahm mir ein Herz, versuchte es so zu formulieren, dass Moody nicht sofort alles wusste.
„Zu einem ganz bestimmten Menschen, den du einen Lehrer nennst und bevor du fragst warum!“, hob ich, ihn stoppend, meine Hand, „dort haben beide Zauberstäbe und sind gleichwertig… es ist die beste… die einzige Wahl“, erklärte ich meine Entscheidung, die für mich stand, da mir absolut nichts Besseres einfiel. Von Harry kam kein Protest. Er begann wieder, das Zelt zu suchen. Schließlich warf ich Harry noch einen Blick zu, dabei konnte ich so etwas wie Verstehen in Harrys Augen lesen.
„Vertrauen Sie mir, wenn ich sie nun appariere? Leider können Sie den Platz selbst nicht ansteuern, da Sie ihn nicht kennen können. Sie müssten sich bei mir festhalten“, versuchte ich es mit Einfühlsamkeit, die mir ansonsten fremd war, aber ich ahnte, dass ich bei dem alten Auror anders agieren musste, wenn ich seine Kooperation erlangen wollte.
„Schätzchen“, meinte er langgezogen und musterte mich in meiner strengen Ministeriumsaufmachung, bis sein Blick auf meine Hand fiel, die ich ihm auffordernd hinhielt und da zuckte auch mein Blick dorthin.
„Oh, sorry“, gab ich abwesend zurück, während ich meine Hände, die mit Rons getrocknetem, rostroten Blut besudelt waren, eilig reinigte. Ich blickte in ein gehässiges Grinsen, das meine Augenbraue fragend in die Höhe beförderte.
„Menschen“, begann Moody jetzt gewichtig, „die täglich mit Blut zu tun haben, können es nicht verhehlen“, zeigte er sich zum Schluss hin spöttisch und plötzlich hielt er mir seinen Arm auffordernd hin und ich zögerte nicht, sondern fasste zu und apparierte uns umgehend nach Irland. Dabei bemerkte ich, wie sich auch Kreacher an meinem Bein festhielt, um mitzukommen, und so standen wir vor einer Tür.
Einer Tür, die ich zu oft besuchte, aber mir jetzt als einzige Zuflucht einfiel. Ich bemerkte, wie Moodys eines Auge den weiten Flur des modernen Hochhauses skeptisch absuchte.
„Wo sind wir?“, wollte er mit einem tiefen Timbre erfahren.
„Wie ich sagte, Irland, Dublin“, konkretisierte ich, doch ich wusste, dass er das gar nicht meinte. Er wollte wissen, zu wem ich ihn genau brachte. Aber anstatt zu antworten klopfte ich bestimmt an das Holz der Tür. Fast umgehend hörte man sich nähernde Schritte und schon ging die Tür auf.
„Sonnenschein, immer wieder ein…“, blieb Gellert bei Mad-Eyes Anblick das freudige Willkommen im Hals stecken.
Ich konnte es wahrlich verstehen, sein neuer Look, der gefährlich an Martha Stuart erinnerte, wäre mir auch peinlich gewesen. Diese Blümchenschürze war abartig an seinem knochigen, alten Körper. Wo war die alte, lässige Totenkopfschürze hin?
„Wer hat Ihnen das da verpasst?“, verzogen sich meine Mundwinkel vor Abscheu.
„Oh, die gute Alicia dachte, ich könnte Farbe gebrauchen“, überging er gekonnt seine Überraschung, wenngleich die verwegene Erscheinung, die Mad-Eye war, durchaus Eindruck schinden konnte. „Und außerdem meinte sie, niemand würde meine Sachen essen, wenn ich die andere Schürze trage, aus Angst“, grinste er mich jetzt so hämisch mit seinem zahnlückigen Lächeln an, dass mir kaltes Grauen über den Rücken lief.
„Na, die andere Schürze fand ich schöner“, erklärte ich überzeugt und unterstrich meine Meinung mit einer eindeutigen Geste.
„Das glaub ich dir aufs Wort, Sonnenscheinchen“, zwinkerte Gellert fröhlich vor sich hin, aber noch immer ließ er uns nicht ein.
„Grindelwald“, schoss es vorwurfsvoll aus Moody und man hörte an seinem Ton, dass der Groschen bei ihm spontan fiel.
Kurz flackerte Bewunderung in mir auf, dass Moody wirklich gleich auf die richtige tote Person kam, nur leider waren die beiden alten Männer nicht ganz ohne und so zielten sie fast augenblicklich mit ihren Zauberstäben aufeinander und ich stemmte ostentativ die Hände in die Hüften. Wo war ich hier? Im wilden Westen?
„Darf ich vorstellen, Gellert Grindelwald: ehemaliger Dark Lord. Alastor Moody, pensionierter Auror“, stellte ich die beiden mit einer übertriebenen Handbewegung vor und achtete darauf, dass gerade keiner der Bewohner vorbeikam, während sich die beiden vorsichtig maßen. Wie gesagt, Gellert sah lächerlich aus, während Moodys durchaus markantes und einschüchterndes Äußeres ihn zu einer imposanten Persönlichkeit werden ließ. Dies wurde von dem fehlenden Stück Nase unterstrichen, wobei das rotierende Glasauge früher weitaus eindrucksvoller gewesen war als die Augenklappe heute.
„Moment“, offenbarte Gellert als erstes eine Regung und er leckte sich über die Oberlippe. „Moody… Moody, den Namen kenne ich, in der Burg erzählt man von einem Professor, der so hieß… der war auch nicht ohne, brachte den Kids die Unverzeihlichen bei!“, gab er sein Wissen fröhlich preis, dabei zielte sein Zauberstab aber noch immer auf Mad-Eyes breite Brust, der von diesem Insiderwissen sichtlich überrumpelt war.
„Das war Barty, der einen auf Mad-Eye gemacht hat…“, winkte ich lässig ab und deutete auf den Auror hinter mir. „Er war in einer Kiste.“
„Hihi… ja, unser Dementorenjunge… der hatte es schon drauf“, schwärmte Gellert sofort los. Irgendwie kam es mir immer so vor, als würde er es gar nicht erwarten können, dass ich meinen Fähigkeiten auf den Grund ging. Wenn der wüsste, dass ich soeben aus dem Schleier kam und Sirius mitgebracht hatte. Nein, besser nicht daran denken, dann würde ich hier Stunden festsitzen, weil er alles wissen wollen würde.
„Schätzchen“, knurrte es hinter mir und damit unterbrach Moody Gellerts Ergüsse. „Ich fasse es nicht, du bringst mich zu einem toten Schwerverbrecher. Was soll das?“, grollte er jetzt regelrecht erregt und ich wandte mich langsam zu ihm um.
„Tja, Sie sind ein totes Ordensmitglied, noch Fragen? Ich finde, das passt wie die Faust aufs Auge…“, trieb ich dem alten Auror die Röte in die faltigen Wangen, während ich auf einmal Stimmen anderer vernahm, die sich stetig näherten. „Und ich wäre dafür, wir gehen rein, bevor uns jemand sieht“, erinnerte ich mich gefährlich an McGonagall, wenn sie mit kindischen Schülern sprach. „Also Stäbe runter!“
So lag meine Forderung sekundenlang in der spannungsgeladenen Luft. Alles Weitere würde sich in den kommenden Sekunden entscheiden, nämlich ob sie sich in die Luft jagen würden wie die kleinen Kinder, oder sich wie erwachsene Personen benehmen könnten, die miteinander sprachen.
„Soll mir recht sein“, gab Gellert nach, senkte dabei den Stab und trat zur Seite. Diese Aktion überraschte Moody sichtbar.
Mir bestätigte dies aber nur wieder, dass an dem alten Knacker doch mehr dran war als man immer dachte und so zögerte ich nicht, sondern drückte die gezückte Zauberstabhand von Moody hinab und schob ihn mehr oder weniger unsanft in die Wohnung, dicht gefolgt von Kreacher, der sich neugierig umsah, während ich die Tür ins Schloss warf.
Jetzt schob ich mich an den beiden Staunenden vorbei und folgte Gellert in die Wohnung.
„Und willst du einen Donut, ich habe mich an dieses neumodische amerikanische Zeug gewagt. Die Trollin ist schon ganz gespannt. Ich persönlich denke ja, dass sie trächtig ist und einen neuen Troll ausbrütet“, fing Gellert jovial an und tat so als würden keine Gäste hier sein, wobei ich eher darauf tippte, dass er ihnen vorführen wollte, wie eng er mit mir war.
„Wenn… kann es nur ein Vierteltroll werden“, meinte ich schnöde und schnüffelte den Düften nach, als ein Tablett gefüllt mit den runden Fettmonstern über den Küchentresen auf mich zu schlitterte.
„Schätzchen“, donnerte es los und ich weigerte mich, mich sofort umzudrehen. „Das ist nicht komisch. Wie kommt dieser Typ hierher?“, forderte Moody plötzlich herrisch und ich konnte sein Holzbein auf dem Boden aufschlagen hören, als er sich uns näherte.
„Wie wohl?“, entgegnete Gellert schnippisch und rollte überzogen mit seinen Augen, während er hinter seinem Küchentresen Stellung bezog und ostentativ wenig eingeschüchtert wirkte. Genau das hatte ich gehofft, dass beide sich Paroli bieten konnten. „Der Sonnenschein hier hat mich aus dem Knast rausgeholt“, gab er offenherzig zu, während ich nur zustimmend nickte.
„Oh Mann, das hätte ich mir denken können, du schreckst wirklich vor nichts zurück“, schüttelte der alte Haudegen getroffen wirkend sein Haupt. „Wie alt warst du da, Schätzchen?“
„Zu jung…“, gestand ich rundum und erinnerte mich an meine Strafe, nachdem mich Lucius, Severus und Draco aus Viktors Heim geholt hatten. „… und zu dumm, aber es war die richtige Entscheidung und seitdem mästet er mich und will meine Figur ruinieren“, versuchte ich die Stimmung zu heben und hob tadelnd meinen Zeigefinger.
„Die Frage ist, warum du dachtest, du müsstest ihn da rausholen? Umsonst war er nicht eingesperrt“, gab unser Auror zu bedenken und wirkte ziemlich unglücklich über diesen Umstand.
„Sehen Sie, Gellert, ein Mann, der Sie von Beginn an richtig einschätzt“, lachte ich los. „Aber ich hatte wichtige Gründe und Gellert hat sich bisher mehr als bewährt. Er hat lange genug seine Strafe abgesessen“, wollte ich Moody nichts von der Nekromantie erzählen, das ging den alten Draufgänger echt nichts an.
„Uhhh… wird mir Absolution erteilt?“, fragte Gellert ziemlich spöttisch und grabschte nach einem giftgrünen Donut.
„Ihnen?“, knurrte Moody los und Abneigung war aus seiner Haltung zu lesen. Er lebte seinen Beruf.
„Gellert, niemand von uns kann dieses kostbare Gut noch erlangen“, mahnte ich mit kompromisslos gesenkter Tonlage und schaffte es, dass sie verstummten, woraufhin Gellert sogar sein Gebäck unangebissen weglegte. Insoweit funktionierte unsere Kommunikation so gut, dass Gellert erkannte, dass ich versuchte, Moody sein Misstrauen ihm, uns gegenüber zu nehmen, indem ich relativ offen und ehrlich war.
„Niemand will Ihnen hier etwas böses und Sie wären nicht hier, wäre uns nicht das Missgeschick passiert“, gab ich mehr als zögerlich zu, „aber Gellert ist trotz all seiner Fehler und schlimmen Taten nicht der schrecklichste Mensch, da könnte ich Ihnen eher den Dark Lord ans Herz legen“, versuchte ich, Moody zur Kooperation zu überreden.
„Ob ehemalig, oder aktuell, Dark Lord, bleibt Lord“, knurrte jetzt Mad-Eye los und ich rollte mit den Augen ob seiner Aversion.
„Aber dieser Lord hat über 50 Jahre seines Lebens abgesessen, das läutert“, hielt ich dagegen und setzte mich jetzt auf den Hocker. Langsam, aber sicher zehrte das alles an meinen Kräften, hinzu kam, dass ich meine wahre Gestalt endlich wiederhaben wollte.
„Okay, in Ordnung“, lenkte jetzt schon wieder Gellert als erstes ein, was mir ein sachtes Lächeln ins ungewohnte Antlitz zauberte. „Was ist genau passiert, dass du mit dem ehemaligen Auror hier auftauchst?“, meinte jetzt Gellert sichtbar neugierig und schenkte drei Tassen mit dampfendem Tee ein, dabei schaute er hungrig auf das giftgrüne Ding.
„Ein Plan ist etwas unglücklich gescheitert“, gab ich widerwillig zu und presste meine Lippen fest aufeinander.
„Das haben so gut geplante Pläne so an sich“, gluckste Gellert sichtbar amüsiert, während Moody ihm nicht widersprechen zu wollen schien. Er war schließlich die ganze Zeit gegen unsere Aktion gewesen.
„Er kann es ihnen dann erzählen, wenn ich weg bin, dann habt ihr Redematerial“, brach mein Zynismus hervor und jetzt bat ich Moody mit einer Geste, zu uns zu kommen und Platz zu nehmen. „Hier, Moody, Sie sollten es versuchen, er backt wirklich köstliche Sachen und nichts gegen die Elfen, aber sie können nicht mit ihm mithalten“, lobte ich überschwänglich und bemerkte umgehend meinen Fauxpas.
„Mmpf“, kommentierte schon Kreacher und stolzierte mit gebeugtem Rücken durch das Zimmer, sichtbar unruhig, was nun mit ihm geschehen würde und gekränkt, dass ich Gellert vorzog. Moody war ähnlich widerwillig, da er mit verschränkten Armen in der Nähe des Eingangs stehen blieb.
„Ähm…. Kreacher, dein Eintopf ist besser als der in Hogwarts“, rief ich eilig hinterher und erntete nur wieder eine abfälliges Schnauben, dafür durfte ich erleben, wie die beiden alten Männer sich ein Grinsen zuwarfen.
„Verstehe ich das richtig, dass du willst, dass dieser Auror hier bei mir bleibt? Warum?“, präzisierte Gellert und Moody nickte ebenfalls, anscheinend wollte auch er eine Rechtfertigung.
„Tja, durch das Missgeschick können wir nicht mehr in unser Versteck und da dies auch Moodys Unterschlupf war, haben wir ein großes Problem, denn niemand darf an sich wissen, dass er noch lebt.“
„Aha… mittlerweile gibt es viele Tote, die nicht tot sind“, traf er so zielgerichtet einen Punkt, dass es fast schmerzte.
„Ohhhh, Sie wissen gar nicht, wie recht Sie haben, Gellert“, dachte ich inbrünstig an Remus und Tonks, aber auch an Sirius. „Außerdem muss ich sofort zurück zu den Jungs. Ron ist verletzt und wir, ich habe einige neue Entdeckungen, die ich erforschen muss. Kann ich euch alleine lassen?“, versuchte ich die Müdigkeit, die ich auf einmal verspürte, nicht aus meiner Stimme herauszuhalten. Sie sollten wissen, dass noch viel anstand und ich nicht ewig Zeit hatte, um mich um sie zu kümmern.
„Uhhh, das hört sich spannend an. Ich denke auch, dass ich mehr darüber wissen will“, meinte er wenig subtil. „Aber was erwartest du von uns? Und von mir im Besonderen?“, konkretisierte Gellert sofort und ich freute mich so sehr, dass er es schaffte, mich so gut zu lesen, denn ich war bereit, Informationen von hinter dem Schleier gegen sein Wohlwollen Moody gegenüber einzutauschen.
„Gewähren Sie, Gellert, Mr. Moody bitte bis auf weiteres Unterkunft“, formulierte ich meine Bitte höflich, aber mit wenig Ausweichmöglichkeiten, woraufhin sich kurz die Stille lastend über uns legte, denn Moody schien sprachlos, dass ich ihn in der Obhut des Schwerverbrechers lassen wollte und er nicht gefragt wurde, anders als Gellert.
„Warum kann er nicht alleine sein?“, begehrte er auf, sichtbar unzufrieden, seine Einsamkeit zu verlieren.
„Ja, warum kann ich nicht alleine sein?“, schaltete sich jetzt Moody ein und humpelte auf mich zu.
„Warum? Sie beide sind mir Spaßvögel… wer in der Öffentlichkeit als tot gilt, sollte in Zeiten wie diesen erst mal tot bleiben und Gellert, sonst jammern Sie über die Einsamkeit, wenn ich Ihnen jemanden bringe, passt das auch wieder nicht…“, wandte ich mich von dem einen ab und dem anderen zu. „Ich will nicht riskieren, dass Sie doch abhauen. Zumindest sollte es mir dann jemand sagen…“, wollte Moody sichtbar beleidigt aufbegehren da sich sein schiefer Mund schon im Protest öffnete, diesen unterband ich aber mit erhobener Hand.
„Und ja, Sie, Moody, Sie sind kein Gefangener“, wedelte ich jetzt erregt mit den Händen durch die Luft. „Aber Sie dürfen nicht gesehen werden, alle denken, dass Sie tot sind!“
„Das wissen wir mittlerweile“, warf Gellert wenig hilfreich ein und ich stöhnte leidlich.
„Ja, aber ich habe ihn gerettet und wenn das rauskommt… der Lord, seine Laune ist derzeit schwierig, dann bin ich dran…“, zeigte ich aufrichtige Gefühle und erntete von Gellert einen zufriedenen Gesichtsausdruck, weil ich ehrlich war.
„Du leidest eindeutig an einem Helfersyndrom, wenn du immer alle rettest und sie dann verstecken musst“, erklärte er recht trocken und trotz der ernsten Lage entlockte mir dies ein trockenes Lachen.
„Haha“, hielt ich mir jetzt den Bauch, dabei bemerkte ich nur am Rande den besorgten Blick, den die beiden alten Herren austauschten, aber das mit Sirius und dem anderen Kosmos schien mir doch aufs Gemüt zu schlagen. „Das sagt mir sonst keiner nach“, murmelte ich selbstvergessen.
„Wer sagt nicht, dass du eben oft verkannt wirst?“, warf Gellert unnachahmlich überheblich, aber auch absolut überzeugt ein und erntete von Moody eine erhobene Braue. Während ich mich fragte, was Gellert in mir sah, was mir verborgen blieb. Aber so langsam, aber sicher schien der Auror in ihm zu erkennen, dass er hier viele Informationen abgreifen könnte, wenn er sich geschickt anstellte und kurz fragte ich mich, ob ich das Richtige tat, wenn ich ihn hier ließ.
„Ich soll also hierbleiben?“, warf nun Moody resolut ein und sah sich um. „Bei ihm?“, war eine abwägende Tonlage zu vernehmen, die mir Hoffnung machte, dass es doch gelingen könnte.
„Meine Herren, hier können sie sich am besten verstecken und ich habe gerade wirklich wichtige Sachen zu erledigen und kann mich nicht um alles so kümmern wie ich es müsste, verzeihen sie“, stand ich von meinem Stuhl auf und wollte mit ihnen wie mit Erwachsenen reden, die es verdienten, zu verstehen, warum ich so handelte. „Also verzeihen sie meine rüde Art… aber ja, Irland ist am sichersten…“, wurde ich daraufhin unterbrochen.
„Warum bringst du ihn nicht in die Burg?“, wollte Gellert nun erfahren und biss jetzt von seinem Donut ab.
„Weil das nicht mein Refugium ist. Ich weiß nicht, ob es dem ein oder anderen recht ist, oder ob wirklich sooo viele von Mad-Eyes Überleben wissen sollten. Auf jeden Fall lasse ich euch Kreacher da, oder er kann in die Burg…“, wandte ich mich nun dem Elfen zu, der mich mit schief gelegtem Kopf musterte. „Kreacher, nur du darfst auf keinen Fall mehr zurück nach Grimmauld Place“, mahnte ich befehlend und sah ihn scharf an, bis er widerwillig nickte. „Gut“, meinte ich dann zufrieden.
„So werde ich abserviert?“, kam nun ein recht schwacher Einwand von Moody, der sich noch immer nicht rührte und seine ablehnende Haltung noch nicht aufgegeben hatte.
„Sie alter Griesgram, Sie sollten sich freuen, hier sein zu können. Gellert ist die beste Gesellschaft, die man sich wünschen kann, selbst Albus hat sie in vollen Zügen genossen“, warf ich ihm den nächsten Knochen vor die Füße, woraufhin sofort ein gefährlicher Glanz in seinem einen Augen Einzug hielt.
„Sonnenschein“, kam es prompt mit leiser, warnender Stimme von Gellert und ich hob um Entschuldigung heischend meine Hände an, denn ich wusste, dass er nicht gerne über sich und Albus mit Fremden sprach. Aber wer sagte, dass ich immer fair spielte?
„Ich werde jetzt gehen müssen“, trat ich von ihnen weg. „Ich bitte sie, sich gegenseitig nicht zu verhexen, oder umzubringen, das wäre ein toller Anfang und damit würden sie mir beide einen großen Gefallen tun. Niemand will einem von euch etwas Böses, zumindest wir nicht, bedenken sie das die ganze Zeit über!“
„Mhm“, „Mrr“, waren dies die aufmunternden Antworten der beiden alten murrenden Männer, die sich genau beobachteten. Da wollte ich gar nicht miterleben, was sie machen würden, wenn ich weg war. Hoffentlich stand das Gebäude danach noch immer.
„Sagen sie es… bitte“, vertraute ich dem Frieden nicht und überlegte es mir, weiter zu insistieren, da ich so nicht guten Gewissens gehen konnte und klang jetzt schrecklich jammernd. „Die Zeit drängt und ich komme später wieder, aber wann genau kann ich noch nicht sagen“, versuchte ich, sie mit allen Mitteln zu diesem Zugeständnis zu drängen, dabei verteufelte ich mein biederes Aussehen, das so gar nichts mit meiner normalen Person zu tun hatte.
„Um zwischen uns zu vermitteln?“, kam es fast schon belustigt von Gellert. Er schien sich langsam, aber sicher mit dem Gedanken anzufreunden, ab jetzt Gesellschaft zu haben.
„Um alles besser zu erklären“, bot ich umschmeichelnd an und erntete ein krähendes Lachen von dem hageren Mann.
„Hau schon ab, Sonnenschein, ich werde dem Alten hier nichts tun, solange er seinen Stab stecken lässt“, bot er generös mit einem doppeldeutigen Zwinkern an und bevor ich etwas erwidern konnte, trat Moody mit nun gelösten Armen auf den Tresen zu.
„Hey, Sie verschnitt von einem Totenkopf, lassen Sie solche Anspielungen“, knurrte Moody und ich rollte mit den Augen, was dieser natürlich bemerkte. „Auch ich werde nichts tun, solange er nichts macht und jetzt will ich so einen Kringel haben“, brummte er weiter und sofort schob Gellert den Teller mit der Auswahl zu seinem neuen Mitbewohner.
„Mehr bekomme ich wohl nicht“, meinte ich knapp, nickte, sah zu wie Moody einen mit weißem Zuckerguss übergossenen Donut auswählt und apparierte eilig zurück in den Wald.
queenie Königin
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Thema: 520. Revue passieren Di Jul 28, 2015 6:29 pm
520. Kapitel Revue passieren
„Hallo, das ging ja flott“, begrüßte mich Harry sichtbar erleichtert, aufgrund meines frühzeitigen Erscheinens. Er kam durch die Schutzzauber auf mich zu und hielt mir seine Hand auffordernd hin, um mich durch die Zauber hineinzubringen.
„Ja, Gellert und Moody waren nach dem ersten Schock recht verträglich“, bekannte ich leise, dabei sah ich mich interessiert um. Er hatte es tatsächlich geschafft und das Zelt aufgebaut und augenscheinlich alles hinein verfrachtet und in Sicherheit gebracht.
„Denkst du, das ist so eine gute Idee, also die zwei zusammen?“, wollte Harry jetzt ziemlich besorgt wirkend erfahren, dabei hielt er mich an meiner Schulter zurück und ich gestattete mir, tief Luft zu holen.
„Tja, die haben sich mehr zu erzählen, als Moody in der Burg bei den Kindern“, entgegnete ich mit einer gewissen Resignation.
„Auch wahr, hoffentlich hauen sie sich nicht den Schädel ein“, gab er sorgenvoll zu bedenken und strich sich über seine Stirn, dabei bemerkte ich, dass er sich neue Klamotten angezogen hatte, die ihm eindeutig besser passten als die von dem großen Runcorn, während ich selbst noch immer Mafaldas Kostüm trug.
„Ein Dickschädel und ein Sturschädel?“, fragte ich provokant und erntete ein schallendes Lachen. „Ich glaub nicht“, prustete selbst ich los und stellte mir das Chaos vor, was die beiden anrichten könnten, wenn sie wollten.
„Mal im Ernst“, riss er sich jetzt langsam zusammen und deutete um uns herum. „Hör zu, ich habe Salvio Hexia… Protego Totalum… Repello Muggeltum… Muffliato und Cave Inimicum als Schutz aufgebaut…“, zählte er die Zauber auf, die er verwendet hatte um das Zelt zu schützen. „Hab ich was vergessen?“, fragte er unsicher und ich schenkte ihm ein aufrichtiges Lächeln.
„Das ist eine ordentliche Arbeit. Schutzzauber gegen Muggel, gegen schwarzmagische Angriffe, dagegen, belauscht oder gesehen zu werden… mhm…, ein wenig fällt mir noch ein, das mache ich gleich und du assistierst mir. Der Schutz muss jedes Mal aufs Neue garantiert sein“, war unser Amüsement sofort wieder vergessen und wir so fokussiert auf unsere Aufgabe, so ernsthaft, wie es nur ging. Als Harry, nachdem wir die Arbeit erledigt hatten, mich mit einem gewissen Ausdruck in den Augen, der Neugierde suggerierte, musterte, zog ich fragend eine Braue hoch.
„Das Zelt ist das von Arthur zur Quidditch-Weltmeisterschaft… von innen habe ich es erkannt“, meinte Harry jetzt überlegt und ich nickte eilfertig.
„Naja, eigentlich gehört es Perkins, von dem sich Arthur es damals geliehen hat, aber er meinte, ich könnte es haben, von daher…“, zuckte ich mit den Schultern und rückte mein grauenhaftes Jackett zurecht.
„Warum keines von Malfoy?“, fragte er plötzlich mit schalkhaftem Lächeln und ich drehte mich leicht sprachlos zu ihm um. Meinte er das ernst?
„Vermisst du den Luxus?“, wollte ich daher auch relativ provokativ erfahren.
„Unfug, ich denk nur, bei dem Stapeln sich die Zelte“, meinte Harry abfällig. „Und außerdem war er auch damals auf der Weltmeisterschaft.“
„Vielleicht… keine Ahnung. Ich wollte nicht, dass irgendwer ahnt, dass wir überhaupt ein Zelt besitzen“, gab ich langsam Auskunft und versuchte, mich an Lucius während der Weltmeisterschaft zu erinnern, damals, als alles noch gut, ein Krieg ein weit entferntes Hirngespinst und Hogwarts noch ein sicherer Hort und wir nicht auf der Flucht gewesen waren.
„Ist vielleicht auch besser so“, lenkte Harry meine Gedanken wieder ins Hier und Jetzt.
„Komm rein“, hob er die Plane an und so blickte ich ins Innere und die Erinnerungen an diese damals noch so fröhliche, so unbedarfte Zeit strömten relativ unerwartet auf mich ein.
Ich stand in einer kleinen Wohnung, samt Badezimmer und winziger Küche und war fasziniert, zu was Magie fähig war.
„Schläft er?“, murmelte ich, denn bei meiner Musterung konnte ich Ron, der weggetreten wirkte, in einem alten Sessel ausmachen. Sirius hingegen lag noch immer ohnmächtig auf der unteren Matratze eines Stockbettes im hintersten Eck. Sofort stockte ich und da legte sich auch schon eine Hand auf meinen Arm und hielt mich davon ab, auf ihn zuzueilen.
„Er schläft. Ron ist versorgt und nickt ab und an ein. Ich habe Tee gemacht. Möchtest du auch einen?“, gab sich Harry mit dieser neuen, kontrollierten Art ziemlich souverän, obwohl sein totgeglaubter Pate wieder da war.
„Du wirst wie Gellert, aber ich schwöre dir, wenn du noch zu backen anfängst, geh ich ins Manor“, versuchte ich, es ins Lächerliche zu ziehen, weil es mir sonst zu unheimlich zu werden drohte, unter Anbetracht, dass Sirius ab nun wieder unter uns wandelte.
„Wem willst du jetzt damit drohen?“, verpasste er mir den nächsten Schwinger, da seine Entgegnung so absolut gutmütig von ihm kam. Schließlich sank ich erschöpft auf die Couch gegenüber von Ron, der inzwischen wieder die Augen aufschlug und mich mitgenommen anlächelte. Dabei zog er die Decke, die provisorisch um seine nackten Schultern lag, enger an sich und mir fehlten die Worte zu einer Antwort, da Harry absolut recht hatte, ins Manor zog mich momentan nichts.
„Ich werde auch nicht mehr schöner in dem Leben“, murrte Ron heiser, der die komische Stimmung bemerkte und ich kicherte verhalten aufgrund seines Geschickes, eindeutig vom Thema abzulenken.
„Naja, deine vernarbten Arme, Hände und jetzt die Schulter lassen dich als Mann aber noch interessanter wirken“, wandte ich entschieden ein und zählte schonungslos seine Blessuren auf, die er in den letzten Jahren zusammen mit Harry und mir erworben hatte.
An sich war die Anzahl erschreckend und auf der anderen Seite war es ein Glück, dass wir überhaupt lebend aus all diesen Prüfungen, die das Leben bisher für uns bereit gehalten hatte, hervorgegangen waren. Wenn diese gefährliche Phase unseres Lebens einmal ausgestanden sein und wir alle überlebt haben sollten, dann konnte der Rest unseres Lebens nur noch stinkend langweilig werden. Eine Überlegung, die mir einen anderen, sorgenvollen Gedanken schenkte. Konnten Kriegskinder glücklich werden in einer Welt des Friedens?
„Ehrlich?“, echote Ron erschöpft, aber sichtbar interessiert, wenngleich ihm der Zweifel in sein blasses Antlitz geschrieben stand, während Harry fröhlich den Tee zubereitete und uns nur mit einem Ohr zuzuhören schien.
„Ach… ja, denke ich… einige Frauen lieben das Verwegene. Einen gezeichneten Helden, der mit seinen Narben eine Geschichte erzählen kann“, kam ich seiner Hoffnung nach und holte weit aus. „Ja, ganz ehrlich sogar. Ich denke irgendwie, am Ende wird sicher keiner mehr von uns ohne sein. Das trifft nicht nur auch auf mich zu, selbst Draco ist nicht mehr blank und rein und unberührt“, zuckten Erinnerungsfetzen in meinen Gedanken auf, die mir Draco nach seiner Auseinandersetzung mit den Werwölfen zeigten, oder eine ganz andere, die ihn tief gezeichnet hatte. So schlug ich meine Augen nieder und versuchte, diese Hirngespinste zu verbannen, bis ich das Klappern gar zu laut im Hintergrund wahrnahm.
„Daran bist du nicht ganz unschuldig“, ordnete ich den Lärm Harry zu und als ich durch meine Lider linste, konnte ich sehen, wie er sich uns unaufhaltsam beladen mit einem Tablett näherte.
„Aber nicht nur“, kam es von dem Schuldigen, der eben diese eindrucksvollen Spuren auf Dracos Körper hinterlassen hatte. Als ich ihn direkt ansah, konnte ich miterleben, wie er schelmisch grinste und ich stöhnte geschlagen auf und nippte an dem heißen Getränk, das richtig gut tat.
„Wohl an, auf die glücklichen Unversehrten“, dachte ich hoffnungsvoll an ein Ende dieses Krieges und doch blieb ein schaler Geschmack in meinen Mund, der sich selbst nicht mit dem kräftigen Tee hinunterspülen ließ.
„Da müssten wir ja fast mit etwas Stärkerem als Tee anstoßen“, mischte sich jetzt Ron mit leiser, sehr rauer Stimme ein und rieb sich über das verschwitzte Antlitz. Gut ging es ihm immer noch nicht.
„Leute ich… ähm, ich muss euch was gestehen“, nahm jetzt Harry Platz und unterbrach damit Rons Aussage. Es war, als hätte er Ron gar nicht gehört und er wirkte plötzlich von oben bis unten sehr schuldbewusst und ich hob eine Braue, während sich Ron stöhnend versuchte, etwas mehr aufzurichten.
„Ich… ich… ich bin schuld, dass wir aufgeflogen sind“, erklärte er abrupt und verschloss seine Lippen zu einem dünnen Strich, als ich überrascht ein wenig von dem brühend heißen Tee auf meinem Schoß verschüttete und den Schmerzlaut unterdrückte.
„Was?“, hauchte Ron betroffen. „Wie das?“, wisperte ich und unsere Augen trafen sich im Unverständnis, denn uns war nicht klar, wie er das hinbekommen haben sollte.
„Ja, dass sie uns trotz unserer Verkleidung entdeckt haben, daran bin ich schuld. Es tut mir so leid. Ich… ach…“, rang Harry sichtlich mit sich und seinem Vergehen, wenngleich ich noch immer nicht verstand, was er hätte verbrechen können. Schließlich begann er, in seiner Hosentasche etwas zu suchen, um es dann in die Höhe zu halten. „Hier, schaut mal“, taten wir wie befohlen und ich starrte auf etwas Weißes und langsam wurden meine Augen in gelebter Erkenntnis groß.
„Harry, nein…“, flüsterte ich und unterbrach mich selbst, indem ich mir auf die Lippen biss.
„Doch… hier, das kannst du Moody geben“, drückte er mir den kleinen Gegenstand in die Hand und ich fixierte das Objekt. Mir starrte ein großes, rundes Auge, mit einer leuchtend blauen Iris, dessen schwarze Pupille hin und her huschte, entgegen. An sich war es eklig, sich vorzustellen, dass es gewöhnlich in Moodys Augenhöhle lag und mich jetzt ansah.
„Wow, wo hast du denn das her?“, übernahm es Ron, die Frage zu stellen, die auch mich bewegte, woraufhin Harry sehr viel entschlossener aussah. Innerlich schien er Stellung bezogen zu haben, dass er seiner Ansicht nach richtig gehandelt hatte.
„Abartig, wie irgendwie alles im Ministerium…“, brauste er auf. „Es war in einer Tür als Guckloch eingelassen und hat die Angestellten davor beobachtet“, fuchtelte er mit seinen Händen in der Luft rum. „Es hat da rotiert und geschaut, ob sie ihre Arbeit tun und naja… ähm, die Tür führte ins Büro des ersten Untersekretärs“, versiegte seine Empörung zum Schluss hin ein wenig und machte so etwas wie der Erkenntnis Platz, großen Blödsinn begangen zu haben, indem er das Auge aus der Tür geklaut hatte. Ich meine, das war doch wohl logisch, dass es auffiel, dass das Ding fehlte.
„Der da wäre?“, fragte ich daher insistierend und schloss mein Faust um das hin und her schauende Auge.
„Wilkins“, kam es sofort von Harry und meine Augenbraue wanderte in die Höhe. Das war interessant.
„Wilkins? Das ist dreist…“, meinte ich daher betroffen und schüttelte den Kopf.
Ich kannte Wilkins nur als mittlerweile fanatischen Mann der DeathEater, der verzweifelt seine Tochter suchte, seitdem die VenTes sie aus seinem Haus geholt hatten. Er empfand ihr Verschwinden nicht als Rettung, wie konnte er auch, sondern als Anschlag und steckte seine Energien ab nun engagiert in unsere Belange. Also, die Belange des Lords, um genau zu sein, und Lucius hatte anscheinend genug Weitblick, diesen bisher respektablen und ehemals nur im Geheimen sympathisierenden Mann in diese öffentliche Stellung zu berufen. Die Wenigsten wussten es, oder würden es Wilkins zutrauen, tatsächlich ein DeathEater zu sein, aber Dracos Aktion hatte es geschafft und aus diesem Mann einen neuen Anhänger gemacht.
Aktion - Reaktion, Ursache - Wirkung, nichts blieb ohne Folgen, ob es gefiel, oder nicht, wir alle waren ein Produkt davon.
Tja, da sah man mal wieder, wohin eine an sich gute Tat führen konnte!
„Wie meinen?“, wollte jetzt Harry von mir erfahren.
Ich konnte seine Skepsis wegen meiner Reaktion verstehen, denn er war relativ ahnungslos, was einige Belange der unterschiedlichen Gruppe betraf. Sie banden ihn mit Absicht nicht ein, denn mittlerweile hielten es wirklich einige mit der Aussage, dass der, der den Lord in seinem Kopf hatte, nicht alles wissen musste.
„Das ist der Vater von Ella. Von Ella Wilkins“, holte ich weiter aus. „Die VenTes haben sie aus ihrem Elternhaus rausgeholt und seitdem ist er sehr renitent. Ich bin nur sprachlos, dass er sich so weit hinablässt, sich derart triumphal zu gebärden“, schüttelte ich meinen Kopf.
„Provokant?“, meinte Ron leise.
„Ja, das fasst es gut zusammen, schließlich kennen eigentlich alle Mad-Eye im Ministerium“, erregte sich Harry schon wieder über die Dreistigkeit, das gefundene Auge so aus- und zur Schau zu stellen.
„Und wie hast du es dort wegnehmen können?“, kam ich auf das Wesentliche zurück, wie wir trotz aller Vorsicht aufgeflogen waren.
„Das war ein wenig actionreich“, meinte er jetzt sehr viel lässiger als zuvor, da er sich Rons Bewunderung über seinen Wagemut, der mir seit Jahren die Haare zu Berge stehen ließ, gewiss sein konnte.
So lässig konnte er nur sein, da wir mehr oder minder heil davongekommen waren, aber er reckte sich jetzt etwas höher und biss sich vor Ungeduld auf die Unterlippe.
„Ich meine… ich liebe, vergöttere und bewundere die Twins für ihren Einfallsreichtum“, fuhr Harry gewichtig fort und ich runzelte die Stirn darüber, warum er so weit ausholte. „Ja, diese diabolischen Teufel sind genial, ihre Bluffknaller waren einfach großartig“, erklärte er nun enthusiastisch. Ich verkniff mir mein Stöhnen nicht. Es war so klar, dass ihre Erfindungen die Menschen auf dämliche Ideen brachten, wobei ich selbst bei Catermole darauf zurückgegriffen hatte. Man konnte sagen, was man wollte, die Twins waren geniale Teufel. „Diese Knaller haben das ganze Büro ins Chaos gestürzt und dafür gesorgt, dass ich in Ruhe rein konnte“, schmunzelte er regelrecht in seinen Erinnerungen schwelgend und Ron sah ihn sichtlich ergriffen an, da ihm ein Lob an seine Brüder immer wieder gut tat.
„Harry, verflucht nochmal im Himmel“, schimpfte ich los. „Als hätten wir nicht genug zu tun gehabt? Das war gefährlich und unnötig und… und…“, echauffierte ich mich noch immer ganz verhaftet in meinem Denken, dass das der Harry war, wie ich ihn seit Jahren kannte, der zum Teil rücksichtslos und hirnlos vorging, bis ich schließlich stockte. „Okay… was ist das?“, fragte ich knapp, da er mit einer Akte vor meinem Gesicht rum schwenkte, während sich Ron, blass wie er war, bisher zurückhielt und nur versuchte, flach zu atmen.
„Tja, über unnötig oder nicht könnten wir jetzt streiten. Ich gebe es gerne zu, dass es eine überstürzte Aktion war… Asche auf mein Haupt“, neigte er seinen Kopf vor, während ich auffordernd mit meiner Hand eine Geste machte, dass er zum Punkt kommen sollte. „Aber ich konnte nicht widerstehen und habe die Chance genützt und mich umgesehen…“
„Spann uns doch nicht so auf die Folter“, rief ich genervt und sackte im Sessel zurück, als Harry mich plötzlich sehr ernst ansah.
„Weiß du, Hermione, ich habe gelernt, auf meine Gefühle und Intuition zu vertrauen. Mich hat das mit dem Auge aufgeregt, ja, aber dann in dem piekfeinen Büro hat es mich zu den Akten hingezogen und ich hinterfrage das manchmal nicht. Ich wollte nur so durchblättern, was sich finden lässt und naja… ich hätte ja nie gedacht, dass die Arbeit bei Filch und Snape mal nützlich sein kann, aber sie war es…“, fabulierte er vor sich hin, dabei lauschte Ron aufmerksam und ich runzelte mal wieder die Stirn.
„Karteikarten sichten?“, fragte ich daher vorsichtig, da ich nie diese Art der Strafe hatte ableisten müssen, kannte ich mich mit Harrys Behauptung nicht wirklich aus, während Ron inbrünstig mit einem Kopfnicken zustimmte. Dieser Umstand ließ mich nur abfällig schnauben. Schlussendlich konnte nicht jeder so profan sein und sich derartig niedere Strafarbeiten einfangen.
„Ja… naja, selbst diese Strafe kann einen fürs Leben vorbereiten“, kam es gewichtig von Harry und ich würgte jetzt wenig passend zu meinem alten, gesetzten Körper.
„Jetzt würde Severus in Tränen ausbrechen, wenn er das hören würde“, ätzte ich gemein, aber Harry lachte nur laut auf.
„Ja, ehrlich, man findet schnell das Richtige. Wenn du die richtige Strategie raushast… zum Beispiel fiel mir eine Kartei zu Arthur und den Weasleys in die Hände“, lag ein überhebliches Grinsen auf seinen Zügen.
„Was?“, quiekte Ron ungesund aber sofort gingen Harrys Hände hoch.
„Nein, schaut nicht so, so schlimm ist es nicht, Ron, und ja, Schönste, sie war an sich unwichtig, stand nur Belangloses und Beleidigendes drinnen, wobei… warte…“, drehte er sich jetzt völlig zu seinem besten Freund. „Eine gute Nachricht; Ron, du bist wirklich sicher. Sie nehmen euch die Scharade mit dem Guhl tatsächlich ab, steht in der Akte.“
„Tja, Glück muss man haben“, stieß Ron freudlos aus. „Solange es nach dem Stunt heute auch noch so ist“, klang die Sorge durchaus durch und ich verstand seine Angst um seine Familie.
„Ich habe eher angefangen, mich zurück zu verwandeln und du hast ein Alibi, siehe die Akte und mit unserer Aktion sind so viele entkommen und aus den Tiefen des Ministeriums hinausgestürmt, da bist du gar nicht aufgefallen“, wiegelte Harry entschieden ab und so dumm wie die Ministeriumsleute waren, kämen die Weasleys wirklich noch davon, aber wenn Percy und Arthur schlau waren, würden sie dafür sorgen, dass man die Augen auf die Entflohenen richtete und nicht auf den schwerkranken von Grislkrätze heimgesuchten Ron.
„Harry, genug der Ausreden“, forderte ich plötzlich mehr als ernst und wollte ihm die Unterlagen entreißen, als er sie in letzter Sekunde wegriss und damit aus meiner Reichweite hielt. „Was ist in der Akte zu finden, dass du sie derart zufrieden vor dich hin schwenkst?“, kam es jetzt erheblich giftiger von mir.
„Oh ja, also ich persönlich, ich bin fast in Ohnmacht gefallen, als ich eine Ablage fand mit einer Schublade. auf der stand: „Die magische Erbfolge“, rissen mir seine Worte regelrecht den Boden unter den Füßen weg und ich konnte meinen Herzschlag unangenehm hart in meiner Brust schlagen fühlen, während Ron trocken würgte und wir versuchten, diese Neuigkeit wegzustecken. Ich war fassungslos, dass ich etwas übersehen haben könnte. „Ja, da schaut ihr, nicht wahr? Ich dachte, mir bleibt das Herz stehen“, bekannte Harry etwas blass und ich presste meine Hand an den Mund, wobei Ron nun malerisch anfing, zu hyperventilieren.
„Ich… ich dachte, wir hätten alles bedacht“, stieß er kurzatmig aus und ich selbst plumpste erschöpft in meinem Sessel zusammen. Da überlegte man und achtete auf wirklich alles und dann kam die Magie um die Ecke und machte alles zunichte. Es war unglaublich, unglaublich deprimierend.
„Dann ist das Daphnes Sterbeurkunde?“, fragte ich vorsichtig verstehend und Harry nickte sofort und warf mir das dünne Stück Akte auf einmal zu, sodass es vor mir auf dem Tischchen aufschlug.
„Ja“, meinte er auch nun knapp und jetzt konnte ich verstehen, dass er seine Intuition nicht in Frage stellte, das würde ich auch nicht tun, nicht bei diesem so heiklen Thema.
„Diese ganzen Akten waren noch total neu, es wurde alles gerade erst angelegt. Sie haben anscheinend noch keine Zeit gehabt, sie und Daphnes Akte im Speziellen durchzugehen“, fasste Harry sein Erlebnis im Büro des ersten Untersekretärs Wilkins zusammen. Harry holte sehr tief Luft und deutete anklagend auf das unscheinbare Stück braune Pappe. „Was unser Glück ist, da steht mein Name drin, Daphnes neuer Name und da sie kein Testament hatte, dass ich alles erbe. Ich sag es euch, das war sooo knapp, dass mir schlecht wird“´, schloss er bewegt die Augen hinter seinen Brillengläsern und ich selbst schluckte schwer gegen den Brocken an, der sich in meinem Hals gebildet hatte. Hatten wir noch mehr übersehen? Gab es am Ende doch irgendwo noch andere Akten? Nicht auszudenken, was das für Folgen haben könnte.
„Mir ist schon speiübel“, kam es würgend von Ron, dem nicht nur die Verletzung zusetzte, sondern auch diese gesamten Erkenntnisse, die uns nicht unberührt ließen.
„Okay, okay…“, rief ich uns nach meinem eigenen kleinen Zusammenbruch, den ich mir gönnte, wieder zur Ordnung. „Wir haben etwas übersehen, das ist schlimm, aber dank Harry konnten wir das Schlimmste abwenden, die Frage ist nun die… ist es damit erledigt, oder gibt es irgendwo noch mehr?“, meinte ich jetzt ernsthaft besorgt.
„Erledigt“, erklärte Harry vollkommen bestimmt und zeigte sich ungewohnt selbstsicher, was ich nicht teilen konnte, aber ich wollte ihm nicht noch mehr ungewisse Sorgen bereiten.
„Sag mir nicht, dass du alles vernichtet hast“, wollte ich sofort wissen und lehnte mich weiter vor, in Sorge, dass er damit die Aufmerksamkeit auf eben gerade diese Sache lenkte und damit das Gegenteil von dem erreichte, was er wollte, nämlich dass niemandem auffiel, dass eine Akte fehlte.
„Ich sag es nicht“, entgegnete er doppeldeutig, dabei grinste er so böse, dass ich riesige Augen machte, weil er ein Unschuldslamm spielend seine Hände anhob. „Ich bin nicht dumm, ich habe dort alles durcheinander gebracht, aber ich habe nichts vernichtet, nicht dass sie auf die Idee kommen, jemand will etwas vertuschen… ich bin nicht doof“, offenbarte er seinen Verstand und ich seufzte erleichtert auf.
„Sagt keiner“, antwortete ich eilig, als ich bemerkte, dass er eine betroffene Miene zeigte, weil ich ihm zutraute, so sorglos zu handeln. „Aber es ist sehr schön, dass du in diesem Moment kühlen Kopf bewahrt hast.“ Denn ich konnte mir vorstellen, wie die Panik in ihm Einzug hielt, als er gesehen hatte, dass sein größtes Geheimnis kurz davor stand, aufzufliegen.
„Ja, ruhig zu bleiben, das fiel mir ehrlich gesagt nicht wirklich leicht“, umschrieb er schwermütig sein Temperament und wie er es bezwungen zu haben schien. Offenbar tat ihm Gellert wirklich gut.
„Dass du nichts gesagt hast, als die Schönste im Schleier war, krass“, stieß jetzt Ron aus und hievte sich umständlich zu seiner Tasse. „Ich bin fast ausgetickt, als sie nicht rausgekommen und so lange weg geblieben ist.“
„Ich habe ihr vertraut“, raubte mir Harrys Aussage kurzfristig den Atem.
„Harry“, stieß ich daher ergriffen aus, woraufhin er regelrecht abwinkte.
„Lass… ehrlich, du bist einmalig“, machte er schlicht weiter und ich griff nach meiner Teetasse, um irgendetwas zu machen.
„Oh, du warst aber auch nicht schlecht“, wandte ich jetzt ein und deutete eine Verbeugung an. „Es war ein Geistesblitz von dir, zu rufen, dass sie rennen sollen, mit uns rennen und flüchten sollen, dadurch haben wir es geschafft, viele Muggelgebürtige zu retten“, lobte ich Harry aufrichtig und erinnerte mich an den düsteren Gang.
An die Finsternis, die uns umgab, als wir die Tür der Mysteriumsabteilung hinter uns gelassen und laute Schreie vernommen hatten. Ron hatte seine Neugierde nicht unterdrücken können und einen Blick um die Ecke geworfen, hinunter zu den Gerichtssälen, wo die Vernehmungen stattgefunden und die anderen Wartenden ihrem Schicksal entgegen geharrt hatten.
Natürlich hatte Mrs. Cattermole, die in diesem Moment abgeführt werden sollte, sofort ihren Mann erkannt und sich umgehend die Seele aus dem Leib geschrien. Sie hatte sich sehr gesträubt und es geschafft, sich von Yaxley loszureißen, als auch schon Ron diesen mit einem Stupor an die Wand schleuderte und danach hatte das alles recht chaotische Formen angenommen.
Die Dementoren hatten sich zu einem bedrohlichen, schwarzen Knäuel zusammengerottet, als Harry zur Flucht aller aufgerufen hatte und alle mit uns zu den Fahrstühlen gerannt waren, verfolgt von den Dementoren, während wir drei unsere Patroni gerufen hatten, damit die Leute geschützt waren.
Dass wir alle es wirklich in die Eingangshalle des Ministeriums geschafft hatten, grenzte an ein Wunder.
„Mich bewegt, dass wir wirklich heil mit einer Person mehr rausgekommen sind. Das ist so unglaublich, damit hätte ich nie und nimmer gerechnet… lebend… als sie angefangen haben, die Kamine dicht zu machen, dachte ich echt, wir wären geliefert“, wandte Harry schuldig schauend ein, riss mich somit aus meiner Erinnerung und wirkte aufrichtig aufgewühlt, vor allem, wenn man bedachte, wie knapp das zum Ende hin alles gelaufen war.
„Naja, Wilkins ist bestimmt das Chaos in seinem Büro aufgefallen, dazu das fehlende Auge. Ganz doof sind sie auch nicht, da konnten sie sich denken, dass du da bist, irgendwo“, gab ich zu bedenken und zog meine Beine unter meinen Körper.
„Der Unerwünschte Nr. 1!“, stieß er wenig begeistert aus und ich erinnerte mich, wie Harry mehrere große Stöße an Papieren mit einem Zauberspruch aufgewirbelt hatte und diese wie wild durch die Luft beim Brunnen geflattert waren und mir Harrys Konterfei tausendfach entgegen gesehen hatte.
„Also, dass sie sofort das Ministerium dicht gemacht haben war eigentlich logisch und dass wir es dann noch raus geschafft haben war mehr als knapp und das tut mir leid“, versuchte sich Harry schon wieder zu geißeln, was ich aber gar nicht zuließ und ihn daher regelrecht scharf anfuhr, denn dass die Akte wichtig war, die er dort gefunden hatte, stand zumindest für mich ab jetzt außer Frage.
„Bitte, du hast ihnen als Runcorn gehörig eingeheizt. Ohne dich hätten wir es überhaupt nicht mehr hinbekommen zu flüchten. Zu jedem Plan gehört die nötige Portion Glück, auf dass es wirklich klapp. Das habe ich schon vor langer Zeit gelernt“, ließ ich sie großzügig an meinen gewonnenen Weisheiten teilhaben.
„Sie hat recht, Kumpel. Wir sollten es hinnehmen dass es hingehauen hat und es nicht groß hinterfragen“, erklärte Ron mit ernster Stimme und sah dabei sehr entschlossen aus, was Harry sichtbar schwer schlucken ließ.
„Okay, ihr habt recht, dennoch habe ich noch ein großes „Aber“, denn euch gebühren die Lorbeeren. Ihr beide habt diese Person erwischt, eine Person, die was zu sagen hat und vor der hatten im Ministerium alle einen gehörigen Respekt“, wiegelte er wieder ab, während Ron wie ein Honigkuchenpferd grinste.
„Dass wir mit Sirius in einen Kamin reingekommen sind, war der Hammer. Ich hab echt gedacht, das war es jetzt“, schwelgte Ron in den Erinnerungen an das Erlebnis und nippte an seinem dampfenden Tee.
„Tja, ohne Fracht wäre es bedeutend leichter gewesen“, gab ich zurück und erntete ein empörtes: „Hermione!“
„Ja, was denn?“, wagte ich mich wacker vor. „So ist es doch. Sirius war bewusstlos und an uns gefesselt…“, sah ich unseren Spurt noch vor mir, als wir gehetzt los gelaufen waren, gefolgt von Yaxley, der nach Harrys Stupor stinksauer gewesen und uns dicht auf den Fersen geblieben war, dabei hatte er alle Kamine, die ihm unter die Finger gekommen waren, verhext und sie vergittert.
„Daran werde ich mich immer erinnern, die zudonnernden Kamine, die Gitter davor… wow, wenn wir das den Twins erzählen, gerade noch entkommen zu sein. Es war mehr als knapp, dass da unser Mitbringsel mitkommen kann hatte ich echt nicht erwartet. Deshalb habe ich ihn sogar noch an der Hand gefasst, damit wir ihn auf gar keinen Fall verlieren. Ich habe darauf geachtet, dass ich nicht loslasse, aber als Hermione nochmal gesprungen ist, habe ich mich so auf unseren Mitfahrer konzentriert, dass ich mich selbst fast vergessen habe…“, versuchte Ron sich und sein Missgeschick zu erklären, nur hörte es sich in meinen Ohren wie eine peinlich berührte Verteidigung an, was absolut unnötig war.
Es war ein Unfall, der jedem passieren konnte!
„Ron, danke dir, Mann“, kam es sehr gerührt von Harry. „Und ich hätte mich auch fast in dem zweiten Sprung verloren, da er so überraschend gekommen ist. Mir war kotzübel“, gestand er freimütig. Selbst mir hatte meine Aktion Schwindel eingebracht, aber aufgrund von Rons Verletzung hatte ich keine gehabt Zeit, mich dem hinzugeben.
„Wisst ihr was?“, fragte Ron plötzlich ganz langsam und ich sah ihn gespannt an. „Wenn ich jetzt nochmal alles so vor mir sehe, dann finde ich es erstaunlich, dass die Dementoren uns derart in Ruhe gelassen haben“, versetzten mir seine derart wohlgesetzten Worte einen Magenschwinger der besonderen Art und ich verschüttete ein wenig von meinem Tee. Sofort war ich im Fokus von Harrys Aufmerksamkeit und wischte an meinem biederen Bleistiftrock rum.
„Ja, er hat Recht, die Viecher waren nicht im Ansatz so aggressiv wie im dritten Schuljahr, oder wie im Privet Drive“, überlegte Harry und ließ mich nicht aus den Augen und ich hasste so eine Analyse im Nachhinein abgrundtief.
„Chrm…“, räusperte ich mich und schenkte mir umständlich aus der Kanne nach.
„War das wegen dir?“, meinte er reichlich sparsam und ich grübelte.
Ich wollte glauben, oder gar hoffen, dass ich nichts in den Dementoren ausgelöst hatte. Es wäre nicht gut, wenn sie gegenüber Barty oder dem Lord darauf zu sprechen kommen würden. Aber auf der anderen Seite versuchte ich mir gut zuzureden, denn ich hatte den entscheidenden Vorteil auf meiner Seite, da der Lord ihnen nicht helfen konnte, um in diese Welt zu kommen. Das konnte nur ich, also hatte ich die begründete Hoffnung, dass sie sich bestimmt hüten würden, mich auszuliefern, denn ganz beschränkt waren diese Wesen nicht.
„Könnte sein“, gestand ich daher widerwillig, da mir auch aufgefallen war, dass sie uns weniger schnell hinterher geflogen waren als ihnen möglich gewesen wäre. Im Nachhinein erstaunte mich auch, dass sie nicht hoch in die Halle des Ministeriums gekommen waren, was sonderbar anmutete, wenn man bedachte, wie viele Muggelgebürtige und damit potentielle Opfer vor ihrer nicht existenten Nase abgehauen waren.
„Könnte?“, zweifelte daher Harry wenig zurückhaltend und ich warf ihm einen giftigen Blick durch zu Schlitzen verengte Augen zu. Die Wahrscheinlichkeit, dass nur ich der Grund gewesen war, war mehr als groß, aber musste man auf diesem mir so unangenehmen Thema herumreiten? Vor allem unter Anbetracht dessen, dass ich den eisigen Todeshauch des Schleiers noch immer sehr wohl in meinem Nacken spürte.
Erst jetzt, nachdem das Adrenalin langsam in mir nachließ, bemerkte ich, wie sehr mich diese Sequenz doch mitgenommen hatte, da es ein mehr als absonderliches und ungewöhnliches Spektakel gewesen war. Ich fühlte, wie in mir das Bedürfnis aufstieg, alleine zu sein und das Erlebte zu verarbeiten.
„Hat er sich gerührt?“, wagte ich daher nun den Blick zu Sirius, der auf dem Stockbett wie tot darniederlag.
„Lenkst du ab?“, zielte Harry sofort auf mich und traf zielsicher, was mich leidlich die veränderten Mundwinkel verziehen ließ.
„Harryyyy“, jammerte Ron umgehend los und sein strafender Blick traf, denn unser Freund zog unangenehm berührt die Schultern hoch. „Lass sie!“
„Nein, nicht… die Dementoren müssen zwischen uns zur Sprache kommen“, gab ich mir einen Ruck. Schlussendlich hatten die Jungs Todesängste vor dem Bogen ausgestanden, während ich dort dahinter im Nichts verschwunden gewesen war. Sie hatten Antworten durchaus verdient und auch wenn ich nicht bereit war, musste ich da jetzt durch. Es war schlussendlich nicht so, als ob man bisher viel Rücksicht auf mich und meine Befindlichkeiten genommen hätte und ich hatte trotzdem immer überlebt. Was wollte ich mehr?
„Nein.“, „Du musst nicht.“, „Ehrlich.“, „Nicht schlimm“, kamen mir die Jungs zuvor und begehrten plötzlich auf, woraufhin ich mit den Augen rollte, daraufhin stoppte ich ihren Protest mit einer erhobenen Hand.
„Hört auf!“, befahl ich scharf und schaffte es, dass sie sofort verstummten. „Hinter dem Schleier war es… es war…“ Puh, es fiel mir zu meinem Erstaunen doch bedeutend schwerer, das Ganze in Worte zu fassen, als erwartet, während die Jungs sprachlos vor Neugierde und Spannung zu mir sahen und so holte ich nochmals tief Luft.
„Es war schrecklich…“, stieß ich dann inbrünstig aus und mir zog eine Gänsehaut auf, während sofort unsere unbehaglichen Blicke zu Sirius wanderten, während ich begann, ihnen zu erklären, was ich auf der anderen Seite des Bogens erlebt hatte.
Ich schilderte genau die Umgebung, aber auch mein Zusammentreffen mit dem Schattenwesen und was mir dieser noch „ungeborene“ Dementor offenbart hatte. In dieser Zeit lauschten die beiden bis zum Äußersten gespannt. Sie rührten sich nicht und unterbrachen mich nicht und als ich meinen Bericht beendet hatte, herrschte erst mal drückende Stille in unserem kleinen Zelt.
„Was für verlogene Säcke“, knurrte Ron durch zusammengebissene Zähne und durchbrach die bleierne Ruhe, als er mit schmerzlich verzogener Miene in seinem Sessel herum ruckte. Dabei konnte er die Abgründe, die sich vor uns auftaten, nur schwer verkraften, wobei die Tatsache, dass sein Vater für den Laden arbeitete, auch wahrlich schwer zu verdauen war, während Harry noch nicht so weit war, eine Meinung zu haben und ich die Zeit nützte und neuen Tee zubereitete.
Nachdem ich alles nochmal durchlebt und mich mit allem auseinandergesetzt hatte, lastete der Umstand, dass Sirius eine sehr, sehr lange Zeit dort verbracht hatte, schwer auf mir und es half mir, mich zu beschäftigen, indem ich Wasser aufsetzte.
„Sie haben wirklich Menschen diesen…. diesen abartigen Wesen zum Fraß vorgeworfen?“, wisperte jetzt auf einmal Harry empört und ungläubig in meinem Rücken und ich war froh, dass ich ihm nicht in die Augen sehen musste, während er immer aufgebrachter fortfuhr: „Und da verteufeln sie die Dunkle Magie? Wie verlogen ist das denn?“
Sein berechtigter Vorwurf verklang und ich konnte Rons angestrengten Atem vernehmen, während er ebenfalls schwer mit seinem Gemüt zu kämpfen hatte. Ich ballte noch immer bei den Küchenutensilien stehend die Hände zu Fäusten.
„Sie waren nie anders…“, erhob ich nun meine bebende Stimme, ihnen noch immer den Rücken kehrend.
„Und ich dachte schon, Umbridge wäre das Tüpfelchen auf dem I!“, warf Ron so völlig typisch ein, dass er meine Anspannung löste und ich übergangslos losprustete und mich mit einem Mal mit neuem Mut zu ihnen umwenden konnte.
„Sie benützen es nicht mehr“, stieß ich abgehakt und atemlos hervor, während mich die Jungs sprachlos ansahen, da mein Anfall seltsam anmutete. „Ja… ja… ich… bin etwas überspannt“, meinte ich entschuldigend und drehte mich wieder um, wischte mir über mein Gesicht und hantierte mit der Kanne, bis ich mich wieder umwandte um die Sachen zum Tisch zu tragen.
„Geht es?“, fragte Harry vorsichtig und ich schenkte ihm ein knappes Lächeln.
„Was ich erfahren habe lässt mich vermuten, dass ihnen auch die SoulGatherer und das Wissen darum abhanden gekommen sind. Ich denke, dass das Ministerium vielleicht gar keine Ahnung mehr hat, wofür genau dieser Bogen da ist, selbst in den mageren noch vorhandenen Informationen in den Akten von Deans Vater stehen darüber ja nur schwammige Aussagen und sehr wenig Fakten“, sprach ich monoton und rettete mich in meine gewohnte, schulische Art, alles detailliert wiedergeben zu können, während ich den Jungs sehr gezielt nachschenkte, um mich dann zu setzen.
„Das Ministerium müsste dem Erdboden gleich gemacht werden. Sich so etwas auszudenken ist… ist nicht in Worte zu fassen“, echauffierte sich Harry, während ich selbst aber langsam meinen Kopf schüttelte.
„Du vergisst, dass ich…“, deutete ich mit dem Zeigefinger anklagend auf mich „Dass ich… es erst möglich machen kann, den Bogen zu nützen.“
„Aber du hast es nicht erschaffen“, wandte Ron ein, dabei warf er mir einen tadelnden Blick zu. „Ich verstehe nicht, warum du jetzt wieder bei dir Schuld suchst. Du hast es geschafft, Sirius ist da und wir wissen etwas mehr über dich und dein Können. Ist doch alles positiv“, nahm es Ron erschreckend leicht. „Er hat wirklich recht. Er lebt, Sirius lebt. Er ist wieder zurück und das nur dank dir“, zuckte Harrys unsteter Blick zu Sirius und es war, als würde er versuchen, das Unfassbare zu verstehen. „Weißt du, was das für mich bedeutet, dass er wieder da ist?“, fragte er jetzt leise und ich richtete mich auf, denn natürlich wusste ich es und wieder ballte ich die Hände zu Fäusten.
„Ich ahne es“, gestand ich daher wispernd. „Und ich wünschte, ich könnte es auch bei Daphne tun…“, kam ich immer wieder auf mein Versagen dahingehend zurück, dass ich bei ihr trotz allem versagt hatte, aber da bei Daphne kein Körper übrig geblieben und ich viel zu unerfahren gewesen war, hatte ich nichts gegen ihr Schicksal, von dieser Erde zu scheiden, unternehmen können.
„Verdammt nochmal, hör doch auf, dir da ständig Vorwürfe zu machen, Schönste“, raffte sich jetzt Ron sichtbar aufgebracht auf, da sich Harry bewegt auf die Lippe biss. „Wir wissen, wenn es gegangen wäre, hättest du es getan, ich meine… kann ja nicht jeder in einem fremden Kosmos konserviert werden“, sprach Ron weiter und kam auf meine Erklärung zum Schleier zu sprechen und kurz legte sich eine klamme Stille über das Zelt, bis Harry wie von der Acromantula gestochen aufsprang.
„Ich meine… Hermione, ist er normal? Ist das da wirklich Sirius… so richtig? Bist du dir sicher, oder…. oder?“, riss mich sein Schrei zurück in meine Sorge, da dies, seitdem ich Sirius wieder mit zurückgebracht hatte, durchaus auch meine Überlegungen waren.
Die Frage war und blieb: Was hatte ich aus dieser anderen Welt mitgebracht? Hatte er sich verändert und war er noch normal? Bisher Fragen über Fragen, auf die es noch keine Antworten gab, während ich in die vor Panik weit aufgerissenen Augen von Harry sah.
„Das weiß ich nicht“, gestand ich widerwillig und wandte den Blick unwohl ab.