An alle lieben Leser, ein großes SORRY!
Das RL in 2018 meint es echt nicht gut mit mir, ich selbst laboriere noch immer herum, aber mittlerweile habe ich auch meine Mama angesteckt und durfte sie, mal wieder, wie so häufig dieses Jahr ins KH schaffen
Ihr seht, ich bin gerade arg gebeutelt und freue mich deshalb über jede liebe Geste gar sehr, ganz gleich ob ein Rev, oder eine sooo liebe und völlig unerwartete Überraschung, wie sie mir mit einem Päckchen gemacht wurde.
Ich bin noch immer sooo total geschockt, aber auch soooo glücklich! Da kam ein Päckchen von der lieben YellowBee!
Einfach so, nur zum dank für WHF! Ich bin so gerührt und immer noch den Tränen voll nah.... Danke!!!
Eure queenie
ps. am 07.11 dürfte das nächste WHF Kap kommen!
http://www.whenhermionefights.de/die-fanfiktion/
646. Kapitel Family Council
Severus Sicht
Gedanklich abwesend wanderte ich durch das nächtliche Schloss und genoss die seltene und daher umso schöner anmutende Stille, die mich ringsherum umgab. Indes ging ich gedanklich meine überraschend fesselnden Forschungsergebnisse durch. Brown reagierte mal mehr und mal weniger gut auf die Behandlung. Um nicht zu sagen, es ging ihr die meiste Zeit beschissen. Wenigstens hatte sie es bisher geschafft, mich nicht anzukotzen, was ja auch noch schöner gewesen wäre, aber noch waren wir trächtig und das war doch ganz prächtig.
Bei Salazar, ich musste echt aufpassen, in meinen Gedanken nicht völlig im Sarkasmus zu versumpfen. Aber an sich war es eine verdammte Herausforderung, die Schwangerschaft einer Schülerin als Schulleiter zu vertuschen. Man musste es nehmen wie es kam, jedoch war das keine leichte Aufgabe. Das Mädchen musste verdammt gut aufpassen, nicht doch noch einen Abgang hinzulegen. Sie durfte sich nicht anstrengen. Das war schaffbar für sie, gleichzeitig durfte sie sich nicht aufregen, bei Miss Brown fast ein unmögliches Unterfangen, weshalb ich Crabbe, Goyle und die Patil-Schwestern zu ihrem persönlichen Schutz abgestellt hatte. Immerhin trieben die Carrows mich und auch die Schüler in immer brenzligere Situationen und wenn jemand nicht so reagierte, wie sie es sich vorstellten, waren ihre Zauberstäbe und Peitschen mittlerweile sofort in ihren Händen, um wie wild um sich zu hexen und zu schlagen, wenn die Schüler ihren Aufforderungen nicht umgehend nachkamen. Aber Brown konnte nicht mehr so flott, wie sie ab und an sollte. Ein Dilemma, das doch mal wieder an meinen zarten und viel zu strapazierten Nerven kratzte. Kurz war ich versucht, mir die rosarote Kröte zurückzuwünschen, die mich in Potters fünftem Jahr belästigt hatte, aber leider wusste man immer erst im Nachhinein, wie gut es einem damals ergangen war.
Tja, denn schlimmer ging bekanntlich immer!
In der Schule lagen die Nerven an allen Stellen blank und so kam es, dass ich höchstselbst als Schulleiter noch des Nachts durch die Flure streifte, auf der Suche nach Unruhestiftern auf beiden Seiten. Wie oft hatte ich schon im Schutz der Dunkelheit Folterspielchen unterbrochen?
Für meinen Geschmack viel zu oft, früher ging es um erotische Abenteuer pubertierender Nichtskönner, ja, auch auf diesem Gebiet, aber seit diesem Jahr war nichts mehr normal. Plötzlich, in einer einzigen geschmeidigen Bewegung, tauchte ich in einer finsteren Nische ab, da ich vor mir zwei Personen nur von Zauberstäben erhellt ausmachte und die Ohren spitzte.
„Hören Sie zu… Sie gehen zu weit! Sie erscheinen nicht mehr im Unterricht! Wo verstecken Sie sich?“, vernahm ich die gestrenge Stimme von McGonagall. „Und das was Longbottom da abzieht, ist fast schon eine Widerstandsbewegung… Rebellion, um genau zu sein, und das ist gefährlich und Unfug!“, drängte die ältere Frau das junge Mädchen, das sie verbissen ansah. „Seine Worte mögen wahr sein, aber es ist nicht der rechte Zeitpunkt, um sie laut zu verkünden!“
„Man muss sich da wehren, wo Unrecht geschieht und nicht blind zusehen“, hielt ihr ihr Gegenüber stur entgegen.
„Longbottom sollte Hogwarts verlassen, genau wie Sie. Sie hätten nie nach Ostern zurückkehren dürfen, Kind!“, offenbarte die Vorsteherin von Gryffindor mit Wehmut in ihrer Stimmlage.
„Die anderen allein zurücklassen? Niemals und ja, es war knapp, aber er konnte gerade noch fliehen, bevor die Carrows seiner habhaft wurden… was denken Sie, hätten sie mit ihm gemacht? Askaban? Oder der Avada?“, meinte die Kleine munter, dabei dürfte sie wissen, dass ich Longbottom eine Warnung hatte zukommen lassen, sofort zu verschwinden.
Ich hatte mich insoweit herausgehalten, dass ich darauf baute, dass dieser unerwartet erwachsen gewordene junge Mann einen Weg fand, sich selbst, ohne meine aktive Hilfe, aus der Bredouille zu befördern, bevor es zu spät war und er hatte mich wenigstens einmal nicht enttäuscht, anders als beim Tränkebrauen.
„Sagen Sie so was nicht!“, meinte McGonagall mit rauer Stimme „Ihr Kinder müsst aufhören, sie zu reizen, sie alle! Irgendwann reißt auch Snape der Geduldsfaden wegen Ihrer Eskapaden!“, mahnte die Hauslehrerin aus Gryffindor zutiefst besorgt.
„Der hat einen langen Faden!“, kam es hart zurück und diese Antwort ließ ein Lachen in meiner Kehle aufsteigen, das ich eilig hinunterzwang, da Lauschen doch auch mal was Feines war.
„Miss Weasley!“, zischte es tadelnd und ich musterte das beleuchtete Gesicht der Kleinen und fand ihren Mut gryffindormäßig dämlich, weil sie sich mit ihrem losen Mundwerk derart in Not brachte. Aber ihr schien das Erlebnis mit Grindelwald nicht geschadet zu haben, wenn man mitbekam, wie sie sich gerade behauptete.
Ja, Hermione hatte die eine Nacht bei mir genützt, um mich darüber in Kenntnis zu setzen, was für ein Desaster sich seit ihrem ersten Schuljahr rund um Ginny Weasley rankte und daraufhin hatte ich einen Lachanfall bekommen. Denn es war tragisch komisch, dass alles was bisher getan worden war umsonst gewesen wäre, wenn sich Grindelwald nicht darum gekümmert hätte. Allein bei der Vorstellung, dass die kleine Weasley die Trägerin eines Teils der Seele des Dark Lord gewesen war, war so absurd und erschütternd, dass ich einen stechenden Kopfschmerz aufziehen spürte und so schüttelte ich wieder mein schwarzes Haupt. Wer hätte daran denken können?
„Sie sind alle Schüler dieser Schule und unterstehen unserem Schutz! Sie sind allesamt keine Krieger, dafür gibt es Auroren!“, unterbrach McGonagalls drängende Stimme meine Gedanken.
„Professor, Sie wissen selbst, dass das Ministerium übernommen worden ist, die würden bei den Carrows noch mitmachen!“, kam es leicht abfällig von der Schülerin.
„Miss Weasley, daher meine Bitte, nicht alle zu reizen. Auch mit Snape ist nicht zu spaßen“, erklärte auch meine ehemalige Lehrerin hörbar erregt und ich schmunzelte, während das Gespräch weiter ging und ich wieder über das davor Gedachte sinnierte, ob Albus so was mit Absicht machte.
Wollte er uns alle so nah am Abgrund wandeln lassen?
Hätte er nicht ahnen müssen, dass diese Geschichte mit dem Tagebuch irgendwie an seinem Opfer haften blieb? Ich wusste es nicht und wie auch immer, ich hatte Hermione abgeraten, dies Potter und seinem getreuen Anhängsel, dem Bruder der Geschädigten, zu offenbaren, da dies in meinen Augen unnötig war. Miss Weasley war gerettet worden, das zählte. Potter, Weasley und sie hatten Ziele, auf die es sich zu fokussieren galt und sie könnte es nachträglich immer noch erzählen. Doch dann riss mich ein empörter Aufschrei aus meinen Gedanken.
„Ach?“, wurde die Kleine gerade lauter, weshalb ich gedanklich abbrach. Ihr schien es echt gut zu gehen, wenn sie McGonagall derart harsch Paroli bot. „Sich alles gefallen lassen? Wer sollte helfen, wenn es Auroren nicht tun? Der Orden? Und unser Ziel sind die Carrows… und nicht Snape!“, zeigte sich die kleine Weasley regelrecht patzig.
„Sie vergessen die größte Gefahr und die ist Snape!“, warnte die Gryffindorhausmutter atemlos ob dieses in ihren Augen größten Vergehens, mich falsch einzuschätzen und ich rollte mit den Augen.
Als ob ich Kinder je mit dem Zauberstab bedroht hätte. Meine scharfe Zunge reichte dafür völlig aus, ihnen Tränen in die Augen und sie an den Abgrund des Seins zu treiben. Das war der Strafe in meinen Augen beinah genug. Sie machte mich hier noch schlechter als ich tatsächlich war. Natürlich zögerte ich nicht, durchzugreifen und sehr wohl meinen Willen durchzusetzen, aber mich auf eine Stufe mit minderbemittelten Weicheiern wie den degenerierten Carrows zu stellen war eine regelrechte Anmaßung, die wehtat.
„Wenn Sie es sagen… Professor!“, trat der Zweifel in der Stimme der kleinen Weasley offen hörbar zutage und rang mir damit so etwas wie Respekt ab. Sie wusste über mich fast und beinah nichts und stellte sich doch eher auf Hermiones und meine Seite als auf die von ihrer Oberlöwenmama.
„Was verschweigen Sie uns alle? Warum denken Sie, er wäre nicht der, der er ist? Er ist derjenige, der… Albus… der… das war er!“, kam es zielgerichtet und anklagend von der von mir nie unterschätzten Lehrerin.
Sie näherten sich verdammt gefährlichem Terrain und noch bevor Weasley weiterplappern konnte, verließ ich mein Versteck und eilte mit wehenden schwarzen Roben auf die beiden Tratschtanten zu. Mein lautloses Erscheinen neben ihnen versetzte Ihnen einen sichtbaren Schock, weswegen McGonagall erschreckt fauchte, was mich sofort an ihre liebreizende, katzenhafte Animagusgestalt erinnerte und mich oft von ihr als die menschliche Mrs. Norris denken ließ.
„Schön… Sie auch mal wiederzusehen, Miss Weasley… ich dachte schon, Sie hätten Hogwarts den Rücken gekehrt, nachdem Ihr Herr Vater seinen Posten im Ministerium verlassen hat!“, lag in meinen schnarrenden Worten bitterböser Zynismus.
„Nur ein Gastauftritt, ich verschwinde gleich wieder!“, meinte die Kleine überzeugt und gab mir unerschrocken eine ziemlich freche Antwort zurück, was McGonagall ein erneutes Fauchen entlockte und mir ein kaltes Schmunzeln.
„Und wer sagt Ihnen, dass ich das gestatte?“, fragte ich schnarrend sanft und die Weasley reckte mir im schwachen Mondschein ihr sommersprossiges Gesicht furchtlos entgegen.
„Halten Sie sich zurück, Schulleiter!“, kreischte McGonagall entrüstet los und unterband unser Gespräch, indem sie sich vor ihren Schützling schob. „Ich bin immer noch der Hausvorstand von Gryffindor und auf Ihre Leistung als Schulleiter können Sie nicht stolz sein, das hier ist keine Schule mehr“, erhob sie ihren schmerzhaften Vorwurf.
Es war amüsant, zu beobachten, wie die Beschützte mit ihren Augen rollte, als ob diese ihren Schutz brauchen würde. Wenn die Frau vor mir nur im Geringsten ahnen würde, was Miss Weasley schon alles über sich hatte ergehen lassen müssen, unter ihrem geheiligten Albus, dann wäre sie sehr schnell sehr still.
„Wie gut, dass ich der Schule vorstehe, Professor McGonagall“, rief ich ihr schnöde in Erinnerung. „Und was war dieser Ort hier die letzten Jahre? War es nicht, anstatt ein Hort des Lehrens zu sein, eher das Nest finsterer Machenschaften?“, fragte ich aufreizend, in Gedanken immer noch bei dem Opa, der der Schule so lange vorgestanden hatte und dem ich nie abgenommen hatte, etwas für die gute Seite zu tun, weshalb ich eine Weisheit weitergeben wollte: „Man nennt das Zynismus: Etwas zu betrachten, wie es wirklich ist, nicht, wie es sein sollte.“
„Schulleiterrr…“, schnurrte meine ehemalige Kollegin giftig los, als wäre es das absolute Schimpfwort und ich bereitete mich schon genüsslich auf einen abwechslungsreichen Schlagabtausch zur mitternächtlichen Stunde vor.
Das könnte tatsächlich vergnüglich und kurzweilig werden. Unterdessen verfolgte ich aus den Augenwinkeln die wenig grazilen und vor allem so wenig unauffälligen Versuche der kleinen Weasley, sich unbemerkt davonzuschleichen und ich wollte gerade zu einem bissigen Kommentar ansetzen, als mich ein unerwartet drängendes Brennen auf meinem Arm überraschte. Dieses schmerzhafte Ziehen ließ mich die Zähne zusammenbeißen, während sich mein Blick verdüsterte und ich grimmig in das missbilligend verzogene Gesicht von Minerva starrte, nur um mich wortlos umzudrehen und damit unser erquickliches Gespräch abrupt abzubrechen.
Der so schmerzliche Ruf, der durch das Dark Mark zog, ließ mir keine Optionen. Ich wurde gerufen und es stand nicht zur Debatte, nicht umgehend zu erscheinen, wenngleich mir der feine Unterschied auffiel.
„Schulleiter! Das ist eine Frechheit… wo gehen Sie hin… Hallo!“, keifte die Gryffindormama wie ein Waschweib in meinem Rücken los.
Beinah amüsant, zu denken, dass sie es nicht mochte, nicht von mir beachtet zu werden, aber nichts hielt mich, weswegen ich hinuntereilte und als ich den Geheimgang der Kerker öffnete, hatte ich das Gefühl, nicht alleine zu sein.
„Severus“, fuhr die schwarzgewandete Person vor mir im Gang erschrocken herum und ich lächelte schmal. Mein Gefühl hatte mich nicht getrogen.
„Draco“, grüßte ich knapp und eilte an ihm vorbei, wobei er sich umgehend anschloss und wir gemeinsam den Weg mit erhobenen Zauberstäben antraten.
„Wie schön, zu sehen, dass wir wie dressierte Zentauren eilen, wenn er ruft“, grollte Draco und ich beachtete seinen Einwand nicht.
Es gab Menschen, die waren es gewöhnt, zu rufen und dass die anderen, die Gerufenen, ohne Wenn und Aber kamen. Tragisch aber wahr, dass ich zu eben denen gehörte, die loslaufen durften. Ja, das Leben war echt unfair und eine Plage und… naja, lassen wir das, ich war eine Geisel meines mich strafenden Lebens, furchtbar aber nicht zu ändern.
Severus Sicht Ende
Lucius Sicht
Nachdem sie mich verlassen hatte, war ich in hektische, um nicht zu sagen beinah schon emsige Betriebsamkeit verfallen. Ein Gebaren, das eigentlich gänzlich untypisch für mich und meine hochwohlgeborene Person war. Jedoch hatte ich Zeit meines Lebens auf meine Instinkte vertraut und das blind, ohne sie selbstzweifelnd zu hinterfragen und als sie gegangen war, war es mir erschienen, als ginge mit ihr auch das Licht aus meinem Leben und die Zeit drängte.
Ich fühlte, dass ich gefordert war, in Aktion zu treten, um für alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Natürlich hinterfragte ich, ob es rechtens gewesen war, sie weiterhin ihren aberwitzigen Plan durchführen zu lassen und hatte mich entschieden, ihr und ihren Plänen zu vertrauen, aber es galt, Vorkehrungen zu treffen, sollte doch etwas schiefgehen. Und selbst wenn nicht, war nicht davon auszugehen, dass sie kein Chaos hinterlassen würden, dass ihre Tat nicht aufsehenerregend und absolut spektakulär sein würde. Ich erwartete Abenteuerliches und gleichzeitig hatte ich das ungute Gefühl, dass sich alles auf den endgültigen Konflikt zuspitzte und ihre Aktion eventuell das Zünglein an der Waage sein würde, um alles endgültig zum Kippen zu bringen.
Weshalb ich entschied, dass die Zeit des fragilen Umspielens vorbei war und es galt, Absprachen zu treffen, die bindend waren. Jetzt war eine enge Zusammenarbeit der Familie unabdingbar.
Die Begrüßung der Eintreffenden war dann auch wenig frenetisch. Sie erschienen mit mürrischen Gesichtern, aber ich ließ mich nicht beirren und neigte huldvoll mein Haupt, als sie gemeinschaftlich eintrafen.
„Willkommen“, meinte ich zuvorkommend und war mir der Dringlichkeit meines Rufes und der damit einhergehenden Schmerzen bewusst gewesen, aber ich hatte es als völlig akzeptabel eingestuft.
„Dein Ruf ließ keine andere Option zu“, servierte Severus auch umgehend mit schnarrender Stimme, die seine Laune ohne viele Worte offenbarte. Dass er es eben nicht zu schätzen wusste, dass ich ihn kompromisslos wie ein Despot rief. Er wurde nie gerne gedrängt, egal von wem, egal zu was. Aber ich konnte es, eine bittere Pille für ihn.
„Wohl an, wir haben gar Dringliches zu bereden“, meinte ich, seine Widerworte übergehend, knapp und ließ damit erkennen, dass mich wenig tangierte, wie er sich gerade fühlte. Da fiel die Tür hinter ihnen zu und meine beiden Wolfshunde hoben erschrocken die Köpfe.
„Ach, auf einmal sollen wir alle einbezogen werden?“, kam es schlecht gelaunt von meinem unerwartet widerspenstigen Sohn.
„Draco, deine Bissigkeit in Ehren, aber sie ist hier gerade völlig unangebracht“, erwiderte ich distinguiert und rollte meinen Gehstock zwischen den Fingern.
„Wo ist Hermione?“, fragte Draco nachdrücklich, woraufhin ich ihn nachdenklich musterte und abwog. Wollte ich jetzt schon darauf antworten? Indes verstand ich es, gekonnt abzulenken.
„Wie ich vernahm… seid ihr euch endlich nähergekommen, mein Sohn! Du und Miss Greengrass… meine Gratulation!“, verkündete ich souverän und bemerkte Severus‘ plötzlich stechenden Blick. Das hatte er noch nicht gewusst und so schenkte ich ihm ein maliziöses Lächeln.
„Woher?“, echote Draco wegen meines Wissens entsetzt und wurde blässlich. Dass ich es hier verkündete gefiel ihm gar nicht.
Es hatte einige Zeit gedauert und ohne das manipulative Zusammenspiel einiger unfreiwillig helfender Personen hätte es nicht so gut funktioniert, dieses Paar zusammenzuführen, aber ich genoss es, wenn einer meiner Pläne Früchte trug.
Geduld war das Zauberwort!
Dass ich von den neusten Entwicklungen wusste schien ihm sehr unangenehm zu sein. Woraufhin ich schmal lächelte und mich an den Heuler erinnerte, den mir Zabini gesandt hatte. In diesem hatte er mich mit hörbar belegter Traurigkeit darüber informiert, dass mein Ziel endlich erreicht worden war. Er hatte sein Unglück kundtun müssen, so tragisch es erscheinen mochte, und hatte mir damit gerade eben in die Hände gespielt und mir Informationen zukommen lassen, die durchaus für mich von Wert waren.
„Woher?“, fragte ich indigniert nach und schüttelte distinguiert mein Haupt. „Dass ihr euch endlich nähergekommen seid? Ist das nicht gleich? Ich finde es nur sehr erfreulich. Ich hoffe, sie erfüllt auch hier die Erwartungen, die in sie gestellt werden“, meinte ich daher gutmütig und strich über meine Weste.
„Vater, das geht dich gar nichts an“, fuhr mich Draco mit nun leicht geröteten Wangen an und seine hellgrauen Augen blitzten verärgert auf.
„Aha, hast du bemerkt, Severus, dass er es nicht bestritten hat?“, wandte ich mich exaltiert an meine rechte Hand, die ihren linken Mundwinkel missmutig verzog.
„Mir wäre es lieber, meine Schüler würden auf außerschulische Aktivitäten verzichten“, knurrte er finster und diese Aussage ergab in meinen Augen so gar keinen Sinn.
„Aha“, entfuhr es auch Draco erstaunt. „Genau, das sagt der Richtige… der Professor, der es mit einer Schülerin treibt“, grollte er weiter abfällig, da Severus‘ Aussage wirklich so gar nicht zu seinem eigenen Verhalten passte und Severus‘ Miene erstarrte gerade zu einer unlesbaren Maske der Abweisung.
„Na, wir wollen mal nicht anmaßend werden…“, schaltete ich mich schlichtend ein und wandte mich dann Severus zu. „Aber welcher Doxy ist dir denn über die Leber gelaufen?“, fragte ich ein wenig besorgt nach und sah mich animiert, sein Verhalten zu hinterfragen.
Diese Haltung war selbst für den brummigen Ex-Zaubertranklehrer und nunmehr widerwilligen Schulleiter höchst sonderbar. Dass Draco zu Greengrass gefunden hatte und nicht mehr Hermione hinterher weinte, war unseren Zielen doch zuträglich, also das konnte es nicht sein, doch was verärgerte ihn dann, dass er nach Zucht und Ordnung verlangte. Dass ihn etwas beschäftigte war nicht zu übersehen. Als mich sein so tiefdunkler Blick einfing, bedeutete mir dieser, Ruhe zu geben. Es schien ernst zu sein und weckte nur noch mehr mein Interesse, aber unsere nonverbale Kommunikation brach ab, als er seinen Blick abwandte.
Geheimnisse wohin man sah! War das gut? War das schlecht in Zeiten und Momenten wie diesen? Hermione hatte bei ihrem Besuch zum ersten Mal den Weg des Vertrauens gewählt. Wie sollte ich handeln?
„Vater? Du bist so still…“, meinte plötzlich Draco in die Stille hinein und ich ruckte mit meinem Haupt in die Höhe.
Er hatte Recht, die Zeit des Haderns war vorbei, also erhob ich mich mit der Grazie meiner hochwohlgeborenen Person.
„Folgt mir!“, bedeutete ich ihnen herrisch und das taten sie sofort, aber mit sichtbarem Unwillen, da ich ihnen sonderbar vorkam.
Indes war mir dies einerlei. Wir durchliefen das edle Foyer und gelangten durch die unscheinbare Tür hinab in die finsteren Kerker. Während wir die ausgetretenen Stufen hinabstiegen, erreichten wir die Grundmauern meines Heims, Malfoy Manors!
Wir liefen durch die frischen, zugigen Gänge des unendlich verzweigt wirkenden Labyrinths des Manors. Immer mal wieder hob ich die Hand, um einen nonverbalen Zauber zu tätigen, damit die Sicherheitsvorkehrungen uns durchließen, so drangen wir immer tiefer in die Erde vor. Vorbei an Severus‘ Labor, den Trainingsräumen und den Kerkern. Wir ließen die gelblichen, glatten Sandsteine hinter uns und kamen in einen relativ breiten, mit Kleinstein ausgelegten Gang, an dessen weißgetünchten Wänden sich halbrunde Nischen befanden, in denen Weinflaschen und andere alkoholische Getränke gelagert wurden. Dann ging es um eine Kurve, in der eine riesige Masse an gestapelten Flaschen lagerten. Aber wir ließen auch dieses Abteil hinter uns und glitten weiter in die Tiefe, dabei wurden die Wände nun zu grauem, unverputztem Kalkstein, aus dem tiefsten Spätmittelalter. Hier unten war es eiskalt und die feuchtkalte Luft strich mir über das Antlitz, aber letztendlich erreichten wir eine Sackgasse und ich löste die Illusionen und trat vor die Mauer vor mir und fuhr mit meinem Zeigefinger eine verschlungene Rune nach, die nur dem jeweiligen Oberhaupt der Familie bekannt war.
Das Runenzeichen sah wie ein M aus, eigentlich wurden Runen getrennt geschrieben, wie auch Buchstaben, aber so zusammengefasst ergaben sie ein großes M mit einem vertikalen Strich in der Mitte, der den Buchstaben teilte. Dieses Zeichen bestand aus den alten angelsächsischen Runen für l, i und s. Meinen Vorfahren hatte wohl bei ihrer Wahl die optische Ähnlichkeit zu dem neumodischen Buchstaben M gefallen, die sich aus den Runen ergab und somit zugleich die Affinität der Familie zur Fleur-de-Lis darstellte.
Es war ein ähnlicher Zauber wie an der Mauer hinter dem Tropfenden Kessel, wenn man die Steine mit seinem Zauberstab antippte, um den Zugang zur Diagon Alley zu öffnen und so wirbelten auch hier die Ziegel wie wild herum und verschoben sich, sodass sie die dahinterliegende, wohl versteckte, dicke und wuchtige Eisentür offenbarten. Sie erinnerte ein wenig an die Türen von Gringotts, doch diese hier zierte das Wappen der Malfoys. Das Familienwappen mit dem verschnörkelten M in der Mitte und mit seinen Schlangen und drachenähnlichen Kreaturen in den Farben Schwarz und Grün war ansonsten eine Hommage an Salazar Slytherin, welcher der beste Freund von Armand Malfoy gewesen war und eben jener Armand hatte vor gut tausend Jahren das Familienanwesen Malfoy Manor gegründet.
Ich betrachtete die Wölbungen des schwarzen Eisens und las die lateinischen Wörter Sanctimonia Vincet Semper - Reinheit wird immer Siegen - die als Inschrift auf dem Banner eingraviert waren und konnte ahnen, wie aufmerksam meine Begleiter meine Bewegungen verfolgten.
Ich legte meine Hand an das Ornament und spürte den Stich, als man mir meinen Blutzoll abnahm, woraufhin die Tür lautlos aufschwang und den Blick auf einen relativ kleinen, kreisrunden Raum freigab, den meine beiden Begleiter schon vor einiger Zeit kennengelernt hatten. Die rohen aus grauem Stein gehauenen Wände waren von oben bis unten mit Runen beschriftet, wie der Lichtschein der bei unserem Eintreten aufflackernden Kerzen in den Wandhalterungen offenbarte.
Sofort sah Draco leicht erwartungsvoll in die Mitte, dorthin, wo damals die Stele gestanden hatte, die aber wieder durch das Sator geschützt, sicher verwahrt tief im Boden ruhte. Damals war ich vorgegangen und hatte für Severus, Hermione und Draco den Weg freigemacht, sodass sie die ganzen Sicherheitsvorkehrungen nicht kannten, erst jetzt hatte ich sie meinem Sohn gezeigt und ich hoffte, er war sich der Bedeutung dahinter bewusst.
Ich trat auf das dicke, schwarze, ledergebundene Buch zu, das unberührt auf dem Buchständer stand und seines Einsatzes harrte. Ich legte meine Hand unverzüglich auf die goldene Metallplatte des Buchdeckels, die einen Handumriss zeigte, um damit die Familien-Chronik zu entriegeln, woraufhin sich das Buch magisch selbst aufschlug und eine flotte Feder über meine Schulter schwebte und bereit war, einige Notizen zu machen.
„Lucius? Was tun wir hier?“, fragte Severus mit Grabesstimme, woraufhin ich hochsah und ihm nur einen langmütigen Blick schenkte. „Was weißt du… was ich nicht weiß?“, insistierte er hörbar besorgt und das ließ erahnen, dass er ob der Besonderheit des Momentes wusste.
„Geduld“, forderte ich und mit einem Wink meines Gehstocks veränderte sich der Raum.
In einem Wirbelwind der Runen und sich bewegenden Wände erwuchs ein neuer Raum. Wände verschoben sich, drehten und wendeten sich, während wir drei als einzige im Raum verharrten und blieben wie wir waren.
„Wow… was? Was wird das?“, kam es begeistert von Draco, da die beschrifteten Wände nun völlig anders aussahen. Sie waren wieder blank, dafür bildeten die schwarzen Runen zehn gleichmäßig große Rahmen. „Und jetzt?“, wollte Draco neugierig wissen, während Severus schon seine Arme hinter seinem Rücken verschränkt hatte.
„Bitte“, beschied ich meinem Sohn souverän.
„Du hast uns gerufen!“, ertönte es auf einmal blechern von einer Stimme, die schon lange nicht mehr gesprochen hatte und mein Sohn sprang einen Satz nach vorne und fuhr herum.
Denn erst jetzt bemerkte er die zehn Bilderrahmen um uns herum, die sich aus den Runen gebildet hatten. Neun waren mit je einem Mitglied aus einem jeden Jahrhundert aus unserer tausendjährigen Familiengeschichte besetzt. Immer nur das erfolgreichste Familienmitglied hatte die Ehre, hierher aufgenommen zu werden und es war nicht zu vergleichen mit den Portraits, die in unserer Ahnengalerie hingen, denn jetzt wurden die Personen plastisch und stiegen Projektionen, oder Geistern gleich aus ihren Rahmen. Aber diese starke Magie wirkte nur in diesem Raum bei der Stele.
Armand, der Erste, aus dem 11. Jahrhundert, der dieses Land auf dem das Manor stand von König Wilhelm dem Eroberer erhalten hatte. Thierry aus dem 12. Jahrhundert hatte den Grundstein mit den Veela gelegt und ihm folgte Raoul im 13. Jahrhundert. Dann konnte man ihm gegenüber Nicholas aus dem 14. Jahrhundert sehen. Er war berühmt für einige durchschlagende Experimente während des Schwarzen Todes an Muggelpächtern. Cecil aus dem 15. Jahrhundert hatte mit der Expansion der Geschäfte auf der ganzen Welt begonnen. Mein - mir vom Aussehen her am unähnlichsten - Namensgeber Lucius der I. aus dem 16. Jahrhundert befand sich auch unter den Erwählten. Er - mit seinem langen weißblonden Spitzbart - hatte zu seiner Zeit am Hofe von Queen Elisabeth I. gedient. Er hatte viele Erfolge verbuchen und Besitz und Wohlstand der Familie enorm ausweiten können, wenngleich er ein erfolgloser Werber um die Hand der Königin geblieben war. Dann gab es Brutus aus dem 17. Jahrhundert. Er war der Herausgeber der Zeitschrift ‚Magischer Krieger‘ gewesen und ihm folgte Septimus im 18. Jahrhundert. Er hatte einen großen Einfluss auf das Zaubereiministerium ausgeübt und damit den Grundstein unserer Ministeriumskarriere gelegt, die bis zu mir fortgeführt wurde. Auch mein Großvater Hyperion, der das 19. Jahrhundert markierte, hatte hier einen Platz gefunden und nickte mir soeben huldvoll zu.
Ein Rahmen war leer und an sich war dieser Rahmen - das 20. Jahrhundert - für mich bestimmt, denn was hatte Abraxas, mein Vater, groß vorzuweisen außer einer geflügelten Pferdezucht? Aber diese Ehre würde mich nach meinem Tod nur ereilen, wenn ich es schaffte, diese Familie unbeschadet aus dieser erneuten, existenzbedrohenden Konfrontation zu führen. Draco würde dann ein Anwärter auf das Portrait des 21. Jahrhunderts werden, aber bis dahin würde noch eine lange Zeit vergehen.
„Muss… das wirklich sein? Ich meine, mir reichen die Typen in Hogwarts“, entfuhr es Severus einmalig in seiner Trockenheit, derweil starrte er griesgrämig zu meinen weißblonden, leicht verblichenen Ahnen, die zwischen uns versammelt waren.
„Was für eine Anmaßung“, murmelte Brutus missgelaunt, aber er schien es Severus nicht sehr krumm zu nehmen, dafür genoss er es bestimmt zu sehr, gerufen worden zu sein und seinem Runen-Gefängnis zu entkommen.
„Wow, das ist besser als in Hogwarts!“, kam es wenig hilfreich von Draco und ich rollte ob seiner offen gezeigten Überraschung mit den Augen. Er wusste doch, dass unsere Familie gar nicht darauf stand, wenn man auch nur im Ansatz Gefühl zeigte, egal in welche Richtung. Kein Wunder, dass Armand ihn sehr missbilligend musterte.
„Das ist schlimmer als in Hogwarts!“, warf Severus ziemlich biestig ein.
Das Hogwartssystem der Bilder war nicht nur der Schule vorbehalten. Die lebenden Gemälde gab es in der magischen Welt allerorten, ganz gleich ob im Ministerium, im St.-Mungo Hospital, oder eben in unserer Ahnengalerie. Aber diese Gemälde waren so viel mehr, ebenso wie die in Hogwarts. Sie dachten, sie redeten, sie planten, und unsere hier kamen sogar daraus hervor und das taten die normalen Bilder nicht und so nützten wir seit Jahrjahrhunderten dieses Leitsystem der verschwägerten Bande.
„Bitte… immer diese Vergleiche“, echauffierte sich Armand. „Warum gibt es kein Bild der Gründer von Hogwarts? Wir haben dies nach Salazars Ableben geschaffen. Weil er mit uns so viel geteilt hat, um das Manor zu schützen, waren wir so gütig und haben danach Hogwarts und die gesamte magische Welt an unserer Idee der Gemälde, mehr oder weniger teilhaben lassen“, beschied er eingeschnappt und weihte Draco in verlorengegangenes Wissen ein, während er in seinen mittelalterlichen Roben hoheitlich durch den Raum schritt, als würde er es genießen, sich zu bewegen.
„Und das war nicht das Einzige… was sie an Ideen geteilt haben…“, murmelte Severus abfällig, worauf ich ihm einen langen Blick sandte.
Und da erkannte ich, dass er anscheinend neue Erkenntnisse aufgrund seines Amtes als Hogwarts Schulleiter erhalten hatte. Aber es war nicht von der Hand zu weisen, Armand und Salazar hatten zusammengearbeitet und gerade die Magie des Hauses ging eng mit Salazars Können einher und erklärte unter anderem unsere Affinität zu Slytherins Haus in Hogwarts. Das kam wahrlich nicht von ungefähr, sondern begründete sich seit Jahrhunderten.
Unterdessen wandte sich Draco zu Severus und studierte ihn genau.
„Moment, du kennst das hier schon…“, wisperte Draco überzeugt und dieser drehte ihm nur langsam sein dunkles Haupt zu und sah ihn undurchdringlich an, während er abrupt nickte.
„Ich bin froh, die Herrschaften begrüßen zu dürfen!“, wandte ich mich geschäftig anderen Dingen zu und neigte huldvoll mein Haupt in den Raum, der plötzlich richtig voll wirkte.
„Lucius Malfoy!“, erklang es tadelnd. „Niemand beruft uns ohne triftigen Grund!“, erhob der Erste der Malfoys sein Wort und ich schenkte der verblassten Figur ein kühles Lächeln, denn auch wenn meine Ahnen nun zwischen uns standen, so waren sie hier unten doch auf Stein gemalt und dem Zahn der Zeit anheimgegeben.
„Wer beruft… was ein?“, zeigte Draco sein Profil, während er sich nicht einschüchtern ließ, sondern eher interessiert, geradezu neugierig wirkte.
„Ich berufe den Familienrat ein!“, gab ich generös mit der dem Augenblick geschuldeten Autorität zurück.
„Den gibt es wirklich?“, echote mein Sohn ungläubig und ich lächelte maliziös ob seines entsetzten Gesichtsausdrucks, denn seine Maske war eindeutig verrutscht.
Aber es sei ihm verziehen! Es geschah schlussendlich nicht aller Tage, dass dergleichen eintrat und sich einige unserer Vorgänger, einem Kostümball der Jahrhunderte gleich, in einen kleinen Raum zwängten.
„Natürlich gibt es ihn, Junge!“, donnerte die zweitälteste portraitierte Projektion von Thierry empört wegen so viel jugendlichem Unglauben.
„Und diese beiden Edlen sehe ich gar nicht zum ersten Mal. Ihr lebet, wie mir gar dünkt, in turbulenten Zeiten“, verkündete Raoul dröhnend seine Meinung, die absolut die Realität widerspiegelte. Denn einige Malfoy-Nachkommen hatten in ihrem Leben niemals den Rat zu Gesicht bekommen, da sie sich nie genötigt gesehen hatten, ihn zu rufen.
„Wohl wahr, mein hochverehrter Ahn“, begann ich gestelzt, aber respektvoll.
„Wann?“, vernahm ich Draco wispern. „Wann wart ihr schon mal hier?“, fragte er drängend weiter.
„Halloween… 1981…“, murmelte Severus düster und ich räusperte mich, denn wenn schon würde ich das ausführen, denn Severus‘ knappe Aussage machte deutlich, dass er nicht weiter darüber sprechen würde.
„Abraxas, Severus und ich haben damals überlegt, wie wir uns positionieren, um diesem unerwarteten Ereignis zu trotzen und ich würde behaupten… die Strategien haben gefruchtet, wenn man sich ansieht, wie damals alles für die Familie abgelaufen ist“, weihte ich meinen Sohn in die Interna unserer illustren Familie ein.
Gedanklich driftete ich ab. Ich erinnerte mich, wie Severus völlig aufgelöst hier erschienen war. Denn egal und ganz gleich, was er heute behaupten mochte, damals war er tief getroffen gewesen. Denn der Lord hatte sich nicht an sein gegebenes Wort gehalten und Lily Potter nicht verschont, sodass Severus nichts weiter in dem völlig zerstörten Haus gefunden hatte als ihren leblosen Körper.
Er hatte auch zu berichten gewusst, dass das Kind Harry mit einer Narbe gesegnet überlebt hatte und dass der Lord auf Nimmerwiedersehen verschwunden war. Er hätte sich auch um das Baby gekümmert, wenn er nicht unerkannt hätte fliehen müssen, da plötzlich Hagrid zusammen mit Black aufgetaucht war. Somit hatte er, nachdem er die Leichen gefunden hatte, umgehend das Weite gesucht und uns über die tragischen Umstände dieser Nacht informiert. Ich hatte danach sofort, zum ersten Mal in meinem Leben, den Familienrat einberufen und unser aller Beschluss hatte Severus noch in derselben Nacht zu Dumbledore gesandt. Denn wie hieß es so schön: Sei deinen Freunden nah, doch deinen Feinden noch näher und das gerade in den ungewissen Zeiten des Umbruchs.
„Oh, Merlin, und was passiert gerade eben, dass du dich genötigt siehst, so weit zu gehen?“, fragte mein Sohn sehr weise, aber auch sehr besorgt und ich schenkte ihm ein zustimmendes Nicken.
„Tja, das würde mich auch interessieren. Lucius, was passiert hier? Was macht es nötig, den Rat zu rufen?“, wandte sich nun Severus ein wenig entspannter an mich, nachdem er sich gefangen hatte und seine Hände hinter seinem Rücken verschränkt hielt.
„Wir haben einige eminente… um nicht zu sagen essenzielle Entscheidungen zu treffen. Die Fragen sind familiensubstanziell!“, verkündete ich autoritär und versuchte, jedem zu vergegenwärtigen, dass ich das sehr ernst meinte.
„Dafür sind wir da.“, „Dafür wurden wir geschaffen.“, „Wenn der Familie Gefahr droht, ist euch unsere Hilfe gewiss“, kam es zustimmend von Septimus, Cecil und Hyperion und auch die übrigen Portraits nickten zustimmend. Brutus beugte sich interessiert ob der neuerlichen Zusammenkunft nach so kurzer Zeit mit gerunzelter Stirn nach vorne.
„Übertreibst du nicht?“
„Findest du, Severus?“, gab ich umgehend zurück. „Nach ihrem Besuch bei mir, bin ich mir da nicht sicher, und ich denke, nachdem sie auch bei dir war, denkst du da nicht ähnlich?“, fragte ich mit Nachdruck nach und erhielt eine erhobene schwarze Augenbraue als Antwort.
„Wie? Hermione war bei euch?“, mischte sich Draco ein und er verbarg nicht im Ansatz, was er davon hielt, dass sie nicht zu ihm gekommen war.
„Fühl dich nicht ausgeschlossen!“, versuchte ich in einem seltenen Moment des Verständnisses zuvorkommend zu sein.
„Aber ich bin es!“, fauchte Draco losgelöst und sein Ton uns gegenüber sorgte daher sofort für hörbaren Unmut unter den Ahnen.
„Diese impertinente Jugend.“, „Zu meiner Zeit herrschte Zucht und Ordnung!“, „Hört! Hört!“, tratschten die sich bewegenden Portraits, erhielten von uns Lebenden aber keine weitere Beachtung.
Niemand sprach derart respektlos mit dem Oberhaupt der Familie Malfoy und das harte Aufstoßen meines Gehstocks auf dem Boden verdeutlichte dies auch, da Draco die Güte hatte, zusammenzuzucken. Das Untergraben meiner Autorität stand wahrlich nicht zur Debatte.
„Sie hat dich nicht aufgesucht, weil dir das elementare Wissen fehlte, was sie brauchte, und Zeit ist kostbar in diesen Zeiten“, beschied ich drakonisch.
„Fehlt mir das nicht immer? Das Wissen?“, gab Draco nicht nach und blieb mir bisher die gebührende Entschuldigung schuldig, aber ich gab mir nicht die Blöße, auch nur einen Muskel in meinem Gesicht zu verziehen.
„Diese Versammlung hier dient dem Zweck, die Familie und damit auch dich auf einen gemeinsamen Wissensstand zu heben!“, sprach ich akzentuiert.
„Aha“, offenbarte dieser eine Ton, wie sehr er daran zweifelte. „Dann eine Frage: Wo ist sie?“, fragte er erneut despektierlich und deutete auf uns drei, dabei legte er den Finger bewusst auf das Offensichtliche, ihr Fehlen im Kreise der Familie!
„Wie du siehst… ist sie nicht hier!“, gab ich tadelnd zurück. „Dieses Wissen um den Rat… ist uns vorbehalten!“
„Ach, es gibt was… was sie nicht weiß? Ich aber schon? Das ist ja beinah eine Premiere!“, zeigte sich Draco ironisch und ich gestattete mir ein überhebliches Heben meiner Mundwinkel, aber sie war eine Frau und keine direkte Blutsverwandte und meine antiquierten Ahnen würden Amok laufen, würde ich es einer in ihren Augen nicht Gleichgestellten gestatten, hierherzukommen.
„Findest du deinen Zynismus hier angebracht, Draco? Dafür haben wir keine Zeit!“, kanzelte ich meinen Sohn dann doch autoritär ab und begann, im Kreis herumzugehen, während sich die Ahnen eher am Rand drängten. Dabei lag mein Augenmerk durchaus auf ihren verblassten Gestalten, deren Augen mir beständig folgten. „Es beginnt… die Konfrontation ist unausweichlich, es wird keine Verzögerung mehr geben, deshalb mein Drängen!“, sprach ich vollkommen überzeugt zu allen und durfte mir ihrer aller Aufmerksamkeit sicher sein.
Ich musste nicht mehr ins Detail gehen, denn sie alle waren eingeweiht. Jedes der hier innerhalb der Runen-Rahmen hängenden Portraits war durch die Umwandlung des Raums von seinem eigentlichen Platz im Manor an diese Wände gerückt. Ihre Pendants hingen an strategisch wichtigen Orten der magischen Welt und innerhalb der mit uns verschwägerten Häuser. So waren sie immer über alles Wichtige informiert. Die Geschwätzigkeit anderer Portraits kam ihnen ebenfalls zu Gute, wobei kein einziger meiner verstorbenen Vorfahren etwas über Familieninterna preisgeben würde. An manchen Abenden hielt ich Zwiesprache mit dem ein oder anderen dieser Portraits im Haus. Sei es um meine eigenen Gedanken zu ordnen, oder auch nur um Ereignisse weiterzugeben, von denen die Portraits auf keinem anderen Weg hätten erfahren können.
„Hat sie Farbe bekannt?“, kam es aufmerksam von Severus, der sich auch hier irgendwie gekonnt im Hintergrund hielt. „Brauchen wir Alibis? Sie auch? Wenn könnte sich Scabiors Habgier endlich bezahlt machen…“
„Trefflich… gar trefflich, Severus, ja, das hat sie und ich denke, wir werden bald die Kunde erhalten…“, meinte ich hörbar gespannt, bis mich mein Sohn recht bestimmt unterbrach.
„Mal eine selten dämliche Frage, auf welcher Seite stehen wir denn jetzt eigentlich?“, meinte er leicht aufsässig und ich strich mir seufzend eine Strähnes meines langen Haares zurück. Kinder konnten anstrengend sein und Severus‘ spöttisch zuckender Mundwinkel bestätigte mir, dass er wusste, dass ich mir gerade außerordentlich leidtat.
„Wie immer… auf unserer… nur auf unserer und auch für die Zukunft nur auf unserer eigenen! Auf der einzig wahren und der profitabelsten Seite!“, betete ich gebetsmühlenartig herunter und die Augen meines Sohnes verengten sich skeptisch.
„Willst du Minister werden, Vater?“, fragte er misstrauisch an mir zweifelnd und mir entwischte ein leicht frustrierter Ton.
Jahre! Jahre, man investierte Jahre in seine Nachkommen und dann kamen solche indignierten Fragen.
„Draco, wie habe ich dich erzogen?“, meinte ich daher auch schneidend.
„Vater?“, gab er hörbar unsicher unter meinem sezierenden und unzufriedenen Blick zurück.
„Niemals! Niemals… wird derjenige die Macht in Händen halten, der wahrhaftig vorne steht!“, entfuhr es mir entnervt, als ich einen Leitsatz der Familie kundtat. „Vergiss das nie, mein Sohn, es sind immer die Personen des Hintergrundes, die die wahren Herrscher sind!“
„Wahre und so weise Worte.“, „Wohl wahr.“, „Hör auf ihn, Kind.“, „Was dein Vater spricht, ist ein Grundsatz unserer seit Jahrtausenden erfolgreichen Familie“, schalteten sich Thierry, Hyperion und Brutus energisch ein und ihre Farben mochten zum Teil auch noch so farblos wirken, ihren Stimmen war dieses Schicksal nicht beschieden, da sie in dem kleinen Raum drohend von den Wänden widerhallten.
„Du willst keine Marionette sein“, murmelte Draco betreten und ich lächelte sachte.
„Es ist eine offensichtliche Tatsache! Menschen miteinander gibt es nicht. Es gibt nur Menschen, die herrschen, und solche, die beherrscht werden und bisher habe ich jeden Minister beherrscht, der sich zu meinen Zeiten als solcher betitelt hat!“, verkündete ich abfällig in meinem Snobismus, der mit der absoluten Machtfülle unweigerlich daherkam.
„Nette Philosophie. Sieht es der Lord auch so?“, kam es entzückend schnarrend von Severus und ich wandte mich ihm indigniert zu.
Ahnengalerie des Familienrates!
Armand 11. Jahrhundert.
Thierry 12. Jahrhundert. Veela Grundstein! (WHF)
Raoul 13. Jahrhundert. (WHF)
Nicolas 14. Jahrhundert.
Cecil 15. Jahrhundert. Expansion (WHF)
Lucius I. 16. Jahrhundert.
Burtus 17. Jahrhundert.
Septimus 18. Jahrhundert.
Hyperion 19. Jahrhundert. (WHF)
noch leer: Lucius?!? 20. Jahrhundert.