So, es steht fest, das LETZTE KAPITEL, Nummer 666, kommt am 31.10.2019, an Halloween!
Also, noch 15 Monate WHF!
Deshalb bleiben wir jetzt beim Rhythmus 2x monatlich, in der ersten und mittleren Woche jeden Monats am Mittwoch. Darüber hinaus wird es noch ein paar Ferienpausen geben. Ich hoffe, ihr könnt euch über diese Aussicht freuen.
queenie + Team
http://www.whenhermionefights.de
https://whfff.forumieren.net642. Kapitel Deal or no deal
Hermiones Sicht
Severus verstand es, mich mit einer ereignisreichen und befriedigenden Nacht in seinen Armen völlig abzulenken.
Und so brach ich guten Gewissens auf, ließ das Schloss hinter mir und ging nachdenklich über die noch verschlafenen Ländereien. Ich vertraute Severus insofern, dass er neugierig genug war, um gut auf Lavender achtzugebene und wehe dem, der es wagen würde, sie anzugreifen. Sie war nun ein Projekt für ihn und damit von Wert. Schon schlimm, wie man mittlerweile über Hogwarts denken musste. Es war kein sicherer Hort für Kinder mehr, sondern die Brutstätte der Gefahr und ich vermisste diese Grundstimmung, die Hogwarts sonst für mich bedeutet hatte.
Früher war es ein Zuhause gewesen, jetzt erinnerte es mich an eine Zuchtanstalt. Kein Wunder, dass sich meine Stimmung nicht wirklich hob. Außerdem tobten in mir noch immer die Emotionen.
Ich war weiterhin sauer. Warum musste sie mit Patrick schlafen? Warum schwanger werden und dann noch gleich mit Mehrlingen? War das zu fassen? Eben, nein!
Ich wollte Patrick zwischen meinen Händen zerquetschen, oder ihn den Dementoren ausliefern, die hatten auch schon lange kein Futter mehr bekommen. Verflucht aber auch!
Doch schließlich maßregelte ich mich selbst und meine Rachgier und bezwang meine Rachsucht. Das alles wäre sinnlos und würde niemandem helfen und so lenkte ich meine Gedanken auf das Wesentliche zurück und damit zu der Erkenntnis, dass es Wichtigeres für mich zu beachten gab.
Der Einbruch war augenblicklich das Wichtigste, was uns beschäftigen sollte und hier war elementar, dass ich diesem kleinen Scheißer von Kobold nicht traute. Nicht im Ansatz und mir widerstrebte es, mich völlig in seine Hände zu begeben, nicht guten Gewissens und nicht sehenden Auges.
Bald würde es losgehen, aber noch musste ich ein, zwei Besorgungen hinter mich bringen, bevor ich zurück ins Shell Cottage konnte. Also wollte ich Harry und Ron eine Nachricht mit Orange zusenden und stieg die Stufen des Eulenturms hinauf.
Doch dann stockte ich, denn ich konnte ein Paar über die noch feuchten Wiesen um den See herumlaufen sehen und meine Augen verengten sich.
Das waren Draco und Astoria!
Sie liefen, sie trainierten, wie ich und Draco früher, gemeinsam… zusammen. Hilfesuchend legte ich meine Hand an die Steinmauer und packte fest zu, um den kalten und rauen Stein unter meiner Haut zu fühlen und Halt zu finden.
Was wollte ich überhaupt? Ich hatte so viel und wollte alles? Alles konnte man nicht haben… ich hatte Severus und Lucius! Und es war nicht so, als ob ich etwas vermisste, aber das Loslassen war nicht leicht, niemals… und so bezwang ich mich und wandte den Blick ab. Ich betrat daraufhin die Eulerei und wurde von lauten Schuhu-Rufen empfangen. Oranges Hallo fiel etwas schmerzhaft aus, da sie hart auf meiner Schulter landete und mir auf dem Kopf herumpickte.
„Hey“, meinte ich noch wohlmeinend, aber sie wurde nicht wirklich freundlicher, da sie mich seit Urzeiten nicht mehr gesehen hatte und lebte ihren Missmut an meiner Lockenmähne aus.
Aber was sollte ich tun? Ich hatte keine Zeit für ein Haustier. Wenigstens kam Janus, Dracos Eule, zu mir und begrüßte mich knabbernd und war eher freundlich und als ich Anstalten machte, ihn zu nehmen, um meine Nachricht zu senden, bekam sich Orange auch wieder ein. Sodass Orange die Nachricht an die Jungs gnädiger Weise dann doch transportierte. In ihr stand, dass ich alsbald bei den Jungs aufschlagen würde und sie alles soweit vorbereiten sollten, dass wir dann loslegen konnten.
Aber noch war ich nicht so weit und als ich jetzt den Turm und damit Hogwarts endgültig verlassen wollte, lief ich in einen jungen Mann hinein.
„Schönste… was machst du hier? Weiß Draco, dass du da bist? Bleibst du? Kommst du wegen ihm und Astoria?“, schoss Blaise Frage um Frage hervor und seine Finger umschlossen meine Schultern, während er in die Richtung sah, in der das Paar davonlief und sofort schossen meine Augenbrauen in die Höhe.
„Nein, nein und nein… es ist alles gut und nein, Draco weiß nichts und… was ist… mit ihnen?“, stockte ich bei dem sonderbar traurigen Blick in Blaises bleicher Miene, als er sein Gesicht nun mir zuwandte.
Alles in allem wirkte der junge Mann vor mir ein wenig mager und eingefallen und ganz plötzlich hatte auch ich einen Knoten im Magen. Was war vorgefallen?
„Nichts!“, meinte er da auch schon eilig und ließ von mir ab.
„Lüg mich nicht an!“, bat ich nur tonlos und da wich er meinem Blick hektisch aus. Die Spannung zwischen uns war mit Händen zu fassen und ich wagte, keine Regung von mir zu geben.
„Es ist passiert!“, wisperte er dann gepresst und ich wich zurück.
„Ohhh, der Göttin…“, fuhr meine Hand zu meinem Mund. „Wow, das tut mir so leid…“, meinte ich dann einfühlsam und legte ihm meine Hand auf die Schulter, dabei waren meine Gefühle, oder Empfindungen wegen dieser Nachricht völlig in den Hintergrund getreten.
Fühlte ich? Wusste ich, was er meinte? Ja, er musste es nicht aussprechen und beim Namen nennen. Ich hatte auch so verstanden, dass Draco und Astoria nun mehr geteilt hatten als nur eine Freundschaft, die in einer erzwungenen Verlobung mündete. Fühlte ich überhaupt? Ich wusste es nicht, aber einem Impuls folgend schlang ich meine Arme um Blaise. Ich zog ihn in eine feste Umarmung, die uns beiden Trost spendete und er erwiderte diese Geste wie ein Ertrinkender.
Warum erlaubten wir uns dieses Zeichen der Schwäche?
Keine Ahnung, es mochte sonderbar anmuten, in Anbetracht der Tatsache, dass Blaise als auch ich andere Partner hatten. Aber wir hingen halt noch an unseren Verflossenen, an denen wir nicht mehr hängen durften. Wir ließen uns Zeit und erst nachdem Blaise wieder ruhiger atmete, löste ich mich sachte von ihm.
„Wie kommen die beiden damit klar?“, fragte ich dann sorgsam.
Ich nahm an, dass es nicht einfach war, auch für die beiden nicht, und ich ahnte, wann dieses große Ereignis eingetreten sein könnte, nämlich nach dem Gewölbe und ich dachte, dass wir, Severus, Lucius und ich, nicht ganz unschuldig daran waren.
„Sie… besser als ich…“, gab er widerwillig zu und verzog seine hübschen Züge zu einer Grimasse.
„Das wolltest du doch mit deinen Aktionen? Oder?“, meinte ich neugierig wegen seiner unglücklichen Tonlage.
„Jaaa, aber weh tut es trotzdem und das Akzeptieren… dass es irgendwann kein Zurück mehr geben kann… tut noch mehr weh…“, gestand er dann missmutig und seufzte mitleidig, während ich über seinen Rücken streichelte und ebenfalls seufzte.
„Ja, ich weiß, dass du so viel verstehst, Blaise… loslassen tut weh… und du… du machst das toll“, versuchte ich, ihn aufzumuntern. Denn wer, wenn nicht er, konnte meine Gefühle verstehen und mir nachfühlen?
Vereint in einer gemeinsamen Erfahrung, die uns fürs Leben gezeichnet hatte. Mit inbrünstiger Stimme begann ich, zu sprechen: „Es ist nicht ihre Schuld…“
„Malfoy“, wandte er sofort energisch ein, aber ich krallte meine Finger in seine Schulter.
„Ach… sei nicht unfair… nur er allein ist auch nicht daran schuld…“, verteidigte ich Lucius und sein Blick verdüsterte sich. „Insgesamt, die Verkettung der Umstände… all das…“
„Pfff, jetzt beginne ich, mir Sorgen zu machen, Schönste!“, zog mich Blaise mit seinem aufblitzenden Charme auf, indem er zeigte, dass er nicht nachvollziehen konnte, dass ich Lucius in Schutz nahm und ich schüttelte den Kopf. Natürlich war es gewagt, die Schuld nicht Lucius zu geben, aber wenn man so anfing, würden wir es nie akzeptieren.
„Wie kannst du noch du selbst sein, nachdem du Draco gegen seinen Vater eingetauscht hast? Fügst du dich? Willst du es, oder was?“, kam es mitgenommen von Blaise, der arg gebeutelt schien und das war ein Grund, der dafür sorgte, dass ich seine Frage ernst nahm.
„Kritik?“, hakte ich mit erhobener Braue leicht pikiert nach.
„Nein, schlichte Neugierde“, gab er unumwunden zu und ich überlegte, dabei knabberte ich auf meiner Lippe und die Rufe der Eulen untermalten die Stille zwischen uns.
„Wie ich das kann, das frag ich mich selbst oft. Es fiel mir auch nicht leicht… mich völlig auf Lucius einzulassen. Vielleicht war es hilfreich, dass ich von Beginn an Severus an meiner Seite hatte… die Umstände… du verstehst?“, wrang ich die Hände, als ich zu erklären versuchte, was nicht zu rechtfertigen war. „Aber als es dann passiert ist, war es wie eine Erleuchtung, es passte… ich versuche meist nicht darüber nachzudenken, was andere von mir halten…“, gab ich dann zu und grinste böse, was auch Blaise rau auflachen ließ.
„Würdest du wünschen, es gäbe Draco nicht? Eure Vergangenheit?“, fragte er dann weiter, nachdem er kurz nachgedacht hatte und ich wiegte meinen Kopf überlegend hin und her.
„Manchmal ja, aber andererseits möchte ich die gemeinsame Zeit nicht missen. Sie hat mich zu der werden lassen, die ich heute bin…“, erwiderte ich aufrichtig und strich mit meinen Händen über den Stoff meines Umhangs.
„Du denkst… du bist nicht gut genug für ihn“, kam es dann von Blaise, als hätte er eine Erleuchtung und ich sah kurz perplex zu ihm.
„Hahaha“, lachte ich freudlos auf und da raffte ich mich auf und antwortete. „Ich will ehrlich sein. Ich wusste von Anfang an, dass das mit Draco und mir nicht ewig gehen kann und ganz sicher war ich mir, nach meinem Ritual…“, erklärte ich nun sehr leise und wie von selbst legte sich meine Hand auf meinen flachen Bauch und ich erinnerte mich mit Grauen an diese andere Welt und wie grausam ich dort für meine Gaben gestraft worden war. Die Schmerzen, die Qual und das Leid, als man mir meine Fruchtbarkeit genommen hatte, und in Blaises Augen flackerte die Erinnerung daran ebenso auf und er wollte sich schon entschuldigen, als ich meine Hand eilig erhob. „Nein, die Malfoys wollen als Familie fortbestehen und das ist gut so… und spätestens ab da war ich endgültig aus dem Rennen“, beendete ich meine Offenheit und verstummte.
„Also… hast du dich irgendwann selbst rausgenommen…“, meinte jetzt Blaise überlegend und er schien zu denken, dass ich das mit Lucius oder Astoria geplant hatte, weshalb ich rasch meinen Kopf schüttelte.
„Nein, unterstell mir doch nicht sowas… ich meine, ich wusste hier drinnen für mich seit damals, dass Draco irgendwann mit einer anderen eine Familie würde gründen müssen! Und dass ich nicht diese Person sein würde, oder gar sein konnte!“, wiegelte ich eilig ab und strich mir eine Locke aus der Stirn.
„Einfach so?“, sprach deutliche Skepsis aus Blaise.
„Jaaa, einfach so“, zeigte ich die Härte in mir und meine Züge wurden hart, aber wenn ich Entscheidungen traf, brachte mich nichts mehr davon ab. „Was ist wegen Wena?“, fragte ich daher ausweichend, schlussendlich wusste ich, dass er mit ihr ins Bett ging und er sich ebenfalls damit arrangiert hatte, dass es nun diese Frau in seinem Leben gab.
„Was soll mit ihr sein? Sie nervt…“, wedelte er mit einem der zwei Briefe in der Hand rum, die ihn in den Eulenturm getrieben hatten. Augenscheinlich antwortete er ihr auf einen Brief, in dem sie jammerte, zumindest erzählte mir das sein genervter Ton.
„Willst du sie immer noch tot sehen?“, wollte ich daher vorsichtig erfahren. Jemanden tot sehen zu wollen und ihn wirklich endgültig zu töten, waren irgendwie zwei paar verschiedene Schuhe.
„Du würdest es immer noch tun?“, hielt er sofort dagegen und blickte mich abwartend an, als ich schmunzelte.
„Ich gab dir mein Wort“, meinte ich daher nur unbestimmt. Aber ja, wenn er es wollte und dies sein Wunsch war, würde ich mein Wort halten. Dafür hasste ich diesen Geier viel zu sehr.
„Ja, auf dich ist Verlass, Schönste…“, resümierte er rau auflachend, wenngleich hörbare Wehmut mitschwang. „Aber ich weiß nicht, vielleicht habe ich sie ja verdient und das ist meine Strafe?“, setzte er kopfschüttelnd zu einer Antwort an und raubte mir mit seiner Selbstgeißelung kurz den Atem, bevor ich aufbrauste.
„Mit dem Geier gesegnet zu sein? Spinnst du?“ Ich bohrte ihm einen Finger in die Brust. „Was ist los mit dir?“, drang ich resolut in ihn.
„Ich bin zu weit gegangen“, seufzte er bitter.
„Inwiefern?“, fragte ich gepresst.
Ab da brach es aus ihm heraus und er erzählte und zeigte mir die Dinge in seiner Erinnerung, die sich im Manor abgespielt hatten, als ich nicht da war. Seine Aktion mit Wena, die Konfrontation mit Astoria, sein Gespräch mit Draco und ich bemerkte sehr wohl, dass er jede Begegnung mit Lucius ausließ, aber ich sagte nichts, sondern hörte und sah nur zu, während er mir sein Herz ausschüttete. Vielleicht tat er es, weil er wusste, dass ich schon Schlimmeres gesehen und erlebt hatte und wusste, dass ich mir ein Urteil über ihn verbot!
Denn das tat ich. Ich stellte seine Beweggründe nicht in Frage, weil er sich am Geier abreagiert hatte. Ich hieß sie für mich vielleicht nicht gut, aber ich hatte auch Draco seine Tat im Gewölbe an Smudgeley verziehen und das war an sich viel schlimmer gewesen. Wenn ich das damals gekonnt hatte, konnte ich Blaise erst recht meinen Beistand bieten und ich ergriff nun seine Hand und zog ihn am Ende an meine Brust, hielt ihn umschlungen, bis er sich so weit gehen ließ, dass er endlich weinte. Er weinte um so viel. So viel verlorene Unschuld, so fehlgeleitete Emotionen und es tat mir so leid für ihn und gleichzeitig für mich, denn ich fühlte, dass ich diesen Schmerz der Rechtfertigung schon lange hinter mir gelassen hatte. Gleichzeitig schnappte auch ich nach Luft, als mir Luna in der Bucht einfiel und sie mir den Tod ihres Vaters nicht hatte vergeben können.
Ja, wir waren nicht mehr die von früher, die Narben gruben sich tief in unsere Seelen.
Dies hier war nicht der Blaise, den ich kannte. Er wirkte depressiv und ernstlich labil, weshalb ich ihm vorbehaltlosen Trost bot, den er wie ein Ertrinkender annahm. Er klammerte sich immer mehr an mich und verarbeitete schluchzend seine Erlebnisse. In dem Moment war ich für ihn das, was Severus für mich am Strand gewesen war, der Fels in der Brandung, der alles hinnahm, ohne es zu hinterfragen.
„Geht es wieder?“, fragte ich nach einiger Zeit, als er ruhiger atmete und sich ein wenig von mir löste.
„Ja…“, murmelte er dann ermattet, mit belegter Stimme. „Erstaunlich… wie gut das tat…“, meinte er aufrichtig, aber auch sichtbar peinlich berührt.
Männer schämten sich noch mehr für ihre Tränen als Frauen. Er schnäuzte sich in ein Taschentuch, das ich ihm gereicht hatte.
„Manchmal muss es raus“, meinte ich dann milde, woraufhin er mir einen zweifelnden Blick zuwarf.
„Du tust so was nicht“, meinte er dann vorwurfsvoll und sah mich mit rotgeäderten Augen an.
„Doch, tu ich auch…“, gab ich dann ehrlich zu und er sah mich zweifelnd an. „Was… erst letztens nach dem Drama im Manor… nach dem hier…“, fasste ich an meinen vernarbten Arm. „Da brauchte ich Halt und ein offenes Ohr und ich bekam es…“
„Wow, das ist die Wahrheit“, erkannte er tonlos und ich nickte. „Das… danke dir für diese Ehrlichkeit“, ersparte er sich nachzufragen, wer die Person gewesen war, da ich es ihm nicht offenbart hätte.
„Gerne, ich habe gelernt, dass dort… wo Stärke ist auch ab und zu Schwäche einkehrt, erst dann können wir wieder stärker daraus hervorgehen und Blaise… ich hoffe es hilft dir, damit du Draco weiterhin der Freund und Partner sein kannst, den er braucht… er ist sehr allein und ohne dich… noch mehr…“, meinte ich wehmütig, da ich wusste, was Draco alles mit sich selbst ausmachte und da ich aufgrund von Severus und Lucius sah, wie stark ein Team sein konnte.
„Ich…“
„Weißt du…“, unterbrach ich ihn. „Astoria ist jung, zu jung und zu unbedarft und sie sollte es auch bleiben, aber damit kann sie in gewissen Momenten nicht das sein, was Draco braucht, dafür braucht er dich!“
„Weil er dich nicht mehr haben kann?“, kam es leise, aber erkennend von dem jungen Mann.
„Ja, weil ich ihm das nicht mehr bieten kann und darf, aber du kannst“, streichelte ich sachte über seine Wange.
„Ja, ich kann, und keine Sorge, dieser Mann ist mein Blutsbruder. Er ist für mich die Familie, die ich mir ausgesucht habe, das nehme ich ernst!“, betonte er sehr inbrünstig.
„Ich muss gehen und du auch!“, meinte ich, denn was sollte ich da noch erwidern und er nickte gequält.
Damit endete unsere Zusammenkunft. Für Blaise rief die erste Schulstunde und mich drängte noch immer die Entscheidung, ob ich meinem Instinkt vertrauen sollte, der mir riet, entgegen meiner sonstigen Haltung zu handeln. Aber ich wäre tatsächlich ziemlich doof, wenn ich nicht die Ressourcen an Wissen nützen würde, die mir zur Verfügung standen. Und nachdem ich offen und ehrlich zu Severus gewesen war und es bisher nicht bereut hatte, wagte ich mich auf für mich unbekanntes Terrain.
Aber ich war Gryffindor genug, es zu versuchen und dazu gehörte, Lucius‘ Wissen um Gringotts zu ergründen!
Ich würde ihn einfach völlig dreist fragen und so kam es, dass ich in Malfoy Manor auftauchte, seufzend die Pracht dieses Hauses in mir aufnahm, meinen Mantel abstreifte und ihn auf den großen runden Tisch im Eingangsbereich legte.
Langsam näherte ich mich meinem Ziel, wobei ich falsch lag. Er war nicht in seinem Büro, weshalb ich sein Schlafzimmer mit einem unguten Gefühl im Bauch ansteuerte. Wenn er um diese Uhrzeit da drinnen wäre, dann würde er nicht allein sein. Als ich ihn dann auch dort nicht fand, war ich kurz am überlegen, ob ich einen Elfen rufen sollte, aber dann fielen mir die Kerker ein und ich eilte hinab, nur um festzustellen, dass auch die leer und verlassen dalagen. Jedoch deuteten einige Hinterlassenschaften darauf hin, dass Lucius seinem Hobby erst vor kurzem gefrönt hatte.
Kurz wogte in mir das unbestimmte Gefühl auf, dass er es nicht sein lassen konnte. Aber dann hielt ich mir selbst vor Augen, was ich alles für Rituale abhielt und dass mich dafür auch keiner von ihnen kritisierte. Somit schwor ich mir, niemals versuchen zu wollen, Lucius oder Severus ändern zu wollen. Sie akzeptierten was ich tat und wer ich war und ich musste dasselbe bei ihnen tun und diese Gunst erwidern. Ohne Wenn und Aber und wenn ich versuchen würde, sie nach meinen Wünschen zu formen, wäre alles was wir bisher an Vertrauen zwischen uns aufgebaut und erreicht hatten, vergebene Liebesmüh gewesen. Diese Männer ließen sich nicht ändern, niemals, und das hatte ich zu akzeptieren, wenn ich wollte, dass sie mich ernstnahmen.
Da öffnete ich die letzte Tür, die ich für möglich hielt.
Hermiones Sicht Ende
Lucius Sicht
„Was verschafft mir die Ehre?“, begrüßte ich sie hintersinnig.
Indes erhob ich mein Gesicht von dem aufwendig gestalteten Quarzband auf meinem Schoß, ganz langsam fuhren meine Augen zu ihr und ich schmunzelte maliziös, als ich ihren skeptischen Gesichtsausdruck wegen meiner Lektüre zur Kenntnis nahm.
Ihr Augenmerk huschte über die mich umgebenden Bände. Sie erkannte den Oktavband und den aufwendig mit Edelsteinen verzierten Folianten, sowie die Defixitionstafeln und das Necronomicon, sowie einige andere Bände, derer ich habhaft hatte werden können, auf den Tischen vor, neben und hinter mir.
Ich hätte es vor ihr verbergen können, denn ich wusste seitdem sie angekommen war, dass sie hier herumgeisterte und dass sie mich augenscheinlich gesucht hatte. Aber ich hatte es als ungemein erheiternd und durchaus interessant befunden, welche Räume sie nacheinander aufgesucht hatte, um mich zu finden. Irgendwie sagte ihre Reihenfolge viel über ihre Einschätzung meiner Person aus.
„Wow“, entfuhr es ihr überrascht, was mein Schmunzeln vertiefte. „Ich hätte nicht erwartet… dich mit deinen Hunden vor einem Feuer zu finden“, meinte sie auffällig ungläubig und ich lüpfte meine Braue, da sie auf diese besonderen Bücher gar nicht einging.
Taktik?
„Was dann… was hast du erwartet? Dass ich mich dem Amüsement hingebe und nicht hart arbeite?“, wollte ich milde amüsiert erfahren und reckte ihr einladend meine Hand entgegen und sie kam mir entgegen, steuerte auf mich zu.
„Ich weiß nicht…“, erwiderte sie leise und ergriff meine Hand. „Vielleicht, dass du nicht alleine bist?“, bot sie sichtlich unwohl, aber aufrichtig an und ich wusste nicht, ob ich ob ihrer kleinen Eifersuchtsattacke geschmeichelt sein sollte. „Ich habe gesehen, dass du einen Gast hattest…“, überspielte sie diesen Patzer, indem sie das Thema abrupt änderte.
„In meinem Bett?“, echote ich empört und ging vorsätzlich auf das Falsche ein, da ich sehr genau wusste, welchen Gast sie meinte. „Das ist eine bodenlose Unterstellung… und du willst ablenken“, führte ich daher in meiner Antwort lasziv tadelnd aus, woraufhin sie einen abfälligen Ton von sich gab.
„In deinem Hobbyraum“, mahnte sie augenrollend.
„Oh… du könntest recht haben“, erwiderte ich distinguiert und schmunzelte diabolisch.
Tja, die Leute waren manchmal stur in ihrem Schweigen, aber es gab nun mal zwingende Informationen, die ich augenblicklich einholte und leider ging niemand mit seinem Wissen auf diesem Gebiet hausieren. Es war ein Teufelskreis, weshalb ich darüber nicht diskutieren würde. Ich hoffte inständig, dass sie sich nicht anmaßen würde, mir jetzt irgendwelche Moralpredigten zu halten, dafür war ich nicht in Stimmung. Mit Indignation erinnerte ich mich an Narcissa, die sich zu Beginn unserer Ehe immer wieder angemaßt und erdreistet hatte, ihre Entrüstung darüber kundzutun, dass meine Vergnügung ihrer Ansicht nach die Arbeit von Dienern wäre. Dabei hatte sie nie verstanden, dass es eine hohe, filigrane Kunst war, der ich hier frönte.
„Sollte ich mich eher mit schönen Frauen durch die Laken wälzen?“, brachte ich ihre wenig subtile Aussage von vorhin auf den Punkt und etwas flackerte in ihren braunen Augen auf.
„Vielleicht…“, gestand sie nach einer Weile widerwillig und ich schüttelte distinguiert mein so aristokratisches Haupt, während ich das Buch mit der anderen Hand zuschlug und verfolgte, wie sie schwer schluckte.
Oh ja, jetzt war sie sich ganz sicher und hatte erkannt und musste ahnen, woher ich einige Teile meiner Lektüre hatte, wo ich hin gegangen war und wo ich mir diese Kleinode entliehen hatte. Aber über den Inhalt meiner Lektüre war bisher kein Wort gefallen, weshalb ich auf die unterschwelligen Anschuldigungen eingehen wollte, die hier im Raum standen.
„Deine Meinung über mich ist gar fabulös“, erwiderte ich daher gestelzt. „Aber gar wenig schmeichelhaft“, servierte ich ungetrübt in meiner Überheblichkeit.
„Ich dachte, allzeit realistisch“, gab sie mit ihrer Scharfzüngigkeit zurück und wie sollte ich hier widersprechen?
Wäre es nicht gewagt, ihr oder mir vorzugaukeln, ich wäre jemand anders, als der, der ich war? Als sie aber meine Hand drückte, zog ich sie mit einem Ruck auf die Armlehne meines Sessels zu mir.
„Pfff…“, erlaubte ich mir, verächtlich von mir zu geben.
Langsam legte ich den schweren Quarzband mit einer Hand auf den Abstelltisch, während ich ihren Handrücken erhob und einen sanften Kuss darauf hauchte. Ihre Augen lagen gefesselt auf den Edelsteinen des Einbandes und ich harrte gespannt, was sie als nächstes ansprechen würde, als sie seufzte, sich dann aber schüttelte und aufraffte, weiterzusprechen.
„Aber Bellatrix hast du auch nichts getan… du hast das beendet…“, wisperte sie plötzlich atemlos und ich sah ihr unbewegt in die unstet herumsuchenden Augen, während meine Braue taxierend in die Höhe ging. „Mir wurde gesagt, dass du kamst und das Vergnügen gestoppt hast und sie Rodolphus mitgegeben hast“, führte sie ein wenig hektisch aus.
Tja, ich erinnerte mich an meine sonderbare Stimmung im Gewölbe und was sollte ich sagen, ja, ich dachte, in ihrem Sinne zu handeln, indem ich Bellatrix schonte. Wir sahen uns daraufhin lange unverwandt in die Augen.
„Warum?“, fragte sie nach einiger Zeit atemlos.
„Warum nicht?“, gab ich selbst mit rauer, belegter Stimme zurück.
„Weil du… mitmachen wolltest…“, kam es unsicher von ihr und ich hob einen Mundwinkel schmunzelnd an.
„So… denkst du…?“, wisperte ich leise.
„Ich kenn dich“, gab sie flüsternd zurück und jetzt hob ich beide Mundwinkel zu einem sachten Lächeln an.
„Tust du das?“, fragte ich derart indigniert, als würde ich selbst daran zweifeln, mich zu kennen.
„Danke“, hauchte sie und da zog ich sie übergangslos in einen atemlosen Kuss.
Ich kostete sie und verlor mich in ihrem Geschmack, genoss ihre Zunge, die meiner Widerstand bot. Rasch verwandelte sich dieser Kuss in einen leidenschaftlichen Schlagabtausch, der mich genüsslich stöhnen ließ. Woraufhin sie sich langsam, aber sicher zurückzog. Wir wussten beide, wie es sonst enden würde und noch waren viele Fragen unbeantwortet, deshalb ließ ich sie bedauernd ziehen. Unsere Gesichter waren noch nah beieinander und ihr hektischer Atem traf meine Haut und ich atmete tief ein und genoss das Gefühl, sie derart nah an meiner Seite zu haben, aber ich lehnte mich nun zurück und schmunzelte über ihr gerötetes Gesicht und die geschwollenen Lippen, die eindeutig nach mehr Aufmerksamkeit zu rufen schienen.
„Was kann ich für dich tun… mein Herz?“, fragte ich zuvorkommend mit der mir innewohnenden Noblesse und ich lächelte zu ihr auf und da erhielt ich die Bestätigung, dass sie nicht bei der Sache war, da ihre bisher verhangen wirkenden Augen erst blinzeln mussten, um den Faden wieder aufnehmen zu können.
„Kann ich dich nicht einfach besuchen kommen?“, erwiderte sie schnell, zu schnell, und so schenkte ich ihr eine souveräne Miene, wobei sie im selben Moment mit einem sparsamen Blick abwinkte. „Vergiss es, natürlich bin ich hier, weil ich etwas von dir wissen will…“, raubte sie mir mit entwaffnender Ehrlichkeit die Worte des Tadels, mich für blöd verkaufen zu wollen, und so neigte ich huldvoll mein aristokratisches Haupt.
„Und du denkst, du bekommst mich dazu?“, gab ich mit überheblicher Süffisanz zurück.
„Ich hoffe es…“, meinte sie dann frech und grinste mich breit an, was ich erwiderte und sie damit aufforderte, auszusprechen, was sie von mir wollte.
„Erzähl mir bitte davon, was passiert, wenn du Gringotts betrittst und in das Familienverlies fährst…“, meinte sie jetzt überraschend und der geistige Sprung war für mich durchaus eine Herausforderung.
„Bitte… das…“, meinte ich abgehackt nachfragend. Seit wann hatte sie an meinem Gold Interesse?
„Ich will kein Geld“, schien sie die Zweifel in meinen Augen richtig zu deuten, woraufhin ich eine Braue lüpfte. „Ich will wissen, wie es da unten aussieht und ja, ich meine das älteste Familienverlies, das die Familie Malfoy besitzt!“, konkretisierte sie geschäftig und weckte damit mein Misstrauen umso mehr. Mittlerweile war jegliche Leidenschaft von uns abgefallen.
„Warum kommst du damit zu mir?“, murrte ich missmutig. Die Verliese waren nichts, worüber man in meiner Familie sprach und sie rutschte unwohl auf meinem Schoß herum.
„Weil… kein anderer jemals da unten war…“, kam es widerwillig von ihr und sie verzog die hübschen Züge zu einer Grimasse.
„Woher weißt du, dass nur ich dir helfen kann?“, wollte ich unsagbar involviert erfahren und zog sie näher zu mir, immer näher zu meinem Gesicht.
„Von Severus“, gab sie unumwunden zu.
Tse, kurz wunderte ich mich, zu was für einem eklatanten Plappermaul Severus in ihrer Gegenwart mutierte.
„Du warst bei ihm…“, sprach ich die Frage nicht völlig aus, ob das nicht entgegen ihrer vorherigen Pläne war, worauf sie aber auch so nickte.
„Es gab… unvorhersehbare… Probleme“, meinte sie auch schon säuerlich. „Aber etwas, was Severus lösen kann, es sollte nicht deines sein!“
Sie verkündete diese Aussage derart wegwerfend, dass ich mir sicher war, dass das Problem durchaus meiner huldvollen Aufmerksamkeit wert war.
„Mhm… Probleme“, hob ich distinguiert an „Gibt es die nicht immer?“, lenkte ich aber geschickt von meinem geweckten Interesse ab.
„Wohl wahr, aber es wird…“, grinste sie nun frech und zwinkerte zu unbekümmert, als dass ich ihr diese Sorglosigkeit abgenommen hätte. Sie sorgte sich in mehrfacher Hinsicht, aber schon plapperte sie weiter. „Erzählst du mir bitte, wie es da unten ist? Also, was für Ideen hatten die Kobolde, um ihre Verliese zu schützen?“, wurde sie immer deutlicher in ihrem Bestreben nach Informationen.
Natürlich schmeichelte es mir, dass sie zu mir kam und über ihren Schatten sprang, um Informationen bei mir zu ersuchen. Ich konnte nur im Ansatz erahnen, wie schwer ihr dieser Schritt gefallen sein dürfte.
„Es scheint dir wichtig zu sein… hängt es eventuell mit eurer lebensmüden Aktion zusammen?“, fragte ich süßlich und schmunzelte spöttisch, als sie seufzte und ihre Unterlippe durch die Zähne zog. Ein absolut unwiderstehliches Verhalten.
„Lucius… bitte… soll ich lügen?“, entgegnete sie matt und irgendwie imponierte mir ihr dreistes Benehmen. Sie verpackte eine Bitte in einer Wahrheit und unterhielt mich mit ihrem spröden Gebaren, doch nicht alles offen darzulegen und sich mir völlig auszuliefern.
Sie war ein Biest!
„Aha… würdest du es wagen?“, gab ich relativ überheblich zurück und legte viel ironischen Spott in die Gegenfrage.
„Natürlich…“
„Natürlich“, ahmte ich sie honorig nach und musterte sie nun mit schief geneigtem Haupt. „Das kostet dich was.“ Ich konnte ein hinterlistiges Grinsen nicht unterdrücken und sie lachte offen zurück.
„War mir klar, aber mir ist beinah egal, was…“, sprach sie verheißungsvoll und in ihren rehbraunen Augen lag ein laszives Funkeln.
„Aha, nicht so voreilig, mein Herz…“, warnte ich seidig und ihr zog eine verführerische Gänsehaut auf, da ich eine meiner Hände in ihrem lockigen Haar vergrub.
„Okay, im Rahmen einer vernünftigen, mich nicht einengenden Gegenleistung“, verbesserte sie sich eilig und ich lachte rau auf.
„Soll mich das jetzt ärgern, oder amüsieren?“, hielt ich dagegen und wackelte mit meinen weißblonden Augenbrauen.
„Das ist nicht komisch“, schimpfte sie lachend und verkniff die vollen, einladenden Lippen zu einem Strich.
„Ich glaube, ich werde gerade immer neugieriger auf das“, zog ich sie mit einem harten Ruck zu mir, „was ihr plant“, raunte ich ihr unanständig ins Ohr, aber da wehrte sie sich gegen mich, stemmte sich gegen meine Brust und bäumte sich auf, um mir ins Antlitz sehen zu können.
„Bedauerlich, dass ich darauf keine Antwort habe!“, gab sie erstaunlich ernst und ruhig zurück.
Sie ließ sich nicht im Ansatz von mir einschüchtern und wieder verspürte ich dieses Gefühl, das ich auch damals in den Waschräumen des Ministeriums gefühlt hatte. Dass es mit ihr nie langweilig werden würde und sie in mir stets den Wunsch weckte, sie zu jagen und ihr ihre Geheimnisse zu entreißen.
Sie war die personifizierte Herausforderung. Sie sprach weiter: „Das Problem ist aber, dass ich dann ins Ungewisse laufe und daher mein Weg zu dir… du wirst dir zusammenreimen können, was wir wollen, da du alles andere als dämlich bist, aber ich werde es nicht bestätigen… daher meine Frage, was erwartet mich dort tief unten…?“
„Ungewöhnlich für dich. Wollt ihr mein Verliese ausrauben?“, fragte ich daher rein rhetorisch.
„Was? Nein… Unfug, du bist nicht das Ziel!“, gab sie zu und bestätigte damit meine Vermutung, dass sie auf Raubzug gehen wollten und bemerkte zu spät, dass sie sich verplappert hatte. „Und ja… richtig erkannt, ich probiere neue Wege aus und will alle Ressourcen, die mich auf das vorbereiten könnten, nützen… also, kannst du mir verraten, was mich da erwartet?“, bat sie nun entnervt und blies sich eine verirrte Locke aus der Stirn, die sofort wieder hervorsprang.
„Du verstehst es auf unglaubliche Art, nie langweilig zu werden“, murmelte ich selbstvergessen und strich ihr mit meinem Zeigefinger die widerspenstige Locke hinters Ohr, was ihr Schauer über den Rücken jagte.
Wollte ich ihr Ziel wissen? Oder sollte ich lieber unwissend bleiben? Dass mein Verlies ihr Ziel war glaubte ich selbst nicht, denn sie könnte auch einfach fragen und ich würde sie, wenn es mir möglich wäre, hineinlassen. Die Frage war, welches Ziel hatten sie?
„Das nehme ich dann wohl als Kompliment“, erwiderte sie auf meine leise gesprochenen Worte und das riss mich aus meinen Überlegungen und ich sah sie durchdringend an, da ich spontan einer inneren Eingebung nachkam.
„Wir könnten einen Deal haben!“, gab ich dann wohlüberlegt zu und ihre Augen wurden groß. „Ich nehme an, eure Dummheit, die ihr plant, … ist… großartig in ihren Ausmaßen“, fasste ich indigniert, aber auch irgendwie resigniert zusammen.
„Nie… dagewesen…“, erwiderte sie mit blitzenden Augen und plötzlich wünschte ich mir mit einer morbiden Faszination, sie würden weiß aufleuchten.
„Sprichst du jetzt nicht ziemlich geschwollen daher?“, gab ich lapidar zurück und versuchte, meine Emotion zu überspielen, indem ich besonders herablassend wurde.
„Ich passe mich dir an!“, zeigte sie sich absolut souverän und ich schüttelte langsam mein Haupt, aber sie zu tadeln, dazu konnte ich mich nicht aufraffen, als sie auflachend weiterredete: „Aber ich würde sagen, wir haben Großes vor. Willst du mich aufhalten?“
Sie lehnte sich etwas von mir zurück, um mir besser ins holde Antlitz blicken zu können und ich sinnierte. Was wollte ich? Wollte ich sie aufhalten? Nun lachte ich auf und drückte sie an mich.
„Mhm… und Potter in sein Verderben rennen lassen?“, gab ich daher mit belustigtem und eingebildetem Timbre zurück.
„Du lässt es zu und glaubst, dass wir es rausschaffen?“, kam es ziemlich perplex von ihr und ich genoss es, dass sie nicht in mir lesen konnte.
Das war gut, sehr gut sogar.
„Ich glaube, dass man überall wieder rauskommen kann: Zögere nicht, tu es, wanke nicht und sei sicher in deinen Taten, bereue nichts und niemals!“, gab ich ihr zuvorkommend eine Weisheit mit auf den Weg, die ich mir über die Jahre erworben hatte.
„Ist das dein Motto?“, fragte sie daher auch perplex.
„Zumeist… ja…“, gab ich zu und sah sie nun fest an. „Wobei ich anwesend war, als ihr aus dem Ministerium getürmt seid. Das hätte auch nicht jeder vollbracht… ich habe das Vertrauen in euch drei, dass ihr immer einen Weg finden könnt, wenn ihr denn wollt… wobei euer jetziger coup d’etat wahrlich Witz verspürt… macht ihr auf Robin Hood?“, zeigte ich mich exaltiert in meinem Amüsement und konnte mir die beißende Süffisanz nicht versagen.
„Willst du mein Wissen testen?“, schoss sie tadelnd zurück. „Und nein, unsere Aktion wird kein Schlag gegen die Obrigkeit“, übersetzte sie zielgerichtet meine französische Floskel, als ihr Blick hart wurde. „Wir planen etwas anderes, aber dafür brauch ich dich… ich traue den Kobolden nicht!“
„Ein weiser Fakt, es ist ein habgieriges kleines Volk“, gestand ich ihr ihre korrekte Einschätzung des Kobold-Charakters zu.
„Ich dachte, dass du dich mit ihnen blendend verstehst!“, erwiderte sie zynisch, was mir ein abfälliges und wenig aristokratisches Schnauben entlockte.
„Das könnte ich jetzt beinah als Beleidigung auffassen“, meinte ich daher versnobt.
„Hahaha, wie auch immer… weih mich ein“, bat sie und wollte von mir abrücken.
„Mhm, Moment, nicht so eilig, Liebes. Du willst alles über Gringotts wissen, dann will ich auch etwas…“, erinnerte ich sie daran, dass das hier ein Geschäft war und kein einseitiges, weshalb ich meine Gegenleistung von ihr forderte.
„Was sollte ich dir bieten können? Du hast doch schon alles…“, kam es vorwurfsvoll von ihr und sie hielt mir ihren Ring anklagend unter die Nase.
„Wer ist Lugh?“, meinte ich daher hintersinnig und konnte verfolgen, wie sie weiß wurde und auf meinem Schoß regelrecht zusammensackte, da ihr Blick zu den Folianten ging, die in ihrer Pracht neben mir lagen.
„Warum interessiert er dich?“, wisperte sie tonlos und wirkte alles andere als glücklich über mein offen präsentiertes Interesse.
„Mich interessiert alles, was mit dieser anderen Seite einhergeht… und nein, keine Sorge, ich werde niemals einen auf Severus machen und den Versuchungen anheimfallen, welche die Nekromantie bietet…“, versuchte ich, ihr zu versichern, da ich ihren Zweifel in ihren braunen Augen ausmachen konnte.
„Das denkst du, das geht schneller als du für möglich halten würdest!“, warnte sie wispernd, als ich meinen Kopf schüttelte.
„Nicht mit mir.“
„Du bist zu eingebildet und zu sicher…“, erklärte sie dann gepresst. „Aber ich weiß, dass du das nicht tun würdest, aber diese andere Welt hat ihre eigenen Gesetze und es ist nicht ungefährlich…“, mahnte sie widerwillig. Sie schien im Allgemeinen nicht gerne über diese andere Welt zu sprechen.
„Du hast Angst vor diesem Lugh? Nutz du deswegen deine Gaben so wenig?“, schob ich meine Fragen hinterher und sie riss empört ihre Augen auf.
„Lugh… er ist einfach einzuschätzen in seiner Überheblichkeit, aber unterschätzen darf man ihn nicht und ja, ich weiß um die Gefahren, die mir drohen, sollte ich leichtfertig die Grenzen ständig übertreten“, begann sie zwar widerwillig, aber so offen wie noch nie mit mir über dieses heikle Thema zu sprechen.
„Ich bewundere dich, ob deiner jungen Jahre, für deine Weisheit. Ich denke, wir haben einen Deal.“ Und den hatten wir tatsächlich. Denn sie begann und ich ließ mir Zeit, betrachtete sie eindringlich und dann sprang ich über meinen Schatten und begann meine Erzählung.
Wir wechselten uns ab. Einer gab einen Teil kund, dann der andere. Es war ein Geben und Nehmen und zu meiner eigenen Verwunderung gab ich ihr alles detailliert wieder, was ich über meine Fahrt in die tiefsten Tiefen dieses Reiches von Gringotts wusste. Niemand aus meiner Familie war bisher dort gewesen, außer ich und vor mir mein Vater und vor dem dessen Vater. Wir gingen immer allein dorthin, niemals mit jemand anderem. Es war die erste Handlung, die man beging, wenn die Testamentsveröffentlichung in Gringotts beendet war.
Ich erinnerte mich noch an diesen besonderen Tag, als es für mich so weit gewesen war. Mein Vater mochte zwar schon vorher von mir entmachtet worden sein und das auf vielerlei Art; so hatte ich auch trotz seines Überlebens die Familienmagie des Sators übernommen, aber an das Verlies kam ich nur, wenn er starb. Eine Tatsache, die für mich sehr schwer zu akzeptieren gewesen war. Aber ich hatte auch gelernt, was es bedeutete, sich in Geduld zu üben. Und es hatte sich gelohnt, ich erinnerte mich an den Moment, was es mir bedeutete, als sich die Tore zu diesem Reich für mich geöffnet hatten. Es war erhebend und es war einmalig. Es war eine Schatzkammer der Eitelkeiten. Nicht unbedingt die Berge von Gold, die man hätte erwarten können, aber Edelsteine schienen es einem Teil meiner Vorfahren angetan zu haben. Für die schnöden Galleonen gab es unzählige andere Verliese von meiner Familie. Hier lagerten Bilder, Bücher und allerlei magisches Mysterium, was die Herzen des ein oder anderen Forschers in die Höhe hätte schlagen lassen. Ich selbst hatte auch mir bedeutend erscheinende Unterlagen hinabgebracht und sicher verwahrt.
Also, was trieb mich, es ihr zu offenbaren? Der Test, zu sehen, ob sie es schaffen konnten? Und wenn sie es schafften, ob sie den Kobolden die Hölle heiß machen würden?
„Jetzt fühle ich mich sicherer und ich bin froh, dass ich gelernt habe und zu dir gekommen bin, dass ich gefragt habe…“, bekannte sie nach einer Weile und ich musterte sie und versuchte, ihre Offenbarungen über diese Anderswelt zu verarbeiten.
Die Túatha Dé Danann mit den verschiedenen Mitgliedern der Götterschaft, die Síofra, die Umgebung, den Schleier und all die Mysterien darum herum und die Aufgaben, die sie bestritten hatte und bei deren Bestreitung sie ohne die Hilfe der anderen nicht mehr zurückgekommen wäre. Es waren viele Informationen, aber sie brachten mich einen Schritt weiter und ich fühlte viele unerwartete Gefühle in meiner Brust erwachen.
Stolz auf ihr Können, Wut über ihren Leichtsinn und den Wunsch, ihr und uns Sicherheit bieten zu können, da ich diese Anderswelt als Gefahr wahrnahm, die beständig immer mehr von ihr fordern würde.
„Ja, das sagte Severus auch schon immer über dich und nun kommt die Belohnung…“, erwiderte ich überlegend und gleichzeitig versuchte ich, von meinen Gedanken abzulenken, indem ich sie packte.
„Wahhh“, rief sie überrascht, als sie von meinem Schoß glitt und ich uns zu dem Sphinxen-Fell vor dem lodernden Feuer dirigierte und die Hunde eilig das Weite suchten.
Lucius Sicht Ende
Die Kapitel 643-45 sind Gringotts gewidmet, aber das gesrpäch Blaise und Herm war mir zu wichtig, als das ich nur darüberhuschen wollte, auch luc/herm lag mir am herzen… wie gesagt, in WHF passiert nie was ohne grund!