When Hermione Fights
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 Kapitel 76-77

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queenie
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Kapitel 76-77 Empty
BeitragThema: Kapitel 76-77   Kapitel 76-77 EmptyDo Feb 09, 2012 2:20 am

Einsichten und Erkenntnisse


Ich kam nach Snape in die Halle, der anscheinend Harry hinweg gescheucht hatte, aber eines musste man ihm lassen, er ließ sich nicht das kleinste Bisschen Schmerz in seiner Haltung ansehen und fegte in seinen sich aufbauschenden Roben den Mittelgang dramatisch entlang. Was für ein stolzer Mann, erinnerte an meine eigene Halsstarrigkeit und ich fing Harrys sorgenvollen Blick auf, der misstrauisch Snape folgte um dann mir aufgeregt entgegen zu sehen, aber bevor er etwas sagen konnte war ich schneller:

„Nicht hier, Harry, bitte, später im Raum!“, wisperte ich und sank noch immer müde auf die Bank.

„Was meint sie, Harry?“, meinte Ron da schmatzend.

„Nichts, Ron, sie wollte mir einen Zauber zeigen!“, machte mich Harry sprachlos, da ich annahm, er hatte sehr wohl gesehen, dass mein Name neben Snapes in dessen Räumen war, aber ich nahm den Aufschub dankbar an.

Ich konnte mit verfolgen, wie mich Dean, Seamus, Lav, Pav und Neville beäugten und ich bekam giftige Blicke von Ginny über den Tisch hinweg zu geschmissen, darüber regte ich mich aber überhaupt nicht auf, mir gingen die Geschehnisse mit Snape im Kopf herum.
Oh Mann, war das knapp gewesen, er hatte zu viel Blut verloren! Warum war dieser sture Bastard nicht einfach appariert, nachdem er verletzt wurde? Warum hatte er seine Truppe gesammelt und mit diesen Verletzungen weiter gekämpft, bis er zwei der drei Ordensmitglieder ausgeschaltet hatte? Was auch immer das hieß, ich hatte nur nicht nachgefragt, da, wenn sie tot wären, ich es früh genug erfahren würde. Nun horchte ich tief in mich, würde es mich tangieren?

Ich zuckte die Schultern, als ich den heißen, starken Kaffee auf meiner Zunge schmeckte und ihn gierig trank und da kam mir die Erkenntnis! Nein, es wäre mir egal, was mit Tonks, Moody und Shacklebolt passiert war, anders sah es damit aus, was mit Snape passiert und dass Draco verletzt gewesen wäre. Und ja, ich gestand es mir ein, auch ich wollte Snape nicht verlieren!

Warum es vor mir leugnen? Ich genoss die Gesellschaft dieses so schwierigen, komplexen Mannes immer mehr. Er war mir durchaus auf vielen Gebieten ein Mentor geworden, den ich bewunderte und dem ich auch vieles verdankte.

Ich würde es ja nie offen sagen, fragen oder zugeben, aber ich möchte mal wissen, ob er selbst wusste, wem er treu war? Wem er diente? Wem seine Loyalität gehörte? Aber so wie ich die Mitglieder meiner neuen Familie kennengelernt hatte, war es wohl eher das Motto: Ich stehe auf meiner eigenen Seite beziehungsweise auf der Seite der Familie und der Rest lässt sich richten. Flexibilität in allen Lebenslagen, schien das Motto zu lauten. Und wenn ich eines war, dann flexibel.

Ich würde mich diesem Diktat fügen, es würde mir auch gar nichts anderes übrig bleiben. Viele alternative Wege würden sich mir nicht bieten. Einige würden das bestimmt nicht verstehen, aber sind wir mal realistisch, schockierend offen und ehrlich, wenn Lucius und Snape heraus bekamen, dass ich ein Mitglied der Familie Malfoy war, würden beide mir nicht mehr viele Chancen und Möglichkeiten lassen, frei über mich zu entscheiden. Ich hatte den Schutz einer mächtigen Familie und von wichtigen, bedeutenden Männern, aber ich würde ein Spielball von ihnen werden, denn alle hatten auf die eine oder andere Weise Anspruch auf mich erhoben. Meine Befürchtung, dass Snape nach diesen neuen Erkenntnissen seine Scheu eher fallen lassen würde, machte es für mich nicht einfacher, oder dass ich mich wohler fühlte.

Auch Draco sollte man nicht vergessen, er war eine eindrucksvolle Persönlichkeit, wenn er denn wollte und darin lag das Problem, er wollte nicht immer, aber immer öfters. Dieser junge Mann hatte Macht in Hülle und Fülle, das konnte man fühlen und manchmal, wenn er den Boss in seinem Gemeinschaftsraum raushängen ließ, machte er mir mehr Angst als Snape und als Lucius, als dieser mich gebissen hatte, aber das würde ich niemals zugeben. Diese beiden Männer hatten alles dafür getan, in Draco einen würdigen Nachfolger heranzuziehen und er hatte alles getan, um von beiden nur das Beste aufzusaugen und vereinte das in sich!

Er würde uns noch alle überraschen und höchstwahrscheinlich das Fürchten lehren. Dass ich ihn in der Schule auf den zweiten Platz verwies, gelang mir nur, da Dracos wahre Interessen bei der grauen und der schwarzen Magie lagen, in deren Studium er mir leider um Jahre voraus war. Kein Wunder, da sich mir dieser Zweig der Magie erst seit knapp drei Jahren eröffnet hatte, auch hatte er die besten Lehrer dafür gehabt, aber ich freute mich, dass ich ihm trotz alle dem in so vielem die Stirn bieten konnte.

Und dank dieser Tatsache, dass ich seit den Ferien zur Malfoyfamilie gehörte, auch wenn es an sich keiner wusste, würde auch ich alles tun, um diese zu schützen und ihnen beizustehen.

So wie ich Snape gestern Nacht beigestanden war und ich wusste, er konnte nicht über seinen Schatten springen und seiner Dankbarkeit mir gegenüber Ausdruck verleihen, er würde dies als Schwäche ansehen und das will und kann und darf er nicht zeigen, aber damit würde ich leben können. Dieser so sanfte Kuss war die einzige Bezeugung, dass er anerkannte, was ich für ihn getan hatte und mehr würde er mir nie zeigen. Und nein, ich wusste, gleichgültig war ich ihm schon lange nicht mehr. Auch wenn er dachte, ich hätte den Kuss nicht mitbekommen, so erwartete ich nichts und ich glaube, er war froh, dass ich auch nichts forderte.

Und so seufzte ich schwer über meinem dampfenden Kaffee und schüttelte über meine deprimierenden Gedanken den Kopf, wo das alles noch enden würde?

Harry und ich setzten uns nach dem Nachmittagsunterricht ab und schlichen in den Raum der Wünsche. Wir würden nicht zu lange Zeit haben, da er noch ein DA-Training einberufen hatte und so hoffte ich, ich würde ihn mit meiner abgespeckten Version zufriedenstellen können.

So kamen wir in einen sehr kleinen, sehr gemütlichen Raum mit Kamin, aber er hatte sich zwei Sessel gewünscht und jetzt nahmen wir Platz.

„Harry!“

„Hermione?“, legte Harry den Kopf auffordernd schief und musterte mich ernst, er schob sich mit dem Zeigefinger die Brille am Bügel wieder auf seiner Nase zurecht. „Was hast du mir zu erzählen?“

„Ich nehme an, du spielst auf gestern Nacht an?“, präzisierte ich das Ganze und überschlug meine Beine.

„Danke für deinen Patronus, er hat mir deine Nachricht überbracht… also was hat dich aufgehalten?“, forderte er unerbittlich, dabei sah er mir aufmerksam ins Gesicht.

„Ich denke, das weißt du doch schon, du wirst doch bestimmt die „Karte“ zu Rate gezogen haben, wo ich war?“, zog ich spielerisch meine Augenbrauen in die Höhe.

„Natürlich! Umso gespannter bin ich!“, gab er mit undeutbarem Blick zu aber er grinste nun doch frech, da er schon mitbekam wie wir uns umkreisten und ich lachte zurück. „Wie du mir das erklären willst?“

Heute würde sich mir die Möglichkeit bieten, Harrys ehrliche Meinung zum Orden zu erhalten und ich war gespannt. Ich hatte mir während des Unterrichts so meine Gedanken gemacht, was ich ihm erzählen sollte und dass ich wohl mein Versprechen an Snape, es niemandem zu erzählen, würde brechen müssen. Natürlich würde ich nicht alle Einzelheiten preisgeben, aber Snape würde, sobald er es erfahren sollte, wohl ausflippen, aber da musste ich wohl durch, da ich mich nach längerem Überlegen schlussendlich entschieden hatte, Harrys Reaktion zu testen.

„Tja, ich habe die Nacht bei Snape verbracht!“, bekannte ich forsch und sah, wie er seinen Zauberstab zückte und anfing, ihn überlegend zu halten. Und ich erlebte, wie er diesen betrachtete, nun tief einatmete und dann rasch den Blick hob und mich hart fixierte.

„Wie du weißt, wusste ich das schon und wie du siehst, muss ich schwer schlucken und ich stehe kurz vor einem Wutanfall, aber darauf werde ich dich nicht hinzuweisen brauchen, oder?“, sprach er erzwungen ruhig und gepresst, seine Augen glühten wie grüne, lodernde Flammen, auch ballte sich um Harry diese magische Aura, die nicht jeder aufzuweisen hatte. Wer hatte gesagt, dass man Harry unterschätzen sollte? Seine Stimme klang mühsam beherrscht, als er nun stöhnte.

„Nein, Harry, umso dankbarer bin ich, dass du dich so erwachsen zeigst, dir erst mal meine Erklärung anzuhören, als jetzt schon rumzuschreien!“, freute ich mich, dabei sah ich ihn ruhig an.

„Ich tue doch alles, um dich stolz auf mich zu machen. Aber bitte, spann mich nicht länger auf die Folter, ob ich ihn jetzt umbringen muss, da er dich belästigt hat, oder nicht?“, forderte er forsch, dabei zeigte er sich ungeduldig, spielte provozierend langsam mit seinem Zauberstab und rollte diesen aufreizend in seinen Fingern hin und her, mit dieser düsteren Macht, die ihm umgab, wirkte er sehr wohl bedrohlich, aber ich blieb die Ruhe selbst.

„Du weißt, ich hatte Nachsitzen, er war nicht da und so fing ich an zu brauen… um zehn ging die Tür auf und er kam… Harry, du musst mir erst schwören, das hier niemandem zu erzählen! Wirklich niemanden. Er würde mir das nie verzeihen. Ich habe ihm versprochen, das niemandem zu sagen, aber ich weiß, ich muss es dir erzählen. Aber bitte versprich mir, dass das unter uns bleibt!“, bettelte ich nun Harry flehentlich an und sorgte mich gleichzeitig um seine Stunden bei Snape und ob Harry unser Geheimnis würde für sich behalten können. Und so blinzelte er mich erstaunt an, aber er erkannte auch, wie wichtig mir seine Zusicherung war und dass es mir nicht leicht fiel.

Er ließ sich Zeit und doch nickte er langsam, mit Bedacht und ließ mich nicht aus den Augen. „Ich verspreche dir, niemandem zu verraten, was du mir nun erzählst, sollte er dir aber etwas getan haben, kann ich dir nicht versprechen, ihn mir nicht zu kaufen und ihn zur Rede zu stellen!“, bot er mir einschränkend an und es war wohl das Beste, was ich von Harry erwarten konnte und so nickte nun ich zustimmend.

„… aAso, wo war ich…? Er kam rein, er sah schrecklich aus! Er wurde in einen Kampf verwickelt und Harry, ich kann da jetzt nicht auf die Einzelheiten eingehen, da ihm das nicht recht wäre, aber glaub mir, er war auch heute in der Früh nicht geheilt. Dass er sich nichts anmerken lässt, verdankt er nur seiner Starrköpfigkeit! Nur so viel, ich habe die ganze Nacht darum gekämpft, ihn zu retten, er wäre fast verblutet! Sonst war da nichts!“, meinte ich eindringlich ernst und beobachtete, wie mich Harry mit großen, ungläubigen Augen ansah und ein sehr erstauntes Gesicht zeigte.

„Warum hast du keinen Lehrer gerufen, oder die Krankenschwester?“, meinte er misstrauisch, aber flott.

„Keine Zeit, Harry, am Anfang ging es um Minuten… und dann war es auch schon egal und ich war so beschäftigt, dass ich dafür keine Zeit gefunden habe und zu meiner Verteidigung… ich hab gar nicht mehr gedacht, nur noch gehandelt!“, verteidigte ich mich und verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust.

„Es fällt mir schwer, das zu glauben?! Ich meine, er war wie immer beim Essen… mhmh, wenn ich so nachdenke, vielleicht etwas blass… blasser als sonst und er hat weniger Punkte abgezogen von den Armen, die seinen Weg gekreuzt haben, das war es aber schon! Moment mal?! Wie kommt es, dass du schwere Verletzungen heilen kannst, ich meine, ist dir nicht schlecht geworden bei dem Anblick der Wunden?“, kam er zügig zum Punkt, als ich versuchte, seinen suchenden Augen auszuweichen.

„Ja, was soll ich sagen? Ich bin halt gut!“, grinste ich da verschämt. „Ich bin bei Ärzten aufgewachsen, die haben mich seit Jahren in Erste Hilfe Kurse gesteckt und medizinische, eklige Bücher sind mir auch geläufig… und wie ich ihn so gut heilen konnte? Ich saß ja an der Quelle, ich hab ihn mit Tränken vollgestopft, ich konnte aus den Vollen schöpfen. Harry, er wäre ohne mich gestern gestorben, glaube mir!“, bekannte ich todernst, dabei blickte ich ihn eindringlich an und ich erlebte, wie das Verstehen und die Akzeptanz langsam in Harrys Augen Einzug hielt.

„Ich denke nicht, dass du mich belügst, aber wie hat er es aufgenommen? Ich kann mir vorstellen, er war hoch erfreut, von einer Gryffindor gerettet worden zu sein?“, ja manchmal bist du gar nicht dumm, Harry, aber dass ich seine Lippen zart auf meinen hatte fühlen können, würdest du mir bestimmt nicht glauben, oder glauben wollen.

„Warum denkst du, musste ich ihm versprechen, es niemandem zu sagen? Es hat nichts verändert, aber das habe ich weder erwartet noch gehofft, ich habe nur gehandelt und Harry, auch wenn es dir vielleicht nicht gefällt, aber ich würde es wieder tun!“, bekannte ich überzeugt und reckte mein Kinn stur in die Höhe.

„Warum sollte ich dich verurteilen, wenn du jemandem hilfst? Nein, das tue ich nicht, aber was hast du neben ihm getan? Ich glaube, du magst ihn!“, fragte er misstrauisch und neugierig nach.

„Ob du es glaubst, oder nicht, Harry, ich bin eingeschlafen, weißt du, wie anstrengend Heilsprüche sind? Und ich musste viel heilen, sehr viel! Wie kommst du darauf, dass ich ihn mag? Er ist mein Professor!“, meinte ich zum Schluss entrüstet.

„Ok, aber er ist dir nicht dankbar oder hat sich bedankt? Aber du verteidigst ihn und zeigst dich besorgt, das macht man nicht bei Menschen, die man nicht mag!“, kam es schlau von Harry und er sah mich aufgeweckt an. „Außerdem finde ich es schockierend, dass du im Bett eines Professors schläfst, Hermione!“, entrüstete nun er sich pikiert und ich biss mir verärgert auf die Zunge, ich hasste gerade diese vermaledeite Karte der Marauder.

„Nein, er war eigentlich sehr schweigsam und missgelaunt! Er hat sich nicht bedankt, aber ich mag ihn nicht… wirklich! Ich finde ihn nur beeindruckend in seinem Wissen und seinem Können, das ist alles!“, meinte ich verschnupft und richtete mich verärgert auf. „Und was willst du mir unterstellen, dass ich auf Snape stehe? Das ich was…? Harry, ich bin einfach eingeschlafen und er war im Delirium, da kann man gar nichts hineininterpretieren, aber gut, wir leben nun mal in komischen Zeiten, aber bitte dichte mir da nichts an! ...Und ihm bitte auch nicht! Der Mann hat tief und fest geschlafen!“, war ich doch aufgebracht.

„Mhm, mit den schwierigen Zeiten, da gebe ich dir recht und ich hoffe, ich kann deiner Aussage vertrauen und ja, schweigsam und missgelaunt, so kenne ich den bösartigen, hämischen Mann, er ist so widerlich und undankbar!“, spuckte da Harry. „Er hat dein Mitleid und Mitgefühl nicht verdient! Und bist du dir sicher? Ich frage mich, wie man so jemanden bewundern kann aber vielleicht stehst du unter einem Zauber?“, schaute er mich besorgt an.

„Harry, jeder, der so verletzt war, hat mein Mitleid verdient, sei nicht so hart, bitte, das passt nicht zu dir! Und was für ein Zauber? Schwachsinn!“, wies ich von mir, da ich fand, er verkannte Snape, dieser hatte mir schließlich auch immer sofort geholfen, ob ich nun eine lästige Gryffindor war oder nicht.

„Wie kam er eigentlich zu den Verletzungen?“, fragte er plötzlich, nun kamen wir dazu, was er vom Orden hielt.

„Er war im Auftrag der Death Eater unterwegs in der Diagon Alley und Moody, Tonks und Shacklebolt haben ihm das angetan. Ich bin und war entsetzt, dass sie so etwas getan haben!“, fasste ich zusammen und schüttelte noch immer den Kopf darüber, dass sie immer so brav taten, aber es anscheinend nicht waren.

„Was!? Die Ordensmitglieder haben Snape fast getötet? Voll krass, auch wenn ich ihn nicht ausstehen kann, ist es vielleicht nicht unbedingt klug, ihren Spion zu töten, oder?“, haspelte er rasch, dabei strich er sich erregt durch seine unordentliche Haarpracht.

„Nein, Harry, ist es nicht, sie wussten aber nicht, dass er es war… er kam nicht dazu, sie zu informieren!", stellte ich dann nun doch die Fakten richtig dar.

„Heftig, ich dachte nicht, dass sie schon zu solchen Mitteln greifen!“, schien Harry sehr überlegt. „Tja, ich bin auch entsetzt, vor allem frage ich mich da, wie Snape weiter ein wirklicher, echter Spion für den Orden sein kann? Ich kann mir nicht vorstellen, dass seine Gefühle den Menschen gegenüber, die ihn fast umgebracht hätten, sehr positiv sind?“, sprach auch Harry sehr treffend meine Gedanken aus, da ich mich ja auch fragte, wie man das so vergessen könnte!

„Was hältst du vom Orden?“, fragte ich nun das für mich Wichtigste.

„Nicht viel! Man sagt mir ja nichts, bis jetzt denke ich nichts! Das Schlimmste finde ich aber, dass sie anscheinend ihre eigenen Leute angreifen. Wie gesagt, ich traue Snape nicht und ich weiß nicht, wieso Dumbledore denkt, er könnte es, aber mit solchen Aktionen finde ich es immer schwerer, zu glauben, dass Snape loyal ist!", ereiferte er sich ungewohnt aussagekräftig.

„Gute Frage, Harry, die habe ich mir auch gestellt, auf der anderen Seite ist das nicht unser Problem sondern deren und bitte, ich muss dich an dein Versprechen erinnern, du darfst es ihnen auch nicht sagen, auch nicht Sirius, dass der Orden Snape angegriffen hat!“, kam es von mir eindringlich fordernd.

„Das darf Ron nie erfahren!“, schob Harry nun ein, nickte mir dabei aber auch zu.

„Wie kommst du jetzt darauf?“, war ich perplex und runzelte die Stirn.

„Ich denke nicht, dass er dich verstehen könnte und auch ich tue mich schwer. Ich mag Snape nicht und auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, ich verstehe auch nicht, wie Dumbledore ihm trauen kann. Aber Dumbledore verstehe ich seit dem Sommer auch nicht mehr, also ist das alles sehr verworren und macht mir echt Kopfweh! Hermione, sag, warum muss immer alles so kompliziert sein?“, fragte Harry traurig, dabei glitt er von seinem Sitz und robbte auf den Knien zu mir.

„Hermione…“, kniete er nun vor mir und umfasste meine Knie. „Bitte lüg mich nie an! Das würde ich nicht verkraften, lüg mich nur nicht an, wenn du mir was nicht sagen willst… okay, aber lüg mich nicht an, das würde mich zerstören! Wenn mich die Person, der ich am meisten vertraue, die meine Familie ist, wenn die mich belügen würde…“, klang er regelrecht verzweifelt und klammerte sich fest an mich und ich wankte wie noch nie zuvor, ein komplettes Geständnis abzulegen, aber ich konnte nicht.

Nicht nachdem ich in seine Augen sah, ich sah seine Zweifel über Gott und die Welt und sich selbst, ich sah seine Skrupel, ich konnte seine Moral sehen, nein, Harry war noch nicht bereit… noch nicht bereit für die Wahrheit. Er würde Beweise brauchen, um sie zu glauben und die konnte ich ihm noch nicht geben. Sein intaktes Weltbild stand noch zu stark, um nur durch Wenn’s und Aber´s erschüttert zu werden. Er misstraute zwar im Ansatz Dumbledore aber noch nicht genug, um mir schon vollständig glauben zu können, wenn man bedachte, dass selbst ich mir schwertat, alles zu glauben!

„Harry, ich verspreche dir, dass ich dich nicht anlügen werde, auch wenn ich Snapes Versprechen gebrochen habe und ich mich dadurch auch sehr schlecht fühle, hoffe ich, dass du mir glaubst, dass ich versuchen werde, dich nie zu belügen. Vielleicht habe ich dir bisher noch nicht alles gesagt, aber angelogen, wenn du gefragt hast, habe ich dich noch nicht! Und ich danke dir, dass du mir die Möglichkeit des Schweigens offen hältst, die ich auch nutzen werde, da ich dir wirklich noch nicht alles erzählt habe, was sich da oben abspielt. Aber ich kann dir sagen, dass ich das noch werde, versprochen! Aber das mit Snape, da war nichts gelogen, mehr ist auch nicht passiert, obwohl ich das schon genug fand!“, beteuerte ich inbrünstig, dabei strich ich beruhigend durch sein dunkelbraunes Haar und seufzte.

„Danke“, wisperte da Harry ergriffen und vergrub seinen Kopf auf meinen Oberschenkeln.

„Ich hab doch dir zu danken, dass du nicht gleich ausgeflippt bist und mich vor Ron gedeckt hast. Ich möchte nicht wissen, was du dir für Szenarien ausgemalt hast“, tippte ich ihm auf seine Stirn.

„Nicht die Schönsten, aber ich weiß, dass du auf dich selbst achtgeben kannst und so wollte ich dir zeigen, dass ich dir vertraue, so wie du auch immer mir vertraust, wenn ich wieder Unsinn anstelle!“, bot er vertrauensvoll an, so schenkte er mir ein liebes Lächeln und ich wollte gerade antworten, denn wir waren noch nicht fertig. Harry hatte ersichtlich noch Fragen und ich wollte ihm diese auch zum Teil beantworten, als sich die Tür plötzlich öffnete und die ersten Mitglieder der DA eintraten und wir somit unser Gespräch leider verschieben mussten. Diese verharrten kurz stockend am Eingang, als sie Harry zu meinen Füßen kniend sahen und es waren genau die richtigen Pappenheimer, die da hereindrängten.

Cho und ihre Freundin, Ginny und Corner, die uns erstaunt sowie perplex ansahen und Harry blickte missmutig von meinem Schoß auf, in dem er bisher sein Gesicht vergraben gehabt hatte und sah dann gequält lächelnd auf.

„Harry, ihr seid schon da?“, kam es von Ginny recht quietschig, die sich als erste fing und sie rauschte auf uns zu. „Stören wir?“, klang es leicht gehässig.

„Ja und ihr kommt zu früh!“, kam es charmant von meinem Strubbelkopf, der die Augen leicht verdrehte.

„Hallo Ginny!“, meinte ich und bekam einen scheelen Seitenblick. Harry erhob sich widerwillig und zog mich hoch, umfasste meine Hüfte und lehnte sich vor, um mir ins Ohr zu flüstern: „Du weißt schon, dass ich dich nicht ewig entwischen lasse? Irgendwann wirst du mir sagen, was du denkst mir jetzt nicht erzählen zu können, Hermione!“, drohte er mir spielerisch, dann ließ er mich stehen und ging zu Corner um ihn zu begrüßen und ließ mich so tief erstaunt zurück, dass fast meine Maske verrutscht wäre, was ich in letzter Sekunde verhindern konnte. Aber ich musste mich mit einer Hand an der Lehne des Sessels stützen, da ich Harry so nicht wirklich kannte, das hätte jetzt Draco in Reinkultur sein können.

Ich musste schmunzeln, war es nicht herrlich, dass wir alle so viele Geheimnisse voreinander hatten? Denn Harry schien auch nicht alles zu sagen, was ihn derart veränderte und das machte es doch spannend! Ich richtete mich auf und war auch über seine bestimmte Art erstaunt, aber gut, jetzt mussten wir trainieren.

Als wir alle versammelt waren, zeigten alle, dass sie nun den Entwaffnungs- und Schildzauber perfekt beherrschten und dann führten wir unser Können beim Patronus vor und dass Harry es geschafft hatte, dass wirklich viele Mitglieder dazu fähig waren, einen gestaltlichen Patronus zu erschaffen, war großartig.

So zeigte Cho ihren herrschaftlichen Schwan, Ginny ein stolzes Pferd, Ernie Macmillan seinen gewaltigen Eber, Seamus einen listigen Fuchs, Lunas verträumter Hase hoppelte durch die Gegend und selbst Ron hatte es geschafft, einen tierischen Partner zu beschwören.

Sehr zum Ärger der Twins hatte er einen verspielten Terrier und auch mein geschäftiger Otter schwamm durch den Raum, nur Fred und George hielten sich zurück und steckten verschwörerisch die Köpfe zusammen. Ich glaube, keiner der DA kannte ihre Tiere, die zwei waren echt dickköpfig, aber sie weigerten sich stur, jemandem ihren Patronus zu demonstrieren. Es war wunderschön, einzigartig und exotisch, so viele dieser silbrig grauen Tiere durch den Raum flitzen zu sehen, es war ein unglaublich erhebendes Gefühl, diese Tiere zu beobachten und die strahlenden und glücklichen Gesichter der stolzen Zauberer und Hexen zu betrachten. Diejenigen, die noch keinen gestaltlichen Patronus schafften, bekamen zumindest einen schon sehr plastischen Nebel zustande, was alle hoffen ließ.

Ich bemerkte, wie stolz Harry war und glücklich strahlte über seinen Erfolg als Lehrer und er hatte jedes Recht dazu. Einen so schwierigen Zauber zu lehren und es so vielen vermittelt zu bekommen, da konnte er sich durchaus was drauf einbilden. Er war ein guter Lehrer. Nur ob sich diese silbrigen Tierchen auch bei einem Dementorangriff bewähren würden, war nicht klar, da es hier viel schwieriger wäre, die Glücksgefühle aufrecht zu erhalten, aber das würde nur die Zukunft zeigen.

Die Zeit war dann auch schon wieder um und viele waren noch in einem Glückstaumel gefangen und in Feierlaune, was die Twins nützten um ihnen ihre Scherzartikel schmackhaft zu machen und zu verkaufen. Augenblicklich schlug Harrys Laune um und er winkte mir verhalten zum Abschied, dabei ging er mit einem Gesicht, wie beim Gang zum Galgen, um sich Snape und seiner nächsten Okklumentik Stunde zu stellen.


Plötzlich stürmte ein erschütterter, bleicher, verschwitzter und zittriger Harry den Gemeinschaftsraum, er zeigte ein vollkommen entsetztes, panisches und fassungsloses Antlitz. Seine verwirrten Augen irrten verzweifelt durch den Gemeinschaftsraum.

Ich bekam schlagartig ein ganz schlechtes Gefühl in der Magengegend, dies erinnerte mich ein bisschen an Harrys erste Okklumentik Stunde, wie ich damals ausgerastet und zu Snape gestürmt war um ihn zur Rechenschaft zu ziehen, nur dass ich ihn jetzt, wenn er wieder etwas angestellt haben würde, nicht verprügeln konnte, da er nach der gestrigen Nacht noch nicht wieder voll hergestellt war. Also was hatte die alte Fledermaus nur jetzt wieder angestellt, dachte ich verzweifelt.

So machte ich mich mal wieder bereit, um mich den Unwägbarkeiten des Lebens zu stellen, dass es aber auch nie einen ruhigen Abend geben konnte, hatte ich was an mir auf dem stand, habt ihr Probleme, dann kommt zu mir? Hatte ich ein mütterliches Gebaren?

Ich konnte ausmachen, wie sich Harrys aufgewühlt wirkende Augen hoffungsvoll auf mich richteten, er schien einen Schock zu haben als er sich bestürzt an mich wandte.

„Hermione, komm schnell, du musst mir helfen… schnell, schnell!“, schrie er rau und bettelte derart furchtsam um Eile, dass mir eine Gänsehaut über den Rücken lief, selten hatte ich ihn derart erschüttert erlebt, da lief er schon auf mich zu und ich sprang auch schon hoch als er mich hart an meiner Hand packte, er zog mich hektisch und unerbittlich mit sich, dass ich nur noch hinter ihm her stolpern konnte.

Die überrumpelten und verwirrten Blicke unserer Hauskameraden übersahen wir beide großzügig.

„Was ist geschehen… was ist wieder passiert?“, rief ich schockiert, als mich seine klamme Hand so krampfhaft wie in einem Schraubstock umklammerte, dass es schmerzte.

„Harry, du schaust nicht gut aus, Kumpel! Was ist denn? Mach mal ruhig!“, kam nun auch Ron zu uns, aber Harry winkte mit seiner anderen Hand unwirsch ab und mal wieder standen wir im Mittelpunkt des Interesses unserer Mitschüler, die all ihre Tätigkeiten eingestellt hatten um uns zu beobachten.

„Sorry, Ron, aber da kann mir nur Hermione helfen und ich sage es ungern! Aber wir sollten uns beeilen, wenn ich nicht in Askaban landen soll!“, zischte er so leise, dass nur ich es hörte und da riss ich mir doch glatt die Hand vor den Mund und unterdrückte einen erschreckten, wütenden Schrei, dass man diese beiden sturen, halsstarrigen Idioten aber auch nicht alleine lassen konnte, was war passiert? Hatte Harry ihn wirklich angegriffen? Wie? Waren die Nähte aufgerissen? Ich wartete nicht länger. Ich flog los, rannte als wäre der Teufel hinter mir her und überholte sogar Harry, sodass ich eigentlich nun Harry hinter mir herzog und nicht andersherum und mich schließlich losriss. Ich konnte noch hören, wie Harry Ron zurief, er solle sich nicht sorgen.

Die Gryffindors, hatten nur vollkommen bestürzt ausgesehen und einige hatten genervt ihre Augen verdreht, da wir immer so dracomäßig dramatische Vorstellungen abzogen und einen aufsehenerregenden Auftritt nach dem nächsten absolvierten.

Das war mir aber gerade egal, Snape schien es schlecht zu gehen, wenn Harry so drauf war, dass er von Askaban sprach, und so hetzte ich zu dem Geheimgang und hängte damit Harry um Längen ab! Er war dank Ron aufgehalten worden und so hatte ich die Gunst der Stunde genützt und war abgehauen, so erreichte ich nur ein paar Minuten später, nachdem mich Harry informiert hatte, Snapes Büro und stürmte durch die angelehnte Tür. Wie erwartet fand ich den bewusstlosen Professor auf dem steinernen Boden seines Büros, eine Blutlache hatte sich um ihn ausgebreitet und er atmete abgehackt schwer, sein schwarzes, langes Haar fiel ihm wirr ins Gesicht. Shit, das sah gar nicht gut aus, die Nähte mussten aufgerissen sein, es sah aus als wären unter der Kleidung die Wunden wieder aufgeplatzt, aua, das musste wehgetan haben!

Ich zögerte nicht, öffnete sofort mit dem Passwort die Tür zu seinen Privaträumen und mit einem Mobilcorpus levitierte ich den leblosen Körper ins Schlafzimmer. Ich agierte routiniert sowie rasch und legte ihn vorsichtig auf seinem Bett ab, dann hexte ich ihm diesmal nur den Oberkörper frei, da ich ja wusste, dass seine unteren Regionen unverletzt waren.

Abrupt hielt ich inne, mir stockte der Atem und ich musste ein kleines Aufschluchzen unterdrücken als ich das Ausmaß registrierte, dass meine so wunderschön gelungene Arbeit tatsächlich aufgeplatzt war. Weit klaffend gingen die Hautlappen wieder auf, waren wieder tief bis ins Fleisch eingerissen und fast wehmütig begutachtete ich nun, wie das schöne, dunkelrote Blut wieder über seinen nackten, gezeichneten Oberkörper lief und auf seiner blassen Haut rote Rinnsale hinterließ.

Schicksalsergeben beschwor ich wieder Nadel und Faden, rief mal wieder die Tränke und die Salbe zu mir und reinigte mich und seine zwei Wunden mit dem Tergeo. Als ich hörte, wie ein schnaufender Harry unsicher die Schwelle der Schlafzimmertür erreichte und ich kurz vorwurfsvoll auf sah aber er sagte nichts, somit betrachtete ich nur einen leichenblassen Harry, der sehr aufgelöst wirkte und neben sich zu stehen schien.

„Hast du die Türen geschlossen?“, fragte ich nur barsch und streifte mir mit den Füßen die Schuhe ab und kletterte entschlossen ins Bett, um wieder einmal mit meiner Lieblingsbeschäftigung zu beginnen, den Professor zusammen zu nähen, dank dieser nicht glatten Naht hielt und heilte das Ganze nicht annähernd so gut, wie meine glatte Stichverletzung damals mit dem Messer.

Harry war nun neben mich getreten und blickte schweigsam auf Snape, schaute mir entsetzt auf die Finger, welche die Hautlappen wieder erbarmungslos packten und rücksichtslos zusammenzogen und schnell und akkurat zu nähen begannen, ohne zu zögern, ich beeilte mich und achtete nicht darauf, wie ich das Fleisch, die Haut und das Blut berührte.

„Hermione, das ist ekelhaft, mir wird schlecht!“, stöhnte und würgte Harry und wirkte nun totenblass, als ich kurz aufblickte.

„Nicht jetzt, Harry, reiß dich zusammen, siehst du die Phiolen auf dem Bett? Gut, der rote Trank ist der Blutbildungstrank, flöss ihm den zuerst ein, das ist wichtig, mach…!“, befahl ich mitleidlos und trug ihm dies auf, ohne wieder aufzublicken und meine blutverschmierten Hände arbeiteten rasch, Stich um Stich. Irgendwie war meine Begabung größer, Haut zu vernähen als mit Stoff zu arbeiten, sollte mich das sorgen? Nein, ich nahm’s halt einfach ernster, hoffte ich mal, dass dies der Grund für meine auftretenden Fähigkeiten in Sachen nähen waren, da ich schnell voran kam, auch wenn ich noch mehr Haut zusammennähen beziehungsweise die Haut sich noch mehr überlappen musste, da die eingerissenen Stellen der Haut, wo die Fäden zuvor drinnen gewesen waren, ausgefranst waren, ein anderes Wort fiel mir echt nicht ein.

Als ich die erste Wunde wieder erfolgreich verknotet hatte, warf ich einen schnellen Blick und erkannte, wie Harry gerade mit dem blauen Trank beschäftigt war und ihn Snape vorsichtig in die Kehle schüttete und ihm half, es hinterzuschlucken. Er war, wie ich, nur von der anderen Seite auf das Bett geklettert und hielt erstaunlich besorgt und mitfühlend den Kopf des Professors in seinen Armen und betrachtete aufgewühlt, das bewusstlose Antlitz von Snape, diese meine Beobachtung dauerte vielleicht zwei Sekunden, da wandte ich mich der noch offenen Verletzung zu und durchstach auch hier seine Haut, über Harrys ungewöhnliches Verhalten würde ich mir später Gedanken machen, jetzt hatte ich dafür keine Zeit.

Als ich nach endloser Zeit endlich nach dem Salbentopf hangelte, wurde er mir aufgeschraubt gereicht und ich strich mit meinen Händen wieder großzügig über die vernähten Wunden. Danach richtete ich mich stöhnend auf und war ein wenig erschöpft, ich hasste es, dies zu tun, erkannte ich klar, gestochen klar.

„Ich kann ihm erst in zwei Stunden einen erneuten Blutbildungstrank geben“, bedauerte ich leise, dabei strich ich mir gedankenverloren mit der Hand über die Stirn und Harry blinzelte mich geschockt an.

„Ähm, Hermione, du… du hast da!“, zeigte er hektisch auf seine Stirn und ich stand auf und ging zielstrebig ins Bad und wusch mir das blutige Gesicht.

Als ich zurückkam, erlebte ich, wie Harry sich genauso wie gestern Draco darum bemühte, den Professor zuzudecken, er zog ihm gerade die Schuhe von Hand aus und deckte ihn nun bis zum Hals besorgt zu und ich dachte, ich würde träumen. Was war da passiert? Dann trat ich direkt neben Harry, der neben dem Bett stand und betreten auf Snape sah.

So blickten wir vereint auf den Bewusstlosen hinab.

„Hermione, ich hätte ihn fast ermordet, oder?“, wisperte er scheu.

„Ja!“, kam es hart von mir, aber ich war schonungslos offen.

„Ich… ich…“, stotterte er vollständig ausgelöst.

„Nicht hier, er braucht Ruhe, komm!“, wandte ich mich bestimmt ab und ging vor ihm ins Wohnzimmer, dort steuerte ich zielgerichtet auf die versteckte Bar zu, die sich hinter dem rechten Bücherregal, wie ich inzwischen wusste, verbarg und füllte uns beiden einen schön alten und starken Feuerwhiskey ein. Innerhalb von zwei Nächten zwei Mal den Professor verarzten, was auch nicht allzu oft vorkam, da brauchte ich was zur Beruhigung.

„Ich will wissen, warum du dich so gut hier auszukennen scheinst?“, fragte mich Harry urplötzlich, als ich ihm den Drink in die Hand drückte und mich im Stammsessel von Snape niederließ, oder auch eher ungalant hineinplumpste.

„Nein!“, irgendwie fiel es mir gerade echt schwer, nett zu sein.

„Mhm, dachte ich mir und ich glaube, ich will es auch gar nicht wissen!“, bekannte er auf einmal leise und verschüchtert wirkend, das ließ mich doch erstaunt aufblicken und ich runzelte überlegend die Stirn.

„Dann ist es ja gut!“, meinte ich recht sparsam. Oh, war ich schlecht drauf und ich stürzte nun den ersten Schluck hinunter, aha, brannte das heute, aber es tat gut, das war was ich jetzt brauchte, um meine Nerven wieder zu beruhigen. Harry roch vorsichtig an seinem Glas und zog die Nase kraus, er zuckte dann aber die Schultern, trank todesmutig einen Schluck und hustete erbärmlich.

„Kkkrrr… Hermione, wie kannst du das so runterschütten? … Das… bähh, das schmeckt wie Spiritus!“, stotterte er mit krächzender Stimme, dabei verzog er sich angeekelt und machte eine verzerrte Miene.

„Harry, ich bezweifle, dass du Spiritus jemals getrunken hast, sonst wärst du heute nicht mehr unter uns!“, ach, ich konnte ja verbal so giftig sein und bekam von ihm ein Augenrollen geschenkt.

„Mhmh… du bist sauer?“, brummte er messerscharf erkennend, das war doch mal eine Erleuchtung, ja war ich! Toll, Snape wäre in ein, zwei Tagen wieder völlig hergestellt gewesen und jetzt das… toll, ganz toll und so sah ich ihn nur scheel an und zuckte abwägend die Schultern.

„Ja, Harry! Ich habe dir doch erzählt, dass er verletzt ist und das schwer! Was war daran nicht zu verstehen? Was ist überhaupt passiert, du verhältst und benimmst dich Snape gegenüber komisch!“, wollte ich nun genau wissen und funkelte ihn auffordernd an und Harry belohnte mich mit einem mitleidigen, tiefen Stöhnen.

„Hermione, es war schrecklich! Er hat mich wie immer von oben herab behandelt, da vergisst man doch glatt was du gesagt hast. Er hat mit keiner Regung gezeigt, dass er nicht gesund wäre. Ich meine, da vergisst man so was! Er war wieder so höhnisch, bösartig und zynisch wie eh und je und als er eine der letzten Visionen gesehen hat, … es ist als ob mich etwas zu der Tür in der Mysteriumsabteilung ziehen will und mich packt die unbändige Neugier. Durch diese Tür zu gehen, dahinter liegt ein runder, finsterer Raum und das herauszuholen, was darin liegt, das ist es, was ich will, das ist es, was ich in diesem Moment fühlte. Da ist er total ausgeflippt. Er hat mich gezwungen, abzubrechen und hat mich böse angefahren! Warum ich nicht gleich zum Dark Lord, sein O-Ton, laufen will…“, malträtierte er nun seine Lippe, bis ich sah, dass er sie sich leicht aufgebissen hatte, schien Harry aber gerade nicht wirklich zu stören. „… dann hat er einfach brutal weiter gemacht, er war ein Arsch, wie immer, ist einfach rein und hat in mir gewühlt… ach, dann… dann hab ich mich gewehrt. Ich war so wütend, so sauer, wie er mich wieder zur Schnecke gemacht hat… dass ich so eingebildet und arrogant bin… und blabla… dann, dann hab ich einen Schildzauber gesprochen und… ich war total überrascht, der hat mich in den Geist von Snape gezogen, das war voll krass. Ich war entsetzt, ich meine, das war nicht der erste Schildzauber, den ich gesprochen habe, das ist bisher noch nie passiert!“, schüttelte er ungläubig betrübt seinen Kopf und war leicht woanders in Gedanken.

„Harry, er ist nicht auf der Höhe, nur deshalb ist es dir gelungen, durch seine Verteidigung zu dringen!“, klärte ich ihn eindringlich auf und so fing er sich und fasste mich wieder schärfer ins Auge.

„Leider war das nicht die einzige Auswirkung des Zaubers. Er ist mit Karacho an die Wand geflogen, voller Wucht, also recht stark und dann liegengeblieben, es hat sich ganz schnell Blut ausgebreitet, aber das hab ich im ersten Moment gar nicht registriert“, bekannte er beschämt.

„Und warum nicht?“, forschte ich weiter.

„Nun, ich war immer noch in seinem Geist, die Verbindung ist nicht abgebrochen, obwohl er bewusstlos war und da hab ich eine Erinnerung gesehen und Hermione… es war schrecklich!“, begann Harrys Unterlippe zu zittern, er stand kurz davor in Tränen auszubrechen. Was hatte er erlebt, was ihn so mitnahm?

„Das ist doch nicht so schlimm, wir wissen, dass die Vergangenheit oder das Leben von Snape nicht wirklich schön gewesen sein kann! Ohne Grund wird niemand so wie er es geworden ist… Harry?“, sprach ich beruhigend auf den aufgelösten Jungen vor mir ein.

„Ja, aber Hermione, das ist es doch gar nicht… nicht nur…“, schrie er empört auf. „Er hatte recht! Verstehst du das nicht? Mit allem, er hat mir die Wahrheit gesagt! Immer! Alle anderen lügen mich doch immer nur an, aber er nicht! Ich bin schockiert, aber er ist der einzige… auch wenn ich es nicht hören oder gar wahrhaben will, aber er hat immer die Wahrheit gesagt!“, rief er so verzweifelt und mit so einem tiefen Schmerz in der Stimme, dass mein Herz augenblicklich wehtat. Was hatte Harry in Snapes Erinnerung mitbekommen, dass es ihn derart aus der Fassung brachte? Er schien erschüttert, er schien verwirrt und verzweifelt, nun rannen doch noch Tränen über Harrys käsiges Gesicht und er schniefte verstört auf.

„Harry, rede mit mir! Was hast du gesehen? Trink noch mal, das wärmt von innen!“, bat ich ihn und er tat es, trank und sog scharf die Luft ein, aber der leicht brennende Schmerz schien ihn sich wieder fangen zu lassen.

„Ich… ich konnte beobachten, draußen in Hogwarts! Es war Sommer, die Marauder hatten gerade ihre ZAG-Prüfungen und waren danach am See, James, Sirius, Remus und… und Peter waren zusammen und dann… dann kam Snape, so hast du ihn noch nicht gesehen, so jung, so unauffällig… eher wie Neville… nicht diese finstere, furchterregende, mächtige und dunkle Gestalt. Er saß unter einem Baum am See und hat in einem Buch gelesen… naja, also sie, James und Sirius haben sich mit Snape einen Kampf geliefert und nun, alleine hatte er keine Chance, vor allem da sie aus dem Hinterhalt angegriffen haben und…“, Harry vergrub ohne Rücksicht auf seine Brille seinen Kopf verzweifelt in den Händen und stöhnte peinlich berührt auf: „… ich schäme mich soooo… ich kann das gar nicht sagen, wie ich das finde! Ich finde das so schlimm… was sie getan haben, das hat noch nicht einmal Malfoy jemals bei mir getan. Nein, selbst Malfoy hat so was noch niemals getan… so… so… ich weiß nicht, was man da für ein Wort hernimmt, aber so hat selbst er noch nie einen Mitschüler gedemütigt“, erzählte Harry vollständig aufgelöst und wirkte mehr als nur durch den Wind und ich lauschte bestürzt.

„Was, Harry, was haben die beiden Snape angetan?“, fragte ich besorgt.

„Sie haben ihn mit einem Zauber verhext, erinnerst du dich an den? Du hast ihn auch bei mir angewendet bei unserem Duell! Den Levicorpus und das Schlimme war nur, er hat Zauberkleidung getragen und so sah man seine Unterhose… es war so beschämend und gar nicht lustig oder spaßig, aber die Marauder haben sich weggeschmissen. Ihre Worte waren so verletzend und gerade wollten sie ihm auch noch diese rauben und da kam dann sie… meine Mutter und sie hat sich für ihn stark gemacht… aber ich fand irgendwie, dass es das nur schlimmer und demütigender für Snape gemacht hat und mit einer Grimmasse aus Hass, Peinlichkeit und Hilflosigkeit hat er sie angeschrien und ein Mudblood geschimpft und ich kann es immer noch gar nicht fassen, … ich meine, gut, es ist ein Schimpfwort und schlimm und alles… aber sie hat ihn eiskalt angesehen und ihm einfach den Rücken zugewandt. Während er immer noch so demütigend, halb nackt in der Luft geschwebt hat und alle Schüler sich zu einer Meute gesammelt haben… sie ist einfach gegangen! Ich würde so etwas niemals tun, wer tut so was? Ich meine, Malfoy sagt das andauernd zu dir und dir ist das so schnuppe, wie wenn ein Fahrrad in London umfällt und ich glaube, so wie du Snape hilfst, der auch noch nie nett zu dir war… sondern immer gemein, könnte dich Malfoy so sehr beschimpfen wie er möchte und du würdest ihm in so einer Lage immer beistehen, oder? Ich meine, das war eine Ausnahmesituation! Snape war außer sich, wäre ich auch gewesen!“, ratterte er atemlos hervor und sank nun erschöpft in die Couch und schaute unter Schock durch die Gegend. Ich war entsetzt, so also hatte Snape unter den Maraudern leiden müssen, oh weh, es tat mir für ihn aber auch für Harry leid, dass dieser nun derart mit der Realität konfrontiert wurde. Ich war für mich auch noch schrecklich enttäuscht von Sirius, aber ich verbot mir gerade, daran einen Gedanken zu verschwenden.

„Und… und das Schlimmste…, gut, ich bin von meiner Mutter enttäuscht! Ich höre ja immer nur, die tolle Gryffindor, doch ich konnte Snapes Gefühle während der Verbindung ja auch spüren und da war so viel Verzweiflung… aber, aber das, was mich so mitnimmt… mein Vater war wirklich so wie Snape seit Jahren behauptete… ein böser, eingebildeter, arroganter und extrem angeberischer Junge, der dachte er ist der König von Hogwarts und dies hat er auch Schwächere spüren lassen! Ist das nicht schrecklich? Ich verteidige seit Jahren meinen Va… James vor Snape, dass er lügt und mein Vater ein ganz toller Kerl war. Ich reiße meinen Mund selbstgerecht auf und habe nicht mal eine Ahnung, von was ich rede! Ich meine, ich weiß ja nichts über meine Eltern! Und dabei hat er recht und muss sich zu Recht fragen, was für ein Idiot ich bin“, haspelte Harry total verstört herunter, aber ich verstand ihn, denn auch ich war ein wenig oder gar sehr aus dem Konzept.

Diese Erkenntnis war schrecklich, wie musste sich dieser stolze, zurückgezogene und hochbegabte Mann gefühlt haben, als ihn Potter und Sirius so vorführten? Das war kein Streich mehr, das war auch nicht lustig, das war einfach nur abgrundtief böse und gemein und dies auch noch vor anderen Schülern zu tun war verachtenswert, wie unanständig und er hatte recht, selbst Draco würde jemandem immer noch die Würde lassen. Auch wenn er ihn verletzte oder ihn umbringen würde, aber immer mit Stil. Stil gehörte dazu, wenn man ein Slytherin war!

„Ich meine, warum lügen mich Sirius und Remus an und erzählen mir, wie toll meine Eltern waren? Das frage ich dich? Auch Hagrid? Alle erzählen mir, was für ein lustiger, toller und beeindruckender Haufen sie gewesen waren und am Grimmauld Place macht Sirius Snape auch immer an und Remus ist auch recht kalt und abweisend, aber ich meine, warum sagen sie Snape lügt, wenn ich erzähle, dass er wieder mal über James hergezogen ist? Warum? Sie müssten mir doch sagen, dass da einige Aussagen von Snape durchaus wahr sind!“, entgegnete er wutschnaubend und riss sich nun vor angestauten Gefühlen grob an den Haaren und ich konnte das auch nicht verstehen, es war schlimm und schrecklich und mir absolut unverständlich.

„Beruhige dich, so hilfst du niemandem. Wie ging es dann weiter?“, sprach ich sanft und ich wollte ihn davon ablenken, sich sein Haar auszurupfen.

„Ich… ich war so entsetzt, dass ich den Zauber wohl selbst gebrochen habe? Keine Ahnung und dann habe ich den Professor bewusstlos auf dem Boden liegen sehen, dann registrierte ich auch schon das Blut, das sich so rasant ausgebreitet hat und da fiel mir ein, was du wegen seinen Verletzungen gesagt hast und hab, dank deiner Erziehung, noch schnell und in Panik einen Episkey auf ihn geschmissen, weiß echt nicht, wie mir der eingefallen ist? ... Und dann bin losgerannt um dich zu holen… und ich hab das alles noch gar nicht begriffen, es ist zu viel zu schnell passiert!“, stotterte er leicht panisch und dass zu viel zu schnell passiert war, da gab ich ihm uneingeschränkt recht.

„Das war gut, das hast du gut gemacht, es war die richtige Entscheidung, mich zu holen!“, lobte ich ihn und tätschelte seine Schulter.

„Das… das waren die Wunden, die er von Moody, Tonks und dem anderen Ordensmitglied bekommen hat? Sie wollten ihn wirklich töten, oder? Das ist nicht gut…?“, meinte Harry in einem komischen, nicht zu bestimmenden Tonfall, aber eins konnte ich jetzt schon sagen, wenn das so weiterging, würde es für mich ein Kinderspiel werden, Harry meine Wahrheiten zu erzählen, wenn es nicht so unangebracht gewesen wäre, hatte ich zufrieden geschmunzelt.

„Warum musstest du es nähen? Das sah so fies aus, mir ist immer noch schlecht, wie kannst du so was, du bist wie eine Kriegerin da gestanden und hast so souverän genäht?“, schoss er gleich seine nächste Frage hinterher.

„So viele Fragen? Snape hat mir erzählt, dass die Sprüche, die ihn erwischten, graue und dunkle Flüche waren, darum sind sie schwer zu heilen, da muss man halt nähen, ist nicht schön aber es gibt schlimmeres. Haut ist da manchmal magisch schwieriger als Fleisch und Gewebe zu reparieren und nun, ich tue immer was getan werden muss, zum Glück hab ich einen starken Magen!“, wiegelte ich ab und sah, wie Harry sein Glas gerade gierig austrank, als die Bilder wieder vor sein geistiges Auge traten.

„Ich bin so fertig!“, murmelte er erschöpft und sank in sich zusammen.

„Das glaub ich dir, leg dich auf die Couch!“, bot ich an und erhob mich, legte die Decke über ihn, die am Ende der Sitzfläche zusammengelegt lag. „Schlaf, ich gehe zu Snape rüber, er braucht die nächste Fuhre und ich möchte nicht, dass er sich zu viel bewegt!“, erklärte ich, dabei fasste Harry nach meiner Hand und hielt mich zurück.

„Hermione, danke… was würde ich ohne dich tun? Ich glaube, du hattest recht mit Snape! Er ist kein wirkliches Monster, so wie Ron denkt. Wenn wurde er dazu und mein V… James ist daran nicht unschuldig, ich muss so viel überdenken und nachdenken! Aber ich denke nicht, dass ich ihn weiter so sehen kann wie bisher… auch als er da so lag, im Bett, er tut mir leid!“, bekannte Harry einfühlsam und blickte mich unwohl aus großen, geschockten Augen an.

„Um Gottes Willen, Harry, sag so was niemals, denk es nicht mal! Er würde es dir nie danken, nie! Verstehst du? Er will weder dein Mitgefühl noch dein Verständnis! Er wird eh noch früh genug durchdrehen, wegen dem Geschehen“, versuchte ich Harry alle Illusionen zu nehmen. Harry durfte sich nicht der Traum- oder Wunschvorstellung hingeben, Snape wäre ein netter, guter oder gar freundlicher Mensch.

„Aber ich werde nie wieder das in ihm sehen können, was ich vor dieser Sache in ihm sah und egal wie er sich verhält, das ist meine Meinung!“, erwiderte Harry starrköpfig, er konnte ja so stur sein, wenn er wollte.

„Ist ja gut, Harry, schlaf erst mal darüber! Ich meinte ja nur, dass du nicht erwarten sollst, dass er dir gegenüber jetzt anders ist. Höchstwahrscheinlich ist er noch böser und gemeiner, da du hinter die Fassade gesehen hast!“, drängte ich weiter, um die Sachlage dazustellen und neuen Komplikationen vorzubeugen.

„Mhmh, ja, da hast du wohl recht! Ich denke, er kann schon gar nicht mehr anders, aber das, denke ich, ist auch egal, es ändert nichts. Er hat nie gelogen!“, wisperte er immer leiser, dann schloss er die müden Augen. Harry schien nicht wirklich viel zu vertragen. Aber dass er geistig erschöpft war, war nicht überraschend, ich meine, die Erkenntnis, dass die Eltern, die seitdem er von ihnen wusste, von allen auf ein glorienreiches, heiliges Podest gestellt worden waren und er nun erkennen musste, dass die Realität doch so ganz anders aussah, musste für Harry eine welterschütternde Offenbarung sein.

Wie sehr musste es ihn treffen, dass er seinen Vater, den er sich nun augenscheinlich weigerte so weiterhin zu nennen, so oft wie er betont „James“ gesagt hatte, dass also dieser Vater ein Mensch gewesen wäre, den Harry verachtet und in seiner Schulzeit nicht beachtet oder sogar bekämpft hätte.

Es musste ihn schmerzen, der Tatsache ins Gesicht zu sehen, dass er James Potter nicht gemocht hätte, sie niemals Freunde geworden wären.

Diese ganzen Erkenntnisse mussten erst mal sacken, da sie von seinem bisherig existenten Bild seiner perfekten Eltern so gar nicht passend erschienen.

Armer Harry, ihm blieb aber auch nichts erspart.

Snape schien in seiner Achtung gestiegen zu sein, wie sich das entwickeln würde, würden wir sehen und so trat ich wieder ins Schlafzimmer und ging an das Bett.


Zuletzt von queenie am Fr Mai 10, 2013 9:09 am bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Kapitel 76-77 Empty
BeitragThema: Der Morgen danach und Vergangenes   Kapitel 76-77 EmptyDo Feb 09, 2012 2:20 am

Der Morgen danach und Vergangenes


So fiel ich wieder erschöpft und müde in das Bett meines Lehrers, das ich erst gestern verlassen hatte, und schaute auf das schlafende, markante Gesicht, des sonst so strengen Mannes. Wenn man einmal angeschlagen war, war es wohl ein Teufelskreis. Draco hatte mich doch damals auch in der Toilette, während der Zugfahrt, gestellt und damit den Anfang unserer beginnenden Intimität gelegt.

Dass aber Harry auch so unbewusst Snape attackiert hatte, hoffentlich hatte er keine Gehirnerschütterung. Ich hoffte nun mal, dass es nur ein kleiner Schlag auf den Kopf gewesen war, als er auf der Mauer auftraf und dass das Reißen und Aufplatzen der Nähte zum Bewusstseinsverlust geführt hatte, aber wir mussten ja auch mal Glück haben, nicht?

Und so zog ich mir wieder mein Kissen zurecht, ja ich betrachtete es jetzt schon als meines und bettete meinen Kopf darauf. Als es mir dann doch zu kalt wurde, schlüpfte ich kurzentschlossen mit unter die Decke, blickte auf die Seite und beobachtete das regelmäßige Senken der Brust von Snape. Es würde ihm bald wieder gut gehen, es war aber auch ärgerlich, auf der anderen Seite konnte ich mich gar nicht so darüber aufregen, vielleicht war das der entscheidende Weg für Harry?

Harry, Harry, das war wirklich heftig und ich fand es gut, dass er diese ungeschönte und ehrliche Wahrheit erfahren hatte, es war nie gut, andere Personen zu glorifizieren, wir alle waren Menschen, machten Fehler und waren alles andere als perfekt.

Es war gut, dass Harry nun wusste, dass auch seine Eltern nur fehlerhafte Menschen gewesen waren! Auch seine Mutter, der er ja auch nachtrug, in dieser Ausnahmesituation nicht richtig gehandelt zu haben, aber wie gesagt, ob er mein Argument gelten lassen würde, dass wir alle nur Menschen waren und Fehler begingen? Ich denke nicht, Harry konnte in seinen Meinungen sehr halsstarrig sein.

Sein Richtig oder Falsch, da hatte er ganz klare Vorstellungen und wie gesagt, diese Szene, die er mir da geschildert hatte, fiel unter Falsch bei Harry! Vielleicht sah Harry das als so schlimm an, weil es ihm, bis er nach Hogwarts kam, auf der Muggelschule ähnlich ergangen war? Dies hatte er mir in der ersten und zweiten Klasse auf Hogwarts anvertraut, da sein Cousin ihm dort das Leben zur Hölle gemacht hatte und er meinte, er wüsste deshalb, dass Neville und er es mit Malfoys verbalen Attacken noch gut getroffen hätten, wenn er sich an diese sehr brutale und schutzlose Zeit seines Lebens zurückerinnerte. Harry war ein durch und durch von Gewalt, Misshandlung und Vernachlässigung gezeichnetes Kind.

Er hatte versucht, mir durch die Blume zu sagen, dass ihm körperliche Gewalt nicht fremd war und ich wusste ja selbst, wie bösartig kleine Kinder zu ihren Kameraden sein konnten, das prägte für den Rest des Lebens.

Einen Außenseiter wie Snape oder auch Harry und mich selbst, ja, auch in Hogwarts waren wir nicht Mitglieder der Masse und stachen aus dieser heraus wie seltene Diamanten, solch einen Außenseiter, der es nie einfach und es eh schon jeden Tag schwer genug hatte, dann noch in unserem Alter so zu brüskieren, zu demütigen und zu blamieren, , ihm so etwas anzutun, das war für Harry ein No-Go und das verachtete er zutiefst, was verständlich war.

Seit diesem Schuljahr hielt sich nicht nur Draco mit Anfeindungen zurück, das hatte er schon im vierten Schuljahr begonnen so zu halten, nach der für ihn beschämenden Attacke von dem falschen Moody, als dieser ihn in ein Frettchen verwandelte. Aber auch Harry war den Kindereien entwachsen und hatte seit Schulbeginn kein einziges böses oder giftiges Wort mehr zu Draco gesagt, der einzige, der mal einen blöden Spruch brachte, war Ron aber nie Harry.

Ich… wir konnten uns jetzt nur überraschen lassen, wie sich Harry entscheiden würde, wie er mit diesen neuen Informationen umgehen sollte. Ich war gespannt. Dass Harry sich dann auch noch so rührend um den Professor gekümmert hatte, das überraschte mich dann schon ein wenig, da ich ihn sonst nicht so kannte. Aber ich hatte sehen können, dass er entsetzt war, zu erfahren, wie schwer Snape verletzt gewesen war, wenigstens wusste er jetzt, dass ich ihn wirklich nicht angelogen hatte, zwecks meines gestrigen Tuns.

Ich hatte sehen können, dass Harry absolut geschockt und angeekelt war von dem Anblick der offenen Brust und ich glaube auch, dass er nicht damit gerechnet hatte, dass ich nähen musste. Woher sollte er auch auf solche Gedanken kommen? Er hatte sich noch nie mit Heilmagie beschäftigt und so döste ich über diesen Überlegungen ein.

Ich wurde umgehend wach als sich Snape unruhig hin und her warf und so überprüfte ich alles gewissenhaft und erneuerte alle Heilungsprozesse, stand auf und ging ins Bad, wo ich mich herrichtete. Als ich wiederkam stand Harry über dem, dank des Trankes, nun wieder ruhig schlafenden Snape.

„Hallo, Harry, willst du ins Bad?“, fragte ich gelöst, da ich erfreut war, dass die Wunden wirklich gut zu heilen schienen.

„Mhm, hi, Hermione, ja… ich meine, glaubst du, ich darf?“, meinte er sehr unsicher und warf mir einen besorgten Blick zu.

„Nein, wohl eher nicht, aber was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß! Also geh schnell!“, zeigte ich mich unbesorgt frech und zuckte lässig die Schultern.

„Ich weiß nicht, ich meine, er wird über mich verärgert genug sein!“, wandte er besorgt ein, dabei blickte er sorgenvoll wieder auf den Schlafenden hinab.

„Stell dich nicht so an, gib Gas, hier!“, forderte ich forsch und hielt ihm die Tür auf, winkte ihn durch und er trat, mit staunenden Augen, in das wirklich außergewöhnlich aussehende Bad. Ich hoffte, dass Draco nicht heute wieder nach Snape sehen würde, das wollte ich noch nicht, es reichte wenn Snape und Harry aufeinanderprallten, da brauchte ich nicht noch Harry und Malfoy.

Da ich wusste, dass der Professor die nächsten zwei Stunden noch durchschlafen würde, was ihm gut tat, ging ich ins Wohnzimmer und ließ mich auf der Couch nieder.

„Was würde ich für einen Kaffee geben“, nuschelte ich vor mich hin, als es plötzlich neben mir ploppte und ich ein Zusammenzucken wirklich schwer unterdrücken musste.

„Dobby!“, rief ich perplex aus und der kleine Hauself schlackerte aufgeregt mit den großen fledermausartigen Ohren, seine schrecklichen Socken, die er trug und die absolut nicht zusammenpassten, taten mir in den Augen weh.

„Miss! Was tun Sie denn in Professor Snapes Räumen?“, piepste die hohe, durchdringende Stimme des Hauselfen und ich war echt erstaunt, ihn hier so plötzlich neben mir zu haben.

„Ich nun, ich… Harry, schön dass du schon da bist!“, rief ich aus und dachte nur, puh, meine Rettung, wenn Harry da war würde der Kleine mich vergessen.

„Dobby!“, rief Harry erfreut und ein Strahlen glitt über seine übermüdeten Züge.

„Harry Potter, Sir! Was machen Sie hier, wenn Dobby fragen darf, Sir?“, zeigte sich Dobby erfreut und eilte wuselnd zu Harry.

„Dobby, nenn mich doch nicht immer, Sir, einfach Harry!“, gab Harry ihm dramatisch die Hand.

„Daankee, Mister Harry Potter!“, quietschte es in einer schrillen Tonlage und ich verdrehte die Augen.

„Und was wir hier tun? Wir mussten dem Professor helfen, nichts Schlimmes, warum bist du denn hier?“, fragte Harry sanft und einfühlsam das kleine, aufgedrehte Wesen, das keine Sekunde stillstehen konnte.

„Jemand hier muss um etwas zu essen oder zu trinken gebeten haben. Dann kommt immer ein Hauself!“, erklärte der kleine Wicht geschäftig und wrang dabei das saubere Geschirrtuch, das ihn bedeckte.

„Oh, ich wollte einen Kaffee!“, meldete ich mich zu Wort und zuckte die Schultern, das hatte ich nicht gewusst, man lernte anscheinend nie aus, hier in Hogwarts.

„Wenn das so ist nehm ich auch einen, bitte und äh, Dobby, bitte verrate uns nicht, das wäre nicht gut!“, bat Harry eindringlich, währenddessen setzte sich Harry wieder auf das Sofa zu mir.

„Mister Harry Potter braucht sich keine Sorgen machen. Dobby wird niemandem sagen, dass die Miss und Mister Harry Potter, Sir, in den Räumen von Professor Snape waren!“, entgegnete der Hauself eifrig, dabei nickte er wie wild mit dem Kopf und da verschwand er auch schon eilig.

„Puh, Harry, das war schlau von dir“, sagte ich erleichtert, er lächelte verschmitzt. „Aber sag mal, seit wann trinkst du denn Kaffee, ich dachte nur Tee und Schokolade sind deins?“

„Ich weiß nicht, heute hab ich Durst auf Kaffee! Ich wollte es mal probieren!“, kam es etwas verschämt von ihm, er warf mir einen Seitenblick zu.

„Sag mal, Harry… kann es sein, dass wir um den heißen Brei herum reden?“, fragte ich nun provokant, da blickte er mich nun direkt an und es schien ein kleines Lächeln seine Lippen zu umspielen.

„Das kann schon sein, Hermione! Ich denke, ich bin einfach nur noch nicht ganz darüber hinweg! Das alles… auf Snapes Couch geschlafen zu haben und nun hier zu sitzen und…“, als wie durch Zauberei ein Tablett vor uns erschien. Dobby schien auch der Meinung zu sein, wir sollten was essen, da er Toast und verschiedene Beilagen aufgefahren hatte. „Wow, der ist schnell!“

„Wo du recht hast und wie schmeckt dir der Kaffee?“, wollte ich neugierig wissen, er hatte die Tasse ergriffen und ich wusste, den ersten Schluck mochten die Leute nicht gerne, er war ihnen zu bitter, aber danach waren wir alle Koffein Junkies, nicht wahr?

Er roch vorsichtig und dann trank er wagemutig und verzog sofort angewidert die Miene: „Bäh, was schmeckt dir daran, das ist vielleicht bitter?“

„Hier, nimm ein bisschen Milch und auch du wirst nun höchstwahrscheinlich süchtig werden!“, prophezeite ich ihm, er sollte nur nicht darauf hören, ihr kennt ja auch mein nicht vorhandenes Wahrsagetalent.

„Wie… wie geht es ihm? ... Und hast du tatsächlich bei ihm, mit ihm zusammen geschlafen?“, wollte er nun unwohl wissen, dabei schluckte er sichtlich schwer.

„Der Reihe nach! Es geht, wenn er später aufwacht und aufsteht wird es wieder gehen. Er wird unterrichten können. Nur werde ich ihm diesmal nahelegen, sich einen Tag zu schonen, dann dürfte das schnell vergessen sein, wofür haben wir Magie? Ach, dein Schildzauber muss wirklich durchschlagend stark gewesen sein, so wie die Nähte aufgeplatzt waren, also freu dich! Du bist stark…“, kam es emotionslos von mir und Harrys Mund war aufgeklappt, da ich zum ersten Mal so redete wie mit Snape und der Cottageconnection, wie ich mal Draco, Blaise und die Twins umschrieb. „… Und deine nächste Frage… ja, hätte ich denn auf dem Boden schlafen sollen? Es war gut, dass ich da war. Da er, bevor ich ins Bad ging, mich geweckt hat, da er sehr unruhig wurde und ich so mitbekommen habe, dass es Zeit für die nächsten Tränke, Sprüche und Salben ist, denn dass das nochmal aufreißt, darauf hab ich echt keine Lust!“, rechtfertigte ich mich verärgert und funkelte Harry eindringlich an, ich hasste es, mich zu rechtfertigen.

„Wow, Hermione, du kannst, wenn du so resolut bist, einem echt Angst machen! Ich hoffe, du weißt das?“, meinte er recht tonlos.

„Ja, schon gut, was denkst du denn jetzt wegen der ganzen Sache und was machen wir mit Ron und den Gryffindors?“, wollte ich nun wissen und nippte selbst an meinem heißen Getränk.

„Was… was weiß denn ich…? Ich möchte es Ron nicht sagen, da ich denke, der Professor bevorzugt es, wenn es nur wir beide wissen und ich möchte seine Wünsche respektieren, das bin ich ihm schon alleine schuldig, da ich ihn jahrelang einen Lügner geschimpft habe und ihn auch jetzt noch beinah umgebracht hätte! Die Gryffindors sind egal, da schweigen wir!“, bestimmte er, dabei zeigte er ein sehr eigenwilliges Profil, er reckte sein Kinn stur nach vorne, aber auch Entschlossenheit war erkennbar.

„Gut, Harry, wie du wünschst, aber was sagen wir Ron?“, forschte ich weiter und bisher gefiel mir was ich hörte.

„Wir sagen, wir haben die Nacht im Raum der Wünsche verbracht… wenn dir das recht ist?“, wollte er vorsichtig fragend wissen, denn dass damit Gerüchte einhergehen würden, dass wir dort mehr taten als schlafen war irgendwie logisch, als ich sachte nickte.

„Geht klar und was ist mit Snape?“, kam ich zum nächsten Problem und zuckte gleichgültig die Schultern. „Was ist mit der Erinnerung, was denkst du?“

„Das weiß ich noch nicht, aber du bist die erste, die es erfährt, was hältst du davon? Ich weiß immer noch nicht, was ich denken soll… aber sobald ich es weiß, komm ich zu dir, geht das in Ordnung? Es verwirrt mich alles sehr, das ist alles so anders als ich erwartet habe, ich weiß nicht, was ich davon halten soll? Gib mir Zeit…“, bat er überfordert und blickte mich unsicher an, knackste unruhig mit den Fingern.

„Ich werde dir die Freiheit geben, die du brauchst und hoffe, du verstehst nun auch mich noch ein bisschen besser?“ Harry sah mich sehr ernst an und nickte mir nur zu, zum Antworten kam er nicht mehr, da wir aus der offenen Schlafzimmertür Geräusche hörten und uns sofort angespannt erhoben.

„Professor Snape, Sie erwachen genau zur rechten Zeit!“, trat ich gespielt fröhlich in das Zimmer und sah mich einem griesgrämigen, missgelaunten Blick aus tiefschwarzen Augen gegenüber.

„Sie unerträgliches Weib, haben Sie kein eigenes Bett hier in Hogwarts? Müssen Sie mich terrorisieren?“, schnarrte er mir kalt entgegen, wenigstens ging es ihm so gut, dass er gleich mit Beschimpfungen loslegen konnte.

„Ich weiß ja nicht, an was Sie sich erinnern? Aber ich denke, Sie sollten mich… lieben!“, entgegnete ich provokant, Harrys Blick, der in meinem Rücken stand und noch verborgen war, wollte ich bei dieser netten und ach so freundlichen Debatte gar nicht sehen, er war höchstwahrscheinlich bis auf die Knochen entsetzt, wie wir miteinander sprachen.

„Professor, Sie sollten wissen, dass Harry vor der Schwelle der Tür wartet!“, informierte ich ihn dann doch rasch, bevor er etwas sagte, was uns auffliegen ließ, indem er zum Beispiel nach Draco fragte.

„Was? Was hat Potter in meinen Räumen verloren? Haben Sie den Verstand verloren? Ach, ich vergaß, Sie haben ja nie einen besessen!“, keifte er wie ein Rohrspatz, zu viel Schlaf schien dem Guten zu viel Kraft zurückzugeben, vielleicht sollte ich mal in seine Brust pieken, wenn er mich weiter ärgerte, dachte ich böse! Dabei sah ich ihn seelenruhig an, was ihn zusätzlich zu ärgern schien, da mir nicht die Beine vor ihm schlotterten.

„Professor, ruhig Blut, Sie haben gestern schon wieder genug davon verloren und ich denke, Sie hassen es, auch nur einen weiteren Tag ein Invalide zu sein!“, beschied ich ihm und ich liebte dieses Wort, Mann, war ich gemein und Mann, tat das gut. Ich konnte auch bösartig sein, mein Lieber. Er schien kurz sprachlos, da er nun bestimmt und harsch rief:

„Potter, reinkommen!“, befahl er barsch und versuchte, sich immer höher zu kämpfen und ich kletterte in dieses viel zu große Bett, um ihm zu helfen. „Lassen Sie das! Ich bin kein Kleinkind, Miss Granger!“, fauchte er mich an und riss sich herum, dabei funkelte er mich böse an und ich schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln aber auch einen eiskalten Bick.

„Das nicht, Sir, dafür sind Sie eindeutig zu groß, aber Sie benehmen sich wie eines!“, meinte ich seidig, dabei stopfte ich ihm ein Kissen in den Rücken, beschwor Verbandszeug und legte mir alles zurecht, als er kurz sprachlos schien, bevor er wieder seine Stimme fand.

„Miss Granger, ich denke, Sie nehmen sich zu viel heraus!“, donnerte er los, ich hatte auf Durchzug geschaltet und nun war Harry vorsichtig an das Bett getreten und sah aus wie ein kleiner Schuljunge, hängende Schultern, hängender Kopf, er wirkte als hätte er Prügel bezogen. „Und Sie, Potter, was haben Sie da gestern angestellt? Ich weiß, Sie haben Erinnerungen gesehen, die Sie absolut nichts angehen! Sie impertinentes Balg!“, zischte er in einem leisen, bedrohlichen Tonfall und schien Harry mit seinen Blicken töten zu wollen.

Ich ließ mich von seiner Schimpfkanonade nicht beeindrucken und versorgte ihn weiter, zog an seinen Schultern, auf dass er noch mehr saß und ich ihm so den Verband um den Brustkorb binden konnte und er ließ mich gewähren, während er sich Harry vorknöpfte, der mit gesenktem Kopf die so vorzügliche Laune von Snape über sich ergehen ließ. Ich fand Harrys Taktik genau richtig, weiter so, Harry, damit schaffst du es noch, ihn in den Wahnsinn zu treiben, biss ich mir in die Wange um nicht zu lachen, da Harry so gar keine Reaktion zeigte.

„Stehen Sie gefälligst gerade und nicht so, als wären Sie ein Schluck Wasser in der Kurve, wenn ich mit Ihnen rede! Wo ist Ihr Respekt? Bringen die Ihnen gar nichts bei? Bei Ihren Löwen? Oder lernen Sie da nur, wie man lauter Unsinn brüllt?“, brüllte nun er und ich erlebte, wie sich Harrys Körper unbewusst straffte, er die Schultern hob, aber der Kopf blieb unten. „Was haben Sie getan, als ich nach Ihrem Angriff das Bewusstsein verlor?“, wollte Snape nun eingeschnappt wissen.

Mann, das war so gut und beeindruckend, er saß hier im Bett, den Oberkörper nackt, nur der Verband lag um ihn geschlungen und doch dominierte er die Lage total und machte uns ein schlechtes Gewissen über unsere Unzulänglichkeiten.

„Ich… ich, Sir. Ich habe… Hilfe geholt. Ich habe Hermione geholt, nichts weiter, Sir!“, stotterte Harry kurz überwältigt, um sich dann doch zu trauen es zu sagen und ich spürte unter meinen Händen, wie die Anspannung von Snape, die er sich rein äußerlich nicht hatte anmerken lassen, aus seinen Muskeln wich, bei dieser für ihn guten Nachricht. „Anscheinend habe Sie einmal in Ihrem Leben Ihre noch nicht abgestorbenen Gehirnzellen genützt, die Sie noch besitzen auch wenn es betrüblich wenige sein dürften…“, schnarrte er gehässig, juhu, er lief zur Hochform auf, es schien ihm richtig gut zu gehen, freute ich mich. „Miss Granger, rückte nun ich in den vernichtenden Fokus, ach nee, ich beendete gerade die Arbeit und war zufrieden.

„Ja, Sir?“, immer schön höflich, nicht dass noch eine Ader platzte und er ein Aneurysma bekam.

„Wie sieht es aus?“, fragte er zu meiner Verwunderung geschäftig kurz.

„Die Wahrheit? ... Nun, ich würde empfehlen, im Bett zu bleiben. Schsch… sparen Sie sich den Atem, ich weiß, dass Sie es nicht tun werden, deshalb rate ich Ihnen, langsam zu machen, keine ruckartigen Bewegungen, eigentlich verheilt es sehr gut. Übermorgen früh dürfte sich die Naht vollständig geschlossen haben, nur war Harrys Schildzauber sehr stark. Es hat wirklich alles wieder aufgerissen, darum haben Sie auch viel Blut verloren, ich würde vorschlagen, dass sie zwei Blutbildungstränke über den Tag verteilt zu sich nehmen, dann haben Sie alles wieder drinnen! Also immer schön langsam, Sir!“, riet ich ihm ernsthaft und beendete meinen Rapport und blickte nun zu Harry, der sich immer noch weigerte, den Kopf zu heben.

„Miss Granger, ich weiß ja nicht, warum Sie denken so mit mir reden zu können, wenn ich hier aufstehe, sehen Sie zu, dass Sie Land gewinnen, haben Sie das verstanden? Sonst werden Sie bereuen, mich herausgefordert zu haben!“, hauchte er mir eisig entgegen und obgleich er angeschlagen war, traute ich ihm alles zu.

„Natürlich, Sir“

„Und Sie, Mr. Potter, können davon ausgehen, dass ich Ihre Unverschämtheit und Unverfrorenheit nicht vergessen werde, ich denke, Filch wäre noch zu sanft und zu nett, für Ihr Vergehen! Aber ich denke, einmal die Woche dürfte angemessen sein, für den nächsten Monat! Auf dass Sie lernen, Ihr Temperament zu beherrschen! Und demütig zu sein!“, schnarrte es bestimmt vom Professor.

„Ja, Sir!“, sprach Harry ernst und mit einem Respekt im Ton, dass es mich erstaunte, aber nicht nur mich, auch Snape sperrte seine Augen sehr weit auf, auch wenn er ansonsten seine kalte Maske aufrecht erhielt. „Wie Sie wünschen, Sir!“ meinte Harry immer noch fest.

„Sie beide waren die ganze Nacht hier, Mr. Potter?“, fragte Snape kühl.

„Ja, Sir, aber Hermione war hier bei Ihnen, ich war auf der Couch, Sir!“, bekannte Harry rasch, oh oh, Harry, du bescherst dem guten alten Snape noch einen Schock, wenn du dich weiter so unterwürfig präsentierst.

„Ich hoffe, ich muss Sie nicht extra darauf hinweisen, dass wenn Sie auch nur Ihrem Gewissen etwas von den Geschehnissen dieser Nacht erzählen, Sie sich dann wünschen würden, nicht geboren worden zu sein!“, zischte Snape sehr, sehr böse und eindringlich seine ernstgemeinte Drohung.

„Das wünsche ich mir öfters, Sir, aber ich verspreche Ihnen auch gerne mit einem Schwur, dass ich niemandem etwas erzählen werde!“, bot er an, dabei hatte er nach seinen ersten Worten aufgeblickt und Snape fest ins Visier genommen und hatte aufrecht sein Angebot zu Schweigen abgegeben.

Snape zögerte nicht und sprach sofort den Credere Tacientiae und verband meinen und seinen Namen mit dem Verschwiegenheitszauber, den ich entwickelt hatte. Ich sagte nichts, was wohl auch besser war, sonst lief ich Gefahr, dass er mir noch den Hals umdrehen würde. Harry blinzelte hinter seiner runden Nickelbrille wie eine Eule und schaute überrumpelt aus, denn auch ich hatte nicht mitbekommen, woher Snape seinen Stab so schnell hergezaubert hatte.

„Was, Potter? Sie haben doch aus freien Stücken eingewilligt zu schweigen! Oder war es nur so lapidar dahingesagt? Bei euch Gryffindors soll dies ja oft vorkommen, dass sie erst plappern und dann denken!“, meinte der Professor gleichgültig über Harrys überrumpeltes Aussehen.

„Natürlich, Sir, wenn Sie sich dann sicherer fühlen! Und nein, mein Angebot war ernst gemeint und wohlüberlegt, ich war nur perplex, woher Ihr Stab so schnell kam, ich…“, hatte sich Harry schnell gefangen und erklärte sich nun gerade ausschweifend, was Snape auf die Geduldsprobe stellte, da er Harry rüde unterbrach.

„Ich wünsche, dass Sie jetzt gehen, wir reden ein anderes Mal weiter“, winkte Snape uns mit seiner Hand, wie als wenn er lästige Fliegen verscheuchen würde, hinfort.

„Wie Sie wünschen, Sir!“, kam es reichlich ergeben von Harry und er wandte sich ab, aber als er fast raus war, drehte er sich noch einmal um. „Ich wollte mich noch einmal bei Ihnen entschuldigen, Professor“, wartete er auf keine Reaktion und ging zu seinem Glück einfach flott weiter. So erlebte er das totale Erstarren von Snape nicht mehr.

„Tja, Sir, auch wenn es Ihnen nicht gefallen wird, Sie scheinen Eindruck auf Harry gemacht zu haben… und schauen Sie nicht so, egal was Sie ihm jetzt an Strafen aufbürden, er kann wahrlich mit Ihrem sturen Schädel mithalten, er wird seine Meinung, Sie betreffend, nicht mehr so schnell ändern!“, wies ich ihn zurecht, dabei konnte ich genau ausmachen, wie sehr ich ihn nervte. „… Soll ich auch Draco gegenüber schweigen?“, flüsterte ich nun leise, da ja Harry im Wohnzimmer auf mich wartete.

„Ja, mein Patensohn muss nicht alles wissen!“, bestimmte er, wobei er mich fest ins Auge fasste.

„Wie Sie wünschen, Sir und achten Sie auf sich, bitte!“, wisperte ich, stand nun selbst auf und ging.

„Harry komm, wir sollten in der Halle fertig frühstücken, nicht dass Ron und die anderen noch misstrauischer werden!“

„Ja, klar, Hermione, du hast recht!“, schloss ich die Tür hinter uns und überließ Snape seinen Gedanken, die bestimmt unseren Tod beinhalteten, wovon ich schwer ausging.

Hermiones Sicht ende

Snapes Sicht

Endlich waren Pest und Cholera von mir gegangen, ich dankte allen Göttern! Verdammt, ich fühlte mich wie überfahren, das war kein einfacher Schildzauber, den Potter unbewusst verwendet hatte. Wenn dieser idiotische, verblödete Junge so etwas tat, wusste ich wenigstens immer, warum er vielleicht doch einmal in der Lage sein sollte, dem Dark Lord die Stirn zu bieten, denn eines musste ich ihm, so ungerne ich es tun wollte, zugestehen, stark und mächtig waren seine Zauber, leider!

Jetzt knurrte ich wieder auf, wenigstens hatte er Granger geholt und nicht den Alten, oder einen anderen der bis ins Mark nervenden Lehrerschaft, oder noch schlimmer, diese impertinente Krankenschwester!

Ich rief mit dem Accio den Prohibitio Sorbitio, den verbotenen Trank, zu mir und holte tief Luft, dies war eine brillante Erfindung von mir, die ich vor sechzehn Jahren, nach langen Forschungen, entwickelt hatte. Ich würde ihn heute nach sehr, sehr langer Zeit wieder nehmen, genau zwei Tropfen. Das letzte Mal, dass ich diesen Trank zu mir genommen hatte war vor gut fünfzehn Jahren gewesen.

Mit diesem Trank ging ich sehr sparsam und pfleglich um, denn seine Wirkung war durchschlagend. Die Heilung der schlimmsten und hartnäckigsten Verletzungen setzte sofort und unmittelbar ein, an sich gleichgültig welchen Ursprungs. Das Problem an solch genialen Erfindungen war, erstens man konnte von dem Trank rasant süchtig werden und zweitens, je öfters man ihn nahm, desto mehr ließ seine Stärke und Kraft in der Heilung nach.

Nun gut, nach wie gesagt fünfzehn Jahren dürfte die Wirkung zufriedenstellend sein.

Und so maß ich akkurat die Tropfen ab und schluckte sie und ahhhrrr… ich hatte vergessen, dass es sich anfühlte als würde Eiswasser durch die Venen schießen. Als würden spitze, eiskalte Nadeln in mich stechen, ich schloss gepeinigt vor Schmerz die Augen und atmete flach, als ich wieder zurück in das Bett fiel. Die Heilung setzte augenblicklich ein. Ich fühlte, wie die von Granger genähten Risse sich vollständig zusammenführten und zusammenwuchsen. Somit zog ich mir den Verband aus, wickelte ihn ab und konnte dabei zusehen, wie sich meine Haut wieder verschloss und sich regenerierte. Dies war eine meiner genialeren Erfindungen gewesen, ich musste mich vollkommen wiederherstellen, das dauerte mir nun schon zu lange. Es war demütigend genug, dass Potter, dank dieser unglückseligen Umstände, dazu in der Lage gewesen war, mich zu überrumpeln. Ich hasste derartige Gebrechlichkeit, umsonst hatte ich diesen Trank nicht entwickelt, wie konnte mir so ein Fehler unterlaufen, ärgerte ich mich noch immer über den Zusammenstoß mit dem Orden.

Potter, diese kleine Kanaille, sein Vater war schon so ein Nagel an meinem Sarg und sein Sohn hieb in dieselbe Kerbe. Ich stöhnte leidlich auf und schloss gepeinigt die Augen und sank während dieser Überlegungen wieder in die Kissen zurück. Potter, was sollte ich von diesem Kind, mit dem Heldensyndrom halten? Was auch immer er dachte, ich hatte noch nie nachvollziehen können, was in diesem erschreckend leeren Hirn vorging.

Was war mit Potter los, wollte er mich mit seinem ewigen „Sir“, verspotten? Das sollte er mal versuchen, aber irgendetwas in diesen so grünen Augen drückte keinen Spott wie sonst aus, was hatte sich verändert?

Potter schien die Erinnerung ernst zu nehmen, die eine meiner schlimmsten war, da sie eine der demütigsten und die, mit den fatalsten Folgen war, am darauf folgenden Wochenende, in Hogsmeade, hatte ich Lucius getroffen und mein Schicksal endgültig besiegelt. Dieser junge Gockel war, als ich 15 Jahre alt war, schon 21, stand somit mitten im Leben, er war seit zwei Jahren mit Narcissa „glücklich“ verheiratet und arbeitete zusammen mit seinem Vater Abraxas im Familienimperium und verfolgte zielstrebig seine eigenen Interessen im Ministerium.

Dank der Familien Prince und Malfoy kannten wir uns gut und waren eng verwandt, aber auch seit Jahren trotz des Altersunterschiedes gut befreundet, da wir zwei schon früh erkannt hatten, dass wir dieselben Interessen teilten. In der Magie teilten wir diese, aber wir hatten auch denselben Humor und Lucius sah in mir so etwas wie ein Spielzeug, das er aufbauen musste um ihm mehr Selbstvertrauen zu geben, auch war ich geistig auf jeden Fall sehr frühreif und konnte mithalten, das war schon immer eine meiner Gaben gewesen, dass ich vom Verstand her reifer war.

Meine Mutter Eileen hatte damals, in einer unerklärlichen Geschmacksverirrung Tobias Snape, einen Muggel, geheiratet. Sie hatte damit die Familienehre der Princes mehr als beschmutzt, sie hatte sie terminiert und das war… fatal, sie war die letzte der Familie und mit ihrer Entscheidung war sie aus dem Stammbaum getilgt worden. Ihr Vater hatte meine Mutter nicht gleich gezwungen, nach ihrem Abschluss einen Reinblüter zu heiraten, was Großmutter Honoria ihm nie verziehen hatte, da somit Eileen auf dumme Ideen kam, sie lebte ihr Talent in Zaubertränke aus und heiratete erst spät und dann auch noch einen Muggel.

Einen Mann, bei dem ich jetzt noch in Gedanken am liebsten den Avada sprechen würde.

Trotz der Verbannung meiner Mutter, zeigte meine Großmutter großes Interesse an mir, da ich der Letzte der Linie war und was auch immer Mutter getan hatte, ich war der Erbe und so vermittelte mir meine Großmutter die Werte und das Wissen der Purebloods, auch wenn ich nur ein verachtenswertes Halfblood war. Obwohl Honoria ihre Tochter Eileen Zeit ihres Lebens nicht mehr sah, verbrachte ich die ersten siebeneinhalb Jahre meines Lebens so gut wie nur bei Honoria Prince. Meine Mutter hatte mich nach dem ersten unbeabsichtigten Ausbruch meiner Magie im Alter von ein paar Monaten immer wieder und immer öfter zu meiner Großmutter abgeschoben, mein Vater mochte mich nicht, das schreiende Kleinkind und mit Magie konnte er nichts anfangen und so brachte mich Mutter zu meinem eigenen Schutz schließlich weg.

Erst als Honoria starb, als ich acht Jahre alt war, musste ich fast zwei Jahre lang durchgängig im Haushalt meiner Eltern in Spinner´s End ausharren, was für eine Strafe. Zuvor hatte ich hier nur drei, vier Monate im Jahr verbracht, was mir schon reichlich schwergefallen war. Dies waren keine schönen Erinnerungen an meine frühe Kindheit, denn hier erlebte ich Missbrauch, Vernachlässigung und körperliche Gewalt kennen. Ich konnte Hogwarts gar nicht mehr erwarten! Als ich dann endlich nach Hogwarts kam, wurde die Situation daheim immer unerträglicher, zum Glück musste ich nur in den Ferien nach Hause und selbst da kam ich nur in den großen Ferien. Vater wurde von Mal zu Mal brutaler, bösartiger und versoffener, ich verachtete ihn dafür, was er mit meiner Mutter tat, die sich alles von ihm gefallen ließ.

Als sie dann in meinem vierten Jahr ganz plötzlich und überraschend verstarb, war ich direkt froh für sie, dieses Martyrium nun hinter sich zu lassen, da sie nun endlich Ruhe und Frieden finden würde. Die Ferien in jenem Sommer waren eine Katastrophe von unvorstellbaren Ausmaßen, wir hassten uns inbrünstig, ohne die trennende Person meiner Mutter wurde dies dramatisch sichtbar und ich war seinem Zorn und seiner Brutalität ungeschützt ausgesetzt, erst jetzt erkannte ich, wie sehr mich meine Mutter beschützt hatte! Mein Vater und ich, wir prallten so aufeinander, dass keiner aus dieser Auseinandersetzung unbeschadet herausging. Ich schleppte mich verletzt, wie ich war, zu Lucius und verbrachte die restlichen Ferien bei ihm, keine zehn Pferde würden mich zu diesem Tyrannen von einem Vater zurückbringen.

Honoria war eine geborene Malfoy und Abraxas war ihr zehn Jahre jüngerer Bruder und sie hatten, unglaublich aber wahr, ein inniges Verhältnis zueinander, obwohl sie Malfoys waren. Da als die Mutter der beiden im Kindbett starb, Honoria für Abraxas die Mutterrolle übernommen hatte und damit standen sie sich sehr nahe und so ging ich in der Zeit, die ich bei Honoria verbrachte, in Malfoy Manor ein und aus.

Lucius sah in mir, dem fünf Jahre jüngeren, den Bruder, den ihm seine Mutter nicht schenkte und so wurden wir enge Freunde. Er zeigte mir dies deutlich, als er mir mit dreizehn die Ehre zuteilwerden ließ, sein Trauzeuge zu werden. Da, wie er sagte, leider nur ich mit seiner Intelligenz und Brillanz mithalten konnte und ich ihn nur nicht einholen dürfte, da ich ja jünger war. Zum Glück heirateten Narcissa und er an Weihnachten, somit war es für mich kein Problem, mit ihm ins Manor zu gehen und meinen Eltern zu erzählen, ich würde in der Schule bleiben. Mein bösartiger Vater hätte dem niemals zugestimmt und Mutter, so sehr sie mich auch lieben mochte, war noch nie in der Lage gewesen, sich gegen Tobias Snape zu behaupten.

Tja, damit erklärte sich unser inniges Verhältnis, während ich nun gerade darüber nachdachte und mir diese alte Demütigung von Potter wieder einfiel und wie es das Schicksal so wollte, traf ich Lucius am nächsten Wochenende in Hogsmeade und als er meine Wut und Verbitterung erkannte, meinte er, auch wenn ich noch jung sei, fast zu jung, so sei ich doch schon bereit, den nächsten Schritt zu tun und er erzählte mir vom Lord und seinen Zielen und auch von seinen Anhängern und offenbarte mir sein Dark Mark.

Ich war erstaunt. Als er mir aber erzählte, dass auch Abraxas, der mit dem Lord die Schule besucht hatte, ein gezeichneter Anhänger sei, da war mein Interesse mehr als erwacht. Lucius meinte, dass ich die nächsten Wochen, bis zu den Ferien, wenn ich ins Manor kommen sollte, mir Gedanken machen sollte, ob ich eine Audienz beim Dark Lord wünschte. Er würde sie für mich möglich machen, als ich ihn dezent darauf hinwies, dass ich nicht wüsste, ob ich kommen könnte, da ich ja wieder zu meinem verachteten Vater musste und dann erst wieder verprügelt abhauen konnte, um dann bei den Malfoys Schutz zu suchen. Da lachte Lucius nur schallend kalt auf und meinte, ich sollte mir mal keine Sorgen machen, er würde sich schon um seinen „kleinen Bruder“ kümmern und ich sage es ungern, aber es tat mir gut, zu hören, dass es Menschen gab, die mich mochten und sich um mich kümmerten.

Am letzten Schultag vor den Ferien erhielt ich eine Eule, die ein weißes Pergament, mit Trauerflor an den Rändern, zu mir an den Frühstückstisch von Slytherin brachte. Ich habe noch nie in meinem Leben eine solch tiefe, innere Freude und Befriedung wie an diesem Tag verspürt, als ich die Nachricht erhielt, dass mein Vater verstorben war. Ich war so glücklich, es war als würde eine Last von Jahrzehnten von meinen Schultern fallen, endlich war ich frei und musste diesen Mann nicht mehr ertragen, der schon meiner Mutter ihr viel zu kurzes Leben vergällt hatte. Wie er gestorben war interessierte mich überhaupt nicht. In den kommenden Jahren erzählte mir Lucius mal so nebenbei, dass er sich darum gekümmert hätte, ich hatte daraufhin nur genickt und genau erfuhr ich es als ich mein Erbe antrat aber dies passierte erst Jahre später.

Die zweite Eule, die auf mich zu segelte war vom Ministerium und brachte mir die Information, dass Abraxas mein Vormund sein würde und nun auch mein Muggelerbe verwalten würde, wie er auch seit Honorias Tod das Erbe der Princes verwaltete und ich das Erbe mit meiner Volljährigkeit würde übernehmen können, nun gut, dies alles tangierte mich nicht wirklich.

So stieg ich zum ersten Mal, seit ich Hogwarts besuchte, beschwingt und losgelöst in den Zug, da ich der Knechtschaft meines Vaters entkommen war und fuhr als freier Mensch in die Ferien. Ich genoss diese kurze Zeit der Freiheit. Als ich am Ende der Ferien wieder den Hogwarts Express bestieg, hatte ich diese Freiheit gegen eine andere Knechtschaft getauscht, die übereilten und fehlerhaften Entscheidungen der Jugend!

Denn auf Malfoy Manor erhielt ich meine Audienz und konnte den Dark Lord mit meinem Wissen und Können fesseln, oh ja, ich war ein sehr begabter Zauberer und Tränkebrauer, so schickte er mich in diesen Ferien durch ein hartes körperliches sowie geistiges Training und obwohl ich der jüngste Teilnehmer war schlug ich alle. Was mir die ungeteilte Aufmerksamkeit des Lords einbrachte. Ich hatte mich seit dieser Demütigung von Potter und Black entschieden, mehr für mich und meinen Körper zu tun und trainierte seit diesem Vorfall hart daran, meinen Körper meinem Willen zu unterwerfen, am Ende der Ferien sah man die ersten, beeindruckenden Erfolge.

Aber dies änderte nichts und alles daran, dass der Lord für mich eine Ausnahme machte und sich am letzten Tag, den ich im Manor verbrachte, dazu herabließ, mich zu zeichnen. Er brannte mir das Dark Mark ein und machte mich somit im zarten Alter von fünfzehn Jahren zum Jüngsten existierenden Death Eater, da ich erst am 09.01. sechzehn werden würde.

Oh und ich fühlte mich großartig, ich kam als völlig neuer Mensch in Hogwarts an! Ich hatte mich nicht nur körperlich verändert, dank den Malfoys trug ich nun gescheite, edle und teure Kleidung, die mir mein Vater nie zugestanden hatte, obgleich wir nicht bettelarm waren. Aber er war ein alter Geizhals gewesen. Ich wollte nichts Auffälliges, ich fand hier schon, meinem Stil entsprechend, edle Stoffe in schlichtem Schwarz für mich angemessen, da ich mich eh immer am liebsten in den dunklen Ecken herumdrückte. Auch strahlte ich jetzt ein neues, bis dahin nicht gekanntes Selbstbewusstsein aus, ich war mir selbst beim Training meiner magischen Stärke und Macht immer bewusster geworden und so trat ich nun auch auf, zwar immer im Hintergrund aber doch selbstsicher.

Meine frühere Unsicherheit fiel vollständig von mir ab, auch verschrieb ich mich vollkommen und ganz und gar der Dunkelheit, der schwarzen Magie und ihren Verlockungen, dies war nun mein erklärtes Ziel und das sandte ich auch unbewusst aus. Wo man mich vorher mied, da ich der abgedrehte Nerd war, mied man mich jetzt, da man die Finsternis fürchtete, die ich mit mir brachte, was mir recht war. Ich war kein Menschenfreund, war es nie gewesen und würde es nie sein.

In diesem sechsten Jahr lernte ich sehr viel. Schlussendlich, nach Blacks letzter idiotischer Tat, als er mir verriet, wie man an der Peitschenden Weide vorbeikam, sodass ich Lupin folgen konnte und ich die Verfolgung tatsächlich aufnahm und dieser Trottel von Potter dachte, mich vor dem wildgewordenen Werwesen schützen und retten zu müssen, hasste ich diesen Fatzke nur noch mehr. Schließlich hätte ich den Werwolf töten können. Meinen ersten Mord beging ich dann auch an Weihnachten, in meinem letzten Schuljahr, da sprach ich zum ersten Mal den unverzeihlichen Todesfluch und fühlte mich gut. So wurde ich langsam, aber stetig zu dem gefährlichen Mann, der ich heute war, selbst Potter und Konsorten nahmen sich immer mehr zurück und versuchten nicht mehr, mich zu ärgern oder zu demütigen, nachdem ich mich auch nicht eingeschüchtert zeigte, dass sie einen Werwolf in ihren Reihen hatten, eher fürchteten sie mich, dass ich sie an die Presse und das Ministerium verraten könnte. Sie straften mich in unserem letzten Jahr mit Nichtbeachtung. Mir sollte es recht sein und wie es schien hatte Potter in dieser Zeit nur eins im Sinn, seiner Liebe zu Lily Evans zu frönen.
Lily Evans, Lily Potter!

Hier unterbrach ich meinen geistigen Vergangenheitsausflug brüsk und stand entschlossen auf, man sollte Vergangenes nicht zu sehr aufwärmen, schritt ich resolut zur Tür und um Potter würde ich mich schon noch kümmern, entschied ich entschlossen.

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