When Hermione Fights
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 Kapitel 30-31

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queenie
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Kapitel 30-31 Empty
BeitragThema: Kapitel 30-31   Kapitel 30-31 EmptyDo Feb 09, 2012 12:32 am

Kampf um Leben und Tod

Wenn ich gewusst hätte was für eine entscheidende Wendung nun mein Leben nehmen würde, was für Grenzen heute überschritten werden würden, wäre ich an den Grimmauld Place geflüchtet, hätte mich in meinem Zimmer versteckt, so aber stellte ich mich dem Schicksal und es geschah was geschehen sollte. Ich musste mich direkt beeilen, um pünktlich zu meinem Sensei zu kommen. Als wir das Training beendeten, meinte der zu mir:

„Sie sind eine erstaunliche Schülerin und ich sehr stolz auf Sie! Sie haben in der Kürze der Zeit ein unglaubliches Können und Wissen aufgebaut. Es war eine Freude Sie zu unterrichten.“ Er machte mir ungewohnte Komplimente, was nicht unbedingt seine Art war, mich aber umso mehr freute.

„Sensei, Ihr Lob freut mich ungemein. Ich hätte eine Bitte, könnten Sie mich weiter einmal die Woche unterrichten, jeden Freitag, von 17 bis 21 Uhr?“, fragte ich ihn eindringlich.
Ein Lächeln breitete sich auf seinen Zügen aus. „Aber natürlich, ich hatte die Hoffnung, dass Sie weiter machen wollen, denn Sie können es im Kampf zu wahrer Meisterschaft bringen, Miss Granger!“, meinte er es sehr ernst und dies zeigte sich auch in seiner sonst so gestrengen Miene.

„Sie sind zu gütig, Sensei!“, zeigte ich meinen Respekt und verbeugte mich tief. „Die monatliche Mitgliedschaft werde ich zur Auszahlung bei meiner Bank veranlassen, sagen wir 500 Pfund im Monat?“, fragte ich weitsichtig.

„Machen Sie das, das geht in Ordnung. Ich freue mich, Sie dann nächsten Freitag zu sehen“, er lächelte sehr erfreut und verabschiedete mich.

Wunderbar, dass wir uns auf einen Termin einigen konnten, denn ich hatte mich dazu entschlossen,
trotz der sich daraus ergebenden Schwierigkeiten mein Training fort zu setzten. Ich würde die Schule unerlaubterweise verlassen müssen, aber es war einfach zu wichtig meine Kampfausbildung fortzusetzen, daher war ich bereit dieses Risiko ein zu gehen. Außerdem bot Hogwarts viele Möglichkeiten, um für ein paar Stunden zu verschwinden. Als ich aus dem Zentrum kam, hatte sich der strahlend blaue Himmel von heute Morgen verzogen. Es hatte sich verdunkelt, Wolken waren aufgezogen, eine gewisse Schwüle hatte sich über London ausgebreitet, die ein Gewitter ankündigte, so dass es jetzt kurz vor acht richtig finster war. Als ich mich meiner Seitenstraße zum Apparieren näherte, vernahm ich weiter hinter mir eigenartige, verdächtige Geräusche!

Ein etwas lauterer, hektischer Ausruf, Getuschel schneller werdende Schritte, die mich unruhig und misstrauisch werden ließen. Auch ich erhöhte instinktiv mein Tempo, wagte es aber noch nicht mich umzudrehen, da ich nicht darauf aufmerksam machen wollte, dass ich sehr wohl mitbekommen hatte, das etwas nicht stimmte.

Wurde ich verfolgt?

Ich hob vorsichtshalber meinen Arm, an dem das Halfter mit dem Zauberstab saß. Über meiner Jeans trug ich meine unsichtbaren Horusdolche, so fühlte ich mich relativ sicher und gut geschützt. In diesen Zeiten wusste man ja nie, aber trotzdem verflog das ungute Gefühl nicht. Ich ging flott weiter auf die dunkler erscheinende Gasse zu. Meine Handinnenflächen wurden vor Aufregung ganz feucht, da ich die Schritte hinter mir noch immer drohend wahrnahm.

Sie blieben an mir dran, verdammt!

Mist aber auch, ich konnte ihren rasselnden Atem hören. Sie kamen schnell näher und ich war mir sicher, dass mir diese Leute folgten! Dabei erkannte ich, dass ich es nicht mehr schaffen würde ungesehen zu apparieren, auch wusste ich nicht mit wem ich es zu tun hatte, ob es jugendliche Muggel waren, denen ich mit meinem Zauberstab keine Angst einjagen würde, da diese sich eher in dieser Weise über ihn amüsieren würden: „Was ist das denn für ein dünnes Stöckchen?“ Aber somit hätte ich im Umkehrschluss leichtes Spiel mit ihnen. Oder aber die andere Alternative, an die wollte ich gar nicht denken, doch bei meinem Glück war es fast sicher, dass ich die weniger wünschenswerte Alternative erwischt hatte.

Es blieb mir nichts mehr übrig, ich musste mich umdrehen, mich dem stellen und sehen was bzw. wer mich verfolgte. Es waren mindestens zwei, das hatte ich anhand der Geräusche erkannt. Na los, mach schon, sprach ich mir Mut zu! Du machst das schon, Hermione, befahl ich mir unnachgiebig.
Und dann tat ich es, blickte rasant über die rechte Schulter nach hinten… von einer Sekunde auf die andere…

Was ich sah, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Ich konnte zwei große, männliche Gestalten in dunklen Hosen und T-Shirts sehen, die mir zu meinem Leidwesen bekannt waren und mir damit mal wieder das Schlimmste passierte war, was passieren konnte. Wieder einmal war mir mein Glück hold. Ich hatte die Ehre von zwei im letzten Jahr abgegangenen Slytherins, die mich wohl als Hermione Granger erkannt hatten, verfolgt zu werden und die ihr Glück offenbar selbst kaum fassen konnten.

Okay, wo war ein Snape wenn man ihn brauchte und liebend gerne bereit war diese Alternative zu nehmen, um wieder für ihn willig die Beine breit zu machen, für Geld hin oder her, aber nein, ich musste mal wieder das Sahnehäubchen abkriegen. Toll, ich war ein Glückskind. In mir ratterte es. Wie hießen die zwei Breitschädel, die mir folgten? Ich kannte sie vom Sehen, die waren doch im Quidditchteam gewesen, der eine, in ihm erkannte ich Bole, einen hässlichen Jungen, der schon zu viele Klatscher abbekommen hatte, mit seinen langen, zu einem Pferdeschwanz zusammengefassten, blonden Haaren. Der neben ihm gehende, schwarzhaarige war Derrick. Ihn erkannte ich als seinen Treiberpartner, dieser war eher hoch aufgeschossen im Vergleich zu dem in die Breite gehenden Bole. Beide waren schon in der Schule eher unsympathische Schlägertypen gewesen.
Leider ließ es bei den beiden grobschlächtigen Typen nur einen Schluss zu und dieser schmeckte mir gerade gar nicht, Death Eater! Bestimmt mit einem vor Neuheit noch schmerzenden Dark Mark gezeichnet. Mein Glück war kaum zu fassen, ich musste in einem reinen Muggelgebiet auf Death Eater stoßen. Was hatten die hier zu suchen?

Und diese Idioten waren natürlich auch noch ehemalige Schulkameraden von mir, die in mir sofort Harry Potters Freundin erkannten. Manchmal schrieb das Leben wirklich groteskere Geschichten als jedes beschissene Filmdrehbuch. Es war zum Haare ausreißen, da sie Zauberer waren konnte ich meinen Zauberstab benützen, etwas Gutes musste es an der ganzen Sache geben, denn damit würden sie nicht rechnen. Auch würden sie mich in meiner Verteidigung unterschätzen, da sie in mir nur ein kleines Schulmädchen sahen. Diesen Vorteil musste ich nutzen, denn rein körperlich war ich diesen Schlägertypen bei weitem unterlegen. Ich sollte es sportlich sehen, auf so etwas bereitete ich mich die ganze Zeit vor: Death Eather! Und anderen, mir körperlich deutlich überlegenen Personen, in einem Kampf trotzdem Paroli bieten zu können und eine gleichwertige Gegnerin zu sein. Jetzt gab es kein Zögern für mich. Ich wollte mich in diesen Kampf stürzen und tat es, ähnlich wie mit Snape, als ich es durchgezogen hatte und für ihn die Hure gegeben hatte, die er in mir hatte sehen wollen, also würde ich auch hier die Sache durchziehen.

Furcht oder Angst spürte ich augenblicklich nicht in mir. Meine Atmung war normal und ruhig, der Schweiß in meinen Handflächen getrocknet, so machte ich mich geistig auf die zu erwartende Konfrontation gefasst und unterdrückte jedwede Panik im Keim. Ich musste einen klaren Kopf behalten und verbannte mit einer inneren, eisigen Beherrschtheit mein rauschendes Blut in den Hintergrund. Ich erhöhte stetig mein Tempo und lief jetzt gehetzt in die Gasse, hieß die hier herrschende Dunkelheit willkommen und sah sie als Freund, denn als etwas Furchteinflößendes an. Schnell schlug ich einen flinken Haken und versteckte mich hinter einer Mülltonne, da in dieser Hintergasse überall Mülltonnen und Container verteilt standen. Von dort aus richtete ich den Zauberstab zielend auf Bole. Jetzt hieß es schnell sein, denn zwei Zauberer gegen eine Hexe, da musste ich den Überraschungsmoment, den ich hatte und die Schnelligkeit ausnutzen. Dann mal los! Auch die beiden gaben jetzt Gas, da sie anscheinend vermuteten, dass ich sie gesehen hatte. Sie zogen im Lauf ihre Zauberstäbe.

Ich rief einen stummen Expelliarmus gegen Bole, der somit mitten im Lauf seinen Stab verlor, da sich dieser aus seiner erhobenen Hand riss und zu mir flog. Er schaute überrumpelt, blöd aus als er misstrauisch die Augen zusammenkniff aber stur weiterlief, an Geschwindigkeit sogar weiter zulegte. Derrick, der etwas weiter vorweg rannte, schickte ich einen laut ausgerufenen Stupor entgegen. Der rote Strahl aus meinem Zauberstab traf ihn direkt in die Brust und schleuderte ihn brutal an eine Mauer. Er schlug mit seinem Körper hart auf. Man konnte es deutlich knirschen hören, als er wie in Zeitlupe bewusstlos zu Boden sank. Das geschah alles in wenigen Sekunden.
Haha, ich hatte einen 18jährigen so was von ausgeschaltet, aber meine Freude hielt nur kurz, da sein Kumpel wie ein riesiger, wildgewordener Bär auf mich zu raste. Weil ich ihn ja entwaffnet hatte, rechnete ich mit einer körperlichen Attacke. Durch meinen Kampf mit Derrick war ich nur eine Millisekunde abgelenkt gewesen, doch diese hatte Bole genutzt, um mich blitzschnell an meiner Kehle zu packen und mich mit Schwung an die hinter mir liegende Mauer zu schlagen.

Peng… das dröhnte in meinem Kopf, wie in einer Kirchenglocke, als dieser an den massiven Stein schlug und ich kniff meine Augen schmerzverzerrt zu und stieß ein Keuchen aus. Der Aufschlag war extrem schmerzhaft. Ich sah Sternchen, die vor meinen schmerzverkniffenen Augen tanzten. Die Wucht des Aufpralls hatte mir meinen Zauberstab aus der Hand geschlagen, so dass sich nun mein Kampftraining würde bewähren müssen. Von nun an lief für mich alles wie in einer Slow Motion ab, denn in Wirklichkeit geschah es in Bruchteilen von Sekunden und ich war mir darüber vollkommen im Klaren. Dies hier, mein Kampf mit Bole, würde sich zu einem Fight auf Leben und Tod entwickeln, so wütend und unbeherrscht wie er sich gebärdete. Einen Auftrag hatten sie anscheinend nicht und genügend Grips um die Strategie zu erkennen, dass man mich auch als viel effektiveres, lebendes Druckmittel würde einsetzen können, hatten diese beiden Hohlköpfe mit Sicherheit nicht.

So hielt ich mich mit meinem pochenden Schädel schwer auf den wackeligen Beinen, während ein wildgewordener Bole versuchte mich in seiner Wut zu erdrosseln. Ich konnte genau seine Finger an meinem Hals spüren. Jeden einzelnen, wie sie sich immer fester um meinen Hals schlossen und versuchten, mir erbarmungslos die Luft zum Atmen abzudrücken oder besser, mir die Pulsadern zu verschließen um mir die Blutzufuhr abzuschneiden. Sollte ihm dies gelingen, würde ich sofort ohnmächtig zusammenbrechen. Ich verspannte als Reaktion darauf sofort meine Halsmuskeln und versuchte verzweifelt mit schnappenden Bewegungen meines Mundes nach Luft zu haschen. Nur schwer widerstand ich dem Instinkt meine Hände an seine zu legen und diese von meiner Kehle wegzuzerren, aber ich musste schnell handeln. Seine Hände von meiner Kehle wegzerren zu wollen waren hilflose und aussichtslose Versuche ihn von seinem Vorhaben abzubringen, so ergriff ich denn, ohne jedwede Emotion und mit erstaunlicher Klarheit in meinem sauerstoff- und nun auch blutarmen Hirn und trotz meiner misslichen Lage, sehr ruhig meine einzige Chance.

Meine Hände glitten in einer zielstrebigen, fließenden Bewegung an meine Oberschenkel und zogen meine beiden Horusdolche hervor. Ich hielt sie nun links und rechts von mir im Anschlag und zögerte nicht, stach mit meiner linken so fest ich konnte in seine rechte Seite und zielte dabei auf seine Leber. Sehen konnte ich nichts, da mir Bole zu nahe war, dadurch hatte mein Stoß auch keinen wirklich festen Durchschlag. Aber ich konnte fühlen, wie die silbrige Klinge des Dolches zuerst den schwarzen Baumwollstoff seines Shirts durchstieß, wie der Stoff der scharfen Klinge nachgab und dann an die elastische Haut kam, durch die meine magische Klinge mühelos glitt. Ich konnte den leichten Widerstand bestehend aus Fett und Fleisch spüren, der dem scharfen, kalten Schaft des Stahls im Weg war. Aber dieser Stahl bohrte sich durch mein stetes Drücken beständig weiter und tiefer in Bole hinein. Er stieß einen markerschütternden, lauten Schrei aus. Sofort ließ er abrupt von meiner Kehle ab.

Ich holte hustend und japsend nach Luft, um panisch wieder Sauerstoff in meine Lungen zu bekommen. Das Schlucken tat unendlich weh, so fest wie er meinen Hals zugedrückt hatte kein Wunder. Auch rauschte das Blut nun laut in meinem Schädel, als es endlich wieder fließen konnte. Während Bole verwundet zurück sprang und sich dadurch meinen Dolch wieder aus der Wunde riss, da ich diese fest in meinen Händen hielt, richtete ich mich wieder voll auf. Ich hatte es nicht geschafft ihm das ganze Heft in die Seite zu rammen, aber genug um ihn von mir ab zu bringen. Er blickte schockiert und ungläubig auf die Stelle, doch aufgrund des schwarzen Stoffes konnte man das Blut fast nicht sehen, welches beständig aus seiner Wunde lief. Er hielt sich eine blutrote Hand vor sein Gesicht und schrie wutentbrannt auf und blickte mich mit einem irren, schmerzverzogenen Blick an. Hass, unkontrollierter Hass, schien aus jeder seiner Poren heraus zu tropfen.

„Scheiß Mudblood, ich werde dich in Einzelteile schneiden, was denkst du dir Fotze!“, brüllte er zornig, griff mit seiner Hand hinter seinen Rücken und zog nun ebenfalls ein Messer und ging leicht in die Knie mit gespreizten Beinen und geöffneten Armen, wie ein Ringer. Er würde ohne Stil und Plan in den Nahkampf gehen, somit ein schwer einzuschätzender Gegner sein. Aber bitte, der Scheißkerl hatte versucht mich zu erwürgen. Komm nur her, ging es mir durch den Kopf und ich freute mich fast ihn überraschen zu können. Ich stand in dieser Zeit noch immer an der Wand gelehnt und versuchte meine sieben Sinne beieinander zuhalten. Auf seine Obszönitäten und Beleidigungen reagierte ich gar nicht, sollte er sich ruhig selbst ablenken, denn ich würde mein Ziel nicht aus den Augen verlieren.
Ihn!

Auf in den Kampf hieß es nun und so stieß ich mich entschlossen ab. Ich hielt meine Dolche im Anschlag und wartete, dass er den ersten Angriff ausführte, was er mit einem lauten Kampfgebrüll auch tat. Er schoss schnell auf mich zu. Ich blieb ruhig und kalt, beherrscht, schaffte eine Drehung, bekam aber einen leichten Schlag und konnte leider gar nicht so schnell schauen, wie er wieder direkt vor mir stand und mir den Dolch aus der linken Hand schlug. Dabei sah ich das silbrige glitzern seiner Waffe in der Düsternis drohend aufblinken und spürte jetzt selbst, wie seine Klinge nun mit Gewalt und rücksichtsloser Rohheit in mein Fleisch getrieben wurde. Scheiße, schrie ich in meinem Kopf!

Was für ein absolut schreckliches Gefühl, wie der kalte, unnachgiebige Stahl, sich so unbarmherzig seinen Weg in meine Gedärme bahnte. Tiefer und tiefer trieb er die Klinge in mich und grinste dabei böse und irrsinnig auf mich herunter. Ich biss mir brutal auf meine Lippen bis ich Blut schmeckte, bohrte meine Zähne in mein eigenes Fleisch um den Schmerz zu ertragen. Aber gleichzeitig nützte ich die Gunst der Stunde, denn trotz der Schmerzen sah ich alles gestochen scharf und als er mir so nah und so bar jeden Schutzes vor mir stand und mich mit einem mörderischen, bösartigen Grinsen im Gesicht bedachte, da er es genoss nun mir als Rache brutal das Messer bis zum Heft in mich zu stoßen, sah ich meine Chance. Ohne groß darüber nachzudenken hob ich meine rechte Hand und stieß sie nieder, fuhr ihm damit über seinen Hals. Ich schnitt seine Kehle auf, konnte hier fühlen wie der Schnitt in die Haut, die Sehnen und die Venen eindrang und diese mit einer erschreckenden Leichtigkeit durchtrennte, bis ich auf die Kehle stieß, deren leichter Widerstand an Knorpel erinnerte, worauf ich diese auch schon schwungvoll durchfuhr. Er stieß erbärmlich röchelnde und gurgelnde Laute aus.

Ein absolut entsetzter, total ungläubiger Ausdruck blitzte in seinen blauen, schockiert blickenden Augen auf, als ihn die blitzschnelle Erkenntnis durchdrang, dass dies das Ende war. Die klaffende Wunde öffnete sich schmatzend und gab blubbernde Geräusche frei, als er hektisch und panisch nach Luft schnappte und seine Hände hilflos zu seinem offenen Hals zuckten. Wirklich ein absolut widerlicher Anblick, aber auch die Laute konnten einem das Fürchten lehren. Während er pfeifend versuchte Luft zu holen, schlug und blubberte das Blut nur in Blasen hervor, wobei die Wunde immer weiter aufklaffte. Es erinnerte stark an das breite Grinsen eines Clowns, oder des Jokers bekannt aus Batman. Es ergoss sich eine Fontäne frischen Blutes über mich, die mich von oben bis unten durchtränke, als das sprudelnde, warme Blut, das von seinem Herzen aus dem Körper gepumpt wurde, aus ihm lief. Er fiel. Er fiel wie ein Stein rückwärts zu Boden, nein, er sank nicht, er krachte unsanft auf den mit Unrat übersäten und nun mit seinem tiefdunkelroten Lebenssaft getränkten Boden. Ich war in meiner eigenen, kleinen Hölle gelandet.

Der große, mächtige Körper, der hier vor mir lag, mit dieser großen, zerfetzen, weit aufklaffenden Wunde, die mal seine Kehle gewesen war, brannte sich bis ins kleinste Detail in mein Hirn. Ich konnte es nicht fassen, ich hatte gerade, ich hatte, ich war eine… halt, stopp, Hermione! Reiß dich zusammen, sonst kannst du dich gleich zu denen legen und den Löffel abgeben. Nachdenken und überlegt handeln. Es war und es ist noch nicht aller Tage Abend, rief ich mir resolut ins Gedächtnis. Mich überkam eine eisige Ruhe. Ich fühlte fast nichts, kein Gewissen, kein Mitleid aber auch keinen Schmerz, als mein eiskalter Blick über das Schlachtfeld, in das wir die Gasse verwandelt hatten, schweifte. Bewusst nahm ich es noch nicht wahr. Nachdenken konnte ich später. Ich blickte nun emotionslos, kalt auf die Leiche, da sich sein Brustkorb nicht mehr hob und senkte war ich mir recht sicher, dass er jetzt tot war. Ich konnte den intensiven, metallischen Geruch des noch warmen Blutes riechen, denn durch die schiere Menge, war er sehr intensiv. Mir drehte sich leicht der Magen um, als ich schnüffelte, aber dieses Gefühl konnte ich zum Glück schnell überwinden.

Auch war ich von oben bis unten mit Boles Blut besudelt, hielt immer noch einen meiner beiden Dolche in der Hand, war jederzeit bereit weiter zu kämpfen und erst jetzt kam mir wieder zu Bewusstsein, das auch ich eine Verletzung davon getragen hatte. Ich blickte schnell an meinem Körper hinab. Dank des Adrenalinschubs, den mir der Kampf beschert hatte, spürte ich jetzt absolut keinen Schmerz! Schock gestand ich mir mit einem süffisanten und fast traurigen Lächeln zu, als ich Boles Messer noch immer in mir stecken sah, dass ich versucht war bei dem Anblick zu schreien. Aber dann rief ich mir beherrscht alle medizinisch von mir gelesenen Bücher, die bei uns zu Hause gewesen waren und die ich schon in meiner Jugendzeit gelesen hatte, ins Gedächtnis. Danke, dass meine Eltern Ärzte waren, dies hatte dazu geführt, dass ich auch den ein oder anderen Erste Hilfekurs hatte besuchen dürfen.

Das Blut rauschte pulsierend in meinen Ohren und das Adrenalin wurde nur so durch meine Adern gepumpt. Also, wo waren wir? Das Messer steckte links, hinten in meiner Seite. Ich wusste, da musste die Milz sein, kein lebenswichtiges, kein überlebenswichtiges Organ. Ich legte den Kopf kalkulierend schief, während ich an mir hinunter schielte. Ich musste den starken Impuls unterdrücken, das Heft zu packen und es einfach heraus zu ziehen, doch das wäre nicht gut. So wie es jetzt war, war die Wunde gut verschlossen und ich konnte nicht verbluten, also traf ich die eiskalte, kalkulierte Entscheidung es erst mal stecken zu lassen, da ich so vorerst nicht allzu sehr behindert wurde.

Es war nicht einfach, aber die Disziplin es bewusst stecken zu lassen hatte ich, wenngleich ich auch schwer mit mir kämpfte. Ich hob den Kopf und atmete erst einmal tief durch. Scheiße, war das knapp gewesen. Ich hatte beinah ins Gras gebissen. Stopp, hielt ich mich auf, denn dafür war nun keine Zeit. Ich musste handeln und das schnell, denn wenn mich jemand entdeckte, hier in dieser mehr als kompromittierenden Lage, würde ich viel zu viel erklären müssen. Ich würde mit einer Leiche nicht nur mit den Muggeln, nein, auch mit den Zauberern Ärger bekommen, also musste ich alles beherrscht angehen, um mehr als in einer Hinsicht heil hier rauszukommen. Scheiß Death Eater!

Ich schob in einer geübten Bewegung meinen Dolch zurück und hob die Hand, um nachzusehen ob sich der Kauf des Halfters für den Zauberstab gelohnt hatte, da er mir doch vorher aus der Hand geschlagen worden war und siehe da, Ollivander hatte nicht mit seinem Familiengeheimnis gelogen, mein Stab war bereits an Ort und Stelle. Sehr gut, die Investition hatte sich gelohnt, genauso wie diese magischen Messerchen, die ohne allzu großen Kraftaufwand wunderbar durch alles schnitten und stachen, dachte ich höchst erfreut. Als nächstes rief ich meinen verloren gegangenen Dolch, den mir Bole aus der Hand geschlagen hatte, magisch zu mir.

Wie gut, dass ich schon immer flott im Pläne schmieden gewesen war, denn schon hatte ich mir etwas überlegt. Als erstes rief ich mit einem Accio beide Zauberstäbe von Derrick und Bole zu mir und ließ sie magisch in meiner Sporttasche verschwinden. Diese hatte ich hinter der Mülltonne fallen gelassen. Erst dann wandte ich mich der lebenden Person am Boden zu, dem von mir mit dem Schocker ausgeknockten Derrick. Ich konnte sehen, dass er anscheinend am Hinterkopf eine Platzwunde hatte. Der Rest schien mehr oder weniger ganz zu sein. Offenbar verlor der Stupor langsam an Kraft, da er immer wieder aufstöhnte, wobei er bestimmt einen Schädelbruch hatte, so wie es sich angehört hatte als er mit Schwung an die Mauer geschlagen war, aber mir sollte es gleich sein. Trotz der ganzen, grotesken Situation kam mir eine brillante Idee, um Fudge vielleicht zeigen zu können, dass doch eventuell einige komische Dinge geschahen, die mit Death Eatern zu tun hatten, denn wie sollten zwei Schulabsolventen sonst an das Dark Mark kommen?

Ich bewegte mich fast nicht, sondern drehte mich immer nur mit Vorsicht hin und her. Mit einem Diffindo schnitt ich die Shirts an der linken Schulter bei beiden ab und schon leuchtete mir auf der weißen, blassen Haut ihres linken Unterarms das, an eine Tätowierung erinnernde, Zeichen eines Totenkopfes mit einer sich aus dessen Mund windenden Schlange entgegen. Trotz dieser Surrealität machte ich weiter, verfolgte meinen auf die Schnelle erarbeiteten Plan mehr wie ein Roboter funktionierend. Nun erweckte ich ihn mit einem Enervate, holte ihn aus der Bewusstlosigkeit des Stupors. Dereck riss sofort die Augen panisch auf und wollte trotz seiner Verletzungen loslegen. Das hatte ich erwartet und war folglich wieder schneller. Ich sprach zuerst den Incarcerus, worauf sich Seile um seinen Leib schlangen und ihn fesselten. Er schrie nur kurz erbost auf, um darauf zu wimmern, da ihm anscheinend sein Schädel schmerzte.

Sofort folgte ein Obliviate von mir. Seine Augen wurden trüb und glasig, so sagte ich ihm, er solle seinen Namen, seine Familie, das Dark Mark, mich, die Gasse, alles vergessen, dafür flüsterte ich ihm ein, bösartig wie ich war, dass er ein Muggel sei und es so etwas wie Zauberei nicht gab. Strafe und Rache musste sein und ich war echt sauer. Aus mir ragte, zum Teufel aber auch, ein Messer. Meine Laune war gerade sehr im Keller. Als ich den Zauber aufhob, wirkte er noch immer weggetreten. Wunderbar, nun hatte ich die komplette Löschung und neu Eingabe einer vollkommen anderen Lebensgeschichte auch geübt. Ich wurde für meine Eltern immer besser. Als nächstes drehte ich den Kopf und blickte gleichgültig auf die Leiche. Bei ihm würde ich mir keine große Mühe geben müssen, dachte ich abwertend, so ein Arsch!

Meine linke Hand wanderte geistesabwesend an das in meiner Seite steckende Messer und fuhr leicht darüber. Ich verzog mein Gesicht zu einer Grimasse. Nicht jetzt, bleib bei der Sache, später kümmerst du dich darum, motivierte ich mich! Ich versuchte mich die ganze Zeit so wenig wie möglich zu bewegen. Meinen Oberkörper hielt ich die ganze Zeit starr, als hätte man mir ein Brett auf den Rücken geschnallt. Tja, was machte man nicht alles wenn ein Messer in einem steckte. So schlimm konnte das alles nicht sein, wenn mein Humor schon wieder kam, dachte ich kurz resigniert, aber nicht wirklich erheitert. Mit einem Mobilcorpus, den ich auf die Leiche sprach, erhob sich der leblose Körper in die Luft, schwebte wie in einem schlechten Gruselfilm mitten in der schwach beleuchteten Gasse. Wenn man denn Angst hätte, würde man sich jetzt sicher in die Hosen machen. Mit einem Wink des Stabes ließ ich den Toten sanft auf seinem Kumpel zum Liegen kommen. Das sollte jetzt kein makabrer Scherz sein, nein, ich hatte einen Grund die zwei als kleines Päckchen zu verpacken. Ich grinste fies vor mich hin, vielleicht auch ein bisschen wahnsinnig, war wohl eindeutig der Schock!

Nun gut, dann würde ich mich mal daran begeben ein weiteres Gesetz des Ministeriums zu brechen. Jetzt würde ich zum ersten Mal, irgendwie erlebte ich in der letzten Zeit für meinen Geschmack viel zu oft das erste Mal von allem Möglichen, einen Portschlüssel erstellen. Aufmerksam sah ich mich in der Gasse um und entdeckte eine Cola Dose, die ich mit einem Accio zu mir rief. Sie flog in meine Hand. Ich konzentrierte mich und deutete mit dem Zauberstab auf die Dose und flüsterte: „Portus, Zaubereiministerium Ankunftshalle“, worauf die Dose auch schon in einem hellen Blau aufleuchtete, um dann wieder völlig normal auszusehen.

Es war kein leichter Zauber, aber für mich auch kein schwerer. Ich dirigierte sie dem verletzten Death Eater in seine Hand und trat zurück, betrachtete aufmerksam das Geschehen, hoffend alles hinbekommen zu haben und Schwupps war ich allein in der nach frischem Blut und sommerlichem, verwesendem Müll stinkenden Gasse. Mein blutbesudeltes Aussehen hatte ich total vergessen. Meine Gedanken hingen noch den zwei Angreifern nach. In der Überlegung, ob ich hoffentlich den Portschlüssel richtig hinbekommen hatte und was jetzt, wenn es denn funktioniert hatte, für eine Aufregung in der Halle des Ministeriums herrschen dürfte, in der zwei Death Eater aus dem Nichts aufgetaucht waren. Einer war schwer verletzt, mit einem Obliviate mehr oder weniger verblödet und der andere eine heftig verstümmelte Leiche. Tja, hoffentlich waren keine kleinen Kinder gerade dort. Ich würde Rita darauf ansetzen, um alles genau zu erfahren, denn dafür war ich viel zu neugierig.


Zuletzt von queenie am Fr Mai 10, 2013 8:00 am bearbeitet; insgesamt 4-mal bearbeitet
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BeitragThema: Verletzt   Kapitel 30-31 EmptyDo Feb 09, 2012 12:33 am

Verletzt

Aber jetzt hatte ich erst einmal ein anderes, viel dringlicheres Problem, mich heil und ganz aus dem Schlamassel zu bekommen. Da nun die unmittelbare Gefahr gebannt war, fühlte ich leichten Schwindel, der mich plötzlich ergriff. Ich wankte leicht und stützte mich erschöpft mit einer Hand an der Wand ab. Aha, jetzt, da die erste Aufregung abflaute, spürte ich den pochenden Schmerz. Ich meine, es steckte ein Messer komplett in mir. Womit hatte ich das verdient? Hatte ich irgendwem was getan?

Ups, ja jetzt schon, aber darüber dachte ich jetzt nicht nach, ich wollte nach Hause und dies würde noch ein weiter Weg sein, erkannte ich, als meine Hände zu zittern begannen und ich bebend den angehaltenen Atem ausstieß. Reiß dich zusammen Hermione, du hast das hier nun nicht durchgestanden, um gerade jetzt zusammenzubrechen. Das konnte ich später immer noch, beruhigte ich mich relativ gefühllos. Dann rief ich noch meine Tasche zu mir und konzentrierte mich nur noch auf den Grimmauld Place. Heim, Sirius, Harry, Hilfe! Konzentration… und Sprung.

Ich stolperte ein paar Schritte unsicher vorwärts, griff blind tastend nach dem schlangenähnlichen Türklopfer des Blackhauses und atmete immer schwerer. Schweiß hatte sich auf meiner Oberlippe gebildet, durch all die Konzentration, die ich aufbrauchte nicht zusammenzubrechen. Ich konnte von Glück sprechen diesen Sprung geschafft zu haben, der mich direkt vor die Tür des Stadthauses gebracht hatte und nicht in eine Gasse, aber in der Not war mir dies egal, da ich einfach nur froh war, nicht in meine Einzelteile zersplintert zu sein. Ich spürte eine unglaubliche, bleierne Müdigkeit in den Knochen. Nicht jetzt Hermione, reiß dich zusammen. Gleich hast du es geschafft.

Mit unglaublicher Anstrengung hielt ich mich auf den wackeligen Beinen, dabei zitterte ich unkontrolliert. Ich blickte mal wieder auf den schmucklosen, schlichten, schwarzen Holzgriff, der aus meiner Seite herausragte. Es hatte etwas unglaublich Faszinierendes für mich, bei dem Anblick konnte ich mich fast verlieren.

Wow, dieses Gefühl den Fremdkörper sofort aus mir entfernen zu wollen war wirklich riesig. Ich musste wirklich jedes Fitzelchen Disziplin und Selbstkontrolle aufbieten, um nicht etwas sehr Unvernünftiges zu tun. Ich war, wie gesagt, direkt vor die Eingangstür appariert, denn ich hatte nicht die Kraft, um nicht den direkten Weg zu wählen und nun öffnete ich vorsichtig die Tür. Es war kurz nach 20 Uhr, fast halb neun, höchstwahrscheinlich waren alle in der Küche, gut, das war gut für mich, dachte ich erschöpft und blinzelte mit den müden Augen. In nicht einmal einer halben Stunde hatte sich mein Leben um 180 Grad gedreht. Tränen traten in meine Augen, dass ich vor der Entscheidung stehen würde, wirklich über Leben oder eben nicht Leben zu entscheiden, hatte ich nicht so erwartet bzw. nicht so bald, nicht so früh, nichts aber gar nichts würde mehr so sein wie früher!

Zitternd stieß ich den Atem aus und verbannte ein Schluchzen zurück in meine Kehle, wo sich ein dicker Kloß bildete und ich versucht war, einfach nur laut weinend um Hilfe zu schreien! Gut, im Krieg gab es Tote, das konnte man nicht vermeiden, aber wir hatten doch noch gar keinen wirklichen Krieg. Oh, die Realität konnte einem wirklich jede Illusion rauben, erkannte ich ernüchtert. Wo ich mich vorher immer als eine graue Erscheinung gesehen hatte, hatte ich jetzt die ersten schwarzen, rabenschwarzen Löcher in diesem Grau und wenn das hier mal fertig war, hatte ich nun Angst, dass vielleicht alles an mir schwarz sein könnte.

Das machte mir wirklich Angst, eine Heidenangst. Ich schniefte unterdrückt auf. Ich glaube, ich stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Die Erlebnisse und Erfahrungen der letzten Monate waren vielleicht doch ein bisschen viel für mich gewesen, denn das alles zu verkraften war nicht leicht! Ich hielt mich immer für so stark und allem gewachsen, aber augenblicklich fühlte mich nur leer, klein und schwach. Auf keinen Fall wollte ich, dass mich jemand so sah, denn ich musste schrecklich aussehen. Jetzt fiel mir wieder ein, dass es höchstwahrscheinlich keinen nicht mit Blut besudelten Flecken auf mir gab. Ich hob beide Hände und blickte sie an, aber das was ich sah war ernüchternd. Schmale schlanke Hände, Blut befleckte Hände.

So schleppte ich mich langsam und müde durch den düsteren Flur in Richtung Treppe. Einen Schritt vor den anderen, sprach ich mir Mut zu, wobei es von Schritt zu Schritt schwerer wurde die Beine zu heben. Nun stand ich am Rand der Treppe. Ich wollte in die Bibliothek, aber der Blick hoch in die Höhen des Hauses ließ es mir wie die Besteigung des Mount Everest vorkommen. Ich stöhnte auf und schluckte schwer, mein Kehlkopf kratzte unangenehm. Mann, tat mir mein Hals immer noch weh, wie der wohl aussah?

Ein unsicherer Blick zur Treppe und ich entschied, es brachte ja doch nichts, beiß die Zähne zusammen und auf. Du hast zwei Death Eatern getrotzt, dann ist doch dieser Aufgang ein Witz. Ich hielt mich mit der Rechten sehr am Treppengeländer fest und zog mich Stufe für Stufe hoch. Der Schmerz, der mich durchzuckte als ich die Beine anhob um die Treppen zu erklimmen, schickte mich fast in meine Ohnmacht, da das Messer bei unbedachten Bewegungen in mir kratzte. Das Gefühl würde mich in meine Albträume verfolgen. Rasselnd und schnaubend entkam mein Atem.

Wow, war mir schwindelig, eindeutig vom Blutverlust. Ich lief zwar nicht wie ein Schwein aus, da ich die Waffe weitsichtig hatte stecken lassen, aber wie es aussah hatte ich innere Verletzungen, die heftig bluteten, was eigentlich nicht wirklich verwunderte. Hahah, geschafft, ich war im ersten Stock. Ich atmete wie ein Walross und schleppte mich schwer in die Bibliothek, dabei ging ich wie eine alte Frau durch die Tür und dann sackten mir auch schon die Beine plötzlich, kraftlos unter den Füßen weg. Ich sank mit einem Schrei auf den Boden, darauf bedacht erst auf dem Hintern zu landen, da ja immer noch ein Messer aus mir ragte. Oh meine Göttin, wer hasste mich so. Ich schrie wieder erstickt auf, das tat ja so weh!

Nun endlich rannen mir in Strömen die Tränen über die Wangen und zogen ihre verwischenden Spuren durch das in meinem Gesicht getrocknete Blut. Ich musste aussehen wie ein Monster. Ein Monster, das ich heute geworden war. Als ich so am Boden saß wie ein blutendes Häuflein Elend, zog ich mit fahrigen Bewegungen meinen Zauberstab hervor und dankte allen Göttern, dass ich in den letzten Wochen den Patronus-Zauber hier bei meinen Büchern geübt hatte, nachdem ich die Rettung von Harry und Sirius in der dritten Klasse erlebt hatte und jetzt, nachdem Harry inmitten der Ferien von Dementoren angegangen worden war, war mir dies sehr sinnvoll erschienen. Weil dieser gestaltliche Beschützer auch Nachrichten übermitteln konnte, war er auch als Kommunikation geeignet. Ich beschwor meine Gestalt und schickte sie los und hoffte, dass er verstand und zu meiner Rettung eilen würde, denn ich konnte nicht mehr. Meine Kraftreserven waren vollständig verbraucht, nicht nur physisch sondern auch psychisch. Mir wurde immer schwärzer vor Augen, aber ich durfte unter gar keinen Umständen einschlafen, solange ich allein war, also richtete ich einen Episkey auf mich, der äußerst schwach ausfiel und nicht wirklich half.

Ich umschloss mit meinen Händen meinen geschundenen Hals, fand dabei, als ich mit meinen Fingern tastend darüber fuhr, dass man die Druckstellen von Boles Fingern und Händen spüren konnte. Eine Gänsehaut lief mir über meinen gesamten Körper. Das war so knapp gewesen, dass mir schrecklich kalt wurde, wie ich es jetzt an meinem ganzen Leib schüttelnd spürte. Ich rief als nächstes aus meiner Tasche, die ich die scheiß Treppen mit hoch geschleppt hatte, einen Blutbildungstrank, den ich noch schaffte zu trinken, bevor ich mich nicht mehr aufrecht halten konnte und mich sachte auf meine rechte Seite sinken ließ. Wie würden die Ärzte sagen, stabile Seitenlage. Dann spürte ich, wie meine Kräfte genauso aus meinen Körper flossen wie mein herrlich, tiefdunkelrotes Blut, das sich über meinem grauen T-Shirt ausbreitete, wie ich verschwommen sehen konnte, als ich nach unten schielte.
Ich starrte benommen zur Tür, meine Augenlider wurden schwerer und schwerer…
Hermiones Sicht ende

Snapes Sicht
Dieses Haus war ein Tollhaus. Lag es an Black oder an den Weasleys, oder an den sich sammelnden Mitgliedern des Ordens?

Ich wusste es nicht, wusste nur, dass ich getrost darauf verzichten konnte, denn dieses Gegackere war nicht zu ertragen und nun belästigte mich auch noch Potters permanente Anwesenheit in diesem Haus! Der hatte vielleicht blöd geschaut, als ich auf seinem Stammplatz, im Dunkeln neben Black gesessen hatte als er rein kam. Es passte Potter augenscheinlich gar nicht, weswegen sich seine Lippen zu einem dünnen, missbilligenden Strich verzogen hatten. Dann hatte dieser sich abrupt abgewandt und sich kurzentschlossen auf Miss Grangers Platz niedergelassen, was wie ich an der kurzzeitig angespannten Haltung von Black bemerkte, diesem wiederum nicht passte. Das war zum Schießen komisch, aber natürlich lag auf meinen Zügen nichts weiter als betonte Gleichgültigkeit.
Tja Potter, mit einem jugendlichen, willigen Frauenkörper kann selbst der Patensohn nicht mithalten, dachte ich hämisch und verzog meine Mundwinkel nach unten, denn schon kamen mir die Bilder vom letzten Treffen lebhaft in den Sinn, wo ich Black und Miss Perfekt in Action gesehen hatte.

Nein, an das wollte ich nicht denken, rief ich mich resolut zur Ordnung. Ich hatte einen Weg gefunden die Bilder von Miss Granger auszumerzen, war aber leider die letzten Tage nicht dazu gekommen ein erneutes Treffen zu vereinbaren, dafür waren derart kurz vor Schulbeginn und auch noch mein Leben als Spion, die Aufgaben zu vielfältig gewesen, als dass ich Zeit gehabt hätte meinen seltenen Vergnügen nachzugehen. Als ich so darüber nachdachte, Minna, ja sie hatte die Gedanken an Miss Granger erfolgreich verdrängt und wenn ich mir die Erinnerung ins Gedächtnis rief, dann sollte ich bald eine Eule abschicken!

Aber dann wurden meine Gedanken zu meinem Leidwesen unterbrochen, da die Kakophonie meiner Umgebung ungeahnte Höhen erreichte und so durfte ich mir anhören, wie lautstark empört Lupin, Tonks, Potter und die rote Bande von Miss Grangers Verhalten waren, da sich diese einfach verabschiedet hatte und in der Diagon Alley spurlos verschwunden war! Ungeheuerlich, leider konnte ich ihr dies nicht verdenken! Das war es, dass beherrschende Thema dieser impertinenten und penetranten Bagage.

Ich sah taxierend zu Black, der zunehmend unruhig wurde und immer wieder einen besorgten Blick zur Tür warf. Es war schon nach halb neun. Und so viel auch ich wusste, kam Miss Granger immer um acht Uhr oder kurz danach zurück. Sie war pünktlich und in dieser Hinsicht war sie genauso pedantisch wie mit ihren ellenlangen Aufsätzen mit den ganzen Querverweisen, nervend aber kalkulierbar. Ich würde es nie zugeben, aber so war ich auch. Ich und Ähnlichkeit mit Granger, einfach lächerlich! Warum beherrschte dieses nervige, kleine Mädchen nur derart meine Gedanken?

Eben weil sie sich nicht wie ein kleines Schulmädchen präsentierte. Dem Potter und den Weasleys vielleicht, aber mir und Black hatte sie ein anderes, ein ganz anderes und sehr unerwartetes Gesicht gezeigt. Aber nun gut, was wusste ich bzw. was wussten wir schon was Miss Granger so trieb!
Ich würde keinen Tipp abgeben wo sie gerade abgeblieben war, nachdem ich sie nun näher kennengelernt hatte, da ich bezweifelte etwas nicht bösartiges zu sagen, vielleicht vergnügte sie sich ja mit einem Mann in einer Gasse? Wer wusste das schon bei der, dachte ich verächtlich und ein klein wenig gehässig! In meine Gedanken hinein, die sich alle um Miss Granger drehten, wie ich betont verächtlich erkannte, was ich niemals zugeben würde, platzte plötzlich, als durch die Tür der Küche ein gestaltlicher Patronus kam, eine Elster! Wer bei Slytherin hatte eine Elster? Sie flog direkt auf Black zu.

Ich hob nur indigniert eine Braue und beobachtete ruhig das alles aus meiner Ecke. Die ganze Küche war mit einem Schlag in Schweigen gehüllt. Alle starrten zu dem Schauspiel, das sich vor ihren Augen abspielte. Der ganze Orden war schon da, bis auf Albus und keiner kannte so einen Patronus. Dieser Patronus ließ sich nun auch schon vor Black nieder und in einer kratzigen, atemlosen Stimme nur ein Wort aushauchte „Casanova“ und schon löste sich die Elster in Rauch auf und hatte somit seine Nachricht überbracht! Blacks wachsamer Blick schaute sofort besorgt und sein Gesicht war sehr blass geworden. Noch bevor einer eine Frage an ihn hätte richten können, stand er abrupt auf und rauschte rasant aus dem Raum. Er hinterließ erst eine kurze, intensive Stille, bevor das anstrengende Geschrei losging. Was war das? Wer war das? Warum wusste Sirius was gemeint war? Was war mit „Casanova“ gemeint? Und so weiter und so fort… blablabla… warum musste ich immer inmitten der gearteter Idioten ausharren? Ich dachte da so eine schwache Ahnung zu haben, aber wissen…

Und schon wurde die Küchentür mit solchem Schwung aufgestoßen, dass sie laut krachend an die Wand schlug. Sie offenbarte einen starrenden, kalkweißen Black, der seine Lippen fest zusammengepresst hatte.

„Snape. Auf. Ein. Wort. In. Die. Bibliothek!“, stieß Black atemlos hervor, wie ich ihn noch nie, aber wirklich noch nie gehört hatte. Seine Augen fixierten mich starr, so als wollten sie mir etwas Bedeutsames mitteilen. Ich sah nur langsam auf, legte den Kopf überlegend schief, denn das schien ernst und wichtig, also nickte ich knapp und erhob mich geschmeidig, verließ die Küche zügigen Schrittes. Black hatte jedwede Frage der anderen ungewohnt kalt ignoriert. Er erstaunte mich, denn er packte mich plötzlich an meinen Arm.

„Schneller, Severus, schneller, bitte beil dich!“, sagte er zitternd und spurtete los, wobei ich so eine Behandlung gar nicht zu schätzen wusste.

Dieser Satz, mit… mit meinem Vornamen und dem Wort „bitte“, von Black! Diese Dinge machten mir ein richtig schlechtes Gefühl, denn ein Black, der um etwas bat war unmöglich! Black würde niemals solche Worte an mich richten, dafür hassten wir uns zu inbrünstig. Was spielte sich hier ab? Was ging hier vor!? So stürmten wir beide in die Bibliothek und dass was sich mir darbot, berührte mich zutiefst. Mir stockte der Atem und es ließ mein Blut in den Adern gefrieren. Es war ein grauenhafter Anblick.

Dort in der altehrwürdigen Blackbibliothek, umgeben von all den herrlichen Büchern, lag Miss Granger und das was ich sah war einfach unglaublich schrecklich! Sie lag bewusstlos auf der rechten Seite auf dem Teppichboden, der sich um sie herum beständig röter färbte. Aus ihrer linken Seite ragte der Griff eines in ihr steckenden Messers hervor, aber auch der Rest ihrer Erscheinung war nur erschreckend. Sie war über und über voll mit Blut, ihre Kleidung, ihre Hände, ihr Gesicht!
Sie sah aus wie komplett mit Rot bemalt. Ihr lockiges, brünettes Haar hatte sich in einen harten, verklebten Blutklumpen verwandelt. Wo kam so viel Blut her, denn dafür musste man schlachten, das kam mir in den Sinn bei diesem schockierenden Anblick! Alle Fragen traten jedoch erst einmal in den Hintergrund. Sie war schwer verletzt, Black hatte recht darin getan mich zu holen.

Ich knurrte wütend auf und stürmte auf die junge, am Boden liegende Frau zu und ging vor ihr auf die Knie. Sie öffnete schwer die Augen und sah mich mit ihren großen, braunen Augen leicht abwesend wirkend an. Ein angestrengtes Lächeln zeigte sich in ihren Mundwinkeln, was in dem blutigen Gesicht gruselig aussah. Ihr Atem kam abgehackt und stockend. Schon sprach ich einen Zauber, der ihr Oberteil verschwinden ließ. Nun lag sie nur noch mit einem BH bekleidet vor uns. Noch einen Tergeo, der sie von dem Blut reinigte, damit man erkennen konnte was ihr Blut war und was nicht, denn so hatte sie wie eine einzige, große Wunde ausgesehen. Ich sprach einen starken Episkey, da dieser zumindest etwas die Blutung stillen würde und machte mich an meine Arbeit.

„Hermione, was ist passiert, Hermione?“, drang Black besorgt auf das verletzte Mädchen ein und so ging das Geheul die ganze Zeit von Black hin und her. Diesem hatte ich bisher keine Aufmerksamkeit geschenkt. Ich hatte ihn vollkommen ausgeblendet, meine gesamte Aufmerksamkeit galt der verletzten, blutenden, jungen Frau zu meinen Füßen.

Ich zischte: „Reiß dich am Riemen, Black!“ Dann streifte ich meinen Mantel ab und hielt ihn hoch. „Durchsuch meinen Mantel hier!“, befahl ich herrisch und hielt ihn ihm auffordernd weiter hin. „Blutbildungstrank, Stärkungstrank, Heiltrank…..“, forderte ich scharf und eindringlich. Dass ich das noch erleben sollte, Black folgte ohne Widerworte.

„Snape, hier lag diese Phiole am Boden!“, meinte er plötzlich mit rauer Stimme und reichte sie mir. Ich nahm sie ihm ab und roch konzentriert daran.

„Mhmhm…“, murrte ich. „Was ist das Snape?“, fragte Black aufgeregt.

„Blutbildungstrank, hat sie anscheinend noch geschafft zu nehmen“, ließ ich mich herab zu erklären, bevor ich wieder verstummte. Zuerst musste ich mir einmal einen Überblick über die Art und die Vielfältigkeit der Verletzungen verschaffen. Ich ließ meinen forschenden Blick über ihren Körper wandern. Sie hatte das Messer in sich und ich konnte etwas sehen, was anscheinend Black bisher in seiner Panik entgangen war, ihr Hals sah gar nicht gut aus! Ich tippte mal ganz wagemutig darauf, dass jemand versucht hatte sie zu erwürgen. Ich konnte deutlich die blutunterlaufenen Abdrücke der einzelnen Finger an ihrer Kehle sehen, da musste jemand mit unheimlich roher Kraft zugedrückt haben, denn die Quetschungen fielen extrem auf. Sie hoben sich aufgrund ihrer wächsernen Blässe deutlich ab. Nur schwer bekam sie offenbar Luft in ihre Lungen, da sie immer wieder tief einatmete und manchmal sogar nach Luft schnappte, also sprach ich den Anapneo, damit dieser wieder ihrer Atemwege befreite und sie so leichter Luft zum Atmen bekam, denn für die Heilung der Stichwunde würde sie ihre Luft noch brauchen und wenn auch nur um zu schreien. Aber ansonsten konnte mein suchender und forschender Blick keine weiteren, oberflächlichen Wunden erkennen, was auch schon reichte.

„Black, such auch noch einen Abschwelltrank und flöß ihn ihr ein“, fiel mir noch zusätzlich ein. Ich führte nun Zauber um Zauber aus, um erstmal der Stichwunde an der linken Seite Herr zu werden. Die Diagnosezauber hatten mir gezeigt, dass keine lebenswichtigen, inneren Organe getroffen worden waren, nur die Milz hatte es böse erwischt. Sie hatte Glück, dass das Messer nicht auf der rechten Seite eingedrungen war, denn dort hätte es dann die Leber getroffen und dann… ach, auch egal, hatte es ja nicht. Das Glück war halt mit den Dummen, wie es mir sehr bösartig und gehässig durch den Sinn ging.

„Gib ihr alle Tränke, Black!“, schaffte ich wie nebenbei an, während ich sachte an der Einstichstelle entlang strich. „Aber lass den Schmerztrank weg, verstanden!“, knurrte ich dunkel auf und beobachtete, wie er ihren Kopf versuchte so sanft wie möglich anzuheben und ihr half die Tränke zu schlucken, was aufgrund ihrer Seitenlage und ihrer arg geschundenen Kehle wohl eine sehr schmerzhafte Prozedur war. Aber ich konnte beobachten, wie sie sich zwang die Flüssigkeit ihre schmerzende Kehle hinunter zu schlucken. Ich konnte sehen, wie sich ihr Kehlkopf langsam hin und her bewegte. Ihr entkam wenn auch nur ein leises Wimmern.

„Warum bekommt sie keinen Schmerztrank?“, fragte Black sorgenvoll, als sie ein schmerzvolles Aufstöhnen nicht unterdrücken konnte und starrten nur geschockt, fasziniert auf die aus dem Körper ragende Waffe, nicht fähig den Blick abzuwenden.

„Kann ich nicht verabreichen. Wäre kontraproduktiv, dann wirken die anderen Tränke nicht gut genug“, erklärte ich verachtend zwecks seiner Unwissenheit. „Aber ich denke, sie weiß das?“, und sah ihr in ihre offenen vom Schock weit aufgerissenen, braunen Augen, die aussahen als könnten sie so tief blicken wie noch nie. Was hatte sie heute erlebt? Was hatte sie getan oder tun müssen, um zu überleben?

„Schsch, du schaffst das Hermione!“, flüsterte ihr Black inbrünstig zu und strich ihr beruhigend übers Haar.

„So, nun aber zuerst zum schwierigen Teil, Miss Granger. Können Sie mich hören? Es war die richtige Entscheidung, das Messer nicht zu ziehen, es an Ort und Stelle zu belassen“, erklärte ich während der Diagnosezauber lief.

„Ich weiß zwar nicht wo Sie die göttliche Eingebung herhatten, aber hätten Sie es getan, hätten Sie verblutet können, augenblicklich fungiert das Messer als Pfropfen. Das heißt, wenn ich es gleich entferne, müssen wir uns beeilen, zuerst den Schaden an der Milz zu richten und danach die Wunde so schnell wie möglich zu nähen und damit die Blutung zu stillen! Sie haben heute genügend Blut verloren“, erklärte ich sachlich. Ich blickte ernst zu ihr und zu Black, der mich mit furchtsamen Augen bewegt anstarrte, aber an meinen Lippen zu kleben schien.

„Damit wir uns richtig verstehen und sie sich keinen Illusionen hingeben, das wird sehr schmerzhaft und wenn Sie nicht in eine Ohnmacht fallen, werden Sie alles live miterleben, da ich Ihnen nichts geben kann, Miss Granger!“, erklärte ich ihr ehrlich und offen und mit sehr wenig Einfühlungsvermögen, aber sie wandte den Blick in keiner Sekunde ab, sondern erwiderte nur fest meinen Blick. Black sah mich entsetzt und entrüstet an. „Aber… aber Snape, das ist unmenschlich“, flüsterte er empört und sah dabei total geschockt aus „… das kannst du nicht…“

„Ich kann und ich werde, Black. Man kann ihr nichts gegen die Schmerzen geben, erst danach, aber ich werde deine Hilfe brauchen, denn du wirst sie festhalten, während ich ihr das Messer rausziehe, musst du sie auf den Boden drücken und dafür sorgen, dass sie stillhält, sonst könnte sie die Verletzung schlimmer machen. Sie muss stillhalten, haben Sie das verstanden, Miss Granger? Wenn der Gegenstand entfernt ist, drehst du sie sofort auf den Bauch, damit ich gut an die Wunde kommen kann, verstanden?“, stellte ich ungeduldig fest und blickte ihn auffordernd, hart an.

„Ja!“, flüsterte sie leise, ihre Stimme war heiser und rau, aber sie blickte mir fest und entschlossenen in die Augen.

„Nun denn, auf geht‘s, auf drei!“, sagte ich entschlossen und umfasste den Griff. In dieser Zeit fixierte Black die Schultern von Miss Granger auf den Boden und sah mir auffordernd ins Gesicht und nickte mir zu. „Eins, zwei, drei und…“, und schon riss ich ihr ohne zu zögern, das Heft aus ihrer Seite. Der Schaft löste sich widerstrebend, mit einem leicht schmatzenden Laut aus ihrem Fleisch.

Ihr Blut glänzte im Schein des Feuers auf der silbrigen Klinge. Ich legte dieses relativ kleine Stiefelmesser, die Klinge maß etwa zwölf Zentimeter, nun neben mir ab und wandte mich dem sich vor mir windenden Körper zu. Jetzt versuchte sie sich aufzubäumen und stieß einen spitzen Schrei aus, als ich das Messer so ruckartig aus ihr zog. Ich konnte ein kleines Rinnsal Blut aus ihrem Mundwinkel fließen sehen. Tränen rannen das leichenblasse Gesicht hinab und auf ihrer Stirn hatten sich Schweißperlen gebildet. Ein beständiges Wimmern kam über ihre bebenden Lippen, doch dies ließ mich erstmal kalt.

Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf die Verletzung. Black drehte sie nun auf den Bauch, so dass ich die Stichverletzung genau untersuchen konnte. Jetzt, ohne den zuhaltenden Widerstand, trat das Blut schnellfließend aus der Wunde. Ich hob sofort den Zauberstab und rezitierte Zauber um Zauber, um die Milz im Inneren zu flicken und den Blutfluss zu verlangsamen. So schlossen sich langsam die inneren Schnitte. Auf meiner Stirn bildete sich ebenfalls der Schweiß, denn heilen war schon immer eine anstrengende Magie gewesen, weswegen es für einen verletzten Zauberer so schwer war sich trotz Zauberei selbst zu heilen. Black hatte damit zu kämpfen Granger auf dem Boden festzuhalten, ohne ihr dabei zu große, neue Schmerzen zuzufügen. Die Schmerzen im Inneren waren enorm, da es schrecklich ziepte und zog wenn man magisch derartig schwere Verletzungen heilte.

Aber so wie es aussah glitt Miss Granger in keine erlösende Ohnmacht. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen was sie gerade für Schmerzen durchlitt. Warum machte es sich dieses Mädchen aber auch nie einfach, dachte ich resignierend. Meine Zauber wirkten weiter und auf einmal hielt sie ruhig, hatte ihre Gegenwehr vollkommen eingestellt, nur noch ein leichtes Stöhnen und Wimmern kamen ihr über die aufgebissenen Lippen. Sie musste mit ihren Kräften ganz schön am Ende sein. Ich ließ nun eine Diagnose Zauber laufen, der mir anzeigte, dass ich die innere Verletzung an der Milz mehr oder weniger geheilt hatte und nun beginnen konnte die äußere Wunde zu verschließen. Da dies aber kein einfacher Schnitt war, sondern ein Einschnitt tief in das menschliche Fleisch, musste ich auf magische Weise nähen.

Es würde bei so einer Verletzung auch eine Narbe zurückbleiben, keine hässliche, aber ein langer, weißer Strich würde sie immer an das in ihr steckende Messer erinnern.

Ich beschwor mir Nadel und Faden und beugte mich nun nah nach unten, um die Wunde zuzunähen. Kurz blickte ich auf zu Black, der seine Hände auf ihrem Rücken liegen hatte und gebeugt über sie zu mir schaute. Er sah erschreckend bleich aus, das Haar hing ihm wirr ins Gesicht und die Lippen hatte er fest aufeinander gepresst. Ich bedeutete ihm sie wieder starr zu fixieren, da die Stiche nicht angenehm sein würden. Er nickte mir verstehend zu, einen brodelnden Ausdruck in den Augen. Der erste Stich der Nadel, das Durchstechen ihrer Haut, ließ sie leicht zucken, aber ansonsten zeigte sie keine große Reaktion, dann gewöhnte sie sich an die gleichmäßige, stechende Bewegung und zuckte nicht einmal mehr.

Wir konnten beobachten, wie sich Miss Granger auf die Lippen biss, da sie ihr Gesicht seitwärts drehte und die Wange auf den Boden presste, um nicht zu schreien, was mir Bewunderung abrang, da ich sie ohne Schmerztrank und Betäubung nähte. Sie war echt hart im Nehmen, es war nicht zu glauben, wie sie dort lag, ein schauriges Bild. Mit dem Bauch auf dem Teppich, Black, der an ihrem Kopf kniete und sie festhielt, ich, der an ihrer Mitte saß und die magische Nadel dirigierte und das alles beschienen von dem Flackern des Feuers im Kamin, gab ein surreales Bild ab.

„Black, in meinem Mantel ist noch eine hochwirksame Heilsalbe, die gegen Narben und Schnittwunden hilft, gib sie mir, wenn ich es dir sage!“, befahl ich erneut.

„Aber, Hermione, sie…?“ Ich unterbrach ihn unwirsch. „Wird sich nicht rühren, sie hat sich an den Schmerz gewöhnt“, meinte ich abwehrend, wobei er mir zweifelnd ins Gesicht blickte, aber sie nickte ihm knapp zu. Er ließ sie zweifelnd los und schon hielt er den Topf, mit der Aufschrift Dr. Salbaders Salbe, in der Hand vor meine Augen. Als ich fertig genäht hatte, der Faden verknotet war, der letzte Heilzauber und Reinigungszauber gesprochen waren, ließ ich mich erschöpft nach hinten sinken und strich mir meine kinnlangen, rabenschwarzen Haare zurück. Das waren aufreibende Minuten gewesen. Die Verletzungen waren nicht ohne gewesen. Sie hätte sterben können. Schließlich richtete ich mich müde auf und streckte den verspannten Rücken. Mit meiner Hand bedeutete ich Black mir nun die Salbe zu reichen, was er wortlos tat.

Black beobachtete die Szene, wie sie da vor uns am Boden lag und ich ihr sehr vorsichtig die Salbe auftrug, die Naht entlangfuhr, damit auch wirklich nur eine kleine, weiße Narbe übrigbleiben würde, weil die Klinge eine glatte Fläche gehabt hatte. Nun raffte ich mich auf, kam wieder auf die Knie und begann Verbände um sie herum zu legen. Als dies geschafft war, beschwor ich ihr ein weites, langes, bequemes Hemd zum Knöpfen und hexte es ihr an. Danach ließ ich sie mit einem nonverbalen Mobilcorpus sachte auf die Couch schweben und legte sie behutsam und vorsichtig ab und reinigte den Teppich von dem verräterischen Rot. Black ließ sich in den linken und ich mich in den rechten Sessel sinken. Auf einmal sprang er auf und lief zu einer Kommode und kehrte dann mit zwei Gläsern zurück. Er drückte mir eines wortlos in die Hand und ich hob indigniert eine Augenbraue und roch daran!

Aha, Feuerwhiskey, warum nicht und schon kippte ich ihn in einem herunter, lehnte mich erschöpft und fertig in den Sessel und strich mir mit meinem Ärmel den Schweiß von der Stirn. Dies hier war ganz schön anstrengend gewesen. Ich konnte Granger leicht verkrampfen sehen. Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt, also erhob ich mich und ging zu ihr. Vorher hatte ich mir mit einem Accio eine Phiole aus meinem Mantel herbeigerufen, kniete mich jetzt mit einem Bein vor die Couch und setzte ihr den Trank an die zerbissenen Lippen, welche sie bereitwillig öffnete und trank.

„Waaaas…?“, kam es von hinten. „Schmerztrank!“

Sie ließ den Kopf auf die Lehne sinken. „Aha, danke!“, hauchte sie wispernd, heiser.

Ich setzte mich wieder in den Sessel. „Ich hoffe, Sie fühlen sich in der Lage uns Ihre missliche Lage zu erklären, Miss Granger?“, meinte ich locker und überschlug lässig meine Beine. „Denn es hätte nicht mehr viel gefehlt und wir hätten Ihnen einen Sarg zimmern können!“, höhnte ich gemein, aber meine Laune sank gerade sehr tief nach diesem überstandenen Drama.

Black nickte aufgeregt. „Er hat recht… absolut, Hermione. Du hast mir heute den Schrecken meines Lebens eingejagt und ich hab schon viel erlebt, aber dich blutüberströmt mit dem,… dem… dem Messer, das aus dir ragt, ich... ich, oh mein Gott!“, stöhnte er stotternd und ließ seinen Kopf verzweifelt in seine Hände sinken.

„Was ist passiert, Hermione?“, fragte Black jetzt ruhiger nach, mit noch immer verstecktem Gesicht.

„Oh, ich fühle… chr mich, als hätte mich… chrrrrr ein Lastwagen überrollt“, räusperte sie sich ständig, als wäre ihr Hals wund und fuhr sich mit der Hand über die Augen.

„Sie sehen auch nicht wirklich wie das blühende Leben aus!“, meinte ich süffisant und wenig freundlich oder gar einfühlsam. Mein sarkastischer Charakter kam gerade wieder durch.
Sie richtete sich ein bisschen auf. „Wie… chrmmm… schlimm, ist es, Sir… chrmm?“, und schaute mich aus großen, geschockten Augen aus einem blassen und bleichen Gesicht an.

„Tja, recht gut, unter den Umständen sehr gut. In zwei Tagen dürfte sogar diese Verletzung vollständig geheilt sein, da muss ich morgen Abend in Hogwarts wieder einen Blick darauf werfen. Dank Ihrer Weitsicht haben Sie überlebt, auch wenn ich zugeben muss, dass es auch anders hätte ausgehen können, Miss Granger!“, kam es geschäftig von mir und ich gab ihr kurz Zeit und fuhr dann fort. „Und jetzt bitte eine Erklärung von Ihnen“, war ich unbarmherzig.

„Was ist mit deinem Hals passiert… Hermione, der sieht völlig zerquetscht aus… Hermione?“, plärrte Black kreischend, laut los, der anscheinend erst jetzt sah, das Granger gewürgt worden war. Er schien ein bisschen neben sich zu stehen, denn dies zu übersehen war echt schwer. Aber bei mir stellten sich Kopfschmerzen ein. Ich mochte es nicht, wenn man sich so anstellte wie Black es gerade tat! Granger tat es ja auch nicht, lag es am Schock, dass sie so ruhig und überlegt erschien? Denn sie blickte ihn nach diesem Ausruf auch fragend an und hob überlegend eine Augenbraue, wie als wolle sie fragen, was die Frage sollte? Da man doch wohl sah, dass man versucht hatte sie zu erwürgen und schüttelte dann kurz den Kopf, als hätte sie sich gerade Blacks lebenslange Idiotie eingestanden und schloss erschöpft die Augen.

„Chrmmm… wo soll ich da nur anfangen?“, sprach sie sinnierend leise, fast mit sich selbst. Sie hob ihre Hände gedankenverloren an ihren Hals und strich leicht darüber, was sie gequält aufstöhnen ließ. Ihr zierlicher Körper zitterte leicht, aber meiner Ansicht nach nicht von Kälte, sondern eher vom Schock. Anscheinend versuchte sie ihrer Erinnerungen Herr zu werden, denn sie drehte nun bestimmt den Kopf zu uns und blickte uns plötzlich kalt und entschlossen an.

„Ich ging in eine Gasse… um von dort zu apparieren, wie es das Schicksal wollte… wurde ich überrascht… ich wollte hierher… und… und von hinten, hörte ich… zwei…. und an die Mauer geklatscht ich…“, sie atmete tief ein, um Luft zu holen, wobei ich die Stirn runzelte, da dieses Gestotterte keinen Sinn gab.

„Ich… hielt ja meinen Zauberstab in der Hand und... und hab ihn mit einem Stupor ausgeschaltet,…es… es… die… mich… denn, nächsten… dann… oh…“, nun strichen ihre Hände in ihre Haare und zogen leicht daran. Ihre Atmung hatte sich beschleunigt. Ich bedeutete Black mit einer Geste ihr ein Glas mit Whiskey zu geben, denn verstanden hatte ich bis jetzt fast nur Bahnhof.

„Hier Hermione, trink das“, bat er einfühlsam und fürsorglich und hielt ihr ein Glas entgegen, das sie zitternd entgegen nahm und vorsichtig trank, dabei kippte sie den Feuerwhiskey auf ex aus. Sie verzog das Gesicht leidend und hustete, dann schnappte sie atemlos nach Luft, das musste in ihrer geschundenen Kehle brennen, aber es würde den Schock ein bisschen vertreiben und sie wäre dann vielleicht in der Lage die Geschehnisse zu artikulieren.

„Besser?“, fragte Black und sie nickte.

„Beginnen Sie noch mal von vorne. Sie wollten zum Grimmauld Place apparieren, aber zwei junge Männer haben Sie aufgehalten, wovon Sie einen der beiden mit einem Stupor, ausgeschaltet haben? Ist das so richtig?“, fasste ich ihr Gestammel zusammen. „Warum, was wollten die von Ihnen?“, und legte interessiert meinen Kopf schief und schwenkte mein Glas, das ich mir neu aufgefüllt hatte, in meiner Hand bedächtig hin und her. Die bernsteinfarbene Flüssigkeit schwappte und das Licht funkelte in ihr. Sie nickte uns nur zu und fixierte irgendwas in weiter Ferne.

„Chrmm… ja…“, sie verstummte und senkte ihren Kopf. „… es ist einfacher… chrmm… wenn Sie wissen, wer sie waren… Bole… Derrick… chrmm“, hauchte sie und schloss die Augen. Mir drohten in diesem Moment meine Augen aus den Augenhöhlen zu hüpfen! Das nannte man Glück, sie war auf diese beiden Boxer gestoßen! Bole und Derrick waren zwei Slytherins, dagegen waren Crabbe und Goyle harmlose Teddybären. Ich wusste, dass beiden erst vor kurzem das Dark Mark eingebrannt worden war, schließlich hatte ich an der Initiation der neuen Mitglieder damals, kurz nach Ferienbeginn, teilgenommen.

Das waren immer Festlichkeiten auf die der Dark Lord ausgesprochenen Wert legte, wenn sich die Familie der Death Eater erweiterte. Mir fiel es gerade echt schwer meine gleichgültige Maske aufrecht zu erhalten, denn dies waren bösartige, fiese Zeitgenossen, die mit so einem kleinen, zierlichen Mädchen wie sie eines war kurzen Prozess machten. Sie wollten und mussten sich unter den anderen Death Eatern noch etablieren, da sie nur den unteren, niederen Rängen angehörten. Als neue Mitglieder ohne schon groß aufgestiegene Verwandtschaft mussten sie schauen wo sie unter den Scharen des Dark Lords ihren Platz fanden.

Ich konnte mir vorstellen, dass sie Granger mit der sie jahrelang nach Hogwarts gegangen waren, gleich erkannt und sich ihre Chancen in der Gunst aufzusteigen errechnet hatten, denn in so was waren Slytherins immer ganz schnell, den eigenen Vorteil innerhalb kürzester Zeit zu erkennen. Aber diese beiden waren nicht wirklich die Zier meines Hauses und dachten immer nur so weit wie sie ein Schlag mit ihrer Faust brachte. Finesse war ihnen fremd, sie waren mehr die Typen fürs grobe. Ich richtete mich nun sehr gerade auf, weil das spannend zu werden versprach, nun wo ich die Protagonisten dieses Dramas kannte.

„Wer sind Bole und Derrick?“, wollte Black neugierig wissen. Ich winkte nur ab, später. Sie schien sich wieder gefangen zu haben und wandte nun wieder den Kopf und sah eisig zu uns rüber. „Chrmm… ich habe angegriffen, Derrick… Stupor… und Bole Expelliarmus… dann kam er… packte meine Kehle und hat mich mit Wucht an die Wand... chrmmm… er….er wollte mich... erwürgen…“, strich bei dieser Aussage wieder abwesend an ihrem Hals und rieb ihn. „… ich hab meine Dolche gezogen… chrmm…“, und griff an ihre Oberschenkel. Wo sind denn da Dolche, dachte ich stirnrunzelnd, doch da überraschte sie mich mal wieder, denn in diesem Moment zog sie zwei zuvor unsichtbare Dolche hervor, deren lange Klingen voll getrockneten, braunen Blutes waren und blickte sie versonnen an.

Black saß mit offenem Mund da, was ihn nicht wirklich intelligenter erscheinen ließ, aber ich glaub meine ansonsten perfekte Maske war auch gerade ein bisschen verrutscht. Wie sie da auf der Couch lag, mit diesen zwei recht großen Dolchen in den zierlichen Händen, die sie gekonnt hielt, war dies ein Anblick der sich einem nicht alle Tage bot.

Gut, ich hatte mich besser im Griff, aber es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte denselben, idiotischen Ausdruck im Gesicht gehabt wie Black, grausam diese Vorstellung. Wir sagten beide immer noch nichts, warteten ob sie weiter erzählen würde. Die Spannung im Raum war fühlbar. Augenblicklich war fast nichts zu hören, nur unser aller Atem und die Geräusche des Feuers.

Sie schüttelte leicht den Kopf. „… chrmm… ich hab sie benützt!... zuerst… damit er ablässt, hab ich einen in seine Leber… chrrrrm… er ist zurück gesprungen… dann hat auch er sein Messer gezogen… wir sind aufeinander los… und da hat er mir sein Messer… in mich…“, murmelte sie leise „... chrmm... er war so nah… und da hab ich… die Chance genutzt und ihm… chrrmm… die… seine Kehle aufgeschlitzt…“, sagte sie zwar stockend, aber auch sehr ruhig und unglaublich kalt und beherrscht.

Miss Granger, Gryffindor-Prinzessin, Streberin aller Güte, Miss Perfekt, hatte heute ein Menschenleben genommen, mein Weltbild wurde in den Grundfesten erschüttert! Was für eine Erkenntnis! Ich konnte erkennen, dass sie das Ganze mitnahm, aber sie erschien trotz allem etwas distanziert, anders als wenn ein Mensch ein Leben nahm, da sollte ein junges Mädchen, ein Schulmädchen, nicht so ruhig erscheinen, selbst wenn es selbst schwer verletzt worden war. Man geriet in Panik und blieb nicht so ruhig, so wie sie. So überlegt blieb man nicht, man neigte dazu, sich in einer Kurzschlussreaktion das Messer herauszuziehen, das war ein menschlicher Instinkt. Diesen zu unterdrücken war nicht leicht. Ich wusste wovon ich sprach, denn ich hatte schließlich schon den ersten Krieg an der Vorderfront geführt.

„Und weiter?“, ich wollte mehr Informationen und Black schien gerade nicht weiter aufnahmefähig. „Was war noch?“, setzte ich nach, als ich ihren fragenden Blick bemerkte.

„Ach so, was… wirklich… war echt nicht schön, das… viele Blut… kam wie einen Fontäne über mich…“, sie verzog angewidert das Gesicht und starrte auf ihre Hände, die die Dolche hielten. „... eklig, sein… weit aufgeklappt… lief über meine Hände, ich… das ist so widerlich. Dann war er tot, ist umgefallen, so was von tot…“, echote sie ungläubig, zuckte aber mit ihren Schulter und steckte die Dolche wieder zurück.

„Chrmm… ich hab Panik geschoben, mich aber zu Ordnung gerufen, als ich das Heft in mir sah… das war nicht schön, aber ich weiß von den Muggeln her, dass man bei solch einer Verletzung besser fährt, wenn man es stecken lässt… die Milz!“, sie schaute wieder auf und zuckte die Achseln „… und so ließ ich es halt da wo es war… hab mich dann noch um Derrick gekümmert… und bin dann appariert, direkt vor die Haustür, war echt anstrengend, dann ging ich in die Bibliothek. Wie ich es die Treppen hoch geschafft habe, keine Ahnung!“, sagte sie sichtlich selbst überrascht, aber das war nicht nur sie über ihre Schilderung der Geschehnisse.

„Was haben Sie mit Derrick getan?“, fragte ich mit belegter Stimme. Himmel, hoffentlich hatte sie ihn nicht vorsätzlich auch… nein, oder? Ich nahm hastig einen Schluck, ein Seitenblick zeigte mir, dass Black bewegungsunfähig da saß.

„… oh… ach, ich hab was Verbotenes getan…“, hauchte sie verschwörerisch, wo ich schon meine schlimmsten Befürchtungen bestätigt sah, wie auch der neben mir zusammenzuckende Black. „… ich hab ihn zusammen mit Bole ins Ministerium geschickt, dachte… ja, was dachte ich… wäre vielleicht lustig… Fudge…“, murmelte sie leicht abwesend vor sich hin.

„Was, wie hast du sie da hin geschickt? Wenn Derrick erzählt…?“, schrie da auch schon Black empört los, war doch mal auf Zack, hätte ich ihm gar nicht zugetraut, dachte ich bösartig.

„… denkst du, ich bin blöd… chrmmm… Derrick ist einem umfangreichen Obliviate zum Opfer gefallen, denkst du ich bin dumm...?“, zischte sie jetzt wütend und mit blitzenden Augen. Wow, eine erstaunliche Wandlung innerhalb einer Sekunde.

„Nein, das nicht, aber dass du in der Situation so überlegt…“, meinte Black verschüchtert und jetzt sehr kleinlaut.

„Da gebe ich Black recht Miss Granger, so durchdacht in so einer Ausnahmesituation, da gehört eine gewisse Abgeklärtheit dazu!“, bescheinigte ich ihr. Der Ausdruck in ihren Augen verwirrte mich. Er sah aus, als würde sie etwas wissen, was ich nicht wusste.

„Na, ich bin halt meist überlegt…“, setzte sie lapidar an. „… ich hab alle Spuren, dass ich involviert war beseitigt…“, meinte sie nun eiskalt.

„Tja, also ich bin appariert, war sehr anstrengend... bin hier hoch… und hab dann meinen Patronus beschworen… chrmmm… und hab gehofft, dass du die Nachricht verstehst, Sirius und ich weiß nicht genau, es ist alles ein bisschen verschwommen, ich glaub, ich hab es noch geschafft den Blutbildungstrank zu nehmen, danach…“, sie verstummte. Wir waren platt, alle beide. Black war hin und weg und trank schon wieder ein Glas. Ich saß nur da und starrte sie wirklich sprachlos an. Was war das gerade gewesen? Hermione Granger, das Goldstück von Potter hatte heute ein Menschenleben genommen, von einem jungen Mann, den wir kannten und zeigte sich sehr kaltblütig. Ich war sprachlos und das passierte nicht oft.

„Hermione, du… du hast heute einen Menschen ermordet!“, kam es auch schon absolut geschockt von Black.

„Ja und Sirius? Wenn nicht Bole, dann wär ich schon in der Gasse draufgegangen! Nein danke!“, zischte sie böse. Black wich zurück, als hätte sie ihn geschlagen.

„Wo sie recht hat!“, sagte ich kalt und sah sie mit erhobener Braue an. Sie nickte mir zu. Ich gab ihr recht, Bole hätte sie mit Sicherheit erdrosselt oder später mit dem Messer abgeschlachtet, denn sie waren nicht umsonst Death Eater geworden, aber dass diesen Umstand auch Miss Granger derart in der Lage war rational zu erkennen war schockierend. Ja, es schockierte mich.

„Ihr Patronus war beeindruckend. Woher haben Sie ihn gelernt?“, wollte ich wissen, da ich noch einige Fragen hatte.

„Hier, in den letzten Wochen, hab ich ihn geübt. Ich konnte nur beten, dass es in dieser Situation funktionierte, aber in Stresssituationen war ich schon immer recht gut“, erzählte sie lapidar und hustete wieder. Ich beschwor ein Glas mit Wasser, welches sie dankbar nahm und davon vorsichtig trank.

„Wie kommen Sie damit zurecht ein Menschenleben genommen zu haben?“, hakte ich nach.

„Professor Sir,… die Art war ekelhaft und wird mir bestimmt den ein oder anderen Albtraum bescheren oder ich muss dann einen Traumlostrank nehmen… dieses Schlachtfeld von einer Gasse hat sich eingebrannt… und ich wollte nie vor so einer Entscheidung stehen, aber ich muss sagen, und ihr beide verdient die Wahrheit, denn ohne euch gäb's mich nicht mehr,… bevor ich ins Gras beiße, nehme ich die Drecksäcke mit. Punkt!“, meinte sie sehr bestimmt und mit unterdrückter Wut. Black neben mir schluckte sichtbar einen Kloß herunter. Ich ließ mir zwar nichts anmerken, aber diese Kaltschnäuzigkeit in dieser Situation hätte ich von ihr nicht erwartet. Wo blieb das Hadern mit dem Schicksal, gemordet zu haben, ob gerechtfertigt oder nicht. Wo blieben die Tränen, genau sie hatte bis jetzt nicht geweint, das war ungewöhnlich. Ich hatte schon Männer nach solchen Geschehnissen weinen sehen, da sie mit ihren Taten nicht klarkamen und Frauen waren bekanntlich doch nah am Wasser gebaut.

„Hermione, bist du sicher, dass es dir gut geht?“, fragte Black zweifelnd und rang seine Hände.

„Sirius, wie soll es mir gut gehen? Ich hatte ein Messer in mir, bis zum Ansatz, es steckte in mir, natürlich geht es mir nicht gut, verdammt!“, fluchte sie wenig damenhaft.

„Aber das mein ich doch, Kleines, du hast heute etwas zu deiner Verteidigung getan, was ich keinem Menschen wünsche jemals tun zu müssen, ach Hermione, es tut mir s…“, da unterbrach ihn Miss Granger unwirsch. „Sprich das nicht zu Ende Sirius, sag nicht, dass es dir leidtut. Man kann nichts daran ändern und mir tut es bestimmt nicht leid. Diese Scheißkerle hatten das verdient!“, sagte sie harsch und funkelte ihn böse an.

„Miss Granger, finden Sie diese Einstellung richtig?“, fragte ich mal nach, dass sie sich so im recht sah hatte ich nicht erwartet. Sie erstaunte mich immer wieder.

„Ja!“, kurz und knapp.

„Die Idee mit dem Patronus war gut. Black wie hast du gewusst, wer ihn dir geschickt hat und wo du suchen musst?“, fragte ich nun interessiert und wandte mich zu meiner linken Seite und sah ihn an, der überlegend fast schmollend in seinem Sessel saß.

„Oh, ganz einfach, Hermione… sie nennt mich immer „Casanova“ und da wusste ich, sie war´s und ihre Stimme hörte sich so komisch an und da dachte ich als erstes an die Bibliothek…“, führte Sirius unglücklich aus.

„Das war sehr klug von Ihnen, Miss Granger“, meinte ich lobend. „Sollte so etwas nochmal passieren, dürfen Sie mir Ihre kleine Elster schicken. Unser Codewort wird Fledermaus sein und geben Sie an, wo Sie sich befinden, denn mein Gespür Ihnen gegenüber wo Sie sich aufhalten ist nicht so ausgereift wie bei Black!“, meinte ich höhnisch grinsend. Warum bot ich ihr das an? Wie kam es, dass mir dieses Angebot entschlüpfte, bevor ich überhaupt nachgedacht hatte? Ich meine, was für einen Grund sollte ich haben ihr helfen zu wollen? Warum ging ich davon aus, dass sie nochmal in solch eine Lage kommen sollte? Genau, ich hatte sie in diesen Ferien ja schon zwei Mal zusammenflicken dürfen, genau deshalb. Irgendetwas ließ mich glauben, dass das noch nicht vorbei war mit Granger. Aber was war der Grund, der Auslöser so etwas zu sagen, da ich von mir selbst richtiggehend geschockt war. Genau, ich hatte einen Schock, nur so war dies rational erklärbar, beruhigte ich mich.

„Wow Snape, das machst du… wow“, ein erstaunter Black konnte auch nie den Mund halten, dachte ich grimmig.

„Danke Professor… aber Fledermaus?“, flüsterte sie vorsichtig mit verschrecktem Blick.

„Ja, ich denke keiner ist so verrückt es zu wagen mich so zu nennen, daher weiß ich dann, dass nur Sie es sein können und seien Sie versichert, sollten Sie nicht am Sterben sein, bekommen Sie Ärger!“, sagte ich bestimmt und drohte ihr unverhohlen.

„Danke Sir!“, erwiderte sie und schenkte mir ein scheues Lächeln, dann schloss sie erschöpft die Augen und verzog leicht leidend den Mund.

„Ich denke, es ist besser wir brechen ab. Sie sind erschöpft und bevor jemand kommt und Sie und uns sucht… da es fast zehn Uhr ist, schlage ich vor, ich gehe in die Küche und lenke alle ab und du bringst Miss Granger in ihr Zimmer und kommst dann nach“, erklärte ich und rief aus meinem Mantel vier Phiolen, die ich Black reichte. „Da Sie sich heute Nacht so wenig bewegen sollte wie möglich, nehmen Sie drei Tropfen von dem Traumlostrank. Und morgen in der Früh nehmen Sie diese drei Phiolen. Ein Blutbildungs-, Heil- und Stärkungstrank. Soll ich Ihnen noch einen Schmerztrank mitgeben?“, legte ich fragend meinen Kopf schief und hob dann noch das Stiefelmesser auf, das in ihr gesteckt hatte.

„Vorsichtshalber, vielleicht. Die Fahrt morgen nach Hogwarts und das Festessen… werden sicher anstrengend“, sagte sie überlegend, wobei ich nickte und gab ihr das Gewünschte. Ich stocke, denn mir fiel ein, dass sie durch ihren verdammt genialen Zauber, den sie ganz zu Anfang auf mich und auf Black gelegt hatte, perfekt geschützt war, da wir keinem aber auch wirklich niemandem ein Sterbenswörtchen von ihren Eskapaden erzählen konnten. Sofort bekam ich bei diesem Gedanken richtig starke Kopfschmerzen und verstand auch warum sie so ruhig blieb, sich so vertrauensvoll von uns helfen ließ und uns auch noch recht freiwillig erzählte was genau vorgefallen war. Sie wusste, sie war sicher. Oh, dieses kleine, hinterhältige Biest. Sie war wirklich zu schlau und überlegt, das war so was von Slytherin von ihr.

Gut, ich meine, ich wusste nun, dass Miss Granger eine Mörderin war, aus Notwehr, aber was würden die ehrenwerten Gryffindors dazu sagen. Schließlich war ich selbst… ja, was war ich, sprachlos traf es wohl recht gut. Sie hatte richtig entschieden. Es ging wirklich um Leben und Tod, aber die meisten haderten mit dem Schicksal, weil sie unter der Last, Leben genommen zu haben, zusammenbrachen, da ihr Gewissen, ihre Moral es sie nicht ertragen ließ. Aber warum zweifelte ich nicht daran, dass das Granger nicht passieren würde? Ich war mittlerweile davon überzeugt, dass sie es lernen würde bzw… Sie hatte schon begonnen, das was sie getan hatte zu akzeptieren und ohne sich groß davon beeinflussen zu lassen normal weiter zu machen. Somit ging ich und eilte zur Küche, um mich einer mich nervenden, neugierigen Meute gegenüber zu sehen.

„Wo ist Sirius?“, kam es laut und fordernd von Potter.

„Woher soll ich das Wissen?“, zischte ich gleichgültig und glitt auf meinen Platz.

„Severus?“, kam es mahnend, tadelnd und fragend von Albus.

„Er kommt gleich“, erwiderte ich knapp. Er sah mich über den Rand seiner Brille hinweg an. „Gut, dann sollten wir die Kinder nun ins Bett schicken, schließlich ist es spät genug!“ Und schon kam murrend Bewegung in die Gruppe.

„Aber Sir, Hermione ist noch nicht aufgetaucht, wir machen uns Sorgen, wir müssen…“, rief da Potter schon wieder wichtigtuerisch. Dieser Junge nahm sich eindeutig zu wichtig.

„Ganz ruhig Potter, ich habe Ihre ach so tolle Miss Granger gesehen. Als ich aus der Küche kam ist sie ist die Treppen rauf“, informierte ich die Runde betont gleichgültig. Hoffentlich beeilte sich Black. Nun herrschte so eine Aufgeregtheit in der wogenden Masse, so dass es gar nicht groß auffiel als Black auf seinen Platz huschte. Zuerst wurde besprochen mit was für einem Begleitschutz Potter zum Hogwarts Express geschafft werden sollte. Hierfür war diese Versammlung von Anfang an geplant gewesen. Granger hatte instinktiv den richtigen Tag gewählt, um beinah abgeschlachtet zu werden, da ich somit sofort zur Stelle gewesen war. Black hätte ihr nicht wirklich helfen können, keiner der im Grimmauld Place augenblicklich lebenden Personen wäre in der Lage oder geeignet gewesen sie zu heilen, nur ich. Aber nach so viel Pech an einem Tag, musste auch ihr Mal das Glück hold sein, dachte ich zynisch.

Der Abend wurde noch spannend, als uns Albus erzählte, dass er bis vor kurzem im Ministerium gewesen war, weil dort heute so um acht Uhr herum zwei junge Männer mit einem nicht registrierten Portschlüssel erschienen waren, die auf ihrem freigelegten Arm das Dark Mark trugen. Der eine hatte anscheinend keine Erinnerung an sein Leben und dachte, er sei ein Muggel und der andere junge Mann war eine schrecklich zugerichtete Leiche gewesen, deren Kehle zerfetzt war. Dies alles hatte das Ministerium und besonders Fudge in Unruhe versetzt.

Er nannte uns auch die Namen der beiden Death Eater: „Bole und Derrick“

Kein Mitglied des Ordens konnte sich vorstellen was das alles sollte. Black und ich hingegen machten uns so unsere Gedanken, ob uns Miss Granger vielleicht das ein oder andere nicht so ausführlich erzählt hatte. Seit wann konnte sie Portschlüssel erschaffen? Aber andererseits hatte sie es auch geschafft es sich selbst beizubringen einen Patronus zu erschaffen und das bekamen wirklich die wenigsten ganz alleine hin. Mein Kopfschmerz wurde stetig schlimmer. Wie intelligent war diese Frau wirklich? Sie schaffte in ihrer lächerlichen Jugend jeden schweren Zauber anscheinend mit Leichtigkeit, erfand mal so zum Spaß Flüche, bei deren Komplexität sich mir die Haare sträubten.

Ich würde sie mir morgen in Hogwarts schnappen und bei diesem Gedanken musste ich doch glatt leicht lächeln.
Snapes Sicht ende
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