When Hermione Fights
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 Kapitel 419-420

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BeitragThema: Kapitel 419-420   Kapitel 419-420 EmptyMo Okt 21, 2013 2:17 am

419. Kapitel Director from Hogwarts


Wie gut, dass ich mich strikt weigerte, die erinnerungswürdigen Zusammentreffen der Familie zu verpassen!

Es war episch, was hier abgezogen wurde. Wenn Draco wüsste, was Lucius gestern Abend beinah mit meiner Einladung verbrochen hätte! Dass sein schlimmster Albtraum Wirklichkeit geworden wäre, wenn es nach mir gegangen wäre!

Was mich dazu getrieben hatte, dieses mehr als großzügige, aber auch verbotene Angebot auszusprechen? Mehrere, um nicht zu sagen mannigfaltige, Gründe, nicht dass ich wahrlich bereit war, Hermione zu teilen und das bei jedem ignorieren würde, aber hier lagen die Fakten anders.

Denn dieser eine Kuss war schon ein Grund für mich. Ich hatte ungewöhnlich tief und gut in Lucius lesen können. Seine innere Zerrissenheit war fast mit Händen zu greifen gewesen.

Dann auch noch sein Abwägen, sein Wille, zu testen, ob er sich nur alles einbildete und dann doch seine unerwartet heroische Entscheidung, edelmütig zu verzichten und ihr Vertrauen in uns nicht zu missbrauchen!

Das war welterschütternd, zumindest für mich! Es war nicht normal und hatte mich dann doch mehr beunruhigt als ich es mir eingestehen wollte!

Was hatte mich getrieben, ihr mir derart großzügig geschenktes Vertrauen zu hintergehen?

Das absolute Wissen, dass sie es genossen hätte!

Was mich zu dieser gewagten Annahme trieb?

Die Ereignisse im Korridor vor dem Fechtraum, als ich sie genommen hatte, trieben mich zu dieser Annahme, denn als sie mich in die Schulter gebissen hatte, war mir bewusst gewesen, dass sie mich eiskalt benützte, um Lucius zu reizen und ich ließ mir vieles von ihr bieten, aber mich in ihre Spielchen mit ihm hinein ziehen zu lassen, das würde nicht passieren, oder besser nicht zu ihren, sondern wenn überhaupt zu meinen Bedingungen!

Somit hatte ich sie rücksichtslos derart von mir benützt und derangiert dort stehen lassen, ahnend, dass dies Lucius nur noch mehr reizen würde. Eigentlich hatte ich sie zuvor noch unter meinem Geleit in ihre Gemächer bringen wollen, aber wenn sie dachte, ihn derart über mich und ihr provokantes Gebaren reizen zu müssen, dann musste sie auch mit den Konsequenzen leben.

Diese Entscheidung hatte ich aber schon vor Lucius‘ Demonstration des Kusses, den sie auf dem Diwan geteilt hatten, und dem Erlebnis, wie sie diesen beantwortete, gefällt.

Das Tragische an der vertrackten Situation war, sie würden ohne einen Stoß in die Richtung nicht in die Gänge kommen, da sie beide verdammt stur waren. Denn sie hatte sich in ihrer Verbohrtheit für Draco entschieden und würde nun lieber sterben als ihre Entscheidung zu revidieren.

Aber wie auch immer ich zu Draco, Lucius oder Hermione stand, ich musste Lucius‘ verändertes Verhalten ihr, dem Biest, gegenüber wahrnehmen und anerkennen.

Das schuldete ich sowohl ihm als auch ihr!

Was konnte ich dafür, dass beide unglaublich stur, verstockt und verbohrt sein konnten?

Hinzu kam seine Aktion, als er mich küsste um ihren Geschmack von meinen Lippen zu kosten, das war so vollkommen nicht Lucius, dass ich mich fast sorgte. Genaugenommen war ich hier der arme, zu bemitleidende Leidtragende, deshalb auch mein großzügiges Angebot. Wobei mich Lucius‘ freiwilliger Verzicht fast vom Glauben abfallen ließ, denn das war so gar nicht typisch für ihn und das wiederum beunruhigte mich mehr als dass es mich freute!

Unfassbar, aber wahr, leider!

Meine Gedanken waren an dem Abend noch andere gewesen. Lucius stilisierte sie zu etwas ganz Besonderem, gut, das war sie auch, aber er übertrieb, zumindest in meinen Augen, wenn er sie nun einmal besessen hätte, dann hätte er vielleicht damit abschließen und sie vergessen können.

Er hätte sich vergewissern können, dass sie es doch nicht wert war, sich dermaßen zu verbiegen und er hätte sich wieder zurückziehen können, nachdem er einmal von der verbotenen Frucht gekostet hatte, denn ich hätte für immer und ewig geschwiegen!

Aber er hatte an sich alles nur noch schlimmer gemacht, denn er hatte in meinen Augen offenbart, dass er schon restlos verloren war, wie tragisch! Eine Tragödie der schrecklichsten Güte!

Denn er wertschätzte sie als Person, er achtete sie als Mensch und er respektierte sie als Frau!

Das war dramatischer als alles, was ich mir hätte ausmalen können, für sie, für mich, für Draco aber auch für ihn, Lucius!

Weiter kam ich aber nicht, mich in meinen unglaublich tragischen Gedanken zu suhlen, die meine Stimmung sekündlich terminierten, da ich soeben einen Brief per Eule erhalten hatte, der mich wieder zu einem Schicksal verdammte, das ich gar nicht wollte und mir nun vollkommen meine Laune ruinierte!

Es stand nun fest, hiermit war es mehr als offiziell und der Allgemeinheit verkündet!

Meine Ernennungsurkunde, der ministerielle Erlass und die Proklamation zum Direktor von Hogwarts!

Ich, Severus Tobias Snape, der Führer und das Oberhaupt der magischen Schule für Hexerei und Zauberei, fast fassungslos und sehr widerwillig starrte ich auf das Stück Papier und konnte es nicht fassen, dass man mir das wirklich antat!

Es war nun so real, wenngleich es noch nicht im Propheten stand, so war es aber besiegelt. Spätestens morgen würde es frisch gedruckt in allen Zeitungen verkündet werden. Ich konnte mich zu meinem unendlichen Leidwesen nicht mehr vor der Verantwortung drücken.

„Einen Brandy in meinen Kaffee…“, wies ich den Elfen an und war mir der Blicke durchaus bewusst, die mir meine Familie zuwarf, aber ich ignorierte sie gekonnt, während ich einen kräftigen Schluck trank.

Danach machte ich mich grußlos auf, um mich dieser unsäglichen Hürde, die nun meiner harrte, zu stellen.

Also stand ich wenig später vor dem wuchtigen, geschlossenen Tor von Hogwarts und linste durch die metallenen Gitterstäbe, betrachtete gedankenverloren die weiten Ländereien dieser riesigen Anlage und fühlte, wie sich sehr wohl mein Magen verknotete.

Das letzte Mal, als ich hier an diesem Platz gewesen war, war ich des Nachts mit einer Horde DeathEater geflohen, nachdem ich Albus Dumbledore ermordet hatte, aber dies war nicht alles was mir meine Erinnerungen zeigten. Auch aus meiner Schulzeit zogen so einige Gedanken durch meinen Geist, während ich dieses beeindruckende Monument der magischen Gesellschaft in mich aufnahm.

Denn all dies hier war ein Ort, der nun mir gehörte, der meiner vollkommenen Herrschaft unterstand!

Was fühlte ich?

Womit verdiente ich derart viel Pein?

Wer wollte schon der Herrscher über diese infertilen Rotzgören sein, die sich auch schlicht Kinder schimpften? Ich nicht!

Als wäre ich ein Pädagoge!

Oder als würde ich mir groß um die neue Generation Gedanken machen. Ich war total ungeeignet, was die Erziehung von Kindern anbelangte. Ich wollte nicht mal selbst welche, hatte ich nie gewollt und würde ich nie wollen. Und jetzt hatte ich einen ganzen Stall, ach… was… ein ganzes, viel zu großes Schloss voll, na wunderbar!

Diese abgrundtief bösartige Spezies, die sich debiler Schüler schimpfte, musste nicht noch exzessiv vermehrt werden, also tat ich der Gesellschaft mit meiner Verweigerung sogar noch einen Gefallen, wie ich selbst fand. Der Intelligenzquotient eines jeden sank in der Umgebung der Erstklässler überproportional in die Tiefe. Mein Erwartungshorizont tendierte umgehend gegen null. Ich stöhnte fast schmerzhaft auf, als ich hinter mir eine Person wahrnahm, deren überheblichen Gesichtsausdruck ich mir bildhaft ausmalen konnte, dafür brauchte ich mich nicht mal umzudrehen.

„Und zufrieden?!“, fragte ich daher ätzend und hielt meinen Vorwurf auch nicht aus meiner Tonlage heraus, sollte er nur hören, dass ich mies drauf war.

„Natürlich, blicke auf das beeindruckende Schloss! Es gehört nun uns!“, tönte es selbstzufrieden und ich murrte düster auf. „Hogwarts ist unser!“

„Es gehört dem Lord!“, schränkte ich gehässig ein.

„Das stimmt nicht!“, schränkte er sofort ein und schnalzte mir der Zunge. „… Tse… Solange du dort bist, Severus, gehört es uns, nur uns, nicht ihm… verrate es ihm bloß nicht!“, zog eine amüsiert klingende Stimme an mein Ohr, als er sich mir von hinten sehr vertraulich genähert hatte und ich wusste, dass Lucius leider recht hatte.

Ich verkniff mir das dunkle Knurren, das aus meiner Kehle wollte. Aber schon ploppte es wieder lauter, zweimal kurz hintereinander und Lucius stand weiter weg von mir. Es sagte niemand, dass er sich nicht schnell bewegen konnte, wenn er wollte.

„Oh, die Herren sind schon anwesend, sehr schön! Zeit ist kostbar…“, kam es augenblicklich hochtrabend von Scrimgeour und ich wandte mich der Löwenmähne leidlich lächelnd zu und von dem Anblick des Schlosses ab.

„Minister, eine Freude, Sie zu treffen!“, erklang sofort Lucius‘ Stimme affektiert und wichtigtuerisch. Ich konnte seine Überschwänglichkeit absolut nicht teilen, daher überging ich seine Äußerung nonchalant und wandte mich zu unseren Gästen.

„Ich beliebe pünktlich zu erscheinen!“, schnarrte ich erzwungen freundlich, dabei faltete ich meine Arme vor der Brust und überragte die Löwenmähne.

Meine tadelnde Tonlage suggerierte, dass ich seine um zwei Minuten verspätete Ankunft als inakzeptabel empfand. Dies ließ den Minister schrecklich jovial auflachen.

„Tja, das ist eine wichtige Tugend, die unsere Kinder lernen sollen!“, tönte er tief und überging meinen Vorwurf lässig. „… Sie sind schließlich der Jüngste, jemals eingesetzte Schulleiter, den Hogwarts je hatte! Auf Ihnen lastet die Aufmerksamkeit der magischen Gesellschaft, Professor Snape! Wir haben alle großes Vertrauen in Ihre Fähigkeiten! Enttäuschen Sie uns nicht!“, fasste er gewichtig zusammen und ich biss meine Kiefer fast schmerzhaft zusammen. Wie sehr ich es hasste, denn dieser Wichtigtuer war so unerträglich wie schon Fudge.

Ich war kein Mensch, der Aufmerksamkeit mochte, oder im Mittelpunkt stehen wollte, die Publicity durfte ruhig Lucius einheimsen. Warum immer ich?

„Wie auch immer, lassen sie uns Hogwarts erstürmen, kommen Sie Weasley, auf auf…“, rief der Minister übermütig, als ich nichts erwiderte. Er schritt voran, aber das Tor ging nicht auf. Daraufhin schwang ich den Zauberstab und oh Wunder, das Tor glitt beeindruckend in seiner Gewichtigkeit vor uns zur Seite.

Das gehässige Lächeln, das auf meiner Mimik erscheinen wollte, unterdrückte ich gekonnt, da ich sehr wohl die schlecht versteckte Betroffenheit von unserem werten Minister, der sich, trotz seiner gespielt freudigen Worte zu meiner Ernennung, nicht sicher gewesen zu sein schien, dass Hogwarts die Wahl des Schulbeirates anerkennen würde, wahrnahm.

Schließlich hatte sich Hogwarts vor Umbridge immer verschlossen, egal was sich das Ministerium gewünscht hatte, aber ich musste gestehen, der Vergleich mit Umbridge verärgerte mich unglaublich!

So marschierte ich auch als neuer Herrscher dieser Gründe wie selbstverständlich in meiner schwarzgewandeten Gestalt vorweg, als hätte ich nie etwas anderes erwartet, gefolgt von Lucius, der mit seinem Gehstock ungleich gockelhaft daherkam. Etwas verzögert folgten uns der konsternierte Scrimgeour und der junge Percy Weasley.

Nun, ich musste gestehen, selbst ich war bis zu einem gewissen, unbedeutenden Grad nervös. Schließlich war ich bisher hier nur Professor gewesen. Dass das Tor vor mir aufschwang war noch etwas ganz anderes und die Frage blieb, ob das Büro sich öffnen würde. Aber ich verstand es, keine Sekunde den Eindruck entstehen zu lassen, als würde mich diese Frage tangieren.

Selbst die riesigen Flügeltüren des Eingangsportales schwangen für uns auf und ich musste mir zu meinem Leidwesen eingestehen, dass es schon ein erhabenes Gefühl war, das altehrwürdige Schloss zu übernehmen!

Es war berauschend, da es mir vorkam, als würde nun endlich jeder erkennen müssen, dass ich es wahrlich geschafft hatte, alles und jeden in den Schatten zu stellen! Wenn ich daran zurückdachte, wie beschwerlich und demütigend meine Anfänge in Hogwarts gewesen waren, war dies schon eine sehr große Leistung.

Damals als junger, einsamer und auch in meiner Genialität verkannter Schüler, mit den unerträglichen Maraudern im Nacken, oder später als junger, schwergeplagter Lehrer mit dem nervigen Dumbledore gestraft, übertrat ich nun als Alleinherrscher die Schwelle dieser 1000-jährigen Institution, in dem Wissen, dass ich mit meinen 37 Jahren das erreicht hatte, was andere erst im Greisenalter von sich behaupten konnten.

Ich war Direktor von Hogwarts!

Irgendwie bewegte es mich dann doch. Ich wollte nicht wissen, was James Potter, Sirius Black, oder Lily Evans heute gesagt hätten, wenn sie denn noch leben würden, aber eines war sicher, sie würden sich in ihren Gräbern umdrehen, wenn sie denn davon wüssten!

Gehässig leuchteten meine so tiefschwarzen Augen auf, aber an sich sollte es mir schon eine Genugtuung sein, dass ich noch lebte, während sie alle schon in ihren Gräbern verrotteten!

Das Schloss wirkte erhaben, wie eh und je, wenngleich es wie ausgestorben vor uns lag, selbst die Geister nicht unseren Weg kreuzten, als wir durch die langen, leeren und verlassenen Korridore des Schlosses gingen.

Schweigend erklommen wir die endlosen Stufen der Treppen, die sich immer sofort in unsere Richtung bewegten, wenn wir uns ihnen näherten. Es war erhebend und ich genoss es, Lucius dabei in meinem Rücken zu haben, während uns die gespannten Augenpaare der Gemälde wispernd verfolgten. Als wir im 2. Stock ankamen, erreichten wir die Wasserspeier, welche den Aufgang zum Büro des Schulleiters bewachten.

„Und nun?“, fragte der abgehetzt wirkende Minister, der unseren strammen Schritt augenscheinlich nicht gewohnt war.

„Vielleicht sollten Sie das letzte Passwort benützen!“, plapperte Weasley munter drauflos, was mich unwillig schnauben ließ. Dieser unerträgliche Besserwisser war schon zu seinen Schulzeiten absolut nervig gewesen, aber zu meinem Leidwesen wusste ich selbst nicht, was ich genau tun sollte, doch bevor ich mich lächerlich machen konnte, klappte der steinerne Mund des Gargoyles auf:

„Schulleiter Snape, Willkommen in Hogwarts… tretet ein!“

Die große Statue glitt zur Seite und offenbarte die sich windende, unablässig in die Höhe schraubende Wendeltreppe.

In Ordnung, das war unerwartet gekommen, aber perfekt und so zögerte ich nicht, sondern schritt gleich hinein und ließ mich hochtragen. Es war erfreulich, alle derart vorführen zu können, weil sich Hogwarts mir öffnete.

Irgendwie entwickelte es sich doch zu meinem großen Auftritt.

Ich zeigte mich abgeklärter als ich tatsächlich war, denn mich belastete noch sehr wohl etwas, so hoffte ich, dass mich im Büro kein zeternder und vorwurfsvoller Dumbledore in einem der Portraits erwarten würde, der mir zwecks des Biestes Vorhaltungen machen würde und dass er wenigstens mit seinen Vorwürfen wartete, bis der Minister verschwunden war.

Natürlich hätte ich gerne diesen ersten, beschwerlichen und mehr als ungewissen Gang ohne die ministerielle Begleitung absolviert, aber wie immer war ich, wie gesagt, die leidtragende Geisel meines Schicksals und das hatte es noch nie leicht mit mir gemeint.

So starrte ich nun mit einem schalen Beigeschmack auf die Bürotür mit dem greifenhaften Türklopfer auf Augenhöhe, denn um Dumbledore musste man sich wahrlich sorgen, bevor ich mich entschlossen reckte, die Tür bestimmt öffnete und sie weit und einladend für mich aufschwang.

Jetzt offenbarte sich das große, helle und freundliche, kreisrunde Büro des Schulleiters sowie die an den Wänden angebrachten Gemälde der verblichenen Direktoren, die sofort sehr neugierig zu uns, den Eindringlingen, blinzelten und mehr als gespannt wirkten.

http://www.google.de/search?q=headmaster's+office+hogwarts&hl=de&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ei=6XFYUa07h8a0Bsj1geAH&ved=0CAoQ_AUoAQ&biw=1024&bih=455

Mein Blick schweifte abwägend umher, während ich mit hoch erhobenem Haupt herein schritt. Sofort hielt ich auf den Schreibtisch auf der Empore zu und bemerkte sehr wohl die verwaiste, rechts stehende Vogelstange von Fawkes, wobei ich die vier Federn, die er augenscheinlich als Abschiedsgeschenk gelassen hatte, ebenfalls registrierte, da sie feurig, orangegelb dalagen und nur darauf warteten, aufgesammelt zu werden.

Auch sein Wassernapf funkelte ungewöhnlich, aber damit würde ich mich später befassen!

Ich registrierte, dass immer noch die kleinen Tischchen mit den Apparaturen und Gerätschaften von Dumbledore im Raum herumstanden, auch die vielen Bücher, die sich hinter dem Schreibtisch bei der Balustrade in ihren deckenhohen Regalen befanden, waren noch hier. Links und rechts führten die sich hochwindenden Treppen in den nächsten Stock und mündeten in das Heiligtum eines Schulleiters, denn nur durch diese Tür, oben bei dem Halbbalkon, durch die ich noch nie gegangen war, gelangte man in die Privaträume des Direktors.

Jetzt wirbelte ich vor dem verschnörkelten, massiven Schreibtisch herum, dabei streifte mein verächtlicher Blick die große, durchsichtige Schale mit den Zitronendrops von Dumbledore, die ebenfalls noch immer vorhanden war. Von dieser erhöhten Position hatte ich einen guten Blick über das ganze Büro.

Ich stand gegenüber des großen Kamins und sah mich mit den Augen aller ehemaliger, verstorbener Schulleiter in deren Gemälden konfrontiert. Das größte und verabscheuungswürdigste war dasjenige von Albus Dumbledore, welches als einziges direkt über dem Kamin hing und mich regelrecht zu verspotten schien, da er als einziger schlief!

http://harrypotter.wikia.com/wiki/Headmaster_portraits

Gemütlich saß er in einem aufwendig geschnitzten, hochlehnigen Stuhl und schlummerte selig vor sich hin!

Wollte er mich, seinen Mörder, verhöhnen? Meine Augen verengten sich aggressiv.

„Das ist normal für ihn!“, sprach uns, oder besser mich, der hochverehrte, bisher einmalige Slytherindirektor, Phineas Nigellus Black, abfällig und herablassend an, während er widerwillig und mit einer abgrundtiefen Verachtung auf seinen schlafenden Portraitkollegen schielte, woraufhin ich nichts sagte und die Blicke meiner Begleiter sofort zu dem Bild zuckten.

„Aber ganz gleich, wie er sich benimmt! Uns ist es eine Ehre, Sie, den neuen Schulleiter von Hogwarts begrüßen zu dürfen!“, entgegnete der spitzbärtige Black, dessen Bild in den Farben des Hauses Slytherin gehalten war, aufmerksamkeitsheischend.

„Spiel dich doch bitte nicht immer dermaßen auf, Phineas!“, gab Dilys Derwent angefressen kontra und die alte Hexe, mit den silbernen Ringellöckchen, verzog genervt die Gesichtszüge, darüber wie selbstzufrieden Black wirkte, nicht mehr der einzige Direktor meines Hauses auf Hogwarts gewesen zu sein.

„Pahh…!“, schnaubte Black abwertend.

„Wir sind nicht unter uns!“, beschied Dexter Fortescue, ein Ahn des in den Verliesen des Manors verschiedenen Eisladenbesitzers Florean Fortescue. Unterdessen sausten die Blicke ihres Publikums hin und her.

„Dann sind sie, beziehungsweise Hogwarts mit der Wahl dieses Schulleiters einverstanden?“, wandte Scrimgeour wissbegierig und aufgeregt, unsicher im Kreis zu den Portraits blickend, ein, wobei er ebenfalls den schlafenden Dumbledore ins Visier nahm.

„Wir haben keine Stimmgewalt!“, wehrte der kahle Armando Dippet mit sorgendurchfurchtem Gesicht recht unfreundlich und brüsk, aber auch sehr gewissenhaft ab.

„Aber Sie hätten keinen besseren wählen können! Nur wir Slytherins können Hogwarts in schweren Zeiten führen!“, schnitt Black gewichtig ab, dabei starrte er böse in die Runde, forderte seine Kollegen auf, etwas anderes zu behaupten. aber sie reagierten anders als ich erwartet hätte.

„Hogwarts erkennt ihn an!“, beschieden sie. „Wir erkennen ihn an!“, verkündeten sie und nun blickten Lucius und ich konsterniert zu den Portraits, weil dies alle gemeinschaftlich im Chor gesprochen hatten und es mir schon jetzt auf den Senkel ging.

Das Büro erbebte fast aufgrund der Inbrunst, denn alle gaben hier ihr Statement zu mir ab. Daraufhin blinzelte der Minister hektisch, denn dies hatte auch er so nicht erwartet, aber alle bis auf einen sprachen hier ihre Zustimmung aus. Da nur ein einziges Bild weiter friedlich diesen gewichtigen Moment verschlief, rollte ich mit den Augen, eine Reaktion, die auch das Blackbild, aufgrund der Theatralik von Dumbledores Gebaren, nicht verhindern konnte.

Unterdessen bemerkte ich, dass Lucius kurz davor war, ein amüsiertes Schmunzeln kundzutun. Würde er jemals so tief sinken?

Dies tat er natürlich nicht, aber ich erkannte die Anzeichen davon trotzdem. Auch er fand die Situation schrecklich morbide und ich überlegte, dass ich am liebsten brechen würde. Das hier war so dramatisch falsch, dass ich liebend gern kehrt gemacht hätte und aus dem Raum gestürmt wäre!

Gerade dachte ich darüber nach, ob Dumbledore nach seinem Tod nun auch an diesen Eid, der anscheinend alle Direktoren aneinander band, gebunden war, oder ob er mich schlicht ignorierte. Ob ich darüber froh, oder erbost sein sollte, dass er schlief, das wusste ich noch nicht so ganz.

„Meine Damen und Herren, wie auch immer, ich hoffe, den Anforderungen gerecht werden zu können!“, würdigte ich knapp diese einprägsamen Worte, um den Wünschen um mich herum zu entsprechen, bevor ich mich mit falschem Lächeln dem Minister und seinem lästigen Anhängsel zuwandte.

„Was kann ich sonst noch für Sie tun, Minister?“, oder auch gegen Sie, suggerierte meine falsche Freundlichkeit.

„Oh, natürlich, Weasley, die Unterlagen!“, fuchtelte Scrimgeour auffordernd hinter sich und der junge, rothaarige Mann wühlte rasch und zückte ein hochoffizielles Dokument.

„Ähmm… genau, sehen Sie, die Goblins übergaben uns, dem Ministerium, ein Testament des Verstorbenen, Albus Dumbledore, hier steht, dass die Dinge, die er bestimmten Personen hinterlässt, in einem kleinen Paket wären…“, ließ er gewichtig ausklingen, dabei huschte sein Blick gierig durch das ganze Büro und blieb dann schlussendlich hinter mir liegen. Ich fuhr herum, da ich beim Zugehen auf den Schreibtisch eine kleine, metallene Truhe mittig dastehen hatte sehen, dann wandte ich mich langsam wieder zu dem Minister.

„Zeigen Sie mir die Liste!“, murrte ich freudlos, denn ich würde nichts aus den Händen geben, ohne fundierte Grundlage. Wer wusste, ob die Schatulle wirklich das enthielt, von dem Scrimgeour dachte, dass Dumbledore es vermachen wollte.

„Das geht nicht, nur die Bedachten sollen erfahren, was sie erhalten…“, tat er meinen Befehl ein wenig harsch ab, worauf sich meine Züge verhärteten.

Was dachte er? Dass ich nur, weil er der Minister war, vor ihm kuschen würde?

Ich reagierte also nicht weiter auf ihn und umrundete nun den wuchtigen Tisch und erspähte doch tatsächlich ein Kuvert, das meinen Namen trug und an die Schatulle gelehnt war. Ich setzte mich nun ostentativ unter den Blicken der anderen, bevor ich die Nachricht öffnete und in aller Ruhe las.

„Was ist das, Headmaster Snape?“, wollte der Minister ungeduldig mit Autorität in der Stimme erfahren, aber ich blickte gar nicht auf, sondern legte mein Augenmerk auf den Brief.

Das war so typisch, der alte Narr:

Severus,

nun ist es soweit, der Plan schreitet voran. Diese Schatulle enthält meine Gaben an das goldene Trio!

Noch immer hoffe ich, dass ich trotz allem was ich sagte mit Miss Granger/Malfoy falsch liege und sie sich als ein besserer Mensch erweisen wird, als sie den Anschein hat… wie auch immer, ich denke, das Ministerium möchte diese Gegenstände prüfen, so übergib sie bitte, aber sorge dafür, dass sie trotz alldem in die rechten Hände gelangen, in die ich sie vererbe.

AD

Ps. Sie müssen mein Erbe unbedingt und unter allen Umständen erhalten!

„Nun, in dieser Schatulle befinden sich dann wohl die Gegenstände, die Sie suchen, Minister… eine Frage, gedenken Sie, die Erbstücke auch zu übergeben?“, fragte ich betont neutral und hob dann meinen stechend schwarzen Blick.

„Natürlich! Der letzte Wille eines Magiers ist heilig!“, kam es entrüstet von dem löwenmähnigen Mann.

„Wir, also das Ministerium sieht sich nur in der Pflicht, dem Gesetz nach zu überprüfen, ob diese Gegenstände einwandfrei sind!“, wiegelte er sichtbar empört ab.

„Sie beschlagnahmen sie? Warum? Aufgrund welcher Grundlage?“, wollte Lucius misstrauisch erfahren und schaltete sich nun zum ersten Mal in die Diskussion mit ein.

„Aus gutem Grunde! Wir wollen nur überprüfen, dass nichts Gefährliches hier vermacht wird… der verschiedene Schulleiter war nicht mehr der Jüngste, sein letzter Wille wirkt leicht konfus! So wollte er Harry Potter tatsächlich das Schwert von Godric Gryffindor hinterlassen!“, deutete Rufus Scrimgeour anklagend auf das Artefakt, das in einer Vitrine in einer Ecke unter einem Fenster stand, als er inbrünstig fortfuhr: „Ein Akt, der ihm nicht zusteht, da das Schwert keines seiner Besitztümer , sondern ein Besitz von Hogwarts war, ist und immer bleiben wird!“

Tja, da konnte man mal nicht widersprechen, aber das war typisch der Alte, also nickte ich nur ergeben und ließ den Brief in meinen Händen in Feuer aufgehen, bis die Asche sachte zu Boden rieselte.

„Solange nach der Frist für die Untersuchung die Gegenstände in der Schatulle an die Erben übergeben werden… bitte, sie gehört Ihnen!“, unterstrich ich meine Worte mit einer auffordernden Geste zu dem Kästchen.

„Danke Ihnen für Ihre Kooperation, Headmaster! Weasley… nehmen Sie die Kiste und dann müssen wir auch schon weiter! Lucius begleiten Sie uns? Ich hätte da bezüglich des Komitees noch eine Frage…“, kam Leben in den Minister, da der nun hatte was er wollte und ich unterdrückte das erleichterte Stöhnen, dass sie mich alleine ließen und den Gockel gleich mitnahmen.

„Ohh… natürlich, Rufus, geben Sie mir nur eine Minute?“ Fatal, das war so logisch gewesen. Ich hätte ahnen sollen, dass Lucius bestimmt meine Erleichterung bemerkte hatte, die ich bei den Worten von Scrimgeour gefühlt hatte und nun nur blieb, um mich schlicht zu ärgern.

„Natürlich, wir gehen schon die Treppen hinunter und warten… bis dann und gutes Gelingen und auf eine gute, ministerielle Zusammenarbeit, Direktor Snape“, flötete der sich verabschiedende Minister, somit verschwanden die zwei Vögel endlich und die Tür schlug zu.

„Du machst dich gut…“, lobte Lucius absolut selbstgefällig.

„Tue ich das?“, fragte ich hörbar spitz und legte meine Hände auf den Tisch vor mir.

„Oh ja, der Platz scheint dir zu gebühren… nur ein ungewohnter Anblick, dich dort sitzen zu sehen, aber durchaus passend! Nur störend, inmitten dieser beobachtenden Bilder!“, bekannte er nun doch verstockt und schielte zu den Portraits.

„Ohhh… erinnere mich nicht daran!“, stöhnte ich genervt und sehr leidend, was mir ein affektiertes Hüsteln von Lucius einbrachte und mich ihn bitterböse anfunkeln ließ.

„Ich werde den Schulbeirat als dessen Vorsitzender informieren, dass ihre Sorgen unbegründet waren, dass bei dir ähnliche Probleme auftreten wie bei Umbridge…“, überging er gerade meinen mörderischen Blick und wedelte mit seinem bescheuerten Gehstock durch die Gegend.

„Den Vergleich mit dieser Kröte empfinde ich immer noch als abstrus beleidigend!“, hisste ich verbittert auf.

„Ich war vermessen genug, nie zu zweifeln, dass du der einzig Richtige für den Posten bist“, kam es erschreckend selbstgefällig von dem Pfau, der nun gerade sein Haar zurückwarf. „… und nun, du entschuldigst, die Pflicht ruft…“, entgegnete er hoheitsvoll, dabei hatte ich Angst, einen Zahn zu verlieren, so sehr biss ich die Zähne zusammen. Warum wagte er nicht zu zweifeln?

Ich selbst wollte ja nicht mal Schulleiter werden, geschweige denn sein!

„Geh…“, verabschiedete ich ihn wenig höflich und wedelte zur Tür, doch er lachte nur höhnisch auf. Als er die Tür öffnete, schenkte er mir noch ein brutal selbstgefälliges Antlitz, daher war ich versucht, die Hände vors Gesicht zu schlagen, doch ich hielt mich noch gerade zur rechten Zeit auf.

„SIEEE…“, hisste jemand bei Lucius‘ Anblick gemeingefährlich auf, doch das überging er charmant. Er verneigte sich leicht und entschwand mit einem maliziösen Lächeln, ohne Worte und schon schlug die Tür zu, beziehungsweise er flüchtete schnöde und ich saß nun alleine in der Falle.

Danke aber auch!

So saß ich hier herrschaftlich aufrecht in dem hohen Stuhl, war der Machthaber über dieses Reich und blickte ihr, meiner bittersten Anklägerin, von Angesicht zu Angesicht ins rechtschaffende, vor Zorn blitzende Antlitz.

„Was kann ich für Sie tun, Professor…?“, fing ich betont neutral an, kam aber gar nicht weit.

„SIE, Sie, Sie… das kann niemandes Ernst sein!“, unterbrach sie mich barsch und schien vom Glauben abzufallen, so sehr wie sie sich echauffierte, dabei saß ihre Brille schief auf der Nase.

„Ich verstehe nicht ganz?“, blinzelte ich konsterniert sowie betont gleichgültig, während ihr anklagender Zeigefinger wie ein Zauberstab auf meine Brust gerichtet war.

„Ohhh, Sie verstehen mich ganz genau, Severus Tobias Snape! SIE haben absolut nichts auf diesem Stuhl verloren!“, hisste sie derart böse auf, wie ich sie noch nie in meinem Leben vernommen hatte und ich erlaubte mir, die Luft leise aus meinen Lungen entweichen zu lassen.

„Es ist eine regelrecht pietätlose Tat, dass Sie sich das überhaupt trauen, es sich erdreisten… das… das…“, erregte sich die ältliche Dame.

Das würde ein Spaß werden! Wer hatte noch mal die bescheuerte Idee gehabt?

Lucius, genau, der war an allem schuld, grollte ich ihm böse.

„Professor McGonagall, ich kann Ihnen versichern, dass alles mit rechten Ding… hey!“, rief ich pikiert, als sie herumwirbelte und sich vor dem Kamin positionierte.

„Professor Dumbledore! Professor!“, schrie sie kreischend das schnarchende Portrait meines Vorgängers an: „Hallo Dumbledore! Sir, ALBUSSSSSSSSSSSSSSS!“, bekam sie sich fast nicht ein und schädigte eindeutig meine Ohren.

„Tja, er beliebt zu schlafen!“, kommentierte ich ihren erfolglosen Versuch, Dumbledore, mein Opfer, zu wecken, um eine Konfrontation herbeizuführen.

„Arrrrr… was denken Sie eigentlich? Was soll das alles?“, wirbelte sie mit ihren schwarzen Roben zu mir herum und funkelte mich, aber auch die anderen Gemälde, wütend an.

„Was? Sind Sie sicher, dass es Ihnen gut geht?“, fragte ich die aufgelöst wirkende Dame.

„Jetzt werden Sie nicht unverschämt! Sie sind ein widerwärtiger Lügnern, Betrüger und ein MÖRDER!“, schrie sie anklagend und plötzlich legte sich eine lastende Stille über das Büro, während ich ihre offenen und durchaus ehrlichen Worte sacken ließ und sie zornbebend und bleich vor mir stand und mich vorwurfsvoll niederstarrte.

Es war natürlich, dass ich ihre Vorwürfe nicht unkommentiert lassen konnte und so erhob ich mich nach einer Kunstpause effektvoll und sie wurde doch merklich blasser, als ich drohend vor ihr aufragte, wenngleich sie sich, typisch Gryffindor, ein Zurückzucken in letzter Sekunde untersagte.

„Professor, wir kennen uns nun zu lange…“, verkündete ich süßlich, „… als dass ich auch nur einen Vorwurf, den Sie eben erhobenen haben, von mir weisen könnte, denn ich bin der, der ich bin und aus purer Höflichkeit ihnen gegenüber werde ich das nicht tun…“, sprach ich ernsthaft zu ihr, dabei warf ich ihr einen intensiven Blick zu, der eine Warnung meinerseits an sie übermitteln sollte, niemals genauer Nachzufragen. Unter dieser Musterung schluckte sie sichtbar schwer.

„Sie geben es also zu?“, hauchte sie atemlos, entsetzt und wurde noch weißer im faltigen Antlitz. „… Dass es stimmt, was Potter und Co. behaupten?“, wisperte sie gepresst und drückte ihre Hand gegen ihre Brust. „Sie waren es wirklich“, flüsterte sie so leise, dass sie fast nicht zu hören war und hierbei war es geradezu als nett zu bezeichnen, dass ihr bis zum Schluss ein kleiner Zweifel geblieben war, ob ich zu dergleichen fähig wäre. Wie naiv diese alte Dame doch sein konnte, so typisch Gryffindor!

„Das sage ich nicht,…“, schränkte ich eilig ein. „… aber… ich werde dem auch nicht widersprechen!“, bot ich ihr an. Sogleich loderte die Verachtung heiß in ihren Augen auf und sie wirbelte auf dem Absatz herum.

„ALBUS! Jetzt sag doch was… was geht hier wirklich vor? Was soll das alles, sag endlich was… BITTE!“, bat sie flehentlich, eine Reaktion, die ich von der stolzen Schottin nicht kannte und es berührte mich peinlich, ihr beiwohnen zu müssen.

Sie schien sich viel von einem Treffen, oder einem Gespräch mit dem Portrait von Dumbledore versprochen zu haben und war nun bitter enttäuscht, von ihm ebenso verschmäht zu werden wie ich bisher.

„Bitte… es ist vergebens… er schläft!“, unterbrach ich ihre verzweifelten Versuche, Kontakt aufzunehmen und sie fuhr wieder zu mir herum.

„Der Orden…“, setzte sie aufgebracht an, aber ich unterbrach sie rasch.

„Der Orden tut hier nichts zur Sache!“, unterstrich ich mit einer Handgeste und warf ihr einen langen Blick zu, dabei war ich froh, dass die Portraits bisher schwiegen.

„Sie sind… Sie waren ein Mitglied!“, hielt sie mir vor und trat nun wieder einen Schritt auf den Schreibtisch zu. Dass sie mein Verrat traf, stand ihr ins Gesicht geschrieben.

„Ein nie gern gesehenes… es geht alles seinen gewünschten Gang!“, beschied ich ihr gefasst.

„Sie haben uns bei unserem Gespräch belogen, als Sie damals bei uns waren…“, warf sie mir nun inbrünstig vor und wrang ihre Hände und ich lehnte mich über diesen Vorwurf in meinem Stuhl zurück und schüttelte bedächtig mein Haupt.

„Nein, ich habe nicht gelogen!“, entgegnete ich sehr bestimmt „Albus Dumbledore war aufgrund seiner Gesundheit durch einen Fluch dem Tode geweiht, er wäre so oder so gestorben und überlegen Sie es sich ganz genau, was Sie nun weiter sagen werden…“, drohte ich samtig, wobei ihr anfänglicher Protestschrei in ihrer Kehle steckenblieb. Sie hatte augenscheinlich Angst vor mir, was gut war.

In ihr arbeitete es sichtlich, denn schlussendlich, auch wenn sie es nicht wusste, hatte ich nur den letzten Willen des Alten ausgeführt, als ich ihn in den Tod geschickt hatte. Sollte man mir daraus nun wirklich einen Strick drehen?

Aber ich würde schweigen, denn dies war der Wille des Alten gewesen und es lag nicht an mir, es zu ändern. Die Zeit für Wahrheiten war wahrlich noch nicht gekommen. Schließlich war ich die Linke Hand des Lords, die diese Schule mit harter Hand in gefährlichen Zeiten leiten würde. Ich konnte nicht dem Orden dienen, unter keinen Umständen.

„Aber, aber… ich verstehe das nicht, das ist unmöglich! Wenn Sie es sogar zugeben!“, stieß sie verzweifelt hervor, „… wie kann es dann sein, dass Hogwarts Sie anerkennt? Einen Mörder? Wie geht das? Niemand kam in das Büro? Warum jetzt Sie?“, flüsterte sie betroffen wegen der Erkenntnis, dass ich nicht abstritt der Böse zu sein und ich zuckte darüber mit den Schultern.

„Madame, denken Sie wahrlich, dass viele andere Direktoren vor mir anders waren? Mächtige Menschen streben meist ein weniger beschauliches Leben an, als man denken möchte…“, entgegnete ich überlegen und faltete meine Hände in einer herablassenden Geste, während sie mich mit großen Augen musterte.

„Das…“, „Schsch…“, „Frechheit!“, „Wo er recht hat!“, „Das ist anmaßend!“, murmelten die Portraits leise, sehr empört zueinander und warfen mir zum Teil recht brüskierte Blicke zu, aber ich überging sie, denn ihre Meinungen schienen hier weit auseinander zu gehen.

Aber mir und meiner Meinung konnte man nichts vormachen. Ich hatte zu facettenreich die Mächtigen und Reichen studieren dürfen, angefangen bei einem Dark Lord, über Lucius und Abraxas bis hin zu Dumbledore und den Ministern und schließlich zu den unsterblichen Vampiren, von denen man echt noch was lernen konnte in Sachen Überheblichkeit. Meine Aussage enthielt nur Wahrheit.

„Was wollen Sie damit sagen oder gar behaupten…, Snape?“, spuckte sie mir meinen Namen regelrecht vor die Füße und schritt zur Ehrerhaltung meiner Vorgänger ein.

„Direktor Snape oder Sir, wenn ich bitten dürfte, Professor McGonagall!“, maßregelte ich sie umgehend scharf, was sie abfällig durch die Nase schnauben ließ.

„Darauf können sie lange warten, SNAPE!“, fauchte sie aggressiv und wirkte wie eine Löwin.

„Madame, ich hoffe, sie erkennen, dass ich dies unter keinen Umständen dulden kann. Respekt ist unabdingbar! Vor allem nach dem tragischen Verlust, den unser Kollegium erlitten hat…“, sah ich ihr kühl in die Augen. „Nach den Ferien wird eine andere Ägide hier herrschen, die neuen Lehrer… werden sehr…“, stoppte ich abrupt, als ein hoher, sehr spitzer Schrei ertönte.

„BITTE! BURBAGE! Das waren auch SIEEEEEEEEEEEE…“, schien ihr eine neue Erkenntnis zu kommen und ich verkniff die Lippen, denn das dauerte ja unsäglich lange.

„Ich weiß nicht, was Sie zu sagen wünschen, Professor!“, blieb ich verstockt, spielte meine Beteiligung herab und blickte ostentativ auf meine Fingernägel.

„Das… das ist ungeheuerlich! Dass die verstümmelten Überreste von Charity auf Ihr Konto gehen! Wie konnten Sie nur… Severus… Sie… Sie, Monster, Ungeheuer! Wie soll Hogwarts, wie die Schüler hier in Sicherheit sein vor Ihnen? Wie konnte ER so falsch mit Ihnen liegen? Wie konnte seine Einschätzung derart falsch sein?“, kreischte sie nun fast wie von Sinnen in ihrer Verzweiflung, weil Dumbledore in ihren Augen versagt hatte.

Aber es war elementar wichtig, dass sie verstand, wie sie mir zu begegnen hatte. Wenn die neuen Lehrer kamen, würde nichts mehr so sein wie es mal war.

„Ich bin hier, da Hogwarts weiß, was es tut! Dieses Schloss entscheidet immer zu seinem eigenen Wohl!“, setzte ich meine wohlgewählten Worte gewichtig und erhielt nur zustimmendes Gemurmel der gemalten Damen und Herren in den Bildern.

„AHA, wer es glaubt!“, ätzte sie nachtragend und blickte vorwurfsvoll zu den Portraits. „… Dann irrt sich Hogwarts hier gewaltig! Sie mögen noch nicht mal die KINDER! Sie hassen die Schüler, warum sollten Sie befähigt sein, Hogwarts in diesen schweren Zeiten zu leiten?“, fauchte sie aufgebracht.

Ich war kurz davor ihr zu applaudieren, denn endlich erkannte mal jemand die pure und unumstößliche Wahrheit. Wie schade, dass ich ihr nicht offen zustimmen konnte und durfte, wenngleich mein Herz vor Freude jubilierte, wie recht sie doch hatte.

Endlich jemand mit Herz und Verstand!

„Das verkennen Sie, Madame!“, zwang ich mich zu meiner Lüge. „Ich erkenne Hogwarts sehr wohl als meine Heimat an, wenngleich einige Bewohner zu meinem Leidwesen nicht einfach nur als schlicht dumm bezeichnet werden können, sondern eher als geistig unbewaffnete, bildungsresistente, verbal inkompetente, kognitiv suboptimierte, parasitäre Nebenexistenzen, die schlicht und ergreifend Schüler geschimpft werden und zu meinem noch größeren Leidwesen können sich gar einige Lehrer hier mit einfügen!“, gab ich recht trocken zurück und gedachte der schnapsdrosseligen Schleiereule in ihrem Turm mit einer gewissen Gehässigkeit.

„Haaaaa, sag ich doch, absolut ungeeignet!“, kam es sehr verächtlich von ihr. „Sie… Sie in Ihrer gehässigen, beleidigenden Art haben doch gar keine Ahnung, was Sie anzurichten in der Lage sind! So etwas wie ein Gefühl… ist Ihnen fremd! Sie Eisklotz! Aber wie auch immer, ich warne SIE, PROFESSOR SNAPE!“, fauchte sie verächtlich. „… Ich bin hier und ich werde hier sein, wenn Sie nicht mehr da sind!“, wütete sie wie die Löwin, die sie sein konnte und ihre Ankündigung klang wie ein Schwur, den sie gerade gab.

In derselben Sekunde wirbelte sie wutschnaubend herum und rauschte mit bitterbösem und vorwurfsvollem Blick zu dem Schlafenden hinaus. Noch während sie ging, murmelte ich sehr leise:
„Na, das hoffe ich doch!“ Schließlich hatte ich sie verschont, eben weil ich darauf hoffe, dass sie die Schüler und die Schule mit ihrem Leben behütete. Ich musste hier in diesem elementaren Grundsatz den Leuten vertrauen können und ich dachte, sie gut genug einschätzen zu können.

In dem Punkt vertraute ich Minerva McGonagall bedingungs- und vorbehaltlos, bis zu ihrem Tod!

Schon donnerte die Tür hinter ihr dröhnend zu und sie ließ mich mit ihrer Verachtung gestraft zurück, wobei ich schon wieder versucht war, wie nach Lucius‘ Abgang, das Gesicht in meinen Händen zu bergen. Die Last dieses Amtes lag schon jetzt zu schwer auf meinen schmalen Schultern.

Ich stellte mir gerade malerisch in allen Abarten das erste Zusammenreffen in der Lehrerkonferenz vor, das würde himmlisch werden. Die Freude meiner ehemaligen Kollegen, wenn sie mich persönlich als ihren Chef vor Augen haben würden, würde ihnen sicherlich unübersehbar ins Gesicht geschrieben sein.

Was für aufheiternde Gedanken. Ich verzog die Miene, als meine so schönen Vorstellungen unterbrochen wurden und ich blinzelte genervt zu den Störenfrieden. Konnte mich nicht endlich jemand verschonen? War ich heute nicht schon an genügend Dramen beteiligt gewesen?

Severus Sicht ende

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BeitragThema: 420. Evil Eye oder Trügerisches Verständnis?   Kapitel 419-420 EmptyDo Okt 24, 2013 11:50 pm

420. Kapitel Trügerisches Verständnis

Hermiones Sicht

Ich war noch immer wie vor den Kopf geschlagen!

Beziehungsweise mein Kopf fühlte sich gefährlich wattiert an, trotz des Katertranks, der neben meinem Bett auf meinem Nachttisch auf mich gewartet und doch nicht so durchschlagend gewirkt hatte, wie ich es mir gewünscht hatte.

Die beiden Herren der Schöpfung hatten es echt geschafft, mich auf ganz klassische Art und Weise schlicht abzufüllen und dieses doofe Gesöff von Kakteenchampagner war mir leider zu Kopf gestiegen, aber lecker war er zu meinem Verdruss gewesen.

Wie hatte ich in ihrer Gesellschaft nur derart liederlich sein können?

Wenn ich jetzt so darüber nachdachte, erkannte ich zu meinem Leidwesen, wie mir ständig ein Glas nach dem anderen in die Hand gedrückt worden und das Geleerte sofort geschickt verschwunden war. Sie hatten sich einvernehmlich angesehen, es war wohl eine Art Spiel zwischen ihnen gewesen, mich betrunken zu machen. Eine Leichtsinnigkeit, die ich mir sonst nie gestatten würde, aber ich hatte mich irgendwie sicher gefühlt und geborgen und die berauschende Atmosphäre hatte mich dazu veranlasst, auch einfach mal nur locker sein zu wollen und die Party schlicht zu genießen.

Ich wusste leider nur zu genau, vor einem Jahr wäre ich dran gewesen, wenn ich eine solche Naivität in ihrer Gegenwart gezeigt und derart die Kontrolle abgegeben hätte. Lucius hätte mich mit Haut und Haaren und ohne Hemmungen genommen, wenn ich derart gutgläubig gewesen wäre, aber er hatte es nicht getan, oder?

Wie hatte mir das Ganze derart entgleiten können? Sonst war ich immer die, die stets darauf achtete, nicht zu viel zu trinken, doch gestern war ich in einer mehr als brenzligen Situation vollkommen betrunken und ausgeliefert gewesen. Alles hatte sich um mich herum gedreht!

Dieser verflucht leckere Kakteenchampus, der war mein Verderben gewesen. Wenn ich mich daran erinnerte, wie ich mich aufgeführt und angebiedert hatte, wurde mir sofort schlecht.

Ich erglühte in leuchtendem Rot, als mir bewusst wurde, dass ich mich von Severus vor Lucius hatte befriedigen lassen, dabei meinen Orgasmus an dessen verbotenem Mund ausgelebt hatte, während er mich alles verschlingend und vergessend geküsst hatte.

Ich war schlicht und ergreifend eine Schlampe!

Aber nein, das Maß der Dinge war noch nicht erreicht gewesen. Dass ich mich danach von Severus tatsächlich hatte fesseln und die Augen verbinden lassen, sprengte nachträglich fast mein Fassungsvermögen.

Meine seichte Entschuldigung? Dass ich so unendlich aufgeladen und geil gewesen war, dass er alles mit mir hätte machen können, was wirklich keine grandiose Ausrede war.

Die Umgebung war sehr animierend gewesen und ich ungewohnt freizügig und beeinflussbar. Gestern Abend und Nacht hatte ich mal meiner Jugend nachgegeben und ja, ich bereute es bitterlich!

Denn ich hatte Severus vertraut, dabei wusste ich nicht, ob mein Vertrauen gerechtfertigt gewesen war, da es trotz all dem herrlichen Nebeln in meinem Hirn Momente gab, in denen ich schreckliche Sorge hatte, dass es nicht Severus gewesen war, der mich berührt hatte.

Nicht Severus‘ Hände, nicht sein Geruch, eben ganz einfach und schlicht nicht ER!

Aber dann doch wieder er, also Severus! Würde er das wirklich gegen meinen Willen tun? Aus welcher Intention heraus? Ich war zutiefst verunsichert, denn jetzt war ich selbst wieder vollkommen verwirrt. Meine Gedanken drehten sich wirr im Kreis und ich erstickte meinen frustrierten Schrei in einem der Couchkissen und schrie mir die Seele aus dem Leib.

Diese Männer würden mich in den Wahnsinn treiben, das war nicht gut! Gar nicht gut!

In meinem atemlos verebbenden Schrei, dachte ich daran zurück, als ich durch ein leichtes Schaukeln aufgewacht war, aber nur kurz, um Lucius‘ selbstgefälliges Lächeln wahrzunehmen, während er mich mal wieder viel zu selbstverständlich getragen hatte. Schon alleine das entwickelte sich zu einer schrecklichen, dauerhaften Angewohnheit, die mir gefährlich auf die Nerven ging.

Das einzig Gute war, dass danach alles wieder sehr schwarz wurde!

Aber als Krönung musste dieses dramatische Frühstück genannt werden, denn jetzt schenkte Lucius mir auch noch etwas und das ganz kalkuliert und absichtlich vor Draco, um diesen zu brüskieren. Das war unerhört bösartig.

Auf der anderen Seite war es schlicht Lucius und ich hasste es, da ich mir nach meinem hochtrabenden Brief an Draco, dass er mir immer trauen könnte, nicht mal mehr sicher war, was ich wirklich getan und zugelassen hatte, aber irgendwie war mir bewusst, dass es mir auch keiner sagen würde, selbst wenn ich fragen sollte.

Wie sehr ich es doch genoss, in dieser intriganten Familie zu leben!

Eines hoffte ich sehr, nämlich dass Severus, wenn wir zusammen sein würden, mir vielleicht einiges erklären könnte, damit ich einige seiner Handlungen besser verstehen würde, um ihn nicht doch aus Versehen schwer zu verletzen.

Ich löste mich von meiner Rachsucht, weil jetzt meine sorgenvollen Gedanken um Draco und seinen derart in sich ruhenden und dominierend Anblick kreisten. Es hatte mich unerwartet tief berührt, ihn wiederzusehen, auch wenn ich versucht hatte, es mir nicht anmerken zu lassen, während ich Lucius‘ Provokationen freundlich lächelnd ertrug, denn ich hatte Draco wirklich vermisst.

Er war wie ein Fels in der Brandung für mich. Während ich ihn dort bemüht teilnahmslos hatte sitzen sehen, strahlte Draco eine innere, reine Unschuld aus, die Severus und Lucius in ihrem Leben bestimmt nie die Chance gehabt hatten zu besitzen.

Sofort war mir aufgefallen, was mir in der Zeit seiner Abwesenheit gefehlt hatte, dieser Blick auf die Gesamtheit der Dinge, wie er mir in letzter Zeit immer mehr in meiner Selbstgerechtigkeit entglitt. Ich war wahrlich nicht glücklich gewesen, zu erkennen, dass mein Fokus nur noch um die Menschen kreiste, die mir nahestanden, dass ich die anderen Menschen pauschal als unwichtig einordnete.

Das war am besten zu erkennen, wenn man sich die Flucht meiner Schulkameraden nach Irland mal genau ansah, ich hätte keinem von ihnen geholfen, nicht im Entferntesten, so wie mich der Orden allein gelassen hatte, hätte ich sie sich selbst überlassen, sie waren unwichtig und damit für mich uninteressant, aber dieser Gedankengang machte mich wahrlich nicht zu einem guten Menschen.

Draco schaffte es, dass ich reflektierte und mich nicht in Selbstgefälligkeit und Arroganz, wie sie Lucius und Severus zu Eigen waren, verlor!

Wobei ich an Draco eine neue beherrschte und gelassene Kälte wahrgenommen hatte. Dieser Auftrag hatte ihn verändert, das sagte mir der neue, unheimlich desillusionierte Ausdruck in seinen grauen Augen, der mir durch und durch gegangen war, während er mich zu durchleuchten versuchte, in dem Bestreben, zu erforschen, was Lucius mit seiner Scharade am Morgen aussagen wollte.

Gerade löste ich mich atemlos aus dem Kissen, als ich ein Räuspern vernahm und rasch hochblickte.

„Du scheinst abgelenkt zu sein!“, begrüßte er mich locker und schloss die Tür hinter sich, worauf ich ihn ertappt anstarrte. So hätte er mich nie sehen sollen. Auf dem Sofa kauernd, mit dem Kissen im Arm, wirrem Haar und gerötetem Gesicht, musste ich einen aufgelösten Eindruck hinterlassen.

„Und du scheinst etwas kühl…“, überspielte ich mein Unwohlsein, ihn derart unwürdig zu empfangen und richtete mich rasch auf, während er einfach verharrte und mich mit schiefgelegtem Haupt unleserlich betrachtete.

„Na, es hat sich viel getan… aber willst du nicht mitkommen? Ich lege auf diese Umgebung nicht so viel Wert! Würdest du zu mir kommen?“, kam es recht knapp von ihm, worauf er sich auch schon abrupt umdrehte und in den Flur hinaus rauschte.

Okay, was war das?

Perplex wegen seines ungewohnten Gebarens legte ich das Kissen weg und fuhr mir durch meine Haare. Sollte ich einfach so folgen?

Natürlich sollte ich, wenn es ihm hier in den ehemaligen, von Lucius für mich hergerichteten, Gemächern seiner verstorbenen Mutter nicht gefiel, sollte ich mich nicht anstellen, also trat ich vorsichtig in den Flur. Er hatte dort auf mich gewartet und packte mich nun einfach an der Hand, um mich in seine Suite zu ziehen.

Seine Räume, die ich, wie mir jetzt erst richtig auffiel, lange nicht mehr betreten hatte, zu lange wohl, wenn es nach Draco ging, der mir nun einen sehr leicht zu lesenden Blick, der mir durch und durch ging, sandte, als die Tür hinter uns zufiel.

Jetzt hielt er keine Emotion zurück und sein Blick flackerte vor Gier und Leidenschaft, aber mir ging es ähnlich. Ich musste ihm nach dieser Trennung nah sein.

Er überfiel mich mehr als stürmisch und als seine Lippen weniger sanft, aber dafür umso hungriger auf die meinen trafen, wurde mir erst so richtig klar, wie sehr ich ihn vermisst hatte.

Wochenlang hatten wir uns kaum oder wenn nur flüchtig gesehen, beide hatten wir unentwegt gearbeitet und waren unterwegs gewesen und dann noch die letzten knapp zwei Wochen, die ich fast ohne Unterbrechung mit Lucius verbracht hatte. Eine Zeit, die gehörig an meinen Nerven gezerrt hatte. Auch wenn ich viel gelernt hatte, so war dies doch Anspannung pur gewesen und es war gut, einige dieser aufgestauten Gefühle an Draco abreagieren zu können.

Lucius war mir viel zu nahe gekommen und hatte mich als weibliches, vollständig nervöses Wesen zurückgelassen und gerade diese latente Anspannung fiel nun endgültig von mir ab und ließ mich erkennen, wie sehr ich Draco brauchte.

Ich musste fühlen, dass er der war, den ich wollte!

Unser Kuss war verzehrend und regelrecht heißhungrig und ich ging genau so sehr darauf ein wie er, denn die Ressentiments aufgrund der Dementoren hatten mir Lucius und Severus ausgetrieben und ich wollte Draco nicht misstrauisch machen, weil ich ihm meinen Mund verweigerte, deshalb ließ ich mich in diesem Kuss fallen. Schließlich hatte Draco mich durch die halbe Suite zurückgedrängt und in sein Schlafzimmer geschoben und jetzt schmiss er mich geradezu ungeduldig aufs Bett und ich landete federnd auf der Matratze.

Kurz sah er mich mit sturmumwölkten Augen an, bevor er mir sogleich folgte und ungestüm auf mir landete und mir die Luft aus den Lungen presste.

„Du hast mir gefehlt!“, hauchte er atemlos und gehetzt zwischen zwei Küssen, um prompt wieder sehnsüchtig meinen Mund zu erobern und meinen Körper mit seinen Händen fiebrig zu erkunden.

„Du… mir… auch!“, konnte ich schließlich abgehackt erwidern, als er seine Lippen von mir löste und mein Kinn entlang zu küssen begann. Draco ging weniger subtil als vielmehr ungeduldig und getrieben vor, aber er war ganz anders als Severus, der zielstrebig zur Sache kam.

Während Draco mich hektisch entkleidete und auch seine Kleidung eiligst loswurde, nahm er sich danach trotzdem die Zeit, meinen Körper zu erforschen, was Severus wohl schlicht als Zeitverschwendung bezeichnen würde. Er ließ seine Hände, Fingerspitzen und Lippen über meine Haut gleiten, küsste sich hinab und knabberte sanft mit seinen Zähnen an meiner erhitzten Haut.

Severus ließ sich dafür selten Zeit, umso mehr genoss ich, dass es Draco tat und schloss darüber die Augen und stöhnte leise auf.

Oh ja, ich hatte ihn so sehr vermisst und er mich ganz offenbar auch.

Immer wieder vernahm ich an meine Haut gehauchte und gewisperte Worte von ihm, die bezeugten, wie glücklich er war, wieder daheim bei mir zu sein.

Ich hingegen genoss es, wie vergleichsweise sanft und zärtlich er mich behandelte. Wenn man bedachte, wie meine letzten sexuellen Eskapaden ausgehen hatten, verstand man es sogar… vielleicht…

Unsere folgende, gierige Vereinigung war jedoch getrieben, leidenschaftlich und wir fielen wieder hemmungslos übereinander her, nachdem er sich auf mich gelegt hatte. Es fühlte sich an, als wären die letzten Wochen, der Verrat von Draco wegen des Stabes und meine intensive Zeit mit Lucius nicht gewesen, denn er verstand es, mich bei sich zu behalten. Ich befand mich nur im Hier und Jetzt und fühlte alles sehr intensiv und genoss es, Draco tief in die Augen zu sehen, in den klaren, blaugrauen Tiefen zu versinken, ihn auf und in mir zu spüren und dass er mir so half, wieder zu meiner inneren Stärke zu finden.

Er griff haltsuchend nach meinen Händen, legte sie über meinem Kopf zusammen, hielt mich bestimmt fest, während er mir genauso tief in die Augen blickte wie ich ihm und er mich nun gründlich und tief nahm. Sowohl ihm als auch mir entkamen kleine, keuchende und stöhnende Laute.

Es war berauschend und als wir unseren Höhepunkt erreichten, ließ Draco seinen Kopf erschöpft hinabsinken, um mich wieder inbrünstig und hingebungsvoll zu küssen, was ich nur zu gerne erwiderte. Ich sagte ja, ich hatte ihn wirklich vermisst.

Leicht außer Atem küssten wir uns ein letztes Mal, bevor wir uns durch die dünnen Sommerdecken wühlten und zum Kopfende des Bettes krochen, wo Draco auffordern die Decke hob und ich nach kurzem Zögern zu ihm und in seine Arme kroch, um etwas zu kuscheln. Dies passte so gar nicht mehr zu mir oder auch zu uns, war aber deswegen nicht weniger schön.

Schweigend lagen wir einige Augenblicke ruhig beieinander und versuchten zu begreifen, was gerade passiert war, während Draco sein Gesicht in meinen Locken vergrub und mir schließlich einen Kuss auf den Scheitel gab, während ich seinem Herzschlag lauschte.

„Du hast mir wirklich gefehlt, mein Mudblood!“, murmelte er heiser und zog mich enger an sich, dabei kam ich nicht umhin zu bemerken, dass er wirklich anders war als früher.

Solche Momente zwischen uns waren selten geworden. Gerade akzeptierte ich, dass  ich Draco mehr als nur brauchte, denn er erdete mich, wie kein Zweiter.

Ich schmiegte mich einfach wortlos an ihn, versuchte, es zu genießen und auszublenden, was gewesen war und vor allem, was ich selbst die letzte Zeit verbrochen hatte. Das gelang mir auch für den Moment ganz gut, doch etwas interessierte mich trotzdem brennend.

„Warum hast du mir einen Heuler geschickt?“, fragte ich daher ganz direkt in die einsetzende Stille.

Ich fühle sofort, wie er unter mir erstarrte und entwand mich doch etwas Dracos Armen, versuchte, ihn anzusehen, bekam aber nur sein völlig entspanntes Gesicht präsentiert und wie er sich mit geschlossenen Augen zurückgelehnt hatte. Umgehend zog er mich wieder enger an seine nackte Brust, zurück zu sich und ich fragte mich, ob ich mir eingebildet hatte, dass er sich verspannt hatte.

„Hermione…“, stieß er plötzlich eindringlich hervor, hielt mich dabei aber fest umklammert, sodass ich ihn nicht ansehen konnte. „… frag nicht, manches willst du gar nicht wissen! Nur so viel, … dein Trank hat anders gewirkt als gedacht!“, murrte er dann doch auf einmal sehr düster und vergrub abrupt sein Gesicht an meiner Halsbeuge, atmete tief ein und ich runzelte misstrauisch geworden die Stirn, während ich über sein Haar streichelte und mich fragte, was da nur passiert sein könnte.

„Hm… es muss schlimm gewesen sein, wenn du dich so aufregst…!“, warf ich vorsichtig kalkulierend ein und schonte ihn nicht wirklich mit meiner Aussage.

„Lass es…“, bat er, bevor er mich überraschte, „… bitte!“, hörte ich ihn ganz leise wispern und entschied spontan, ihn wirklich gerade davonkommen zu lassen, denn wenn ein Malfoy schon das Wort Bitte verwendete, war das etwas sehr Besonderes und sehr, sehr Seltenes.

Das war etwas, was ich ebenfalls von Lucius gelernt hatte und darauf konnte ich Rücksicht nehmen!

„Erzähl mir lieber, was du hier erlebt hast…“, forderte nun er und nun war es an mir, mich etwas zu verspannen. „… Vater und du, beim Frühstück, das war… hm, bizarr!“, suchte er nach Worten und fragte ins Blaue hinein.

Ich hatte damit gerechnet, dass er nachfragen würde und war zwiegespalten, ob ich über seine ungenaue Frage erleichtert sein sollte oder nicht.

Aber letztendlich ließ er mir so die Chance, auch ungenau zu antworten. Ich war gespannt, mit wie vielen Details er sich zufrieden geben würde, denn ich wollte nicht wirklich viel preisgeben, das war irgendwie zu intim und privat.

„Naja, Lucius hat mir viel, sehr viel beigebracht!“, gestand ich wacker, merkte aber, wie sich Dracos Muskeln leicht verkrampften, da es irgendwie zweideutig rüberkam, bis ich rasch weiter sprach: „Ich habe schwarze Magie trainiert, gelernt, über Büchern gehangen und mich mit Lucius duelliert…!“, fuhr ich daher eilig fort und Draco entspannte sich wieder etwas, dabei verschwieg ich, wie versprochen, Syon in dieser Aufzählung.

Mal wieder ein Geheimnis, was zwischen uns stehen würde, aber ich hatte mein Wort gegeben.

„Und weiter?“, fragte er mit lauerndem Unterton, dabei hörte man, dass er wusste, dass viel, viel mehr passiert war als ich zugeben wollte.

„Er meinte, ich müsse lernen, was man in unseren Kreisen können müsste!“, gab ich weiter preis, dabei erinnerte ich mich an das Reiten und Fechten, während ich plötzlich Dracos Brust an meinen Schultern vibrieren fühlte und perplex wegen dieser überraschenden Reaktionen hochfuhr.

Lachte er etwa? Ich zweifelte offen.

Aber dann vernahm ich auch tiefe, rollende Geräusche aus seiner Brust und war mir sicher, er lachte wirklich! Warum lachte er mich aus? So warf ich ihm von unten einen kritischen Blick zu.

„Lass mich raten, Degen, Säbel und Florett sind nun auch deine Freunde!“, spottete er gehässig und lachte tatsächlich immer lauter über mich, ein Umstand, der mir nicht behagte und so zog ich die Bettdecke mehr über mich.

„Ja, ich habe etwas Fechten gelernt!“, gab ich einschränkend, aber auch widerwillig zu, denn vom Beherrschen oder Können war ich sehr weit entfernt. Draco lachte noch stärker und ich befreite mich energisch aus seiner Umarmung und sah ihn vorwurfsvoll an.

„Lachst du mich etwa aus?“, schimpfte ich gespielt böse und deutete mit dem Zeigefinger auf ihn.

„Oh nein, mein Mudblood…“, keuchte er erheitert und grinste mich recht spitzbübisch an. „… Es war nur so was von selbstredend, dass er dir das aufzwängen will. Severus hat er vergeblich zum Fechten animieren wollen, aber du kennst Severus. Er hält es für unnützes Gefuchtel. Er steht dazu ähnlich, wie zum „Rumgefuchtel“ mit dem Zauberstab und ich… nun, ich finde es einfach nur albern!“, erklärte er mir und schien sich zu amüsieren und ich musste nun selbst irgendwie spöttisch grinsen, als Draco weitermachte:

„Dass Vater die erstbeste Gelegenheit beim Schopfe packt und sich einen neuen Trainingspartner sucht, das ist sooo, so typisch er… irgendwie! Ich fand die handfesteren Kampfsportarten immer effektiver, auch wenn ein ordentlicher Schwertkampf sicher etwas für sich hat, aber den bevorzugte eher Abraxas, mein Großvater! Aber lass mich raten, dir hat es gefallen!“, setzte Draco noch immer erheitert voraus und ich verdrehte die Augen, weil es so typisch war, dass er Lucius bei so was durchschaut hatte.

„Es hat was!“, schränkte ich nun widerwillig ein und ließ mich doch wieder an Dracos Brust sinken.

Ich wollte nicht daran denken, was nach dem letzten Fechttraining passiert war, oder wie nahe mir Lucius bei der ersten Demonstration der Schritte und Streiche gekommen war, das hatte hier wahrlich nichts zu suchen.

„So zurückhaltend? Du kannst ruhig zugeben, dass es dir gefällt…! Aber… das war doch nicht alles, oder?“, bohrte Draco nun doch neugierig weiter.

Wobei ich froh war, dass ich noch mehr Unverfängliches zu berichten hatte, denn so kam ich weiterhin um unschöne Beichten herum.

„Wir waren reiten, ich habe die Abraxaner „kennengelernt“ und naja…“, begann ich zögerlich, denn ich wusste, wie Draco zu ihnen stand, aber auch ich war nicht scharf auf die Viecher.

Ich war zurückhaltend, auch weil ich mit Lucius und meinen beiden Ausflügen mit den Abraxanern noch viel mehr Nähe zu ihm verband als mit dem Fechten. Ich war perplex, denn erneut fühlte ich Dracos Brust unter mir erbeben.

Er lachte schon wieder? Was war hier los? So kannte ich Draco gar nicht. Er wirkte entspannter und gelassener, als jemals zuvor in den letzten Monaten. Was war bei den Veela passiert, dass er so viel Lässigkeit offenbarte? Vor allem nach diesem mehr als ungewöhnlichen Heuler? Da hätte man anderes erwarten können. Es war mysteriös und ich blieb skeptisch, was ich davon halten sollte.

„Und, hat deine Flugangst zugeschlagen? Vater ist doch sicher mit dir geflogen!“, stieß er direkt in die Wunde und lachte spöttisch auf, als ich mich nun energisch aufsetzte.

„Das ist nicht lustig!“, gab ich ungehalten, aber auch irgendwie getroffen zurück und verpasste ihm einen durchaus harten Klaps auf die nackte Brust.

Ich hasste und verachtete meine Flugangst, nein stopp, meinen Flugwiderwillen, das klang besser, aber ich war gerade auch verwundert, dass Draco so leichthin implizierte, ich sei mit Lucius auf ein und demselben Abraxaner gesessen und nicht jeder von uns auf seinem eigenen.

„Oh doch, mein Mudblood, das ist sehr lustig. Du gehst furchtlos ins Ministerium und brichst wahllos überall ein, wo es geht, wagst dich in die Höhle der DeathEater, stellst dich dem Lord, aber hast Angst vor so etwas Lausigem wie fliegen. Ich finde das mehr als amüsant!“, fuhr er sehr gelöst und gut unterhalten fort, dabei offenbarte er ganz weiße Zähne, während ich die meinen bleckte.

„Wenn du meinst!“, verschränkte ich die Arme vor der nackten Brust und blickte leicht beleidigt zu Draco.

„Nun hab dich nicht so!“, murrte Draco atemlos vom Lachen.

Sofort zog er mich wieder zu sich hinauf und küsste mich inbrünstig und genüsslich, worauf sich meine Anspannung langsam löste und ich dem Kuss nachgab und ihn erwiderte.

„Du reitest aber auch nicht auf den Abraxanern!“, gab ich schließlich außer Atem zu bedenken, als wir uns aus dem Kuss gelöst hatten und einander in die Augen blickten.

„Ja!“, war Dracos schlichte Antwort.

„Ich weiß von dem Unfall!“, gab ich urplötzlich leise zu und versuchte gespannt, eine Reaktion in seinen Zügen abzulesen.

„Vater hat es dir also erzählt… Na, dann weißt du ja jetzt, warum Blaise und ich so lange keine Freunde mehr waren…!“, war Dracos einziger, nüchterner Kommentar dazu.

Dabei konnte ich an seinem auf einmal harten und verschlossenen Blick erkennen, dass er nicht weiter darüber reden würde und schweren Herzens würde ich das respektieren.

Ich verstand, dass er darüber nicht sprechen wollte, aber Dracos Stimmung war umgeschlagen, denn nun war sein Blick durchwegs lauernd.

„Was war das vorhin? Wofür bist du wirklich von Vater beschenkt worden?“, kam Draco abrupt auf ein anderes, sehr heikles Thema, dies auch noch mit einer gewissen Vehemenz, zu sprechen und dann noch auf eines, das mir nicht wirklich gefiel.

Denn Lucius‘ Gartenparty lag schrecklich fies im Dunkeln für mich!

„Ich weiß es nicht!“, seufzte ich leidend, aber auch aufrichtig und nun war es an mir, an Dracos Halsbeuge das Gesicht zu verbergen.

Ich sog seinen Duft ein und genoss die wohltuende Wärme seiner Haut an meiner, ihn einfach zu spüren, doch ich ahnte, Draco würde jetzt nicht nachgeben.

„Wirklich nicht?“, bohrte er da auch schon weiter nach und ich überlegte, wie viel ich sagen sollte.

„Wirklich nicht, vielleicht wegen gestern Abend!“, gestand ich geschlagen, biss mir nervös auf die Lippe und wagte nicht, Draco anzusehen.

„Was war denn gestern Abend?“, hörte ich einen lauernden Unterton in Dracos Stimme, den ich aber leider nicht einzuordnen vermochte, der mir aber suggerierte, dass er irgendwie mehr zu ahnen schien als möglich sein sollte und so war ich leicht verwirrt.

„Was weiß ich…“, hob ich nun genervt den Kopf und meine Hände, sah Draco aber offen an und hoffte, er erkannte, dass ich dies ehrlich meinte.

Ich hatte selbst nämlich nicht den blassesten Schimmer, wie diese Nacht geendet hatte. Erneut blickten wir uns tief in die Augen, es war ein wichtiger Moment, doch dann begann Draco wieder zu lachen und das irritierte mich völlig.

„Was?“, fauchte ich ungehalten.

„Schsch...!“, legte mir Draco grinsend den Zeigefinger auf die Lippen und ich verstummte. „Nicht aufregen, aber du bist echt witzig gerade! Du weißt nichts mehr von gestern Abend? Oder? Du hast es echt vergessen?“, schüttelte er fassungslos über mich den Kopf und ich konnte ihm im Stillen nur recht geben.

Worauf ich nur vor mich hin grummelte.

„Du musst wirklich betrunken gewesen sein!“, entgegnete er leicht tadelnd. „Und leichtsinnig…“, murmelte er, als wäre er nicht glücklich bei dem Gedanken.

„Naja… der Champagner… lecker! Aber echt fies…“, nuschelte ich peinlich berührt und vergrub verschämt wieder mein Gesicht, denn es war mir wirklich zuwider, einzugestehen, dass sie mich schlicht und ergreifend abgefüllt hatten und dass ich somit ein Opfer war. Aber immer noch besser als Draco gestehen zu müssen, wie nahe Lucius und ich uns die anderen Tage über gekommen waren.

„Du hast dich wirklich von den beiden abfüllen lassen?“, hörte ich Draco absolut zweifelnd fragen und konnte das ungläubige Staunen geradezu aus seiner Stimme heraushören.

„Ja… sie waren zu zweit, das war unfair!“, versuchte ich mich ganz untypisch wie ein Mädchen zu rechtfertigen und erlebte erneut, wie Dracos Brust unter Lachern erbebte.

Heute war er wirklich gut aufgelegt, schien es mir, und ich fragte mich, woher seine Gelassenheit in Bezug auf Lucius und alles drum herum kam. So war er sonst nicht, aber es war eine Erlösung, diese neue Lässigkeit an ihm wahrnehmen zu können.

Doch unweigerlich drängte sich mir die Frage auf, was bei den Veela passiert war, dass er so reagierte, oder hatten die letzten Wochen ihn ruhiger werden lassen? Hatte er mich so vermisst, dass er nun einfach froh war, mich bei sich zu haben und er deshalb in so ausgelassener Stimmung war?

„Ich habe euch gestern gesehen…!“, gestand er mir nun abrupt, worauf ich mich fast verschluckte und noch tiefer vergrub.

Wie gesehen?

Er war auf dem Fest gewesen? Peinlich berührt schloss ich die Augen, denn ich konnte seiner Stimme gerade nicht entnehmen, ob er noch immer in gelöster Stimmung war, oder es nun heikel wurde.

„Ohh…“, murmelte ich leise, „… und… und warum bist du dann nicht zu uns gekommen?“, fragte ich das für mich Offensichtliche.

Wobei ich nicht mal wusste, bei was er uns hätte sehen können, da alles recht flott im Nebel verschwunden war!

„Du weißt es wirklich nicht mehr!“, echote er erstaunt und schien es nur schwer glauben zu können, dass ich derart die Kontrolle abgeben hatte. „… Oh… okay, also du hast dich ganz schön von ihnen abfüllen lassen… und ich kam nicht zu euch… weil das nicht der rechte Moment war, um meine Heimkehr zu feiern und ich nicht davon ausging, dass du dich so gehen lassen würdest und meine Hilfe brauchen könntest!", gestand er schließlich leise und ja, ich konnte es verstehen.

Ich zwischen Severus und Lucius ausgelassen feiernd war bestimmt nicht das, was sich Draco bei seiner Ankunft gewünscht hatte.

„Außerdem war ich sehr müde… und naja, ich denke, ihr hattet Spaß und ich glaube nicht, dass du für gestern Abend, oder besser die Nacht beschenkt worden bist!“, gab er nun mit nachdenklichem Ton von sich und ich spürte, wie er mein Kinn anhob, um mich dazu zu zwingen, ihm in die Augen zu blicken, was ich dann auch widerstrebend tat.

„Mach dir keine Sorge, mein Liebling… Ich weiß, dass während ich weg war nichts passiert ist, dass ihr jedenfalls nicht im Bett gelandet seid, sonst hätte er mich noch ganz anders aufgezogen…. das heute Morgen, das war bizarr, ja, aber so hat er sich letztes Jahr schon mal verhalten! Ich weiß es einfach… und sicher wirst du sehr erleichtert sein, wenn ich dir sage, dass ich nicht weiter nachfragen werde, was passiert ist!“, flüsterte er leise und überraschte mich damit total.

Dass er auf einmal so gelassen mit allem umging und mich nicht weiter in die Enge treiben würde, überraschte mich, erleichterte mich jedoch auch, denn so musste ich keine erzwungene Beichte ablegen. Wo war der Draco, der sich aufregte und der so gar nicht eifersüchtig war?

Letztendlich nickte ich sachte auf seine Ausführungen und fragte mich, ob Draco wirklich recht hatte mit seiner Vermutung, dass Lucius sich sicher anders verhalten hätte, wenn letzte Nacht mehr passiert wäre, zumindest wollte ich es sehr hoffen.

Fakt war, ich wusste es einfach nicht!

Dazu hatte ich ein mulmiges Gefühl in der Magengegend, wenn ich an den letzten Abend dachte, aber solange Draco davon überzeugt war, dass nichts passiert war, warum sollte dann ich zweifeln?

Dracos Überlegungen ließen mich jedoch sicherer werden und ich zuckte innerlich mit den Schultern und entschloss mich dazu, mein Gewissen tief in mir zu begraben.

„Okay, okay, aber jetzt will ich auch wissen, wie es bei den Veela im Allgemeinen war! Wie sind die wilden Vögel so?“, lenkte ich erleichtert ab, dass wir mich abgeschlossen hatten und nun auf ein anderes Thema zu sprechen kommen konnten, aber das Thema Lucius war in meinen Augen damit auch erledigt.

„Hm, sehr speziell…!“, begann Draco nachdenklich, dann musterte er mich einige Augenblicke eindringlich, sah mich abwägend an, bevor er überlegend fortfuhr: „Willst du etwas sehen?“

Ich war wirklich überrascht, dass er mir dies so ungewohnt freizügig anbot, aber auch zu neugierig, um es nicht anzunehmen. Die Veela zu sehen wäre sicher spannend, außerdem könnte ich mehr aus Dracos Sicht erleben und auch seine Gefühle bis zu einem gewissen Grad erfahren, was sicher reizvoll war. Also nickte ich nur knapp, blickte Draco entschlossen in die Augen und ließ mich umgehend nach einem Legilimens in seine Erinnerungen ziehen.

Es war anders als mit Harry zu verschmelzen, aber auch ganz anders als mit Severus, es war interessant, dass es anscheinend immer unterschiedlich war und es darauf ankam, mit wem man seinen Geist teilte. Ich wurde nach meinem Zauberspruch regelrecht durch seine Augen in seine Erinnerungen gezogen. Gespannt verfolgte ich im rasanten Schnelldurchlauf, wie Draco in Irland abgeholt wurde und die Veela und er lange unterwegs waren. Sie reisten nach Osteuropa und schließlich präsentierte er mir das Veeladorf, welches doch sehr anders war als alles, was ich bisher an magischen Behausungen erlebt hatte.

Es glich weder dem, was ich über die Burgen der Vampire gelesen hatte, noch dem Lager im Wald der Wölfe. Es war eine Zeltstadt. Alles wirkte naturverbunden, schlicht und einfach.

Ich beobachte, wie Draco der Anführerin, Zorica, gegenüberstand und erlebte seinen ersten Abend in einer Runde Veela beim Dinner. Zum ersten Mal sah ich, wie verschieden auch die Veela sein konnten und spürte, dass Draco auch davon überrascht gewesen war, aber der Eindruck währte nur kurz. Danach zeigte er mir den nächsten Tag, beziehungsweise den Beginn der Verhandlungen mit Zorica sowie das nervenaufreibende und zähe Verhandeln.

Immer wieder tauchte nur ganz kurz eine junge, auf mich naiv wirkende Veela in seinen Erinnerungen auf, aber ich verstand nicht warum.

Dann kam eine fesselnde, von Blut angereicherte Szene, ein Fest am Abend!

Bei diesen Bildern spürte ich deutlich Dracos Verwirrung und später sogar Abscheu und Ekel. Daraufhin stieg Sorge in mir auf, denn ich erkannte, wovon sich Draco so abgestoßen fühlte. Sie opferten ein großes Tier und badeten förmlich genüsslich in dem Blut, schmierten es sich gegenseitig auf die Haut, ins Gesicht und das schien ihm gar nicht zu gefallen, schließlich kam diese junge Veela auf Draco und die Anführerin zu.

Ich schluckte schwer, als ich bemerkte, dass Draco sich vor all dem Blut wirklich in seinem tiefsten Inneren ekelte, vor allem als er selber das Blut auch noch berühren sollte und ich unterdrückte es, mich vorsichtig zu fragen, was er dann von mir denken würde, da ich für meine Rituale das Blut sogar noch trank.

Dabei war es mir gleich, ob vom Tier oder vom Menschen!

Schließlich hatte ich beim Lord in der Höhle voller Inferi auch Menschenblut getrunken. Jetzt war die Frage, würde er sich vor mir genauso ekeln? Ich wollte das nicht wissen und verdrängte diese Erkenntnis energisch.

Meine Aufmerksamkeit war durch diese schwermütigen Gedanken kurz abgelenkt gewesen und ich hatte das Gefühl, etwas sehr Wichtiges in seinen Erinnerungen übersehen zu haben, doch Draco hatte seine Gedanken und mich schon weitergelenkt.

Er hatte anscheinend einige Tage übersprungen, ein Umstand, der mich normalerweise misstrauisch hätte werden lassen, aber so kam ich gar nicht dazu, länger darüber nachzudenken, denn was er mir nun sehr detailliert zeigte, war mehr als spannend und ich konnte leisen Stolz in Draco aufwallen fühlen und vergaß meine eigenen Überlegungen.

Er saß der Chefin verhandelnd gegenüber und dann zeigte er mir absolut klar, wie sie ihm einen Nichteinmischungspakt mit dem Lord anbot, aber betonte, dass sie nur ihm diesen anbieten würde, weil er ein Malfoy war und was sie dann verkündete, ließ mich wirklich fast benommen und sprachlos zurück.

Sie erklärte, dass dies nur so wäre, da seine Familie, die Familie Malfoy, schließlich für sie der Schlüssel sei, der die Bande der Veela zu den Zauberern stärken würde und dafür sorgte, dass eine mächtige, magische Familie immer mit den Veela durch Verehelichung verbunden war.

Ich war absolut baff und wie vor den Kopf geschlagen, denn das hatte mir Lucius selbst in Syon nicht offenbart, aber ich war nicht nur geschockt wegen dieser Tatsache, sondern auch darüber, dass Draco doch tatsächlich in gewisser Weise einwilligte, dass das Band immer bestand haben würde.

Irgendwie kam es mir vor, als würde er das ein oder andere auslassen.

Malfoy, Veela! Veela, Malfoy!

Aber schon allein dieser Tatbestand war mehr als faszinierend. Dass auch sie nicht wirklich rein und reinrassig waren, wenn sie seit langer Zeit eine Vereinbarung hatten, fand ich spannend und ich nahm mir vor, dies auch mal Lucius unter die Nase zu reiben. Ich wollte mir sein Gesicht ausmalen, wenn ich ihm diese Erkenntnis offenbarte.

Nur kam ich nicht dazu, in diesen Gedanken zu schwelgen, denn schon im nächsten Augenblick schob Draco mich abrupt aus seinen Erinnerungen und ich war so abgelenkt, indem ich über Lucius nachdachte, dass er damit keine Probleme hatte. So landete ich wieder im Hier und Jetzt, in seiner Suite, auf Dracos Bett, nackt vor ihm sitzend, da ich auch körperlich das Gleichgewicht verloren hatte und aus dem Bett gefallen war.

Was war das? Er hätte mich auch sanfter entlassen können, warum dieser so plötzliche Abbruch?

Mit schief gelegtem Kopf und gerunzelter Stirn versuchte ich zu ergründen, was seine Gründe sein könnten, nachdem er doch derart zugänglich gewesen war und doch schien er irgendetwas verheimlichen zu wollen, somit musterte ich ihn sprachlos, während er abwartend, aber auch wenig kooperationsbereit zurückblickte. Schweigend sahen wir uns einige Sekunden an, während Draco fragend eine Braue hob.

„Wer soll heiraten? Du eine Veela?“, wollte ich erfahren und seine hellgrauen Augen weiteten sich entsetzt.

„Ich? Nie und nimmer!“, wehrte er so entschieden und geradezu entsetzt ab, dass ich ihm nur glauben konnte.

„Was dann? Wie muss man es dann verstehen?“, drang ich weiter vor und so wie er gerade die Mundwinkel verzog, passte es ihm gar nicht, aber mein Blick sagte eindeutig, dass ich nicht nachgeben würde.

„Mein Erbe…“, murrte er düster und so flüsternd, dass ich hochruckte um ihn genau zu verstehen.

„Wie bitte? Dein Sohn? Du verschacherst deinen noch ungeborenen Sohn?“, fragte ich leicht perplex und konnte nicht dagegen an, dass ein fast hysterisches Lachen in meiner Kehle aufsteigen wollte. „Nicht dein Ernst?“, prustete ich nun los.

Regelrecht empört über mein Verhalten verschränkte Draco die Arme vor der nackten Brust, zuckte mit den Schultern und erwiderte betont lässig.

„Na und? Er ist noch nicht geboren und warum auch nicht, ich will doch eigentlich keine Kinder, ich muss, ich weiß, aber wollen… und es ist noch so weit weg!“, er schüttelte langsam den Kopf. „Beeindruckt? Verstört, oder was?“, fragte er diabolisch grinsend.

„Ähm… ja, nein… keine Ahnung?“, stotterte ich überfordert vor mich hin, während ich zu begreifen versuchte, was er soeben hatte verlauten lassen, denn ja, es imponierte mir, dass er sprichwörtlich über Leichen oder auch Ungeborene ging.

Wow, war er wirklich so kaltschnäuzig geworden? Nein, eher nicht, oder? Auf der anderen Seite kamen mir Lucius‘ Worte in den Sinn, dass ich zurücktreten müsste, damit Draco mit seiner zukünftigen Frau zufrieden werden konnte, wenn schon nicht glücklich, was mich schlucken ließ. War ich so rücksichtslos geworden, dass ich ihn für diese Ungeheuerlichkeit auch noch bewunderte? Was wurde hier nur aus mir?

Draco schien langsam aber sicher zu akzeptieren, dass er einen Sohn benötigte und wenn bloß aus dem unabdingbar wichtigen Grund, den Vertrag mit den Veela einzuhalten.

Ich wollte wetten, dass die Urahnen der Malfoys magische Rituale mit den Veela abgehalten hatten, die sie gegenseitig an die Vereinbarung banden. Somit kamen sie nicht darum herum, daher auch ihr irrer, nun mir verständlicher Trieb, die Erfolge unter allen Umständen zu sichern.

„Schau nicht so von mir weg…“, bat er plötzlich und mein Augenmerk zuckte wieder zu ihm, weg von seiner Brust. „… Sieh mal, Liebling, was soll ich mich darum sorgen, was in 20-30 Jahren ist?“, fragte er kühl und wieder zuckte er nur gleichgültig mit den Schultern, zog mich aber nun entschlossen vom Boden hoch und wieder an sich, schloss mich fest in seine Arme.

„Alles was du mir gezeigt hast erklärt aber nicht den Heuler und auch nicht Yakor…“, forderte ich entschlossen, woraufhin er seine Hand in einer bittenden Geste anhob.

„Das ist korrekt. Du hast mal gesagt, dass das Schweigen zwischen uns akzeptiert wird, oder? So bitte ich dich schon wieder um etwas, nämlich dass du uns darüber schweigen lässt… sagen wir nur so, ich habe deine Erklärung zu dem Trank in dem Brief akzeptiert und erkannt, dass ich vorschnell diesen Heuler abgesandt habe… kannst du damit leben?“, entgegnete er schrecklich nüchtern.

Wegen dieser Worte, die so viel implizierten, wurde mir fast schlecht, denn ich forderte dies nur bei den brutalsten Erlebnissen, die ich erlebt hatte und die ich mir selbst versagte, genauer zu untersuchen, was musste meinem armen Draco dort bei diesen Wesen nur passiert sein?

Also legte ich meine Hand auf sein Herz und nickte leicht, zeigte dass ich seinen Wunsch respektieren würde. So legte sich wieder eine Stille zwischen uns, die ich nach langer Zeit brach.

„Wer war diese kleine Veela?“, fragte ich nach einer Weile, in der mir alles durch den Sinn gegangen war, was ich nun mit Draco erlebt hatte.

„Eine nervende, kleine Person!“, küsste er meine Stirn und besiegelte damit, dass er nicht mehr sagen würde, deshalb schloss ich die Augen und überlegte, was ich gerade alles gesehen oder eben nicht gesehen hatte.

Es war eigenartig.

Wir hatten uns ausgesprochen, jedenfalls so was in der Art, hatten über vieles geredet, doch Draco schien mir zu ruhig, zu gelassen, um glaubwürdig in meinen Augen zu sein. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass irgendwas nicht stimmt, dass etwas passiert war, dass mir etwas Entscheidendes entgangen war und dass dies nichts mit diesem Yakor zu tun hatte, oder verhielt er sich so, weil er wusste, dass mit Lucius mehr gewesen war als ich zugab und er mich aus der Reserve locken wollte?

Es war ein Instinkt, der mich unruhig zurückließ. Ich wusste es nicht und ich wurde die Befürchtung nicht los, dass die nächsten Wochen wie ein Tanz auf rohen Eiern mit Draco werden würden.

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