Anzahl der Beiträge : 1586 Anmeldedatum : 08.02.12 Alter : 42 Ort : München
Thema: Kapitel 332-333 Mo Dez 03, 2012 2:48 am
332. Kapitel Moulin Rouge
„Versuch es mit der Wahrheit, so schwer ist das nicht, Liebes!“, erwiderte ich betont kühl, aber trotz allem sehr überheblich und sie schickte mir einen unsicheren Blick, wegen meiner blasierten Forderung.
„Du bist kein Mann, der die Wahrheit hören möchte!“, meinte sie widerwillig, aber ungewohnt ehrlich wie sie mich sah und einschätzte und das fand ich doch erbaulich. Es war schön, dass sie diese Hürde schon mal genommen hatte. Als ich mein Besteck ablegte und mich etwas zurücklehnte um sie voll im Blick zu haben, bedeutete ich ihr auffordernd mit einer Geste zu sprechen:
„Versuche es!“, bat ich autoritär, dabei lag eine gewisse unbeugsame Härte in meinem Ton und sie stellte das Glas, aus dem sie nochmal einen großen Schluck genommen hatte, versucht vorsichtig ab. Es war als wollte sie Zeit schinden, bevor ihr Kopf entschlossen hochruckte und ihr hoher Pferdeschwanz in Bewegung geriet, somit konnte ich in stahlharte, braune Augen blicken, die sehr entschlossen wirkten.
„Es schmeckt grauenhaft, ich hasse Lamm!“
„War das nun so schwer?“, fragte ich samtig amüsiert, dabei schoss meine Hand rasch vor und ich umfasste ihre Hand, die ihre Gabel hielt und drückte diese bestimmt herunter. Diese Berührung ließ sie erstarren, dabei wurde ihr Blick lauernd aber immer noch war keine Spur von Furcht ihn ihrem selbstbewussten Blick zu entdecken.
„Wenn du es nicht magst, musst du es nicht essen!“, betonte ich großzügig, hauchte es aber leise. Bei diesen Worten wurden ihre Augen ungläubig groß.
Und als ihr der Mund leicht aufging, in augenscheinlich sprachlosem Entsetzen über meine Großzügigkeit, nützte ich flott die Chance, die sich mir bot und führte meine Gabel, auf der ich ein Tandoori Chicken hatte, zu ihrem Mund. Wieder fütterte ich sie, wie beim letzten Mal und sie gab sich sichtlich einen Schubs, mir langsam entgegenzukommen um sich die Gabe von den Zacken zu holen. Als ich das Besteck langsam zurückzog und sie aß, nahmen ihre Züge einen verträumten Zug an.
„Viel besser!“, wisperte sie nun genüsslich, dabei zeigte ich ein gönnerisch zufriedenes Lächeln, während ich mich sachte zurückzog und sie wieder freigab. Ich bedauerte, mich wieder von ihr zu entfernen.
„Geht doch ganz einfach, Liebes!“, schmunzelte ich sie nun mit einer eindeutig überheblichen Miene an und sie riss sich amüsiert ein Stück Naan-Brot ab und tunkte es in die Soße ein.
Während wir uns nun durch die kulinarischen Köstlichkeiten kämpften, die wohltuend nach Pfeffer, Kurkuma, Kardamon, schwarzem Senf und Bockshornklee dufteten, meinte sie urplötzlich, das verständige Schweigen beenden zu müssen.
„Du hast Fudge ganz schön fertig gemacht, Lucius!“, lauschte ich ihrem Ton und nahm nichts weiter wahr als aufrichtiges Amüsement.
„Der gute Cornelius war schon immer etwas langsam, ungelenk und plump…“, kam es verächtlich von mir und eigentlich wollte ich weiter ausführen, was ich schon alles mit diesem Mann erlebt hatte, als sie verhalten kicherte, etwas albern wohlgemerkt, was mich konsterniert die Braue heben ließ, denn derart unbeherrscht kannte ich sie nicht.
„Du bist belustigt!“, entgegnete ich mokant und schenkte ihr einen argwöhnischen Blick, aber meine Maske saß wie immer perfekt, da ich nicht nachvollziehen konnte, was sie an dieser Aussage erheiterte.
„Sorry, aber die Assoziation, die mir dank deines „plump“ beschert wurde… ist zu köstlich!“, erwiderte sie nun atemlos und zeigte sich sehr erheitert, etwas was ich noch nicht im richtigen Kontext erkannte und damit machte sie mich neugierig.
„Du hast nie erzählt, was in den Räumlichkeiten der Fudges vorgefallen ist?“, forschte ich sachte nach, da sie nie dazu gekommen war mehr zu erzählen, weil ich sie verletzt hatte. Die Erinnerung an diesen Zusammenstoß zwischen uns zeigte sich nicht in ihrer Maske, die sie gerade gekonnt zur Schau trug, aber daran, dass sie sich ein kleines Stück Curry-Fisch in den Mund geschoben und gemächlich gekaut hatte bevor sie antworte, sie hatte sich somit wieder Zeit erkauft. Dies war für mich ein Zeichen, dass sie diese Sekunden brauchte um sich zu fangen, um mir dann ein umso verruchteres Lächeln zukommen zulassen, das man fast als dreckig bezeichnen konnte, etwas was mich verwundert blinzeln ließ, denn ihr schien trotz der ereignisreichen und wenig schönen Vergangenheit mit mir der Schalk im Nacken zu sitzen.
„Lucius… das hab ich niemanden erzählt… sonst würde es mich wohl im Schlaf als Albtraum verfolgen!“, stockte sie immer wieder kichernd, wobei sie sich die Serviette manierlich vor den Mund hielt und sich abtupfte.
„Bitte?“, meinte ich sehr neugierig, aber auch sehr höflich.
„Fudge steht auf SM oder so was, keine Ahnung! Frag nicht, wie ich ihn gefunden habe…“, brach sie plötzlich in das ehrlichste, offenste und lauteste Lachen aus, das ich jemals von ihr hatte vernehmen dürfen. Ich war paralysiert von der Schönheit ihres Anblicks, der mir noch nie derart unbeschwert erschienen war. Sie verstand es, mich zu fesseln, weswegen ich nun rasch nach dem Weinglas griff um mich wieder zu fangen und die absolut nichtssagende, im höchsten Fall höhnisch zustimmende Maske ihr gegenüber aufrecht zu erhalten und es gelang mir zum Glück erstaunlich leicht, die Kontrolle zu behalten.
Sie warf belustigt den Kopf in ihren Nacken, sodass ich ihren geschwungen Hals begutachten konnte, worauf ich schnell wieder das Weinglas anhob und nochmals trank um mich zu fassen.
„Wie meinen, Cornelius? Wahrlich? Das bedeutet, du hast ihn nackt gesehen?“, fragte ich konsterniert, dabei verzog ich bei dem Gedanken angewidert die aristokratischen Züge. Die Vorstellung sorgte alleine schon dafür, dass einem der Appetit vergehen konnte. Sie biss sich immer noch kichernd auf die Unterlippe, während ich maliziös fortfuhr: „Ich denke aber, an einem echten Folterkeller würde er keinen Gefallen finden!“
„Hahaha… amüsante Vorstellung, sich ihn dort unten vorzustellen… aber ich denke auch, er steht nur auf die Vorstellung von Schmerz, denn von wirklichen, echten Schmerzen hat er keine Ahnung. Er weiß nicht, wie sehr eine Gerte oder eine Peitsche schmerzen kann und dass dies an sich schon abstrus ist, dabei an Sex zu denken, wenn einem die Haut vom Leib gezogen wird!“, offenbarte sie überraschend leutselig und schob sich gerade unbekümmert wirkend ein Stückchen Huhn zwischen ihre schön geschwungenen Lippen. Das Thema und ihre eigenen Erfahrungen schienen ihr nicht auf den Magen zu schlagen. Sie sprach ohne Groll oder Rachsucht oder gar, dass sie mir gegenüber nachtragend erschien. Dieses Biest war immerwährend erhellend.
Die Frage war nur, war sie so gleichgültig sich selbst gegenüber, oder spielte sie dies nur derart gekonnt um vor mir das Gesicht zu wahren?
Sie wandte sich nun den angebotenen Fladenbroten zu und runzelte leicht unwillig die Stirn, sie kostete vorsichtig von dem Puri, das frittiert wurde, dann brach sie ein Stück von dem Chapati, als sie sich nach kurzem Überlegen endgültig für das Pistazien-Naan Brot entschied, das sie schon zur Vorspeise genossen hatte und es erheiterte mich ungemein, sie zu beobachten, wie sie akribisch vorging, bevor sie ihre endgültige Entscheidung traf. „Das ist nicht dein Ernst? Wie muss ich mir das vorstellen? Er lässt sich peitschen? Von wem, wie?“, fragte ich interessiert, dabei umging ich nonchalant ihre Schlussaussage, da ich ihr schließlich die Haut vom Leib gezogen hatte. Nicht, dass es mir leidtun würde, das tat es nicht, dafür war ich in dem Moment viel zu wütend und zornig gewesen über ihr Verhalten, aber ihr Auftreten, wie sie sich gerade präsentierte ließ sie zu etwas ganz Einmaligem werden. So auch jetzt, da sie mir nun detailliert und sehr lebhaft schilderte, wie sie Cornelius mit seiner Gattin beobachtet hatte und auch wenn sie mir es angeboten hätte, ich hätte Legilimentik dankend abgelehnt, denn das musste selbst ich nicht miterleben. Der Gedanke war verstörend genug.
Dabei zeigte sich, sie war eine gekonnte Unterhalterin, die charmant, geistreich und witzig war und jetzt kam auch gerade ihr verspieltes Wesen zutage, als sie mehr als facettenreich erzählte, dass die Erzählung einen fast bildlich ansprang. Es war fesselnd, dass wir fertig aßen, ohne dass es groß auffiel wie die Zeit verging.
Als das Essen schlussendlich abgeräumt wurde maß sie mich mit schiefgelegtem Haupt.
„Lucius… wirst du der neue Minister?“, fragte sie plötzlich zaghaft, mit langgezogenen Worten, worauf ich ihr eine nichtssagende Maske schenkte und mir eine verirrte, lange Haarsträhne hinter die Schulter strich.
„Nein!“
„Warum nicht?“
„Malfoys werden keine Minister!“, resümierte ich endgültig und fragte mich eigentlich eher, was sie zu der Annahme trieb ich könnte dieses Amt und diese Würden anstreben.
„Was soll das heißen?“
„Das was ich sage, Malfoys werden keine Minister!“, verkündete ich snobistisch kühl und lehnte mich zurück.
„Das heißt, ihr seid nur die grauen Eminenzen im Hintergrund, die nie nach vorne in die erste Reihe treten?“, wollte sie es genau wissen und ein fast lauernder Ausdruck schlich sich in meine grauen Augen, da ich nicht verstand was sie mit dieser Frage bezweckte zu erfahren.
„Der Hintergrund ist gut genug!“, erwiderte ich knapp, dabei lavierte ich ausweichend um die Frage, während sie diese nichtsnutzige Aussage mit einem sarkastischen Grinsen quittierte.
„Lucius, ich kenne keinen Mann, der so schillernd auffällt wie du!“, meinte sie eindringlich aber auch furchtlos und ich lachte dunkel auf über ihre Beschreibung von mir.
„Danke für das Kompliment! Aber um aufzufallen muss ich eben nicht diesen expliziten Platz einnehmen!“, entgegnete ich schroff, dabei zeigte ich dann meine Kompromisslosigkeit in diesem heiklen Thema.
Mich sowie meinen Vater hatte der Lord schon während des ersten Krieges mit diesem Thema genervt, aber wir hatten uns vor derartiger, von unserer Seite unerwünschter, Öffentlichkeit drücken können, wie auch alle anderen Malfoys davor, in der Vergangenheit. Ich würde nun nicht damit anfangen, mit dieser Tradition zu brechen, denn man konnte nur der „Buh-Mann“ sein. Man konnte es nicht allen recht machen und da war es sehr hinderlich, dass Malfoys und erst recht ICH mich nie rechtfertigten.
Und schließlich hatte dies auch der Dark Lord akzeptiert und erfreute sich seiner Hände, die im Verborgenen agierten, umso mehr.
„Du willst wirklich nicht!“, meinte sie plötzlich glaubhaft, dabei strich sie sich über ihr straff nach hinten gekämmtes Haar. Sie schien diese Offenbarung über meinen Unwillen mich als Minister zu profilieren tatsächlich zu erstaunen.
„Nein, will ich nicht!“, setzte ich nüchtern hinterher und unterstrich dies mit einer knappen Handgeste.
„So wie du auch nie dem Lord eine direkte Konkurrenz sein könntest, oder möchtest!“, wisperte sie mit einer Spur Unsicherheit in der Stimme und meine elegant geschwungene Braue wanderte sehr hoch über diese Feststellung, bevor ich erkannte, dass sie versuchte, zu erfahren wie ich dachte, handelte und agierte. Nur deshalb zog ich es überhaupt in Betracht, diese Aussage zu kommentieren und trank erst einen weiteren Schluck und drehte das Glas gedankenverloren in meinen Händen, denn dieses Thema war nicht ungefährlich.
„Wirst du ketzerisch? Pass auf!“, drohte ich somit leise, als ich die Entscheidung traf, dass ich ihr doch antworten wollte und ich diesem Impuls nachgeben wollte, worauf sie betroffen eine Hand auf ihre Brust presste, als wäre sie überrascht, dass ich überhaupt antwortete, weniger weil ich ihr drohte. „Aber, ich denke, ich verstehe die indirekte Frage, als die sie gestellt wurde! Und da kann ich dir sagen, dass der Lord sich immer gegenwärtig war, dass die Familie Malfoy nie den ersten Rang, aber immer die ersten Reihen anstrebt, wir sind keine Konkurrenz für ihn, das ist ein Familienkredo!“, erklärte ich unter ihrem ungläubigem Blick geschäftig, als ich erleben durfte, wie sich ihre Augen minimal vergrößerten und sie den Mund leicht herab verzog.
„Dann sollte es wohl auch mein Kredo werden!“, entgegnete sie fest und ihr Blick zuckte über den Tisch zu mir.
„War deines denn ein anderes?“, fragte ich argwöhnisch, mit sich krausender Stirn.
„ICH… nein! Das Rampenlicht überlasse ich gerne den anderen!“, wehrte sie sofort demonstrativ ab, wobei ihr langer Pferdeschwanz wieder in Wallungen geriet und die Spitzen über ihre Schultern streiften.
„Das hätte mich auch gewundert, wenn es dein Begehr gewesen wäre es zu erreichen…! Die Öffentlichkeit!“, unterstrich ich meine maliziöse Aussage mit einer weitschweifigen Geste.
„Wie gut ich doch in diese Familie passe!“, kam es fast spöttisch von ihr und es kostete mich viel, ihr nicht zu sagen wie passend ich sie in mehr als einer Hinsicht fand, aber ich versagte es mir rigoros und behielt die kühle Maske aufrecht.
„Wohl wahr, Liebes, wohl wahr! Nun… was möchtest du trinken, zum Dessert… oh, eine einladende Geste, dann legst du dein Wohl wieder in meine Hände?“, fragte ich provozierend süßlich, was mir ein weniger damenhaftes Schnauben von ihrer Seite einbrachte.
„Ja, die Entscheidung obliegt dir, ich vertraue dir! Und ehrlich, ich würde es vermissen, wenn du weniger hochtrabend mit mir sprechen würdest!“, ging ihre Ironie gerade mit ihr durch und ich klopfte tadelnd mit dem Zeigefinger auf den Tisch, bevor ich auf ihre Provokation reagierte.
„Würdest du?“, zweifelte ich samtig, mit schiefgelegtem Haupt.
„Nun es macht dich einzigartig!“, stellte sie ziemlich süffisant fest und ich bestellte nonchalant das Dessert und die Getränke, während ich über sie und ihre augenblicklich betont offene und forsche Art sich zu präsentieren schmunzelte. Das wagte an sich nur Severus mir zu sagen, dass ich zu hochtrabend sprach, wenngleich sie um Welten charmanter war als der griesgrämige Mensch, der sonst meinen öden Alltag erhellte.
„Lucius, was soll das? Willst du, dass ich dick werde? Ich bin doch schon satt!“, lachte sie plötzlich amüsiert los, als der Ober mit der Dessertauswahl ankam und ich musste ein spöttisches Grinsen hinter einer Serviette verbergen, als er zuerst das Getränk vor uns hinstellte.
„Na, ein bisschen mehr würde nicht schaden!“, versetzte ich ihr dann überheblich einen kleinen Schlag und durfte ein seltenes Zusammenzucken von ihr erleben, das wirkte, als hätte ich sie getroffen.
„BITTE, zu wenig, ich bin zu wenig?!“, echote sie ungläubig. Hier zeigte sie sich typisch Frau, ganz weiblich empört und fuhr doch tatsächlich tastend über ihre Seiten. Sie war durch und durch drahtig, schlank und zierlich und voll trainiert, aber immer noch mit genügend weiblichen Rundungen ausgestattet, aber etwas ärgern war doch noch erlaubt, wenngleich ich im Manor oft beobachtet hatte, dass sie fast nichts am Morgen zu sich nahm und auch die anderen Mahlzeiten ab und an mehr über den Teller schob statt aß. Die letzte Zeit war anstrengend gewesen für sie und sie wirkte noch schlanker und dünner als früher.
„Hier, ich habe Masala Chai Tee bestellt, genieß ihn“, empfahl ich jovial und überging ihre Indignation gewohnt blasiert, denn mir stieg selbst der Duft des mit Kardamon und Ingwer zubereiteten Tees in die Nase, was mich verlockte, ihn zu kosten, während sie konsterniert über mich das Haupt schüttelte. Sie musterte die ansprechend servierte Auswahl des Desserts, bevor sie sich dann wacker durchprobierte. Das Barfi badam, das ein indisches, weißes Konfekt war, probierte sie als erstes, dem folgte das Firni, ein Reisdessert mit Rosenwasser und Mandeln, Safranfäden und Pistazien, dem auch ich dann genießend zusprach.
Als sie sich ein kugelrundes Laddu wacker in den Mund steckte und sofort zu ihrem Tee griff, musste ich schmunzeln, denn offenbar schmeckte ihr die Kugel aus Kichererbsenmehl, Sesamsamen und in Butter geröstet gar nicht. Diesmal zeigte sie mir dies offen und schüttelte sich unter meinem aufmerksamen Blick. Also nutzte ich die Gunst der Stunde, als sie die Tasse absetzte und beugte mich weit zu ihr und streckte ihr meine Hand entgegen.
Es war eine stumme Aufforderung, dass sie ihre Lippen öffnen sollte, was sie sofort bereitwillig tat, etwas was mich eine große Genugtuung verspüren ließ. Sie umfing mit ihren Lippen ein kleines Stückchen des Möhren-Halva, einem süßen, gelblichen Nougats, verfeinert mit Rosinen und Mandeln und kostete es deutlich genießender als die Kichererbsenkugel zuvor.
„Man könnte denken, du willst mich mästen! Aber es ist lecker!“, schluckte sie, bevor sie sprach und leckte sich genüsslich über die roten Lippen und bannte damit meinen sengenden Blick.
„Na, das freut mich, dass dir nur das Lamm nicht zusprach!“, resümierte ich positiv und leicht überheblich, dabei lehnte ich mich wieder zurück, bevor es ihre nächste Frage schaffte, mich wieder zum Nachdenken zu bringen.
„Lucius, kennt Draco eigentlich das Büro, also auch dein Reich?“, hörte sie sich plötzlich sehr ernst an und ich richtete mich auf, behielt sie die ganze Zeit aufmerksam im Fokus. Dass sie selbst hier Draco ansprach wunderte mich sehr, aber ich blickte sie fast erheitert an.
„Er war einmal in meinem oberen Büro, sonst war er bisher nur im magischen Turm und dort in einigen der Besprechungsräume! Warum?“, wanderte meine Braue taxierend in die Höhe, während ich interessiert nachfragte.
„Nur so, es hätte mich interessiert. Aber dass du ihm dein Reich hoch oben über der Stadt nicht öfters zugänglich machst wundert mich! Warum?“, verzog sie ihren hübschen Lippen zu einem Schmollmund.
„Es gibt keinen Grund!“, beendete ich das Thema entschlossen und sie fügte sich meinem bestimmten Ton, der es ihr verbot weiter in mich zu dringen.
Denn was sollte ich ihr sagen? Dass ich Draco nicht jetzt schon als meinen Nachfolger in meinen geschäftlichen Belangen sah, da sich bisher jeder Malfoy selbst verwirklicht hatte und nicht zwingend das weiterführte was ein anderer begonnen hatte? So wie ich die Abraxaner zwar weiter züchtete, aber sie nur als Hobby betrachtete und darin anders als mein Vater nicht meine Erfüllung fand. Ich wollte, dass Draco eigene Wege ging, so wie ich es damals nach meiner Eheschließung getan hatte und bei dem was ich von dem Jungen wusste, tat er dies mehr als erfolgreich, ohne dass ich es ihm explizit sagen musste.
Und so beendeten wir das erstaunlich harmonische, gemeinsame Mahl in einer ungewohnt gelösten Atmosphäre. Wir erhoben uns und ich half ihr höflich und umsichtig in ihren Mantel und geleitete sie hinaus, während sie sich wieder ihre langen, schwarzen Handschuhe überstreifte.
„Ich danke dir, Lucius, für den herrlichen Abend, er war sehr entspannend und schön!“, wandte sie sich an der frischen Luft mir mit leicht geröteten Wangen zu und ich lüpfte abwägend eine Braue über ihre, wie es für mich klang, netten Abschiedsworte.
„Du denkst doch nicht, dass der Abend schon vorbei ist?“, fragte ich leicht tadelnd und amüsiert.
„Nicht…?“, echote sie ungläubig, aber auch sofort sehr misstrauisch und auf der Hut, als würde ich sie von jetzt auf gleich in ein Schlafzimmer entführen. Für wie plump hielt sie mich?
„Er beginnt erst jetzt!“, fasste ich ihre halberhobene, behandschuhte Hand fest und zog sie mit einem Ruck rasch zu mir, wodurch sie überrumpelt an meine Brust stolperte, worauf ich einen nonverbalen Zauber sprach, der uns vor neugierigen Muggelaugen verbarg, dann apparierte ich uns leise wie ein Lufthauch. Ich war belustigt über die Erkenntnis, dass sie stets versuchte mir zu entkommen, wo es doch kein Entkommen geben konnte.
Lucius Sicht ende
Hermiones Sicht
Dieser Mann war unsäglich. Nach diesem unerwartet netten und fast unspektakulären Essen hatte ich versucht, ihn höflich hinter mir zu lassen und jetzt? Jetzt wurde ich irgendwohin transportiert, während ich eng an seiner männlichen Brust lag. Ich fühlte mich minimal entführt!
http://www.malarestaurant.co.uk/
Obgleich der bisherige Abend erstaunlich ruhig verlaufen war, war ich unsicher ob es so weiter gehen würde. Das Restaurant, das er ausgesucht hatte, war in einem überraschend hellen und freundlichen Ambiente gestaltet, das uns gastlich empfangen hatte. Es lag in einem roten Backsteingebäude und wir saßen an weitgeschwungenen Rundbogenfenstern, auf hölzernen Korbstühlen, mit Blick nach draußen, auf das Becken mit den Yachten und Segelbooten und dem Pier, den geschwungenen Laternen sowie den frühlingshaft erblühenden Blumen in großen Kübeln. Es war sehr idyllisch und so gänzlich anders als damals bei unserem ungeplanten Essengehen.
Die Gerichte waren himmlisch, lecker gewürzt und schmeckten mir tatsächlich sehr gut. Unsere Unterhaltung hatte auch keine Wünsche offen gelassen. Es hatte mir absolut nichts ausgemacht, mit ihm über weniger schöne Vorfälle zu sprechen, denn ich hatte gelernt mit dem was passierte tatsächlich abzuschließen und es hinter mir zu lassen, sonst würde ich drohen verrückt zu werden, mit den Selbstzweifeln und dem Selbsthass, der da unweigerlich aufkommen würde und so genoss ich unser Zusammensein.
Ich hatte bei jedem Thema ein ehrliches Lächeln zeigen können, auch Lucius hatte sich bisher von einer sehr unverkrampften, ungewohnt gelösten Seite gezeigt, als würde er nicht mehr permanent versuchen mich zu dominieren und zu beherrschen. Es war eigentümlich zu erklären, aber er war noch immer Lucius, mit seiner perfekt sitzenden Maske. Der selbstherrliche, arrogante, überhebliche und eingebildete Malfoy, wie immer, aber es war als würde er mich akzeptieren wie ich war!
Als er diese ganzen doppeldeutigen und zweideutigen Aussagen getroffen hatte, über Vertrauen, Ehrlichkeit und die Wahrheit, da war mir kurz anders geworden, weil er nicht nur auf das Essen und die Gerichte angespielt hatte, das war uns beiden gegenwärtig, aber nun, ich hatte wahrlich versucht, Lucius gegenüber offen zu sein, was nicht leicht für mich war, wie ich mir eingestand und ein vollkommen neues Erlebnis.
Und jetzt waren wir hier in einer wie es mir schien schäbigen Seitengasse, nur dass ich es nicht richtig ausmachen konnte, da es mittlerweile sehr spät war und die Dunkelheit sehr undurchdringlich, aber ich kannte die Gegend tatsächlich nicht, wie mir ein schneller Blick in meine Umgebung zeigte. Ich löste mich keuchend von ihm, da er keine Anstalten machte zurückzuweichen oder mich freizugeben, denn selbst jetzt hielt er meine Hand immer noch fest umklammert.
„Lucius, ich dachte, nur ein Essen?“, empörte ich mich kalt über sein eigenmächtiges Handeln.
„Einen Abend, eine Nacht, eine Verabredung! Das ist ein Unterschied und die Nacht ist noch jung!“, kam es von ihm gewohnt herrisch und ich verbiss mir amüsiert die ironische Erwiderung, dass es immer so passieren musste, wie von ihm gedacht. Es war anstrengt, einen derart dominanten, autoritären, herrschsüchtigen und befehlenden Mann vor sich zu haben.
„Nun komm!“, befahl er gewohnt eisig und ungeduldig. Er griff nach meiner Hand und platzierte sie so, dass ich mich unterhakte, dann Schritt er hochherrschaftlich über das unebene Kopfsteinpflaster zielstrebig von dannen, wobei ich tatsächlich dankbar für seinen starken Arm war, denn die schwarzen, hohen Lackheels waren nicht wirklich mit dem Pflaster kompatibel. Das große Gebäude, auf das wir nun zuhielten, wurde von vielen, farbigen Lichtern angestrahlt, die es fast lila erscheinen ließen.
Ich war überrumpelt und fragte mich ernsthaft, was er mit mir vorhatte.
Das vor uns war ein beeindruckend weißes Gebäude, gebaut im Stil des letzten Jahrhunderts. Das Erdgeschoss war mit dunklem Holzvorbau verkleidet und 3 rote Schirmdächer, überdachten je einen Eingang. Das ganze Haus wurde von einer Glaskuppel gekrönt. Es war ein durchwegs schönes, pompöses Bauwerk, mittig auf einem Platz und ich bemerkte aufgrund eines Straßenschildes, dass wir am Camden Place gelandet waren.
„Was ist das?“, fragte ich perplex und spürte Lucius‘ präsente Gegenwart viel zu nah neben mir, gleichzeitig versuchte ich dies nicht anzuerkennen.
„Das, Liebes, ist das ehemalige Camden Theatre. Es war mal ein Varieté Theatre, vielleicht sagt dir Charlie Chaplin etwas, er ist dort aufgetreten. Danach wurde es ein Cinema und nun… jetzt ist es ein Nightclub!“, informierte er gewohnt nüchtern die Fakten.
„Ein Theater? Das ein Nightclub wird? Abstrakt… aber augenscheinlich ein gutes Geschäft!“, stellte ich frostig fest, da ich mir nicht vorstellen konnte was er dort mit mir wollte, aber meine Feststellung stimmte, denn in drei Menschenschlangen unter den drei roten Dächern und weit darüber hinaus, drängte sich Londons schlaflose Gesellschaft ungeduldig in der Warteschlange, um Einlass zu erhalten.
„Durchaus lukrativ…“, flüsterte er auf meine Aussage überheblich und ein unleserliches Lächeln lag auf seinen Lippen.
Als wir sehr selbstherrlich einher marschierten war mir gegenwärtig, mit Lucius und seinem langen, blonden Haar, seinem edlen Aufzug und natürlich dem obligatorischen Gehstock, konnte man gar nicht anders als aufzufallen! Dabei ging mit mir die beißende Ironie durch, denn ein Malfoy wollte meist nicht in der Masse untergehen und das bemerkte man auch. Die aufgetakelten Frauen warfen ihm heiße, kalkulierende und gierige Blicke zu, denn dass er Geld, Macht und Ansehen versprach erzählte sein ganzes Auftreten.
Gut, ich sollte bekennen, ich konnte mich von diesen aufgemotzten Frauen nicht mal ausschließen, denn mein Kleid, die Schuhe und die Handschuhe waren schon sehr stylisch, aber wie gesagt, ich bemerkte, dass die Frauen leidenschaftliche Blicke auf Lucius warfen und die geschniegelten Männer sich über sein hoheitsvolles, gestelztes und souveränes Gebaren und vor allem über seinen Stock lustig machten. Wie konnte man nur derart hirnlos sein?
Jeder in der magischen Welt hatte wenn nicht Respekt vor Lucius an sich, so doch vor seinem Gehstock, denn schließlich steckte darin sein Zauberstab, so eine spleeniges Eigenheit hatte nicht mal der Lord. Aber jeder wusste, Lucius verstand es mit dem Zauberstab umzugehen und man überlegte es sich zweimal, ihn zum Ziel des Spotts zu machen.
Natürlich reihten wir uns gewiss in keine ellenlange Schlange ein, schließlich waren wir Malfoys, dies war ein Umstand, der uns mehr als nur bitterböse und aufgebrachte Mienen, aber auch empörte Rufe einbrachte, während wir schnurstracks an der Menschenmenge vorbeidefilierten.
„Du weißt schon, dass ich eigentlich noch zu jung für einen Nightclub bin? Ich meine, ich bin Sechstklässlerin!“, gab ich sehr spöttisch grinsend von mir, denn es stimmte so nicht ganz. In der Muggelwelt war ich volljährig und selbst unter den Magiern war ich mit 17 schon längst mündig, aber trotz allem hätte ich in der Schule schon im Bett liegen müssen.
Während ich mit ihm sprach gingen wir weiter, wobei wir gar nicht auf die Menge achteten, die uns genau im Blick hatte. Die junge Frau mit dem schon älteren, markanten Mann, wobei man Lucius wahrlich nicht sein Alter ansah. Er wirkte viel jünger und auf der anderen Seite viel älter von seinem sicheren, selbstbewussten und souveränen Auftreten her, ach… eigentlich konnte man Lucius altersmäßig nicht wirklich einordnen.
Als Magier war er in den besten, jungen Jahren, Lucius war 42, das war für Zauberer wahrlich kein Alter, nicht mal mehr für einen Muggel, wenn man bedachte, dass die Lebenserwartung immer weiter stieg.
Meine Anmerkung über meine Jugend brachte mir ein tiefes, dunkles, spöttisches Lachen von Lucius ein und einen sehr intensiven Blick von ihm, der so viel sagte wie, morden kannst du aber abends nicht aufbleiben? Es war nicht wirklich nett, doch es stimmte, ich hatte bestimmt schon mehr erlebt und gesehen als die meisten es in einem höheren Alter von sich behaupten könnten.
Ich war versucht, ihm sehr kindisch die Zunge rauszustecken, denn ich hatte ihn nur darauf aufmerksam machen wollen, dass brave Zauberkinder nicht in einen Nightclub gingen, da gab es das nicht! Und als Muggelkind hatte ich schon lange nicht mehr gelebt, da sah man mal, was man alles als magischer Jugendlicher doch verpasste.
Wir konnten vereinzelt aufgebrachte und ungehaltene Rufe vernehmen, weil wir uns doch anstellen sollten wie alle anderen auch. So näherten wir uns dem roten Absperrband. Dahinter standen 4 stämmige, muskelbepackte Typen, wobei der eine große Augen machte, als er Lucius ausmachte, um sofort leicht nervös zu werden.
Sogleich schubste er das Paar, das gerade eintreten und durchgelassen werden wollte, grob zurück in die Menge, um Lucius und mir rasch Platz zu bieten, etwas was die Masse erboste und erregte.
„Hey, was soll das…!?“, brauste der Zurückgestoßene ungehalten auf, „Eine Frechheit!“, entrüstete sich die Frau schrill.
„Sir… heute?“, fragte der Türsteher vorsichtig überrumpelt und in seiner Hast verbeugte er sich fast vor Lucius, was dafür sorgte, dass ich Lucius einen taxierenden Blick sandte, welchen er süffisant, aber verhalten blickend erwiderte.
„Jaaa…“, drohte schon seine blasierte Tonlage samtig an, dass er die Frage nach dem, dass er „heute“ anwesend war absolut unangemessen fand, weil er sich gewiss nicht vor einem Türsteher rechtfertigen würde und der andere erkannte seinen Schnitzer auch gleich und haspelte rasch weiter:
„Eine Ehre, ich werde die anderen Informieren…“, versuchte der untertänige Angestellte seinen Fauxpas zu überspielen, während auch die anderen Türsteher höflich grüßten.
„Nein, das ist unnötig!“, zeigte sich nun Lucius gespielt jovial, während die anderen Partypeople in der Umgebung nur total unverständige Mienen zeigten darüber was uns für ein Empfang zuteilwurde. Als wir hochmütig hindurchgingen und die wartende Masse hinter uns ließen, konnten die Ausharrenden noch hören wie ich hart meinte:
„Bist du es nie leid, derart von Kriechern umgeben zu sein?“
„Bitte, sage du mir nicht, dass du deine Männer anders führst!“, antwortete er nicht weniger dünkelhaft und aus dem Augenwinkel konnte ich das betretene Stirnrunzeln der Gäste wie auch der Angestellten wahrnehmen, die uns lauschten, denn dass ich schon Männer in meinem jungen Leben führen sollte, war bestimmt gewöhnungsbedürftig.
„Nun, sie wissen um die Konsequenzen, wenn ich unzufrieden bin!“, murrte ich düster, in Gedanken an ihr totales Versagen im Wald, das mich insoweit ärgerte, da sie zu leicht zu töten gewesen waren. Aber ich war von inkompetenten Individuen umgeben, doch das wusste ich und schließlich machte es mir dieser Umstand leichter, wobei ich Fenrir und Scabior von diesem abfälligen Gedanken ausschließen sollte. Dabei erkannte ich noch am Rande, dass Severus erschreckend auf mich abzufärben schien.
„Wohl wahr, ich werde nie das mit der Schur vergessen!“, grinste Lucius nun erschreckend kalt, sodass das seltene Lächeln fast wie eine Grimasse wirkte, als er über meine Strafe von der Stiefmutter der Greengrass Schwestern erinnerte. Nun stockte ich selbst, da ich selig an die Erinnerung dachte, während ich von Lucius gekonnt am Arm zur Garderobe geführt würde, wo ich meinen Mantel ließ. Somit kam mein von ihm gewähltes, extravagantes Outfit mit dem tiefen Rückenausschnitt erst recht gut zur Geltung.
Er leitete mich nicht in den Hauptraum des „Theaters“, sondern eine geschwungene, edle Treppe in den ersten Stock hinauf.
Im ersten Stock schallte mir schon der laute, dröhnende Bass der ohrenbetäubenden Live Musik entgegen und ich löste mich leicht von Lucius, da ich die weit ausladende Galerie bemerkte, die sich beeindruckend zum ehemaligen Vorführungssaal hin öffnete. Ich schritt zum metallenen Geländer und besah mir die kleinen Balkone reihum.
„Geh ruhig, ich bin sofort wieder da!“, beschied mir Lucius noch abgelenkt und ich durfte beobachten, wie er auf eine hübsche, rothaarige Frau zuging, die ihn vorfreudig empfing und sofort geschäftig wegführte. Es war mir gleich und ich dachte, dass es beruflich war also interessierte es mich nicht, denn ich war neugierig was ich nun sehen würde und so blickte ich in den „Vorführsaal“ des ehemaligen Theaters, der die Tanzfläche bildete. Wir befanden uns im ersten Stock in der Mitte der offenen Galerie und hier gab es nur zwei separate Balkone, je einen rechts und links am Ende.
Reihum im zweiten und dritten Stock waren die rotleuchtenden Balkone der Logen, die malerisch die Tanzfläche umrahmten und dem Ganzen einen ganz eigenwilligen, fast unwirklichen Flair gaben.
Es erinnerte mich an ein Varieté oder in seiner roten Verruchtheit von der erotischen Atmosphäre her, an das Moulin Rouge.
Denn auch der Raum an sich selbst war tatsächlich wie ein Theater gestaltet und erhalten, sprich mit roten Wänden, an denen üppiger, golden Stuck angebracht war. Auch die Balkonbrüstungen und die Decke waren damit aufwändig verziert. Es erinnerte mich schlagartig ans Manor und ich fand es traf Lucius‘ Geschmack exquisit. Wenn man bedachte, wie ungewöhnlich sich dieser Nightclub präsentierte, war es kein Wunder, dass das feierwütige Partyvolk hier gierig hereindrängte.
Auf der unteren, linken Seite fand sich eine rotleuchtende Bar. Da sie unter den Balkonen aufgebaut war, sah man sie nicht sofort. Es war interessant, zu erleben wie begehrt dieser Club war, denn es war brechend voll. Heute war Samstag, Wochenende und fast Mitternacht und eine schier unglaubliche Masse an Menschen belagerte und bevölkerte die Tanzfläche.
Die wilden Zuckungen und Verrenkungen der Tanzenden zogen einen in ihren Bann, da sie sich vollkommen den Klängen der Musik hingaben. Es war ganz anders als bei uns in der magischen Welt. Das letzte Mal, dass ich junge Menschen tanzen gesehen hatte, war auf dem Ball im Manor gewesen, was aber mit der ausgelassenen und verrückten Art hier nicht zu vergleichen war und davor auf dem Jule Ball in meinem 4ten Jahr, aber auch das konnte nicht mit der Dekadenz und wollüstigen Verpackung von diesem Club mithalten.
Es war erstaunlich aber anscheinend waren uns Zauberkindern diese Dinge fremd oder aber nicht wichtig, da es diese bei uns nicht gab, zumindest hatte ich noch keinen magischen Nachtclub kennengelernt.
Ich fühlte brennend die ab- und einschätzenden Blicke der Muggelmänner auf mir und es war erschreckend, dass mich hier diese Offenbarung traf, aber ich bemerkte, dass ich mich gar nicht mehr als Muggel sah. Dies war wirklich eine überraschende Erkenntnis, aber ich musste feststellen, dass mich mittlerweile von den nichtmagischen Muggeln mehr als nur die schnöde Magie trennte, denn ich wusste gar nicht, ob ich mich in meinem Dasein als SoulGatherer noch als reiner Magier sehen konnte.
Irgendwie gehörte ich nicht mehr in die Muggelwelt. Diese Welt, die an Unwissenheit nicht zu überbieten war, etwas was mir ein zynisches Schnauben entweichen ließ, denn es zeigte mir, ich hatte mich tatsächlich damit abgefunden eine Malfoy zu sein und sowohl zu Lucius und Draco als auch zu Severus zu gehören und das ganz und gar! Das hier…, dieses Leben, wäre keine Alternative mehr für mich.
Somit sondierte ich aufmerksam die nähere Umgebung auf der Galerie.
Die Männer hier erinnerten zum Teil vom Auftreten her an Scabior, Draco und Blaise. Dank dem Cottage könnten Harry und Ron als die schüchterne Fraktion durchgehen, aber gegen den Rest wirkte Hogwarts wie ein reiner Kindergarten. Wären gerade nicht Kriegszeiten würden die Jungs aus Hogwarts wie kleine, zehnjährige Kinder gegen die Männer hier wirken. Anscheinend behütete die magische Gesellschaft sehr wohl ihre Kinder.
Alle hier waren aufgedonnert und hergerichtet bis zum Exzess. Die Klamotten trafen eine dekadente Aussage, genauso wie das ganze coole und lässige Gebaren. Es ging ums Sehen und gesehen werden.
Die Frauen platzen zum Teil fast aus ihren knappen Kleidern und stöckelten auf schwindelerregend hohen Schuhen einher, aber die größte Diskrepanz war die ausgelassene Lust an der Freude des Feierns ohne das Wissen, dass ein Krieg aufzog, dass gemordet wurde, ganze Dörfer ausgelöscht wurden und dass alles in unmittelbarer Nähe zu ihnen.
Hier herrschte nur das entfesselte, mitreißende Chaos der sorglosen, gelangweilten, vergnügungssüchtigen und übersättigten Gesellschaft der Muggel. Als mich urplötzlich eine Gruppe von 4 mehr als ansprechenden, jungen Männer, so um die 20-25 Jahre alt, umstellten und begafften wie ein Zootier und damit meine mir heilige Ruhe störten. Ich hatte das Beobachten der sich mir ungewohnt bietenden Kulisse genossen. Ich fühlte mich gestört und das machte mich missmutig.
Das Rudelverhalten würde ich in diesem Leben nicht mehr verstehen, aber ich zeigte ihnen die kalte, beinahe nackte Schulter und wandte mich ostentativ nicht um.
Natürlich, mein Kleid war raffiniert und gewagt, gerade mit dem tiefen Rückenausschnitt und den Handschuhen, aber doch nicht so nuttig wie so einiges anderes hier, aber dass mich das Männerrudel derart abschottete gefiel mir gar nicht, wobei ich mich absichtlich nicht umwandte, da ich meine Sinne sehr wohl in meinem Rücken hatte, das hatte ich seit Bole perfektioniert.
Und dann spürte ich auch schon, wie sich wohl der vorwitzigste der Bande an mich heranpirschte und sich in Sekundenschnelle viel zu nah zu mir stellte, um sich viel zu vertraulich zu mir vorzubeugen, damit er mir ins Ohr brüllen konnte:
„Süße, ich hab das, was du suchst!“
Dies war wohl der dämlichste Anmachspruch, den ich je gehört hatte, aber da presste er sich abrupt und damit seinen Schritt fordernd an meinen Rücken, um mir seine Aussage zu demonstrieren. Dachte der echt, dass er wüsste, was ich suchte?
Himmel, solche Männer konnten so hohl sein und ich war versucht, meinen Dolch zu ziehen und ihm diesen rücksichtslos in die Eingeweide zu rammen, weil ich das gar nicht zu schätzen wusste, derart primitiv angemacht oder gar berührt zu werden.
Aber die Sorge, dass Lucius vielleicht einen günschillernden Fluch loslassen könnte vor Wut, dass man mich derart anging oder aber dass er keine Toten in seinem Club wollte, hielt mich schlussendlich davon ab und führte dazu, dass ich schnell einen sorgenvollen Blick über meine Schulter in die Richtung warf, in die er entschwunden war. Dies sorgte dafür, dass der mich bedrängende Mann einen Schritt zurückmachte und mir etwas Bewegungsspielraum einräumte.
„Und woher willst du wissen, was ich suche?“, fragte ich mehr als kalt, während ich mich langsam umwandte, denn ich fühlte mich nicht geschmeichelt, aber der mir nun gegenüberstehende, jugendliche Schönling konnte mit einem Fenrir, der mich brutal an die Wand drängte, um Längen nicht mithalten, wenngleich er gut trainiert war und durchaus an seinem höhnischen Grinsen zu erkennen war, dass er dachte, er wäre unbesiegbar aber vor allem auch unwiderstehlich.
„Wow, der Feger sieht von vorne auch noch hot aus!“, „Schnapp sie dir, Wills“, „Das ist eine Wilde!“, „Hey, der kriegt doch eh jede!“, „Die ist echt „süß“, danach würde ich sie nehmen!“, spornten ihn seine Freunde an und ich rollte genervt die Augen. Es gab nicht mehr viele, die es wagen würde über mich zu sagen, ich wäre „süß“, von DeathEatern oder dem Rudel gar nicht zu reden, denn selbst in Hogwarts schlotterten so einige vor mir, nach ihren spektakulären Zusammenstößen mit mir.
„Hey, das ist nicht schwer, keine Schnitte bleibt hier lang allein! Du stehst hier rum… ALLEIN! Bist sooo angezogen, du suchst einen Mann…“, tönte er großspurig und sehr überzeugt von sich, dabei präsentierte er seine strahlend weiße Zahnreihe und ich wurde widerwillig an meine Eltern erinnert, die ja selbst Ärzte, Zahnärzte, gewesen waren. Ein unwillkommener Gedanke, da ich es nicht mochte, wenn ich an sie erinnert wurde und so schüttelte ich unwirsch den Kopf, sowohl über die Behauptung des jungen Mannes vor mir wie auch über die Erinnerung.
„Jojojo, die sucht einen, der ihr es mal so richtig besorgt!“, grölte einer der Jungs im Hintergrund ordinär und ich musste doch glatt höhnisch Grinsen, wenn ich mir vorstellte, dass diese Möchtegern-Machotypen dachten, sie könnten auch nur im Ansatz mit Draco und Severus mithalten und das in allen Belangen. Das war absolut lächerlich und so schnaubte ich abfällig. Mir reichten meine Männer!
„Hey, warum tust du so verächtlich? Zweifelst du an mir? Komm mit, dann zeig ich es dir! Jetzt gleich!“, meinte dieser mit Wills angesprochene selbstbewusst und grabschte frech nach meiner behandschuhten Hand, die ich sofort unwirsch wegzog, etwas was ihn seine dunkelblonden Augenbrauen ärgerlich verziehen ließ und dann versuchte er, mich wieder nah zu bedrängen mit seiner Gegenwärt. Aber wie gesagt, gegen Severus, Fenrir und Konsorten wirkte es auf mich eher lächerlich und ich konnte diese Gruppe einfach nicht ernstnehmen.
„Jetzt stell dich nicht so an!“, forderte er ungeduldig, dabei versuchte er seinen Fuß zwischen meine Beine zu bekommen und wollte mich an den Hüften fassen, worauf ich konsterniert blinzelte und seine Handgelenkte umfasste und ihn weghielt, schließlich sollte er seine Grabschehändchen bei sich behalten. „Du wirkst nicht wie eine Zicke! Sei kooperativ!“, grollte er finster, da blinzelte ich ungläubig, ich war keine Zicke? Wobei er recht hatte, ich war noch nie zickig gewesen, aber tickte der noch richtig?
Ich konnte noch etwas ganz anderes sein, nämlich laut Severus und Lucius ein Biest und das war wesentlich gefährlicher.
queenie Königin
Anzahl der Beiträge : 1586 Anmeldedatum : 08.02.12 Alter : 42 Ort : München
Thema: 333. Kapitel Club Koko Fr Dez 07, 2012 2:30 am
333. Kapitel Club Koko
„Hört mir zu, ich bin schon mit einem Mann hier und bitte, wir wollen doch alle keinen Ärger! Geht! Ich suche nicht das was du denkst!“, gab ich streng von mir, zeigte mich aber von meiner besonnenen und zugänglichen Seite, während ich seine Handgelenke noch immer umklammerte, auf dass er mir nicht zu nahe kam. Schließlich wand er seine Gelenke grob aus meinen behandschuhten Finger und pustete sich affektiert eine Locke aus der Stirn.
„Was ist Süße? Du willst Spaß, ich bin Spaß!“, kam es derart überheblich von ihm, dabei grinste er ein schiefes und sehr selbstgefälliges Lächeln, ein Umstand, der mich nur noch starren ließ, bei so viel überbewertetem Selbstbewusstsein möchte man fast brechen. Ich meine, ich könnte sein Genick auf jede erdenkliche Art brechen, ohne dass ein Schrei über seine Lippen kommen würde und dieser Wicht dachte mich doof von der Seite anmachen zu können. Ich entschloss mich kühl kalkulierend keine Szene machen zu wollen und schenkte ihm ein fast nachsichtiges Lächeln, wie ich es für minderbemittelte Idioten bereithielt.
Aber wie gesagt, hier wollte ich keine Aufmerksamkeit, denn es gehörte Lucius und ich wusste, er schätzte so was gar nicht und so stieß ich mich entschlossen von dem Geländer ab, um durch den Kreis zu brechen, den die Jungs um mich gezogen hatten. Ich kam genau einen Schritt weit, bevor die Meute zudringlich auf mich zu glitt, mit aufdringlichen, frechen Grinsen in den unverschämten Gesichtern, um mich zurückzuhalten, aber mit einem Rudel beißwütiger Werwölfe oder maskierten, bedrohlichen DeathEatern oder wild um sich feuernden Auroren konnten sie nicht wirklich mithalten, daher fand ich das hier einfach nur affig.
Das gerade eben war enervierend, das waren keine Gegner und das sollten in dieser Muggelumgebung auch keine sein. Das waren dumme Jungen, die ein Mädchen auf die nicht feine Art aufreißen wollten und dachten, niemand könne ihnen widerstehen. Dieser Umstand hingegen war schon wieder etwas was mich wütend machte, da es mich effektiv an das Gewölbe denken ließ, ganz schlecht, denn bei diesen Gedanken ging es mit meiner Laune immer dramatisch bergab. Als ich mit plötzlichem Schrecken erkannte, dass ich in der Ferne weißblondes, langes Haar aufblitzen sah, was wohl bedeutete, dass sich Lucius langsam aber sicher näherte, traf ich eine Entscheidung. Der Teufel wäre los, wenn er uns erreichte und so überlegte ich mir schnell etwas um diese Ansammlung um mich herum zu zerstreuen und nach einem raschen Rundumblick fasste ich einen gewagten Entschluss, da schon wieder diese Nervensäge unverfroren von hinten nach meinen Hüften grabschte und ich zu meinem Leidwesen bemerkte, dass dieser Idiot nicht aufgeben würde, aber ein Zusammentreffen mit Lucius wäre für ihn gar nicht gut.
Während mich nun die Männer vor mir lüstern und anzüglich musterten, wandte ich mich langsam Belästigung Nr. 1 zu und grinste lasziv zu ihm auf.
„Na bitte, ich wusste, du erkennst, dass wir die beste Unterhaltung bedeuten, Baby!“, raunte er versucht verführerisch, dabei dachte ich ironisch, er könnte oder eher müsste bei Lucius in die Lehre gehen, damit es nicht derart lächerlich klang und so rollte ich die Augen und bückte mich übergangslos, ging vor ihm provozierend leicht in die Knie.
„Hey, die Kleine geht aber ran!“, „Wow, die bläst dir gleich hier einen!“, „Zu geil, wenn du fertig bist bin ich dran!“, riefen die Jungs begeistert, wobei sich ein sardonisches Lächeln auf meine Züge legte, da sie das wirklich ernst meinten und glaubten, dass ich dies her tun würde! Sie schlossen den Kreis nicht enger um uns, sondern machten sich selbst nur breiter, was für Idioten, denn welche Frau würde sich in der Öffentlichkeit derart demütigen? Ich nicht!
„Jo Babe, du bist zu geil!“, raunte mein Ansprechpartner vorfreudig und lehnte sich gerade erwartungsvoll bei der Aussicht auf den kommenden Genuss an das Geländer in seinem Rücken. Ich nützte die Gelegenheit und griff an. Ich umarmte seine Beine auf Höhe der Knie, hebelte ihm den Stand weg, nützte meinen Schwung aus der Hocke, in der ich mich befand und das ging so rasant und geschwind, dass man fast gar nicht schauen konnte. In einer geschmeidigen Bewegung schob ich gleichzeitig seine Waden auf meine Schulter und erhob mich damit wuchtig, somit stemmte ich mich kraftvoll hoch und hebelte ihn endgültig aus dem Stand und warf ihn dann rücksichtslos rückwärts und kopfüber über die Brüstung.
Er griff panisch und laut kreischend nach dem Geländer, als er auch schon mit Schwung über selbiges flog und hektisch rudernd durch die Luft fiel, um ungebremst auf den Tanzenden und Feiernden zu landen, die ihn unbewusst mit ihren erhobenen Händen auffingen. Weil er schließlich nur wenig grazil aus dem ersten Stock plumpste, war der Flug nicht allzu tief. Erstens war es nicht so hoch, denn dies hier war ein ehemaliges Theater mit tiefhängender Galerie, zweitens war es wie Stage Diving. Er landete somit recht weich. Als ich mich in dem kreischenden und erschrockenen Chaos, das nun herrschte, wieder ganz ruhig aufrichtete und betont gleichgültig meine schwarzen Handschuhe richtete und über meine Schulter über den Balkon hinter mir blickte, ließ ich mich so gar nicht aus der Ruhe bringen. Die Aktion an sich hatte ein paar Sekunden gedauert, sodass seine Freunde gar keine Chance gehabt hatten einzugreifen, außerdem waren sie vollkommen überrumpelt.
„Sag mal, spinnst du?“, „Hey, der zeigen wir es!“, „Was fällt dir ein?“, gingen erst jetzt, nach einer anfänglichen Schrecksekunde, die Bluthunde des Abgestürzten ungestüm und zügellos auf mich los und ich wirbelte herum, während wir von unten die erregten, aufgeregten und erschrockenen Schreie hörten, weil ein Mensch aus dem ersten Stock gefallen war.
Jetzt wollte mich schon einer grob an den Schultern packen, doch da kam pfeilschnell der von mir gefürchtete, dunkle Stock aus dem Nichts angeschossen und traf den Mann mit Kraft am Brustbein, wobei der Getroffene geschlagen aufkeuchte und atemlos um Luft rang. Lucius hatte einen ganz bestimmten Punkt angepeilt und getroffen, der den Angreifer effektiv ausschaltete und so kämpfte der Junge gerade darum einfach nur Luft zu bekommen.
„Hey, was willst du OPA?“, „Ja, verpiss dich!“, „Sonst zeigen wir dir, was passiert, wenn du dich einmischt!“, drohten die Kinder Lucius, was an ihm vollkommen abprallte, da er sie nicht eines Blickes würdigte, dafür sah ich tief in Lucius‘ graue, kühlblickende Augen, die die Szene, die sich ihm bot, musterten, einschätzten und bewerteten.
„Kann man dich keine Sekunde aus den Augen lassen?“, hisste er frustriert, wobei er unsere Gegner keine Sekunde aus den Augenwinkeln ließ, aber die Genugtuung, sie auch nur eine Sekunde zu beachten, ließ er ihnen nicht zukommen. Er war inspirierend in seiner verachtenden Haltung.
„Jetzt bin ich schuld? Wer sucht die Kleidung aus?“, fragte ich anklagend, aber ich meinte es provokant, weswegen ich die Hände aufreizend empört in die Seite stemmte.
„Musst du ihn gleich runter werfen?“, meinte er leidvoll kühl, worauf meine Augen streitlustig funkelten und er ein affektiertes Stöhnen ausstieß, um dann in einem fast süffisanten Tonfall zu bitten:
„Bitte, keine Toten in meinem Club!“
Einer der Unruhestifter schlug nun schon gereizt seine Faust in seine Handfläche und wollte uns angreifen, aber wir waren immer noch nicht bereit, diese Männer an unserem Disput teilhaben zu lassen, ein Umstand, der sie zu frustrieren schien.
„Was sollte ich sonst tun?“, wandte ich patzig ein. „Und deshalb hab ich ihn ja runter geschmissen! Er fiel weich!“, servierte ich ihm prompt meine Sicht der Dinge und über meine rechtschaffende Aussage verdrehte er tatsächlich die Augen, was ein Riss in seiner Maske war und mich eigentlich noch mehr freute als sonst etwas, denn tatsächlich wütend war er nicht auf mich, eher schien er amüsiert über mich, die Umstände und das, was ich mal wieder unberechenbares getan hatte.
„Hey, wir sind auch noch da!“, „Ja!“, „HALLO!“, „Ihr werdet euch noch wünschen, euch nicht mit uns angelegt zu haben!“, echauffierten sich die Jugendlichen über unsere totale Ignoranz ihnen gegenüber, da wir ihnen wirklich gar keine Aufmerksamkeit zukommen ließen. In diesem Moment erstürmte das bullige Sicherheitspersonal stämmig und bedrohlich wie sie waren die Treppen. Sie waren untereinander verbunden durch Stöpsel in den Ohren, mit denen sie immer an die Brandherde im Club gerufen wurden, damit sie rigoros für Ruhe sorgen konnten.
Trotz des fliegenden Mannes, spielte die Musik aber weiter und auch die Tanzenden hatten sich nicht groß davon beeindrucken oder gar stören lassen, dass ein Mensch über die Brüstung geflogen war.
„Hier sind die Unruhestifter“, wurde dem Sicherheitspersonal kalt von der rothaarigen Frau beschieden, die plötzlich auch wie aus dem Nichts auftauchte.
„Oh, Sir… Verzeihung?“, „Machen die Leute Ärger?“, „Das wird nicht wieder vorkommen!“, „Alles in Ordnung, Sir?“, sprachen die Männer wirr durcheinander, bis Lucius ihnen scharf ins Wort fuhr und arrogant mit einer allumfassenden Geste seines Gehstocks forderte:
„Ja, unsäglichen Ärger! Verbannen sie diese Kretins…!“
„Natürlich, wie Sie wünschen, Sir!“, griff sich jeder einen der Delinquenten unsanft am Arm, wobei jener, der das Glück gehabt hatte mit Lucius‘ Gehstock Freundschaft zu schließen, mittlerweile auf den Knien um Luft röchelnd nach Atem schnappte, aber auch dieser wurde brutal und rücksichtslos auf die Füße gezogen, um ihn wegzuschleifen.
„Und die Frau?“, glitt ein provozierender, wenig schmeichelhafter Blick über mich, als der Rausschmeißer nachfragte.
„DIE FRAU gehört ZU MIR! Und niemand fasst sie an!“, fauchte Lucius entnervt, worauf die zuvor derart machomäßig Auftretenden erstaunlich kleinlaut wurden und sich nur noch gegen die harten Griffe ihrer Aufpasser erwehren wollten.
„Hey Leute, schmeißt den Typen raus und die Zicke, die hat angefangen handgreiflich zu werden!“, „JA, sie hat Wills runter geschmissen!“, ereiferten sich die Jungen, als sie grob gepackt am Kragen hinausgeschleift wurden, was nicht ohne großes Getöse vonstattenging, als wir noch gerade hören konnten, wie der Chef des Sicherheitspersonals zynisch meinte:
„Mit dem Besitzer legt man sich halt nicht an, Jungs!“
„Was?“, „Scheiße Mann!“, kamen noch die verärgerten Kommentare, bevor sie endgültig aus unserem Sichtfeld entschwanden und ich schnell nach unten blickte, aber da sah ich nichts mehr, nur noch die sich zum Rhythmus der Musik bewegende Masse. Mein Opfer war schon verschwunden und die Partymeute hatte sich davon nicht groß tangieren lassen, dass ein Mensch auf ihnen gelandet war. Sehr interessant. An sich konnte die Menge an Leuten fast furchterregend wirken, aber von hier oben war es mehr als erträglich und ich war dankbar, nicht im Getümmel zu stecken. So stand ich nun wieder an dem metallenen Geländer, als ich plötzlich hinter mir Magie verspürte und herumwirbelte, um mich einem mich viel zu intensiv musternden Lucius gegenüber zu sehen.
Und da wusste ich, was er getan hatte, er hatte einen Dämmungszauber auf uns gelegt, denn der zu laute, zu bedrängende Lärm der Musik trat wohltuend in den Hintergrund, aber es wunderte mich nicht, denn so konnte man sich normal verständigen. Dass Malfoys schrien oder ordinär plärrten, das passte nicht und das tat man nicht und so verzogen sich fast automatisch meine Mundwinkel zu einem verruchten Grinsen, das er mit einem nicht weniger sardonischen Funkeln in den Augen erwiderte, da ich wieder einmal Aufmerksamkeit erregt hatte, wo ich gar nicht wollte.
„Komm…“, bat er plötzlich erstaunlich sanft und brach diesen intensiven Moment, wobei ich benommen ob des intensiven Blicks und aufgrund der unerwarteten Stille mein Haupt schüttelte, um diese leichte Benommenheit abzuschütteln, dann legte ich meine Hand wie von ihm gefordert vertrauensvoll in seine.
„Sir, ich möchte mich für die entstandenen Unannehmlichkeiten entschuldigen… das passiert sonst nie!“, zeigte die Angestellte Nerven und wirkte ob ihrer sonst kühlen Erscheinung nervös.
„Das will ich hoffen…“, strich Lucius‘ tadelnde Stimme seidig daher und bescherte der Frau eine sichtbar unwohle Gänsehaut, als er sie mit einer unwirschen Handgeste ungeduldig entließ und diese schnell entschwand. Bestimmt konnte sie ihr Glück gar nicht fassen, dass sie derart gut davongekommen war.
Unterdessen strebte Lucius mit mir dem Aufgang zum zweiten Stock entgegen und wir gingen hinauf, wobei ich alles genau registrierte.
Hier war ebenso alles in Rot gehalten. Rot war die beherrschende Farbe. Ein Unding, mit dem ich nicht gerechnet hatte und an den Stellen, an denen sich kein Stuck befand, waren glatte, rote Lackwände. Ich war völlig erschlagen, dass er hier ein derart verruchtes Ambiente geschaffen hatte, das aber trotzdem einfach nur stylisch wirkte und so kamen wir in den bewachten VIP-Bereich mit den Balkonlogen an. Diesen passierten wir fast schon gewohnt leicht, gingen an Leuten vorbei, die devot vor Lucius demütigst buckelten, denn es schien sich herumgesprochen zu haben, dass der Boss da war.
Das hier war wow! Dieser nicht öffentliche Bereich hier war sehr großzügig gestaltet, nur dass hier kein wildes, buntgemixtes Partyvolk herumlief, sondern sexy gekleidete Damen servierten komfortabel die Bestellungen und erledigten geschwind die Wünsche der eleganten Damen und Herren und überall hingen Vorhänge, natürlich auch die alle in Rot. Die in S-Formen geschwungenen Sitzmöbel waren mit rautenförmigen Lederstücken bezogen. Über den Séparées schwebten dicke, üppige Leuchter. Die Atmosphäre war unglaublich spannend und fantastisch, dabei erkannte und grüßte Lucius wohin man sah, denn hier war alles elitär und er bekannt als der Boss des Clubs.
Auch hier gab es weiter vorne eine Tanzfläche, nur weniger groß als die unten, aber auch diese hier war proppenvoll. Männlein und Weiblein vergnügten sich tanzend, aber auch in den abgetrennten Räumen ging der Spaß ab. Alles amüsierte sich und hier sehr viel dekadenter und ungezügelter als unten.
Die entweder reiche, mächtige oder prominente Gesellschaft gab sich hier die Klinke in die Hand. Uns geleitete eine hübsche Blonde zu einer der Loungeinseln. Wenn man hier die Vorhänge zuzog wäre man abgeschirmt, aber solange sah man vorne hinaus und an den Seiten die nächsten Sitzgelegenheiten und wie sich die Menge unterhielt, denn auch hier war alles voll besetzt. Der Laden schien mehr als gut zu laufen.
Die Blonde schenkte Lucius aufreizende Blicke. Er war aber auch gutaussehend, wenn auch eigenwillig durch sein langes, derart helles Haar, aber an sich war an ihm alles markant und männlich, und natürlich war er auch noch der Boss. Wobei ich frech grinste, denn Lucius war herrlich, indem er sehr wohl die Avancen und die Signale registrierte, die ihm mehr als eine Frau im Raum sandte, diese aber gekonnt und arrogant ignorierte, wie nur er es konnte.
„Bringen Sie uns MEINEN Whiskey!“, befahl er harsch, bevor er sich galant setzte und auffordernd neben sich auf die Couch klopfte, wobei ich mir bei dieser herrischen Geste etwas fremdbestimmt vorkam, aber ich verbiss mir einen giftigen Kommentar, schließlich waren wir nicht alleine, sondern von seiner Angestellten umgeben, bis die Frau Hüfte schwingend davonging.
„Du verstehst es wie immer aufzufallen!“, ergriff er das Wort und ich stimmte ihm mit einer Geste zu. Irgendwie hatte ich es verlernt, mich zu verstecken solange ich keine Maske oder einen mich umhüllenden Umhang trug. Sobald ich als Person auftrat war ich zu präsent. Ich zog zu viele Blicke auf mich und war einfach zu auffällig, aber was ich dagegen tun sollte war mir gerade auch schleierhaft.
Hermiones Sicht ende
Lucius Sicht
Der edle, dekadente und frisch renovierte Nightclub schien sie zu überraschen und die exklusive Umgebung sie zu fesseln. Während ich kurz von der Assistentin des Leiters des Hauses, Mandy, begrüßt wurde und sie mich einen Moment zum Clubleiter brachte, den ich sehr schätzte, da er nicht nur diesen Laden hier beaufsichtigte sondern auch meine lukrativen Geschäfte in einem bestimmten, wenig legalen Bereich lenkte, hatte er Gelegenheit, mich rasch ins Bild zu setzten, was die anderen Verteilerzentren betraf. Unterdessen ließ ich das Biest unbeaufsichtigt, wissend, dass sie mich nicht als Beschützer benötigte und sie es vorzog, ihre eigenen Eindrücke zu sammeln und ganz nebenbei wollte ich nicht zu besitzergreifend wirken.
Es war eine schlangengleiche Taktik, mit List und Tücke geführt, aber genau das, was ich als nötig erachtete um sie in Sicherheit zu wiegen und davon zu überzeugen, dass ich sie nicht einengen oder unnötig domminieren wollte.
Als ich dann aber zurückkam, musste ich erkennen, dass sich eine Traube um sie gebildet hatte. Gut, meine Wahl für ihr Kleid mit dem extremen Rückenausschnitt war gewagt, aber ansonsten war es schlicht, nur die Handschuhe waren noch sehr ausgefallen. Sie sah bezaubernd aus und das sah anscheinend nicht nur ich so.
Somit verwunderte es wohl weniger und wenn man ihr Geschick einrechnete, sich immer in die Bredouille zu bringen, dann erstaunte es erst recht nicht.
Mit Mandy, der Assistentin, näherte ich mich der Ansammlung, bis ich erkennen durfte oder auch musste, wie sie vor den Männern in die Knie ging. Ich versuchte meine Verwirrung über diese Tat zu überspielen und behielt die gewohnte, nichtssagende, kühle Maske, aber ganz erschloss sich mir ihr Tun nicht!
Um dann doch erstaunt zu blinzeln, denn wir durften einen plötzlich fliegenden Mann erleben, oder besser, einen über das metallene Geländer rudernden Mann erblicken, der mit Schwung in die tanzende Menschenmenge flog.
Sie hatte ihn runter geworfen!
Das war sie! Einzigartig, darauf musste man erst mal kommen, aber ich zollte ihrem brachialen Gebaren durchaus Beifall, denn sie verstand es immer etwas Unerwartetes umzusetzen. Ich mochte denken, dass das noch nicht häufig hier geschehen war und Menschen sicher nicht öfters übers Geländer flogen.
Da schreckte Mandy natürlich sofort wie ein Huhn auf und haspelte schnell in ihr Gerät um Hilfe zu beordernd, um die Ordnung im Club zu erhalten. Sie entschwand eilig mit einem sehr entschuldigenden Lächeln. Bestimmt trieb sie die Furcht, dass ich wütend über diese Geschichte sein könnte.
Aber wie könnte ich?
Das Biest spielte eine exponierte Rolle in diesem Drama und ich fühlte mich bestens unterhalten, weil sie es tatsächlich hatte wirken lassen, als würde sie ordinär irgendetwas sehr fragwürdiges in der Öffentlichkeit an einem Mann tun, als sie sich provokant bückte, nur um dann doch dem Mann die Beine wegzureißen, sodass er Hinterrücks hinunterfiel.
Sie war erregend rücksichtslos sowie fantastisch kaltblütig und die Männer mussten sie ernsthaft erzürnt haben, wenn sie zu solchen Methoden griff. Das Problem war nur, ich wusste von meinem Geschäftsführer, dass heute sich mal wieder die Polizei die Ehre gab und so griff ich entschieden ein, nicht dass sie noch ihre Messer zückte und wetzte. An sich wäre es mir gleich gewesen, wenn sie blutrünstig werden würde, denn mir waren gerade diese Männer und ihr Leben oder auch ihr Überleben gleichgültig, schließlich hatten sie das Biest angegangen.
Natürlich waren wir Magier und könnten zu den gedächtnisverändernden Zaubern greifen, aber ich bevorzugte es, hier nicht zu öffentlich Magie anzuwenden, vor allem da ich es nicht nötig hatte.
Dann hatte ich plötzlich aus dem Augenwinkel heraus wahrgenommen, dass einer dieser Individuen es wagte sie berühren zu wollen, natürlich wich sie aus und natürlich könnte sie es selbst lösen, aber ich war kein Mann, der tatenlos zusehen würde und so hatte ich meinen Stock erhoben und war zielstrebig durch die Menge gefahren. Als ich nah genug war, rammte ich das Ende meines Gehstockes mit einem gezielten Stoß auf seinen Solarplexus, traf ihn zwischen dem zwölften Brust- und dem ersten Lendenwirbel an der Hauptschlagader und verhindert effektiv, dass dieser Typ sie auch nur im Ansatz berührte.
Ich hatte mein Ziel mit Bedacht gewählt und nicht zu fest zugestoßen, da ich nicht seinen Tod wollte, aber ich wollte ihn ausschalten, ohne lange zu fackeln und da lag der Solarplexus als autonomes Geflecht sympathischer und parasympathischer Nervenfasern nahe, um ihn wirkungsvoll außer Gefecht zu setzen.
Unsere Unterhaltung daraufhin, umgeben von diesen Gesocks, war erbaulich, um nicht zu sagen köstlich gewesen, bis die Security kam und uns von diesem Abschaum befreite. Sie hingegen war die ganze Zeit die Ruhe selbst und vollkommen unbewegt, obwohl sie einen Mann ein Stockwerk hinunter geworfen hatte. Sie präsentierte sich mir, ohne auch nur eine Regung zu zeigen.
Jetzt saßen wir hier in meinem privaten Séparée, in der Mitte des VIP-Bereiches und sie wirkte angenehm entspannt, während sie sich wohlig zurücklegte, fast in dem bequemen Sofa lag und ihre Beine leicht anzog. Unterdessen wandte sie sich mir gespannt zu.
„Du besitzt einen Nightclub?“, raunte sie dunkel und aufgrund meines Zaubers in normaler Lautstärke daraufhin beglückte ich sie mit einem zynischen Lächeln.
„Natürlich, warum nicht? Ich besitze viel, wie du vorhin beim Essen sehr richtig erkanntest!“
„Wohl wahr, aber deine weitverzweigten Muggelverflechtungen sind immer wieder erhellend!“, antwortete sie frech, dabei grinste sie teuflisch und begann nun einen Handschuh langsam abzustreifen, etwas was auf mich gerade enorm lasziv wirkte, denn sie ließ sich absolut nicht hetzen.
Dann wurde ich unterbrochen, bevor ich etwas hätte erwidern konnte, da unsere Bestellung kam. Die Flasche lagerte in einer blauen Holzkiste und war etwas ganz Besonderes.
„Ich hoffe, den kennst du noch nicht, ein 30 Jahre alter Macallan-Whiskey…“, erklärte ich ihr geschäftig und sie schenkte mir ihre Aufmerksamkeit.
„Ein Schotte?“, fragte sie vorsichtig.
„Ja, sie verwenden als Gerstensorte „Golden Promise“, dadurch kommt das ungewöhnlich nussige und ölige Aroma zum Tragen, ja und natürlich reift er in Oloroso-Fässern, daher der leichte Sherry-Geschmack. Er eignet sich perfekt als Digestif nach unserem reichhaltigen Mahl!“, lobte ich eines meiner liebsten Muggelgetränke und schenkte uns gerade großzügig in die Kristallgläser ein, nachdem ich die Bedienung mit einer harschen Geste weggeschickt hatte.
„Lass mich raten, er ist nicht ganz billig!“, warf sie schmunzelnd ein.
„So um die 1.000 Pfund!“, spielte ich herunter und sie wusste es, wie mir ihre zweifelnd erhobene Braue bekundete.
„Dann hoffe ich, dass er gut ist!“, grinste sie mich spöttisch an, während sie mir das Glas abnahm, das ich ihr auffordernd hingehalten hatte, um sofort zu kosten.
„Mhm, lecker!“, nippte sie genießend und leckte sich aufreizend über die feucht glänzenden Lippen, wobei ich tief einatmete. Rasch lenkte ich meine Aufmerksamkeit kurz auf meine rote Umgebung, um mich effektiv abzulenken, denn ja, sie gefiel mir sehr aber ich wollte sie auf mich zukommen lassen und so durfte ich nicht zu direkt oder gar aufdringlich werden, auch wenn ihre Lippen mich geradezu einluden, sie zu küssen.
„Es freut mich, dass es mundet!“, entgegnete ich abgelenkt frostig und beobachtete unser Nebenséparée. Dort legte gerade eine Gruppe richtig los und bald würden sich wohl die Vorhänge schließen müssen, das erheiterte mich wieder, dann zuckte mein Blick zurück zu ihr und sie war natürlich meiner Aufmerksamkeit gefolgt.
„Ah, jetzt verstehe ich, dass du öfters hier bist!“, kam es leise von ihr und ich spitzte indigniert die Ohren, bitte? Was dachte sie? Dass ich hierherkam für mein körperliches Amüsement… nun, zumindest nicht mehr!
„Nicht wegen dem was du anscheinend denkst!“, entrüstete ich mich pikiert und als sie mich perplex ansah, führte ich es ungewohnt großzügig aus „Ich durchstreife öfters die Clubs, um nach dem Rechten zu sehen, meist geschäftlich…!“, deutete ich mit einer wegwerfenden Handgeste an. „DIE? Mehrere? Durchstreifen… meist geschäftlich? Aha, alles klar! Ähm, dann kann ich ja gehen!“, sie schien wahrlich erstaunt, dass ich mehr als einen Club mein eigen nannte. Und sie war pikiert, dass ich es wagte, dass „meist geschäftlich“ in den Mund zu nehmen, weswegen sie wohl wegwollte, oder trieb sie wie so oft die schlichte Flucht vor mir?
„Oh, bitte Hermione! Ich bin hier um die Geschäfte zu überwachen!“, wirkte es als würde sie mir wegen dem von mir angesprochenen „Geschäftlichen“ nicht ganz glauben und tatsächlich denken, dass ich nur wegen dem schnöden Spaß hier wäre.
„Weil das deiner Anwesenheit bedarf?“, zweifelte sie ehrlich, mit erhobener Braue und genoss schon wieder einen Schluck des erlesenen Getränks, um sich anscheinend zu beruhigen.
„Nun, wenn die Legalen und nicht so Legalen Hand in Hand gehen, dann schon!“, offenbarte ich ihr seelenruhig meine bösen Taten und lehnte mich leicht abwartend zurück, um zu beobachten, wie sie auf diese Neuigkeit reagierte, indem sie klirrend ihr Glas wegstellte um sich mir dann frontal zuzuwenden.
„Das war so klar, dass du auch in der Muggelwelt deine Finger in der Kriminalität hast!“, resümierte sie nüchtern und unterdrückte ihre Erheiterung, aber es war schön, zu erleben, dass sie die absolut richtigen Schlüsse zog und dabei vollkommen emotionslos blieb. Sie zeigte keine Empörung, keine Animosität oder Erregung über meine Gleichgültigkeit oder Einstellung, dass Geld nunmal Geld war und Geld blieb.
„Nun…!“, setzte ich an als sie mir mit einer harschen Handgeste bedeutete, nicht weiter zu sprechen.
„Schweig, ich will es gar nicht wissen!“, fuhr sie mir ins Wort.
„Sonst willst gerade du immer alles wissen!“, mokierte ich mich.
„Was interessieren mich die Muggel?“, erklärte sie brüsk und als sie ihr Haupt schüttelte, strich ihr Pferdeschwanz verlockend über die zarte Haut ihres Nackens, was es schaffte, dass ich in der Beobachtung dessen fast über ihrer theoretischen Frage den Faden verloren hätte, derart unerwartet kam diese Aussage von ihr für mich.
„Und das von dir! Dem Muggelkind! Hast du deine Wurzeln vergessen?“, forschte ich dann doch gehässig höhnend nach, worauf sie mir nur wortlos zuprostete, mit einer unleserlichen Mimik, um urplötzlich das Schweigen zu unterbrechen.
„Du magst Rot? Erstaunlich!“, riss sie mich mit dieser ablenkenden Lappalie aus der Betrachtung ihres wunderbar unbedeckten Oberschenkels, während ich versuchte, ihre vorhergehende Aussage im rechten Licht zu sehen und ich begann mich zu fragen, wo das Biest sich selbst sah? Fühlte sie wirklich keine Bindung mehr zu den Muggeln? Sah sie sich nur noch als Hexe? Oder aber nur noch als Malfoy? Mir wäre es recht, nur mich beschäftigte die Frage, woher dieser Umschwung kam.
„Ich bin immer für eine Überraschung gut!“, entgegnete ich rasch.
„Wohl wahr! Ich hätte eher mit schwarz oder grün gerechnet!“, kam es von ihr überrumpelt.
„Nun, sündiger ist wohl dieses hier!“, bot ich süffisant an.
„Der Sünder Lucius!“, spottete sie fies, wobei ich ihr ein gerissenes und süffisantes Lächeln schenkte, da flog auf einmal ein glitzerndes Oberteil durch die Luft und landete auf dem Tablett einer Bedienung und das Biest kicherte amüsiert los.
„Hier ist es herrlich!“, wippte ihr Fuß im Takt der Musik und man erkannte, dass sie es ernst meinte. Sie schien sich gut zu unterhalten, auch gerade über die Zügellosigkeit unserer Nachbarn.
„Wirklich, was gefällt dir genau?“, wollte ich wissen und beugte mich gespannt näher zu ihr, eine Geste, die es schaffte, dass sie sich dem Instinkt des Zurückweichens erwehren musste. Auch wenn es ihr sehr gut gelang, dies zu überspielen, bemerkte ich ihren inneren Kampf doch, mir gegenüber keine Schwäche zuzulassen oder gar zu zeigen.
„Die Leute zu beobachten ist herrlich! Schau… schau, da drüben ziehen sie eine Linie, wie erfrischend…“, lugte ich zu ihrem Finger und weiter, wie dort die Leute Kokain und was weiß ich noch zu sich nahmen und nach einem weiteren, forschenden Blick erkannte ich, dass der fordere Vorhang zu war. Gut, die Polizei würde sich niemals den Zugang zu diesem Bereich leisten können, damit war ich beruhigt, als ich über das Biest schmunzelte, bevor ich den torfigen und geschmackvollen Whiskey kostete. Sie schien wirklich fasziniert.
„Weißt du, das ist ganz anders als das Gewölbe, hier passiert alles freiwillig! Oh schau, jetzt ziehen die dort hinten den Vorhang zu, Göttin sei Dank, ich dachte schon, wir dürften dem Dreier zusehen! Deine Angestellten sind ganz schön auf Zack!“, hörte sie sich fast wehmütig an und ich konnte nicht verhindern, dass sich meine Stirn etwas kräuselte, denn dass SIE das Gewölbe salopp ansprach, war mehr als ungewöhnlich, unerwartet und erstaunlich. Auf der anderen Seite versuchte sie es vielleicht wirklich mit der Offenheit und dem Vertrauen mir gegenüber, wie ich es hoffte und die Aussage, dass es hier freiwillig passierte, war ihr augenscheinlich enorm wichtig.
„Ob das jede Frau freiwillig tut? Ich wage es zu bezweifeln, die einen treibt das Geld, die anderen der Ruhm, oder das Ansehen, oder eine ganz andere Motivation!“, erwiderte ich plötzlich sehr überlegt, aber nicht, dass ich mich zu rechtfertigen versuchte, denn ich wollte nur ihr Entgegenkommen honorieren, dass sie versuchte ehrlich mit mir zu sprechen, wenngleich meine gefühllose Maske saß und ich einen fast schneidenden Ton angeschlagen hatte.
„Oh, du spielst auf deine Edgecombe an?“, konterte sie sofort, wie aus dem Zauberstab geschossen und ich war unwillig über ihre treffliche Genauigkeit, aber ob des guten Vorsatzes neigte ich leicht mein aristokratisches Haupt.
„Weißt du, wenn Marietta nicht so eine blöde, verräterische Zicke wäre, würde ich sagen, sie ist hübsch und da ich die Mutter kennengelernt habe, würde ich sogar sagen, eigentlich nett! Aber nun ja, die Edgecombes scheinen eine dehnbare Moral zu haben!“, erklärte sie sich mir und sofort wurde ich hellhörig, als sie derart mitteilsam war. Sie schien wieder etwas zu wissen, was anderen noch verborgen war, wenn sie so sehr auf diese beiden Frauen anspielte, nur hatte ich absolut kein Interesse mehr an Mrs. Edgecombe, also wog ich sehr genau ab sie damit belästigen zu wollen, indem ich zu neugierig erschien und zu sehr in sie drang.
Als ich meine Entscheidung abrupt fällte:
„Wer ist Lucien!?“, fragte ich entschieden, dabei trank sie gerade einen Schluck und meine leise, aber unnachgiebige Frage löste bei der sonst stets sehr beherrschten, jungen Frau mehrere ungewöhnliche Reaktionen aus, die mich sehr misstrauisch machten.
Als erstes verschluckte sie sich an der scharfen Flüssigkeit und hustete keuchend, dabei stellte sie das Glas schnell ab und ich sah mich sogar bemüßigt, ihr auf den Rücken zu klopfen, damit sie wieder richtig Luft bekam. Danach zog sie eine Serviette zu sich und tupfte sich behutsam ab und ich ließ sachte von ihr ab.
Ihre Schultern sackten etwas ab und sie schloss kurz die Augen, sperrte alles um sich herum aus, auch mich, während ich sie lauernd keine Sekunde aus den Augen ließ, zu gespannt, wie diese Disputation ausgehen würde.
„Niemand!“, log sie wispernd, mit geschlossenen Lidern und ich war überrumpelt von dieser Reaktion, da alles an ihrem Auftritt signalisierte, dass sie log.